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Literaturbericht. — Bautechnische Notizen.
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anlage machte ein Jahr nachher mehrere Durchbrechungen des
Schlackenmauerwerks nöthig und man fand dasselbe so haärt, daß
nit Stahlmeißel und Fäustel kaum einzudringen war.
Fisenlohr und Karl Weigle, Architekten in Stuttgart. Erster
Fahrgang. Stuttgart, Verlag von J. Engelhorn, 1885.
In der uns vorliegenden Lieferung 7 des bereits mehrfach
erwähnten trefflichen Werkes finden wir das Programm desselben
— dem Architekten in reichster Mannigfaltigkeit, flotter und künst—
lerischer Darstellung und namentlich auch zu sehr wohlfeilem Preise
Abbildungen von Bauten und Bautheilen aller Art möglichst
chnell zu bieten — so recht zum Ausdruck gebracht. Das Heft
enthält nämlich auf Tafel 49—58 einen Theil der hervorragenderen
Fntwürfe der Mitte März zum Austrag gebrachten Wettbewerbung
jür das Reichsgerichtshaus in Leipzig. Wir finden daselbst per—
pektivische Ansichten der Arbeiten von Schmieden, von Weltzien
ind Speer, sowie von Ende und Böckmann in Berlin, von Hubert
Stier in Hannover, von Bruno Schmitz und August Härtel in
Leipzig, von Giese und Weidner in Dresden, von den Heraus—
gebern der Rundschau und von Friedrich Thiersch in Stuttgart.
Von letzterem Entwurfe sind außerdem Hauptfaçade und Längen—
schuitt, sowie die Hauptgrundrisse zur Darstellung gebracht.
Ferner finden wir noch die Grundrisse des Hauptgeschosses
der vorgenanuten Projekte, sowie diejenigen von Vischer und
Fueter in Basel, von Hoffmann und Dybwad sowie von A. Busse
in Berlin, von A. Roßbach in Lei,eg. In der Textbeilage ist
ein kurzer Ueberblick über den Verlauf der Konkurrenz, eine Skizze
des Lageplsans und ein Auszug aus dem Programm beigefügt.
Die Darstellungen, theils von den Herausgebern, theils von
den Architekten Lambert und Stahl gezeichnet, sind sämmtlich in
einer eleganten, etwas breiteren Strichmanier gehalten und ge—
währen ein treffliches Bild des reichen, durch die Konkurrenz ge—
vonnenen Materials. Die Ausstattung ist durchaus lobenswerth,
tamentlich mit Rücksicht auf den ungeein billigen Preis von
150 Meik. für die Lieferung. Wie können daher das Werk unseren
Lesern nur wiederholt dringend zur Anschaffung empfehlen. 1n —
Die Festigkeit alter Bauten und der sogenannte
römische Mörtel. Manche sehr alte Bauten, darunter z. B.
yesonders die römischen, zeigen uns einen Mörtel von staunens—
werther Festigkeit, welche vornehmlich in einer eigenen, später ver—
oren gegangenen Mischung und Bereitungsweise liegen mag. Nach
Versuchen des Professor Artus dürfte es möglich werden, einen
Kalkmörtel von annuͤhernd gleicher Güte herzustellen, wie der echte,
alte, römische Mörtel, ja vielleicht übertrifft er denselben noch an
Haltbarkeit und Festigkeit. Gewöhnlicher Mörtel aus einem Theil
Falk auf drei Theile feinen Bausand bestehend, wird kurz vor der
Verwendung mit drei Viertheilen fein gepulvertem, ungelöschtem
kKalk ordentlich vermischt und muß rasch verarbeitet werden Als—
ald erhitzt sich diese Mischung, der kieselige Saud bildet mit dem
Kalk zusammen ein Silicat und zwar so schnell, daß schon nach
zier bis fünf Tagen ein gewöhnliches Stemmeisen in diesen Mörtel
nicht mehr eindringen kann. Nach ungefähr zwei bis drei Monaten
ängstens aber ist dieser Mörtel ganz versteinert und dermaßen
nit dem Ziegelmateriale verbunden. daß eher die Ziegel brechen
als der Mörtel.
Es wäre empfehlenswerth, wenn auch praktische Fachgenossen
in dieser Richtung und nach obiger Angabe wiederholt Versuche
nachten; ich habe selbst Aehnliches bei Gyps bemerkt, wobei ich
urch Nachstreuen von trockenem Gypsstaub auf bereits auf der
Mauer aufgetragenen nassen Gypsbrei nach längstens einer Viertel—
tunde eine solche Härte des Gypses erreichte, daß er Marmorhärte
ind Glanz annahm; jeder Gyps scheint aber nicht dazu geeignet
ein. —
Sicherheitsvorrichtung für den Otto'schen Gas—
nmotor, um das Ausbleiben des Kühlwassers zu
signalisieren. Ueber eine solche Vorrichtung theilt Herr
Ph. Carl in München im „Centralblatt für Elektrotechnik“ Folgen—
»es mit: „Es ist mir im Laufe des verflossenen Winters mehr—
nals vorgekommen, daß in der Nähe meines Laboratoriums die
Wasserleitung abgestellt wurde, ohne daß mir zuvor davon Mit—
heilung zugekommen war. Die Folge war nmuter anderem auch
in Ausbleiben des Kühlwassers am Otto'schen Gasmotor, was
iatürlich ein sofortiges Abstellen desselben erforderlich machte. Auf
iingezogene Erkundigungen erfuhr ich, daß dies auch an anderen
Orten, an denen Gasmotoren aufgestellt waren, schoön öfters vor—
zekommen ist; ich habe deshalb eine Sicherheitsvorrichtung ange—
»racht, wodurch in dem Momente, in welchem das Kühlwässer zu
ließen aufhört, eine Rasselklingel in Thätigkeit gesetzt wird, so daß
ine Ueberhitzung des Gasmotors und dadurch veruͤrsachte Beschä—
igungen desselben rechtzeitig verhindert werden können. Der sehr
einfache Apparat wird direkt auf dem Abflußrohre des Kühlwassers
estgeschraubt. Vor der Ausflußmündung desselben befindet sich ein
rehbarer Hebel, der an einem Hebelarm eine kreisförmige Platte
rägt, auf, weiche das ansfließende Wasser auffällt und so den
debel in eine Lage stellt, bei welcher der Schließungskreis der an
inem geeigneten Platze angebrachten Rasselklingel nuͤterbrochen ist.
Hört das Wasser zu fließen auf, so wird durch eine am anderen
Hebelarm wirkende Feder der Kontakt geschlossen und die Klingel
irbeitet so lange, bis sie durch eine herbeigekommene Person ab—
zestellt wird“
Bautechnische Notizen.
Wohnungen im Mittelalter. Das Mittelalter stellen wir
ins gewöhnlich als die alte gute Zeit vor, in der die Luft noch frei war,
n der man noch nicht ängstlich darauf bedacht sein mußte, den kostbaren
daum so sehr wie möglich auszunutzen. Freilich, so manche stolze Burg
ann uns vom Gegentheit überzeugen. Wir sehen dort zuweilen Wohnungen
ür die „Herrschaften“ so eng, wie sie heute kein menschenfreundlicher
Fabrikbesitzer seinen Arbeitern zumuthen würde. Auch in den Städten
var es keineswegs so, wie man es sich zuweilen denkt, daß ein Jeder
»as von Urväterzeiten ererbte Haus bewohnte. Für MRostock z. B. hat
Krofessor Paasche ausgerechnet, daß im 16. Jahrhundert (also nicht lange
nach Schluß des Mittelalters) von 3203 Haushaltungen nicht weniger
ils 1676 (d. i. 5135 Proc.) zu Miethe wohnten. Also schon damäls
esaßen die meisten Rostocker kein eigenes Haus mehr. Auch sind es
eineswegs blos kleine Wohnungen, die vermiethet wurden; es sind ganze
roße Giebelhäuser darunter, Preise bis zu 100 Gulden wurden gezaählt
Welch' geringe Anforderungen man an sein Heim zu stellen gewohnt war,
eigen namentlich die Studentenwohnungen, die meisten wohnten im Hefe
»der in „Hinterbuden“. (Bude ist die Bezeichnung für ein kleines hütten—
näßiges Häuschen; noch heute nennt der deutsche Student seine Wohnung
Bude.“) In einer solchen „Bude“ mit drei kleinen Zimmern wohnten sechs
Studenten, wofür jeder drei Gulden Miethe jährlich zu zahlen hatte. Auch an
zanzen Miethskasernen kann es nicht gefehlt haben. Ein Wirth hatte vier, ein
inderer sieben Studenten „bei sich in Kost.“ Auch dürfen wir uns die
Zäuser nicht etwa mit weiten Höfen und Gärten ausgestattet denken
Paasche hat hierzu eine einzelne Straße Rostocks, die große Mönchsstraße,
iusgezählt. Dieselbe hat heute 32 Wohnhäuser, damals mußten 45
oder mehr) in ihr Platz finden. Für Gartenanlagen muß also damals
veniger Raum gewesen sein, als heute. — Erinnert man sich an die
Verhältnisse, wie sie z. B. in Berlin noch bis vor wenigen Jahrzehnten
estanden haben, so weiß man auch sofort, wodurch die Bewohner einer
nittelalterlichen Stadt so eingeengt wurden: es war ihre Stadtmauer.
Symmietrische Blitzableiter. Die Wiener Bauind.-Ztg. be—
ichtet daruber nach eingehenden Erfahrungen des Herrn J. Weptraube
n Prag das Folgende: Die Hauptvorzüge dieser Blitzableiter bestehen
arin, daß sie vollständig der sonst üblichen hohen Auffangstangen ent—
»ehren und deshalb auch auf den leichtesten Dächern angebracht werden
önnen. Sie locken den Blitz nicht herbei, wie jene mit hohen Auffang—
tangen, sondern nehmen ihn auf und führen ihn unbeschadet für's Ge—
äude erst dann in den Erdboden über, wenn das durch sie geschützte
Objekt sich auf der Bahn des Blitzes, zwischen seinem Ausgangspunkte,
efindet. Die Leitungen der symmetrischen Blitzableiter werden auf dem
Hebäude derart angeordnet, daß dieses in die gesanmmte Blitzableiteran—
age so vollständig eingeschaltet wird, daß das Gebäude selbst sammt den
eitungen auf seiner Oberfläche gleichsam einen kolossalen Blitzableiter
ildet. Sie unterliegen ferner keinerlei Veränderungen, bilden nirgends
rgend ein Hinderniß, führen also eine Beschädigung des Gebäudes nicht
serbei, dehnen den Schutz gegen Blitzgefahr auf sämmtliche mit ihnen
nsammenhängende Gegenstände aus, und erfordern weder besondere
Iinstandhaltung, noch eigene Beaufsichtigung. und kommen schließlich viel
illiger zu stehen, als alle anderen Systeme
Die Bleiröhren der Wasserleitungen. Die Unter—
uchungen des Wassers aus der 39 mm langen' Bleileitung des
yygientschen Instituts zu Pest ergaben nach einer Mittheilung des
„Archiv für Hygiene“ in der „Eisen-Zeitung“ folgende Bleimengen:
»ro Liter Wasser n. reichl. Auslauf. unt. raschem Strömen 0,085 mg
„ „langsamem, 1,04,
das 24 Stunden in der Röhre gestanden 11224
117 48 1 2 7 11 1,7 2
7 Tage J 3,25,
1 Monat, 47
Da die für den menschlichen Organismus als unschädlich zu—
ässige Bleimenge im Maximum 0,7 mg pro 11 beträgt, und das
Bros der Bevölkerung jedenfalls nicht stets darauf achtet, nur nach
eichlichem Auslaufen in raschem Strome aus der Bieileitung ent—
iommenes Wasser zu trinken, sollte die Verwendung von Blei—
öhren ganz eingestellt oder nur innen verzinnte zu benutzen ge—
tattet werden
Literaturbericht.
Architektonische Rundschau. Skizzenblätter aus
Gebieten der Baukunst. Hexrausgegeben von Ludwig
Ilen