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Details der Vorderfront am Wohnhause des
Herrn W. Geub in der Neustadt Köln.
(Hierzu 4 Fig.)
In Erfüllung unseres in Nr. 27 gegebenen Versprechens
bringen wir in der heutigen Nummer die Miitel- und linke Seiten—
axe des genannten Wohnhauses in größerem Maßstabe, während
die nöthigen Schnitte und die Seitenansicht des Giebelaufsatzes
n drei Figuren in nächster Nummer folgen sollen. Zu diesen
Detailzeichnungen dürften dann noch folgende Erläuterungen am
Platze sein:
Wie unsere Leser bereits aus Figur 6 auf Seite 407 und
ioch genauer aus der heutigen Detailzeichnung Figur 1 erkennen
verden, wurde als Stylform für die Vorderfront eine reichere,
kräftig profilirte Rengaissance gewählt, die theils auf italienischen,
heils auf deutschen Vorbildern fußend dem heutigen Geschmack
»esonders Rechnung trägt, und wobei namentlich durch den glück—
ich gewählten Wechsel in der Farbe des gelbgrauen Sandsteins
mit den tiefrothen Blendsteinen eine wahrhaft monumentale Wir—
zung erzielt wird. Da das Gebäude nur reinen Wohnzwecken
dienen sollte, konnte von der Anlage von Schaufenstern Abstand
jenommen werden, es mußte jedoch zur Aufschließung der auf dem
dinterlande errichteten Werkstattgebäude eine 2,50 mm breite Durch—
ahrt angeordnet werden, und zwar wurde dieselbe, um uicht den
Zusammenhang der Erdgeschoßräume zu stören, an die linke Grenz—
mauer verlegt. Naturgemäß ergab sich aber hierbei der bei dieser
Brundrißlösung stets auftretende Mißstand, daß der linke Thor—
vfeiler eine nur geringe Stärke erhalten konnte, wenn man nicht
dem inneren Durchfahrtsraume eine übermäßige Breite geben
vollte. Zwar wurde die Durchfahrtsöffnung, wie aus Figur 2
in Nr. 25 dieses Blattes ersichtlich, schon aus der Axe des inneren
Raumes soweit nach rechts gerückt, als es nur irgend angängig
var, um noch einen, wenn auch nur geringen Anschlag zu erhalten.
Die rechtsseitige Scheidewand der Durchfahrt wurde zudem noch
in ihrem vorderen, durch einen Pfeilervorsprung abgetrennten Theile
um eine halbe Steinstärke schwächer angelegt, um auch hierdurch
den Thorweg noch mehr nach rechts rücken, dem linken Thorpfeiler
also noch eine etwas breitere Entwickelung geben zu können. Trotz
dieser Bemühungen war es bei der für norddeutsche Verhältnisse
nicht allzugroßen Froutbreite, die zur Verfügung stand (12,00 m
»on Mitte zu Mitte der gemeinschaftlichen Grenzgiebel), nicht
nöglich, die Fensteraxen der oberen Etagen mit der Durchfahrts—
xe in eine Senkrechte zu bringen. In den oberen Stockwerken
vürde sich dann der Uebelstand der geringen linksseitigen Pfeiler—
ttärke immer wiederholt und bei symmetrischer Anlage der Façade
zuch auf die rechtsseitige Fensterare übertragen haben. Von der
m ersten und zweiten Stockwerk getroffenen Anordnung der
Brillanteck-Quadern, sowie der von Konsolen getragenen Pilaster
im dritten Stockwerk hätte man dann wohl Abstand nehmen und
auf eine wirkungsvolle seitliche Einfassung der im Uebrigen ziemlich
ceich gegliederten Fagade verzichten müssen. Es wurden daher die
eitlichen Fensteraxen ohne Ruͤcksicht auf die Durchfahrt in die
Mitte des zwischen dem 3,50 mm äbreiten Erker und dem Rinnen—
chlitz verbleibenden Raumes verlegt, und die Durchfahrtsöffnung
mit Rücksicht auf die oben angeführten Erwägungen selbstständig
»ehandelt, wodurch die betreffenden Axen um 10 em gegeneinander
herschoben wurden (vergleiche hierzu auch die Gesammt:Vorder—
front auf S. 407 d. Bl.).
Die kräftig ausgebildete, im Ganzen 0,85 m hohe Plinthe,
zestehend in Sockel, Platte und einfachem Deckgesims wurde aus
der harten, durchaus wetterbeständigen Niedermendiger Basaltlava
jergestellt. In dieselbe wurden die gekuppelten Kellerluken, nur
urch eine Fase eingefaßt, schlicht eingeschnitten. Unterhalb der
Fenster und neben dem Thorweg springt die Plinthe noch um ein
jeringes Maaß (5 cm) gegen die übrige Flucht vor, um den
Fenstern, sowie den Thorpfeilern einen kräftigen Unterbau zu ge—
vähren, wodurch namentlich die ersteren eine bessere, schlankere
Sestalt erhielten.
Ueber dieser Plinthe baut sich dann das mehr als Sockel⸗
zeschoß behandelte Parterre auf, das mit kräftiger bossirter Qua—
herung versehen wurde. Diese Quaderung zieht sich auch bund—
artig über die Fenster- und Thorwegsfaschen fort. Letztere werden
noch von einfachen kannelirten, energisch vortretenden Konsolen
zestützt. Die verbleibenden Flächen zwischen den Quadern wurden
nit glatt charirten Platten bekleidet. Die senkrechte Axe der
Deffnungen ist durch je drei Schlußsteinquadern noch betont, deren
mittlere bei den Fenstern brillantartig ausgebildet, am Thorweg
iber durch einen fkulptirten, von mächtigem Barte eingerahmten
dopf verziert wird. Letztere Ouader bestand, wie aus Figur 3 in
nächster Nummer ersichtlich, aus einer Konsole, die nach unten
twas schneckenartig vortrat und auf welche sich der Kopf, nach
Details der Vorderfront am Wohnhause des Herrn W. Geub in der Neustadt Köln.
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unten schauend, stützen sollte. Leider wurde diese Bildhauerarbeit
nicht gerade glücklich gelöst, indem der Kopf, ob aus Unkenntniß
oder Materialersparniß ist uns nicht erfindlich, vollständig in die
rückwärts geschwungene Konsole hineingelegt wurde, so daß der—
elbe von seinem Träger nach rückwärts geworfen erscheint, was
»einen sehr ungünstigen Eindruck macht und wohl stets vermieden
verden sollte. Die Fensterbänke und die Axeu der Zwischenpfeiler
ind ebenfalls mit vierseitig abgedachten Quadern versehen. Der
Abschluß des Sockelgeschosses wird durch ein kräftiges Gurtgesims,
»estehend aus Unterglied, Platte und Sima, gebildet, unterhalb
»essen sich noch ein durchlaufender Fries mit kleinem Ablaufgesims
ninzieht. Die ganze Höhe dieses Untergeschosses von Oberkante
Pinthe bis Oberkante Gurtgesims beträgt 4,42 m. Die Fenster—
iffnungen wurden hier, wie auch in den oberen Geschossen, überall
sekuppelt angeordnet, da einfache Fenster den hinterliegenden
stäumen zu wenig Licht gespendet haben würden und bei Ausführung
yon vier Fenstern im Erdgeschoß bezw. je zwei Fenstern in den
»beren Stockwerken neben dem Erker die Oeffnungen eine zu
jseringe Breite erhalten und die Pfeiler dazwischen zu schwächlich
zusgefallen wären, die Façade wohl auch schwerlich die aus
Figur 1 uund Figur 6 ersichtliche stattliche Gestaltung erhalten
sätte. Die schmalen, theilweise reich gegliederten Pfosten in den
gekuppelten Fenstern wurden ebenfalls aus Sandstein hergestellt,
vährend zu den Fensterkreuzen Eichenholz verwendet wurde.
In Höhe der dritten vortretenden Quaderschicht des Erd—
jeschosses beginnt nun der Erkeraufbau, der von den beiden mäch—
igen, aus drei Theilen bestehenden, reich verzierten Konsolen (enthält
Fig. 2 in der nächsten Nummer) getragen wird. Um dem in den
jensterbristungen des ersten Stockwerks 1,29 m vorspringenden
Erker noch größere Sicherheit zu geben, wurde innerhalb des
Hauerwerks noch eine, theilweise aus Fig. 2 ersichtliche Eisenkon—
truktion angebracht, welche schon für sich allein die voraussichtlichen
zelastungen zu tragen im Stande sein würde. Zu diesem Zwecke
vurden über den Konsolen je zwei T-Träger herausgestreckt, die
ils eingespannte Freiträger berechnef wurden. Auf diese wurden
ann je zwei Längsträger zur Unterstützung des Fensterbrüstungs—
nauerwerks und der Balkenlage ꝛc. verlegt. An einem der letzteren
vurde auch noch in der Miitte mittelst einer Steinklammer der
iber die beiden Konsolen in einem Stück durchreichende Erkerboden,
velcher die Stärke des Gurtgesimses erhielt, befestigt. Eine ähn—
iche Eisenkonstruktion wurde im zweiten und dritten Stockwerk
ingeordnet. Hierbei wurde der Fußboden im ersteren, in Abän—
»erung der in Fig. 2 gezeichneten Weise, einfach aus Holzbalken,
inter dem Balkon jedoch aus einer Mauersteinkappe hergestellt.
leber dem abgeglichenen Gewölbe wurde dann ein Asphaltestrich
rusgeführt.
Um den Erkeraufban hier gleich zu erledigen, wurden über
hen reich verzierten Eckpfeilern der wirkungsvoll ausgegründeten
Fensterbrüstungen im ersten Stockwerk römisch-dorische Pilaster auf
tattlichen Unterbauten, im zweiten Stockwerk aber hermenartige
Ztützen angeordnet. Die ebenfalls mit zierlichem Ornament ver—
ehene Balkonbrüstung trägt über ihren Echpfeilern als seitlichen
bschluß ves ganzen Vorbaus kräftig profilirte Kugelaufsätze (vergl.
Fig. Lu. 2 in heutiger, bezw. nächster Nummer). Die weit aus—
adenden Gesimse des Erkers werden seitlich von reich gegliederten
donsolen gestützt; die zwischen diesen liegenden Friesplatten sind
heils mit bossirten, theils mit ornamentirten Füllungen versehen.
Durch je zwei, nach Art der deutschen Renaissance abgefaßte
Steinpfosten wird die vordere Erkeröffnung in ein breiteres und
wei schmalere seitliche Fenster zerlegt. Die Abfasungen sind an
»en Ecken und an Stelle der eichenen Fensterkreuze überall
hurch gut wirkende Gliederungen in die volle Steinstärke zurück—
jeführt, wodurch, wie unsere Leser aus den Illustrationen ersehen
ürften, eine günstige Wirkung erzielt wird. In den Seitenwänden
des Erkers wurden noch schmalere Fenster zur seitlichen Ausschau
ingeordnet, die mit ähnlichen Abfasungen eingefaßt, aus der Qua—
herung heraustreten.
Um die Facgade nicht durch zu viele durchlaufende Gesimse
zu eintönig zu gestalten, wurde das erste und zweite Stockwerk
neben dem Erker gleichsam zu einem Hauptgeschoß zusammengefaßt,
das auch durch die in beiden Geschossen durchbindenden, an den
Rinnenschlitzen und neben dem Erker brillantartig vorspringenden
Quadern noch mehr als solches charakterisirt wurde.
Die seitlichen Fenster des ersten Stockwerks bauen sich dann
iber der O,72 in breiten, ebenfalls mit reichen, ausgegründeten
Ornamenten versehenen, von kräftigen Konsolen flankirten Brüstung
n stattlicher Breite auf. Die 28 em breiten, sauber profilirten
Faschen sind am Fuß der seitlichen Gewände und am Fenstersturz
nit sogenannten „Ohren“ versehen. Die äußere Gliederung der—
elben zieht sich um einen über beide Oeffnungen sich legenden
rreiten, bossirten Quader herum, so daß seitlich des letzteren zwei