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Die Ventilation öffentlicher Gebäude. — Die Buchführung des Baugewerksmeisters.
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Es wird nicht allein eine stetige Veränderlichkeit des Luftstroms
stattfindeu, sondern auch die Heizungsanlagen werden ganz beson—
derer Vorrichtungen benöthigt sein, um dieser Veraͤnderlichkeit
entgegenwirken zu können. Man wird zu großen Reserveanlagen
seine Zuflucht nehmen müssen. Eine geringe Luftströmung wird
fast immer exreicht werden können.
Die erste Klasse der Apparate, welche nicht selbstthätig sind.
deren Wartung und Pflege aber nur unbedeutend ist, besteht aus
Anordnungen, welche die Wirkung der natürlichen Ventilation durch
Erzeugung eines künstlichen Temperaturunterschiedes ergänzen
Wir können z. B. einen weiteren Heizkanal mit einem Heizofen
im Kellergeschoß anlegen und dahinein von dem zu ventilirenden
Raume Kanäle leiten. In ähnlicher Weise wird die Anlage einer
Reihe von Gas- oder Heißwasserröhren einen künstlichen Luft—
strom herbeiführen. Letztere lassen sich gewöhnlich leichter an—
bringen, als Heizkanäle. Derartige Anlagen haben den Vortheil
einer weit gleichmäßigeren und sicheren Wirkung, wie die Anlage
der selbstthaͤtigen Ventilatoren. Es ist hier wenigstens möglich, eine
Berechnung der wirkenden Kraft aufzustellen, welche durch den
Verbrauch einer bestimmten Menge Heizmaterials hervorgebracht
werden kann. Alle diese Anschläge sind allerdings immer leicht
Fehlern unterworfen, sobald diese Anlagen starken heftigen Wind—
stößen ausgesetzt sind. Alle diese Apparate sind als Exhaustoren
angelegt. Durch dieselbe wird die verdorbene Luft herausgesogen,
während frische Luft durch passend angebrachte Lufteinlässe ein—
dringen kann. Die einströmende frische Luft wird vor ihrem
Eintritt angewärmt durch die verschiedenen Heizvorrichtungen, ge—
schlossene Oefen, Heißwasser- oder Dampfröhren, Gasheizung oder
gewöhnliche Feuerungen. Die sonstigen Apparate zum Einführen
der Luftströme können bei dieser wie bei der 3. Abtheilung ent—
weder als Exhaustoren oder Injektoren konstruirt werden.
In dieser Gruppe haben wir zuerst jene Apparate, welche
so eingerichtet sind, daß sie Schraubenventilatoren durch Wasser⸗
kraft treiben. Der Apparat besteht aus einer horizontalen Turbine,
au dem einen Ende einer Spindel befestigt, auf welcher die Flügel
des Schraubenventilators sitzen. Die Spindel dreht sich auf sauber
abgerichteten Drehspitzen von hartem Material, wie Phosphorbronze,
mit guten Schmiervorrichtungen versehen. Die Turbine wird durch
den Stoß feiner Wasserstrahlen in Bewegung gesetzt und treibt
auf diese Weise den Schraubenventilator.
Verity Bros' Patent-Ventilator ist ein gutes Beispiel für
diese Art von Apparaten, während ein anderer, Asrophor genannt
durch die Agenten von Treutler & Schwarz, Berlin, in England
eingeführt wird. Die Resultate und die Kosten dieser beiden
Apparate sind nahezu einander gleich. Verity's Apparat arbeitet
mit einem Druck von 35—50 Pfd. auf den OQ“ in seiner mittleren
Größe mit dem Verbrauch von ca. 45 1pro Stunde und fördert
9,95 12,7 Kbm pro Minute. Bei geringerem Wasserdruck wird
das Wasserquantum um so größer, wenn man ähnliche Resultate
erhalten will. Der Asrophor ist noch billiger in der ersten Anlage, be—
sonders in den bedeutenderen Größen, als Verity's Patent, aber er erfor—
dert ein größeres Quantum und einen höheren Druck des Wassers, um
eine gleiche Wirkung hervorzubringen,. Wo eine konstante Wasser—
leitung vorhanden ist, ist der Asrophor sehr wohl zu verwenden,
da der Druck in den Hauptleitungsröhren gewöhnlich ungefähr
680 Pfd. pro OI“ beträgt. Andernfalls müssen Reservoire angelegt
werden. Diese Anlagen haben mancherlei Vortheile wegen des
geringen Aufwandes an Wartung und Pflege, welche sie erfordern,
wegen der Einfachheit ihres Arbeitens und wegen der Leichtigkeit,
mit welcher sie regulirt und nach Bedürfniß angehalten werden können.
Das Drehen eines Stopfhahnes ist Alles, was erforderlich ist,
um den Apparat anzuhalten oder zu reguliren. Ihre Nachtheile
find ihr Hang zum Versagen während Frostwetter oder wegen Mangel
an Wasser und das geringe Quantum der erreichbaren Kraft
Der größte Apparat nach dem Patent Verity ist ein Extraktor
von 113 ͤbm pro Minute und das größte Exemplar des Asrophors
saugt nur 85 kbm pro Minute ab bei 5451 Wasser pro Stunde
Fin weiteres Beispiel der Anwendung von Wasserkraft zur Er—
zeugung eines Luftstroms haben wir in dem Wasserstrahlventilator
Aeolus“, wenn auch in diesem Falle kein bewegender Mechanismus
horhanden ist, sondern nur ein einfacher konischer Sprühregen von
Wasser, aus einer senkrecht abwärts gerichteten Röhre unter be⸗
trächtlichem Druck, welcher, weil er in einer Röhre wirkt, einen
entsprechend abwärts gerichteten Luftstrom hervorbringt. Die
Wirkung ist also einfacher, als bei den Turbinenventilatoren, während
der Wasserverbrauch größer, aber die Gesammtleistung nicht bedeutend
ist. Der größte Apparat extrahirt an 142 Kbmm pro Minute bei
nem Wasserverbrauch von 910 1 pro Stunde und 45 Pfd.
Druck. Die dritte Abtheilung der Ventilatiousapparate ersordert
eine fortwährende Wariung und Pflege. Diese Rotationsventila—
toren werden durch Dampf⸗, Gas- oder irgend eine andere konti—
nuirliche Kraft hetrieben. Die Luftkanäle müssen rein, glatt und
an allen Ecken abgerundet sein. Alle Verbreiterungen sind zu ver⸗
meiden, so daß dem Durchströmen der Luft möglichst wenig Wider—
stand entgegengesetzt wird. Die dritte Abtheilung der Ventilations—
apparate ist die am meisten vorzuziehende und die Apparate führen
hatsächlich zu dem einzigen Wege, ein durchaus zufriedenstellendes und
virksames Ventilationssystem in einem weitläufigen und komplizirten
jffentlichen Gebäude herzustellen. Welches der verschiedenen Systeme
nan nun aber auch einrichten mag, Einfluß- und Ausflußöffnungen
nüssen stets getheilt und bestimmt ausgeführt werden. Zweifel
zinsichtlich ihrer Funktion dürfen nicht, bestehen. Der größte
Theil des Publikums glaubt immer, daß nur ein Exhaustor in
Betrieb zu setzen ist und daß dann schon die frische Luft irgend
wie und irgend woher zuströmen wird. Eine bestimmte Menge
rrischer Luft wird auch stets durch Fenster, Thüren und Mauern
indringen. Bei der Anlage von Exhaustoren muß man durch freie
Tinflußöffnungen für den Ersatz der schlechten abgesogenen Luft
urch frische Sorge tragen. Man hat also einfach Löcher in den
Vänden anzubringen, durch welche die frische Lust nach Belieben
inströmen kann. Mit diesem System ist aber der Nachtheil ver⸗
nüpft, daß nicht alle Oeffnungen gleich weit von dem Exhaustor
entfernt und dieselben einem möglichen Druck der Atmosphäre je
iach der Windrichtung ausgesetzt sind. Es ist deshalb bei der
Anlage der Exhaustoren diese Tendenz der unaleichen Einströmung
zrischer Luft möglichst abzuschwächen.
Nimmt man andererseits an, daß frische Luft hineingetrieben
und die verdorbene Luft durch die Propulsivkraft der einströmenden
Luft genöthigt wird, schnell abzuziehen, so kann man einen gleich—
mäßigen, gut vertheilten, regelmäßigen Strom frischer Luft erzielen
Die Funktion der Ausflußöffnung wird aber großen Temperatur—
differenzen oder starkem Winddruck ausgesetzt sein. Man wird
also sehr eingehend die Weite und Anzahl der Ausflußöffnungen
vorher feststellen müssen und die Oeffnungen auch mit sorgfältig
wnusgeführten Windschutzkappen zu versehen haben wenn man günstige
Erfolge erzwingen will. Jede dieser beiden Methoden hat Nach—
heile und führt leicht zu Ünzuträglichkeiten, da leicht Zugluft ent
tehen kann. Wollen wir daher ein zufriedenstellendes Ventilations—
yystem herstellen, welches sichere Ersolge verspricht, so müssen wir
h»eide Methoden vereinigen — d. h. wir müssen frische Luft ein—
reiben und gleichzeitig verdorbene absaugen. Beide Apparate
müssen mit einer kontinuirlich wirkenen Kraft betrieben werden.
Ferner, ist ‚darauf, rpege daß unter keinen Umständen der
S„trom der frischen Luft als kompakte Masse durch den zu ventilirenden
Raum streichen darf, da sonst Theile der inneren Atmosphäre
außerhalb dieses Luftstroms stagniren werden, ähnlich, wie die
Winkel eines Mühlenteichs, in welchen trotz heftiger Durchströmung
das Wasser beinahe ruhig stehen bleibt.
Die Richtung der Oeffnungen sollte stets vertikal sein, da
der horizontale Eintritt der Luft sehr geeignet ist, heftige lokale
Luftströmungen zu erzeugen, von größerer Stärke, als die der
rischen Luft und auf diese Weise kalte Zugluft hervorzubringen.
Ein Hauptmittel, der Zugluft vorzubeugen, besteht in der Anlage
ines Vorraumes, in welchem die frische Luft sowohl gereinigt
wie erwärmt werden kann. Hier wird der etwa vorhandene Zug
heseitigt und die frische Luft kann in einem gleichmäßigen, regel—
naͤßigen Strome einfließen. Die Heizung eines Gebäudes durch
einen Strom erwärmter Luft, welche sobald als thunlich, nachdem
sie verdorben ist, ausgetrieben wird, ist natürlich theurer, als die
Jewöhnliche Heizung eines und desselben Luftkörpers. Will jedoch
das Publikum Ventilation haben, so muß es darauf vorbereitet
werden, daß es dafür zahlen muß. Selbstverständlich sind die durch
diesen Waͤrmeverlust entstehenden Mehrkosten nicht unbedeutend.
Builder, 24. Januar 1885.) R
Die Buchführung des Baugewerksmeisters.“)
Das Allgemeine deutsche Handelsgesetz verpflichtet alle Die—
jenigen zu einer regelrechten Buchführung, welche Kaufleute sind.
Ein Kaufmann im Sinne des Gesetzes ist aber Derjenige, welcher
irgend welche beweglichen Gegenstände kauft und diese entweder in
derselben oder in veränderter Form wieder verkauft oder veräußert
Der werkthätig schaffende Meister, der sein Geschäft nur pro—
fessionell (d. h für Andere auf Bestellung arbeitend) betreibt, ist
gesetzlich zur Haltung und Führung von Geschäftshüchern nicht
verpflichtet. Betreibt er aber neben seiner Thätigkeit als aus
füblender Meifter einen Handel mit Bauholz oder anderen Bau
*) Wir halten obiges Thema, dem wir in voriger Nummer bereits
eine kurze Ausführung widmeten, für wichtig genug, um es nochmals aus—
führlich durch die Feder eines bewährten Mitarbeiters unseres Blattes besprechen
zu lassen. Die Red.