Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Das Wassergas in seiner Anwendung zu häuslichen und industriellen Zwecken. 
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in sicherer Schluß erzielt und das Werfen der Fensterflügel ver— 
sindert, bezw. unschädlich gemacht werden soll. 
Die Schiebefenster endlich erfordern zwar einen sehr ein— 
achen und dauerhaften Beschlag, gewähren aber nicht die erfor⸗ 
Ferliche Dichtheit, weil sie willig in den Nuthen laufen müssen, 
vaͤhrend sie außerdem für Wohnhäuser wegen des störenden Klap⸗ 
Ferus bei windigem Wetter und wegen leichten Verquellens der 
Zchieber in den' Nuthen nicht zu empfehlen sind. 
In Deutschland hat man sich deshalb vorzugsweise den 
Flügelfenstern zugewendet und zwar neuerdings mehr den Fenstern 
nit'dufgehenden Pfosten, als den mit feststehenden Pfosten, trotz 
er größeren Komplizirtheit und Unzuverlässigkeit der Beschläge, 
velche jene erfordern. J 
In Breymann's Baukonstruktionslehre Theil II heißt es 
arüber: 
„Die erstere Anordnung (d. h. die mit feststehenden Pfosten) 
sat den unbestreitbaren Vortheil der größeren Solidität und Festig 
it und erlaubt einfachere und doch sicher schließende Beschläge, 
sat aber für die Benutzung des Fensters die Unbequemlichkeit, 
aß bei geöffneten Flügeln das Fensterlicht doch nicht ganz frei 
vird, sondern der Breite nach getheilt erscheint: auch erfordert der 
eststehende Mittelpfosten mehr Holz in der Mitte des Fensters 
ind vermindert die Licht gebende Fläche. Man hat deshalb die 
infgehenden Pfosten, besonders beĩ den Fenstern der Wohuräume, 
»orgezogen oder vielmehr die Fensterflügel, ähnlich wie die zwei— 
lügligen Thüren, mit Schlageleisten koustruirt. 
Was hierdurch an Bequemlichkeit und Annehmlichkeit ge— 
vonnen wird, geht aber unzweifelhaft an Einfachheit und Solidität 
erloren und man sollte daher da, wo die ersteren Eigenschaften 
»hne Nachtheil geopfert werden können, wie in allen unbewohnten 
Räumen, die feststehenden Pfosten beibehalten und so auch bei den 
»beren Flügeln der Fenster in den Wohnräumen, weil sie hier in 
der Thaͤt nicht hindern und diese Flügel auch nur selten geöffnet 
verden.“ 
Diesem Urtheil ist in jeder Hinsicht beizupflichten, dabei aber 
uu bemerken, daß es möglich sein dürfte, die Vortheile bes Be— 
schlages bei feststehenden Mittelpfosten beizubehalten, diesen selbst 
aber und die daraus für das Fenster resultirenden Unbeauemlich— 
eiten aber zu vermeiden. 
Gelingt dies, ohne dadurch die Forderungen ad 1bis 3 zu 
heeinträchtigen, so wären iedenfalls die HauptschwieriKeaiton in der 
donstruktion der Fenster beseitigt. 
Bevor jedoch versucht wird, eine entsprechende Lösung zu 
zeben, sei es gestattet, die übrigen Forderungen näher zu be— 
euchten. 
Wir finden nun unter 5 die Bedingung, das zu den Fenstern 
erwendete Material, also insbesondere Holz, solle sich möglichst un— 
erändert bei den verschiedensten Temperaturen und Witterungs— 
uständen erhalten, und wiederum müssen wir uns sagen, daß ein 
illseitig befestigter, also nicht beweglicher Konstruktionstheil, weniger 
inter den Wuͤterungseinflüssen leidet, als ein beweglicher, daß 
peziell bei dem fast ausschließlich in Betracht kommenden Holz⸗ 
naterial ein Verziehen, ein Quellen und Trocknen weit eher an 
»en beweglichen Flügeln, als an den unbeweglichen Rahmhölzern 
niachtheilig wird. Es weist also die Erfüllung auch dieser Be— 
»ingung wie die vorigen darauf hin, die bewealichen, Theile so— 
veit angänglich, einzuschränken. 
Der Forderung ad 6, die Fensterflügel öffnen zu können, 
ohne daß die Vorhänge dadurch benachtheiligt werden, läßt sich 
zwar sehr einfach dadurch genügen, daß die Fensterflügel zum 
Aufschlagen nach außen eingerichtet oder Schiebefenster angelegt 
werden, allein, daß man die letzteren nicht wählt, und aus welchen 
Hründen, ist weiter oben schon eingehend besprochen; sie der 
Fenstervorhänge wegen anzuwenden, hieße einen geringen Vortheil 
jegen große Nachtheile eintauschen. Genau dasselbe würde der 
Fall sein, wenn man Fenster mit nach außen aufschlagenden 
Flügeln wählte, denn die Nachtheile verselben, insbesondere der 
Imstand, daß sie vom Wind hin- und hergeworfen werden, trotz 
etwa angebrachter Stellvorrichtungen, und die nur mit Lebensgefahr 
zu bewirkende Reinigung der äußeren Fensterfläche sind entschieden 
zu bedeutende Nachtheile, als daß sie zu Gunsten der Fenstervor— 
nänge verkannt werden sollten. 
Hiernach würden immerhin die gebräuchlicheren, nach innen 
rufschlagenden Fensterflügel, obgleich sie der Forderung ade6 nicht 
entsprechen, eher auzuwenden sein als die nach außen aufschlagen- 
hen Flügelfenster oder gar die Schiebefenster, und es fragt sich 
zur, ob nicht trotzdem dieselben so konstruirt werden können, daß 
ie auch den auf die Feustervorhänge zu nehmenden Rücksichten 
entsprechen. Daß und wie weit dies zu erreichen, soll weiter unten 
zezeigt werden. 
Um 7 ein beauemes Hinausschauen zu ermöalichen. muß 
zie Holztheilung der Fenster und ihre aufgehenden Theile eine 
angemeffeue sein. Ein feststehender Pfosten, der weiter oben in 
inderer Hinsicht als durchaus erstrebenswerth hingestellt wurde, 
vürde dieser Bedingung geradezu zuwiderlaufen, aber da die 
indern in Betracht kommenden Fensterarten, wie wir gesehen, 
benfalls und noch mehr erhebliche Nachtheile mit sich bringen, 
vürde auch hier das nach innen aufschlagende Flügelfenster mit 
estem Pfosten unbedingt den Vorzug erhalten müssen, wenn es 
elänge, diesen festen Pfosten in eine solche Stellung zu bringen, 
aß er nicht mehr hinderlich wird. Wie dies geschehen kann, 
ehen wir später. 
Schon bei der Forderung ad 6 wurde bezäüglich der nach 
rußen aufschlagenden Flügelfenster auf die Schwierigkeit, ja Un— 
möglichkeit der Reinigung, wie fie ad 8 gefordert wird, hingewiesen 
ind genau dieselben Schwierigkeiten bezüglich der Reinigung der 
iußeren Flächen ergeben die Schiebefenster, während das nach 
unen aufgehende Flügelfenster die Reinigung in leichtester und 
»equemster Weise von innen gestattet. 
Endlich zur letzten Forderung, der Erzielung einer schönen 
Ausicht, von außen wie von innen, übergehend, erhellt sofort, daß 
ie Theilung des Fensters, abgesehen von dessen Gesammtform, 
jauptsächlich entscheidend ist. 
Es kann diese Theilung nun eine durchaus gleichförmige 
ein mit lauter gleichwerthigen Konstruktionstheilen und lauter gleich 
zroßen Scheiben, wie meist beim Schiebefenster der Fall ist, oder 
ine ungleichförmige mit verschieden starken Konstruktionstheilen 
ind mehr oder minder ungleich großen Scheiben. 
Betrachten wir nacheinander an derselben Gesammtform 
eines Fensters die verschiedenen Theilungen, so darf wohl, ohne 
er individuellen ästhetischen Auffassung Gewalt anzuthun, behauptet 
verden, daß Fig. 1 und 2 mit der gleichförmigen Theilung einen 
war ausdrucksbolleren, aber zugleich duürftigen und wegen des 
dreuzes aus starken Hölzern inmitten des Fensterlichtes zu einer 
isthetisch verfehlten übergeht, was noch mehr auffällt, wenn Fen⸗ 
tervorhänge nach Fig. 3a angebracht werden. 
Abgesehen von dem Vorwurf der Dürftigkeit, gilt dasselbe 
Urtheil für die Anordnung nach Fig. 4, 5 nnd 6. Ueberall muß 
es als aͤsthetischer Fehler angesehen werden, einen Pfosten mitten 
n die Lichtöffnung zu setzen, weil man beim Hinausschauen nicht 
eine Glasfläche, sondern eben starke Holztheile vor sich hat, so 
daß nach Fig. 3ä der Ausblick fast unmöglich wird, ohne die Vor— 
zänge zurückzuschlagen. 
Anders stellt sich die Sache bei den in Fig. 7 dargestellten 
Fenstern; hier hat man eine Theilung, welcher ebensowenig Gleich— 
örmigkeit und Nüchternheit wie unästhetischer Eindruck vorge— 
vorfen werden kann. Die seitlichen Pfosten werden durch die 
horhänge Fig. 7a vollkommen verdeckt, verdecken also selbst nicht 
nehr eine soust freie Lichtfläche und gestatten einen freien, an— 
zenehmen Ausblick. 
(Schluß folgt.) 
Das Wassergas in seiner Anwendung zu 
häuslichen und industriellen Swecken. 
Ueber diesen Gegenstand hielt vor einiger Zeit im Kasino— 
aale zu Dortmund Herr Gewerberath Osthues einen sehr fesseln— 
»en Vortrag, worüber die „Rhein-Westf. Zeituna“ wie folgt 
Herichtet: 
Bis jetzt war die Ansicht vorherrschend, daß der einzige 
donkurrent des Leuchtgases für die nächste Zukunft das elektrische 
richt sei; wie wir aber von dem Vortragenden belehrt wurden, 
cheint die praktische Verwendbarkeit des Wassergases den Vorzug 
u verdienen, da dasselbe in Rohrleitungen gelegt, unser jetziges 
ꝛeuchtgas nicht nur an Leuchtkraft und Billigkeit weit übertrifft, 
ondern auch das denkbar bequemste Feuerungsmittel für Küche 
ind Wohnung abgiebt. Es ist kanm nöthig, hervorzuheben, welche 
Anmassen von Detailarbeiten und Schmutz durch allgemeine Ein— 
aͤhrung des Wassergases vermieden würde; der Kohlentransport 
neden' Keller und in die Zimmer, das Einlegen der Kohlen in die 
Defen, die Entfernung der Asche, der unvermeidliche Staub, das 
sauchen bei mangelhaftem Zug, Röhren- und Schornsteinreinigung, 
»er Schmutz an Gardinen und Teppichen und andere mit unserer 
etzigen Feuerungs-Methode verbundene Uebelstände. Um das 
Wassergas praktisch anzuwenden, kommt zunächst die Frage in 
Betracht: ob die Technik in der Gewinnung und Anwendung desselben 
Jereits so weit vorgeschritten ist, daß dasselbe allgemein in Gebrauch 
genommen werden kann. Diese Frage beantwortete der Vor— 
ragende in bejahendem Sinne. 
Es wurde von ihm nachgewiesen, in wie geringem Grade der 
u der Kohle von der Natur gdelieferte Wärmevorrath in unseren
	        

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