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Das Wassergas in seiner Anwendung zu häuslichen und industriellen Zwecken.
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in sicherer Schluß erzielt und das Werfen der Fensterflügel ver—
sindert, bezw. unschädlich gemacht werden soll.
Die Schiebefenster endlich erfordern zwar einen sehr ein—
achen und dauerhaften Beschlag, gewähren aber nicht die erfor⸗
Ferliche Dichtheit, weil sie willig in den Nuthen laufen müssen,
vaͤhrend sie außerdem für Wohnhäuser wegen des störenden Klap⸗
Ferus bei windigem Wetter und wegen leichten Verquellens der
Zchieber in den' Nuthen nicht zu empfehlen sind.
In Deutschland hat man sich deshalb vorzugsweise den
Flügelfenstern zugewendet und zwar neuerdings mehr den Fenstern
nit'dufgehenden Pfosten, als den mit feststehenden Pfosten, trotz
er größeren Komplizirtheit und Unzuverlässigkeit der Beschläge,
velche jene erfordern. J
In Breymann's Baukonstruktionslehre Theil II heißt es
arüber:
„Die erstere Anordnung (d. h. die mit feststehenden Pfosten)
sat den unbestreitbaren Vortheil der größeren Solidität und Festig
it und erlaubt einfachere und doch sicher schließende Beschläge,
sat aber für die Benutzung des Fensters die Unbequemlichkeit,
aß bei geöffneten Flügeln das Fensterlicht doch nicht ganz frei
vird, sondern der Breite nach getheilt erscheint: auch erfordert der
eststehende Mittelpfosten mehr Holz in der Mitte des Fensters
ind vermindert die Licht gebende Fläche. Man hat deshalb die
infgehenden Pfosten, besonders beĩ den Fenstern der Wohuräume,
»orgezogen oder vielmehr die Fensterflügel, ähnlich wie die zwei—
lügligen Thüren, mit Schlageleisten koustruirt.
Was hierdurch an Bequemlichkeit und Annehmlichkeit ge—
vonnen wird, geht aber unzweifelhaft an Einfachheit und Solidität
erloren und man sollte daher da, wo die ersteren Eigenschaften
»hne Nachtheil geopfert werden können, wie in allen unbewohnten
Räumen, die feststehenden Pfosten beibehalten und so auch bei den
»beren Flügeln der Fenster in den Wohnräumen, weil sie hier in
der Thaͤt nicht hindern und diese Flügel auch nur selten geöffnet
verden.“
Diesem Urtheil ist in jeder Hinsicht beizupflichten, dabei aber
uu bemerken, daß es möglich sein dürfte, die Vortheile bes Be—
schlages bei feststehenden Mittelpfosten beizubehalten, diesen selbst
aber und die daraus für das Fenster resultirenden Unbeauemlich—
eiten aber zu vermeiden.
Gelingt dies, ohne dadurch die Forderungen ad 1bis 3 zu
heeinträchtigen, so wären iedenfalls die HauptschwieriKeaiton in der
donstruktion der Fenster beseitigt.
Bevor jedoch versucht wird, eine entsprechende Lösung zu
zeben, sei es gestattet, die übrigen Forderungen näher zu be—
euchten.
Wir finden nun unter 5 die Bedingung, das zu den Fenstern
erwendete Material, also insbesondere Holz, solle sich möglichst un—
erändert bei den verschiedensten Temperaturen und Witterungs—
uständen erhalten, und wiederum müssen wir uns sagen, daß ein
illseitig befestigter, also nicht beweglicher Konstruktionstheil, weniger
inter den Wuͤterungseinflüssen leidet, als ein beweglicher, daß
peziell bei dem fast ausschließlich in Betracht kommenden Holz⸗
naterial ein Verziehen, ein Quellen und Trocknen weit eher an
»en beweglichen Flügeln, als an den unbeweglichen Rahmhölzern
niachtheilig wird. Es weist also die Erfüllung auch dieser Be—
»ingung wie die vorigen darauf hin, die bewealichen, Theile so—
veit angänglich, einzuschränken.
Der Forderung ad 6, die Fensterflügel öffnen zu können,
ohne daß die Vorhänge dadurch benachtheiligt werden, läßt sich
zwar sehr einfach dadurch genügen, daß die Fensterflügel zum
Aufschlagen nach außen eingerichtet oder Schiebefenster angelegt
werden, allein, daß man die letzteren nicht wählt, und aus welchen
Hründen, ist weiter oben schon eingehend besprochen; sie der
Fenstervorhänge wegen anzuwenden, hieße einen geringen Vortheil
jegen große Nachtheile eintauschen. Genau dasselbe würde der
Fall sein, wenn man Fenster mit nach außen aufschlagenden
Flügeln wählte, denn die Nachtheile verselben, insbesondere der
Imstand, daß sie vom Wind hin- und hergeworfen werden, trotz
etwa angebrachter Stellvorrichtungen, und die nur mit Lebensgefahr
zu bewirkende Reinigung der äußeren Fensterfläche sind entschieden
zu bedeutende Nachtheile, als daß sie zu Gunsten der Fenstervor—
nänge verkannt werden sollten.
Hiernach würden immerhin die gebräuchlicheren, nach innen
rufschlagenden Fensterflügel, obgleich sie der Forderung ade6 nicht
entsprechen, eher auzuwenden sein als die nach außen aufschlagen-
hen Flügelfenster oder gar die Schiebefenster, und es fragt sich
zur, ob nicht trotzdem dieselben so konstruirt werden können, daß
ie auch den auf die Feustervorhänge zu nehmenden Rücksichten
entsprechen. Daß und wie weit dies zu erreichen, soll weiter unten
zezeigt werden.
Um 7 ein beauemes Hinausschauen zu ermöalichen. muß
zie Holztheilung der Fenster und ihre aufgehenden Theile eine
angemeffeue sein. Ein feststehender Pfosten, der weiter oben in
inderer Hinsicht als durchaus erstrebenswerth hingestellt wurde,
vürde dieser Bedingung geradezu zuwiderlaufen, aber da die
indern in Betracht kommenden Fensterarten, wie wir gesehen,
benfalls und noch mehr erhebliche Nachtheile mit sich bringen,
vürde auch hier das nach innen aufschlagende Flügelfenster mit
estem Pfosten unbedingt den Vorzug erhalten müssen, wenn es
elänge, diesen festen Pfosten in eine solche Stellung zu bringen,
aß er nicht mehr hinderlich wird. Wie dies geschehen kann,
ehen wir später.
Schon bei der Forderung ad 6 wurde bezäüglich der nach
rußen aufschlagenden Flügelfenster auf die Schwierigkeit, ja Un—
möglichkeit der Reinigung, wie fie ad 8 gefordert wird, hingewiesen
ind genau dieselben Schwierigkeiten bezüglich der Reinigung der
iußeren Flächen ergeben die Schiebefenster, während das nach
unen aufgehende Flügelfenster die Reinigung in leichtester und
»equemster Weise von innen gestattet.
Endlich zur letzten Forderung, der Erzielung einer schönen
Ausicht, von außen wie von innen, übergehend, erhellt sofort, daß
ie Theilung des Fensters, abgesehen von dessen Gesammtform,
jauptsächlich entscheidend ist.
Es kann diese Theilung nun eine durchaus gleichförmige
ein mit lauter gleichwerthigen Konstruktionstheilen und lauter gleich
zroßen Scheiben, wie meist beim Schiebefenster der Fall ist, oder
ine ungleichförmige mit verschieden starken Konstruktionstheilen
ind mehr oder minder ungleich großen Scheiben.
Betrachten wir nacheinander an derselben Gesammtform
eines Fensters die verschiedenen Theilungen, so darf wohl, ohne
er individuellen ästhetischen Auffassung Gewalt anzuthun, behauptet
verden, daß Fig. 1 und 2 mit der gleichförmigen Theilung einen
war ausdrucksbolleren, aber zugleich duürftigen und wegen des
dreuzes aus starken Hölzern inmitten des Fensterlichtes zu einer
isthetisch verfehlten übergeht, was noch mehr auffällt, wenn Fen⸗
tervorhänge nach Fig. 3a angebracht werden.
Abgesehen von dem Vorwurf der Dürftigkeit, gilt dasselbe
Urtheil für die Anordnung nach Fig. 4, 5 nnd 6. Ueberall muß
es als aͤsthetischer Fehler angesehen werden, einen Pfosten mitten
n die Lichtöffnung zu setzen, weil man beim Hinausschauen nicht
eine Glasfläche, sondern eben starke Holztheile vor sich hat, so
daß nach Fig. 3ä der Ausblick fast unmöglich wird, ohne die Vor—
zänge zurückzuschlagen.
Anders stellt sich die Sache bei den in Fig. 7 dargestellten
Fenstern; hier hat man eine Theilung, welcher ebensowenig Gleich—
örmigkeit und Nüchternheit wie unästhetischer Eindruck vorge—
vorfen werden kann. Die seitlichen Pfosten werden durch die
horhänge Fig. 7a vollkommen verdeckt, verdecken also selbst nicht
nehr eine soust freie Lichtfläche und gestatten einen freien, an—
zenehmen Ausblick.
(Schluß folgt.)
Das Wassergas in seiner Anwendung zu
häuslichen und industriellen Swecken.
Ueber diesen Gegenstand hielt vor einiger Zeit im Kasino—
aale zu Dortmund Herr Gewerberath Osthues einen sehr fesseln—
»en Vortrag, worüber die „Rhein-Westf. Zeituna“ wie folgt
Herichtet:
Bis jetzt war die Ansicht vorherrschend, daß der einzige
donkurrent des Leuchtgases für die nächste Zukunft das elektrische
richt sei; wie wir aber von dem Vortragenden belehrt wurden,
cheint die praktische Verwendbarkeit des Wassergases den Vorzug
u verdienen, da dasselbe in Rohrleitungen gelegt, unser jetziges
ꝛeuchtgas nicht nur an Leuchtkraft und Billigkeit weit übertrifft,
ondern auch das denkbar bequemste Feuerungsmittel für Küche
ind Wohnung abgiebt. Es ist kanm nöthig, hervorzuheben, welche
Anmassen von Detailarbeiten und Schmutz durch allgemeine Ein—
aͤhrung des Wassergases vermieden würde; der Kohlentransport
neden' Keller und in die Zimmer, das Einlegen der Kohlen in die
Defen, die Entfernung der Asche, der unvermeidliche Staub, das
sauchen bei mangelhaftem Zug, Röhren- und Schornsteinreinigung,
»er Schmutz an Gardinen und Teppichen und andere mit unserer
etzigen Feuerungs-Methode verbundene Uebelstände. Um das
Wassergas praktisch anzuwenden, kommt zunächst die Frage in
Betracht: ob die Technik in der Gewinnung und Anwendung desselben
Jereits so weit vorgeschritten ist, daß dasselbe allgemein in Gebrauch
genommen werden kann. Diese Frage beantwortete der Vor—
ragende in bejahendem Sinne.
Es wurde von ihm nachgewiesen, in wie geringem Grade der
u der Kohle von der Natur gdelieferte Wärmevorrath in unseren