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Ptittheilungen aus der Praxis. — Berichte aus verschiedenen Städten.
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können; 10. daß sie sowohl auf vorhaundenem Holzfußboden, wie
auch auf Gyps, Cement-Estrich, Beton und Asphalt gelegt werden
können; 11. daß sie, weil nur 5inm dick, bei Neubauten an Raum
in der Höhe gewinnen lassen; 12. daß sie wegen Ersparung des
Delfarbenanstrichs billiger sind als Holzeec., und geben die genannten
Fabrikanten gern eine Beschreibung der Platten, sowie eine Auweisung
Fzum Verlegen und zur sonstigen Behaudlung des aus Patent-Par—
quet-Platten hergestellten Fußbodens. Dessinzeichnungen zur An⸗
üicht gratis, Musterplatten dagegen nur unter Berechnung.
JZerstörung einer Strasßsenbrücke durch Feuer.
Am 13. Jimi er. braunte Nachmittags 5 Uhr der größte Theil
der hölzernen Pregelbrücke bei Tapiau nieder.
Daß am hellen Tage der Miittelpfeiler einer Brücke unmittel—
bar am Wasserspiegel und ohne daß die Ursache klar zu stellen ist,
in Brand gerathen kaun, dürfte zu den interessanteren Vorkomm—
nijsen zählen, so daß einige bezügliche Mittheilungen manchen
Fachgenossen willkommen sein dürften.
Die etwa 7,5 mm zwischen den Hauptträgern breite, 265,5 m
lange, mit 6,0 mebreiter Fahrbahn und beiderseits O,85 mm breiten
Fußgänger-Banketts versehene Chausseebrücke war 1867,1868 für
angeblich etwa 15 000 Mk. erbaut worden und überschritt den
Pregel im Zuge des Verbindungsweges der Stadt Tapiau mit
dem Bahnhofe an einer Stelle, wo der schiffbare Fluß bei Mittel⸗
wasser 80,0 mm, bei Hochwasser 265 mm und darüber breit ist. Sie
ruhte auf 2 massiven Landpfeilern und 17 doppelten Pfahljochen
und enthielt eine Durchfahrts-Oeffnung von 9,3 mm Lichtweite
mit 5,66 mm weiter Meastenklappe. Die Brücke war ganz aus
Holz erbaut.
Von diesem stattlichen Bau sind 10 Joche völlig eingeäschert
und nur am nördlichen Ufer 5, am südlichen 3 Pfeiler nebst ent—
sprechendem Oberbau erhalten.
Der zunächst in Eisen projektirt gewesene Wiederaufbau soll
wieder in Holz und noch in diesem Jahre erfolgen. Inzwischen
ist der nicht unbedeutende Verkehr gezwungen, einen erheblichen
Umweg zu machen und am Pregel entlang einen alten, der
Ueberschwemmung stark ausgesetzten Feldweg und demnächst
eine improvisirte Fähre zu benutzen.
Es soll jeglicher Thatbestand fehlen, welcher einen Rückschluß
auf die Entstehung des Brandes gestattet und da die erste Annahme
einer böswilligen Brandstiftung in hohem Grade unwaährscheinlich
ist, bleibt uns nur die Wahl zwischen einer fahrlässigen Brand
stiftung und Selbstentzündung; beide aber lassen sich nur dadurch
wahrscheinlich machen, daß man voraussetzt, es haben sich hinter
der hölzernen Pfeiler-Verschaalung allerlei leicht brennbare Stoffe
aus dem Wasser abgelagert, welche bei niedrigem Wasserstande,
großer Dürre und Sonnengluth nur des zündenden Funkens be—
durften, um solch' großen Schaden anzurichten.
Sollte es nach solcher Erfahrung nicht nöthig scheinen, unter
ähnlichen Umständen mindestens in der Nähe des Wasserspiegels
die Holzkonstruktionen gegen Feuersgefahr möglichst zu sichern?
(. Zeitschre f. Straßen- u. Brückenbau.“)
RNauchverbrennung. Dem „Banunternehmer“ wird ge—
schrieben: Anfaug Juni hat der Bezirksausschuß der Königlichen
Amtshauptmannschaft Dresden beschlossen, bei saͤnmtlichen Dampf—
kesselanlagen, welche noch nicht mit Rauchverbrennungsvorrich—
tungen versehen sind, die Anbringung solcher zu verfügen, auch nach
Gehör der Königlichen Gewerbe-Inspektion die Frage in Erwägung
zu ziehen, ob Ranchverbrennungsapparate oder wenigstens Ruß—
jänger an den Feuerungsanlagen von Bäckereien, Brauereien und
Ziegeleien augebracht werden können. Es wären mit diesen Vor—
richtungen anderwärts bereits sehr günstige Ergebnisse erzielt
worden, und man hofft damit, die Rauch- und Rußbelästigung
in der Umgebung wesentlich abzumindern. — Auch der Stadtrath
zu Plauen im Vogtlande hat in Würdigung der Thatsache, daß
der Einwohnerschaft nicht zugemuthet werden kann, die gesund
heitsschädliche Rauch- und Rußbelästigung durch die BäckerEssen,
welche jeit der Zeit zu spüren sei, wo die Bäcker aus Sparsam—
keitsrücksichten an Stelle der Holzfeuerung die Kohlenfeuerung ein—
Jesührt haben, über sich ergehen zu lassen, beschlossen, allen Be—
sitzern von starken Rauch und Ruß erzeugenden Essen aufzugeben,
daß sie den dadurch für die Umgebung herbeigeführten Uebeistand
bis Ende Juni 1886 durch Aubringung rauch- und rußverzehrender
Apparate zu beseitigen haben
Gußeisen und Schmiedeeisen. Das Gußeisen ist gut
verwendbar bei solchen Konstruktivnen, die dem Einflusse einer
cuhigen, Belastung ausgesetzt sind. Die Stärke der einzelnen
Theile läßt sich suür diesen Fall genau ermitteln. Sobald aber das
Gußeisen eine bewegte Vast zu tragen hat, wo es Stößen aus—
Hesetzt ist, entzichen sich dessen Dimensionen jeder Berechnung,
indem hier die Elastizität in's Spiel kommt. welche das Gußeifc
nur in sehr geringem Maaße besitzt. In solchen Fällen muß von
der Anwendung des Materials Abstand genommen werden, da es
s'onst wegen seiner Sprödigkeit Gefahr läuft, Sprünge zu bekommen,
rine Gefähr, die sich nicht durch äußere Auzeichen, etwa durch
Biegung ankündigt, sondern plötzlich eintritt. Das Gußeisen ist
mit Vortheil in der Architektur und bei Maschinen anwendbar, es
rignet sich gut zu Säulen, Konsols, Dampf-Cylindern, Röhren—
eitungen ꝛci. aber zum Bau von Brücken, Glocken- uud Dach—
tühlen, welche Konstruktionen vielfachen Stößen uuterliegen, ist es
zurchaus zu verwersen. Das Schmiedeeisen hingegen besitzt Vor—
züge, die es zur Ausführung solcher Bauten geeignet machen, bei
denen das Gußeisen vermieden wird. Es ist in hohem Maaße
lastisch und dehnbar. In allen Fällen, es mag ruhige Lasten
tragen, oder dem Einflusse von Stößen unterliegen, lassen sich
dessen Abmessungen mit großer Genauigkeit ermitteln, indem man
die in Folge seiner Elastizität mögliche Verkürzung oder Ver—
ängerung innerhalb der zulässigen Grenzen berücksichtigt. Die
Thebrie zeigt auf eine sehr sinnreiche Art, in welchen Theilen
einer Konstruktion Zug- oder Druckkräfte thätig sind und welche
Stärke dieselben haben. Sie lehrt zugleich die Größe der Quer—
abmessungen dieser Theile derart bestimmen, daß keiuer derselben
in stärkerer Weise beansprucht wird., sondern daß alle die gleiche
Inanspruchnahme erfahren. Es ist dies ein wesentliches Erfor—
derniß einer richtigen Konstruktion.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Die Sprengung der Schornsteine auf dem
Kunheim'schen Terrain hat deu Pionieren in der That Gelegeuheit
zu werthvollen Beobachtungen gegeben, namentlich in Bezug auf
die Wirkung der Schießbaumwolle. Der größte Schornstein war
—DVVV—
lichter Weite. Er erhielt 5 Ladungen von zusammen 23 kg, drei
dabon nach der Feldseite zu. Die Schießbaumwolle aber drückte
die Sockelwände so gleichmäßig nach außen, daß der Schornstein
'ast senkrecht in sich zusammenstürzte, statt nach der Feldseite zu
'allen. Der Mörtel zerstäubte, während die Ziegel ganz unver—
ehrt blieben. Auch wirkte das Sprenqmittel nur auf ganz kurze
Entiernung.
Berlin. Ein Um- und Ausbau des Königlichen
Schlopfes ist bekanntlich seit langen Jahren schon geplant und
in Architektenkreisen vielfach erörtert worden. Wir haben auch auf
Ausstellungen der Akademie zum Theil sehr schöne und gelungene
Beiträge zur Lösung dieser großen Aufgabe gesehen, zu deren Aus—
führung allerdings Gelder erforderlich sein würden, wie sie schwer—
lich zur Verfügung stehen. Größere Bauten am Schlosse sind
eigentlich seit der Errichtung der Kuppel als Kapelle über dem
zroßen Portal der Westfront, also seit Friedrich Wilhelm IV.
nicht ausgeführt worden. Nur der kleinere Schloßhof wurde unter
König Wilhelm in seinem Arkadenschmuck vollendet, und für Prinz
Wilhelm und seine Gemahlin baute man vor mehreren Jahren
Theile des alten Schlosses nach der Spreeseite zu innerlich aus.
Die Pläne zu Neu- und Vollendungsbauten des Schlosses drehen
sich um drei Aufgaben. Es handelt sich darum, die Hänser an
der Schloßfreiheit zu beseitigen und sodaun die Westfront, nament—
—
»on Weitein schon bequem freigelegt sein würde, auszubauen.
Zweitens beabsichtigte man vielfach, den inneren Querflügel des
Schlosses, welcher die beiden Schloßhöfe trennt, der übrigen Archi—
ektur des großen Schlüter'schen Baues aber gar nicht eutspricht —
er stammt aus viel älterer Zeit — durch Neubau zu ersetzen.
Endlich handelt es sich drittens um einen Ausbau der alten Spree—
seite des Schlosses, die äußerst malerisch, aber zum Theil auch
ehr verkommen, hier und da unvollendet und durch spätere Zusätze
enistellt, aus dein 15., 16. und 17. Jahrhundert stammt und sich
aus den verschiedensten Theilen zusammensetzt. Diese letztere Auf—
Jabe ist nun jetzt, wie die „Magdeb. Zeitung“ bemerkt, durch den
Bau der neuen Spreebrücke im Zuge der Kaiser-Wilhelmstraße
der Lösung näher gerückt worden. Ja, sie ist sogar durch den
Abbruch der alten Schloßapotheke und des hinter ihr hart an der
Spree zu vormals befindlichen, völlig stillosen Beamtenhauses
bereits in Angriff genommen worden Da der somit freigewordene
Raum durchaus nicht gänzlich für den Brückenbau erforderlich ist,
(o fragt sich nun, was man an Stelle des Niedergerissenen Neues
errichteu, bezw. wie man die alten Theile des Schlosses nach der
Brücke zu architektonisch abschließen will, und ferner, ob nicht jetzt
der angemessene Zeitpunkt gekommen ist, gleich die gesammte alte
Ostfront (Spreescite des Schlosses) im alten Stile auszubauen
uud zu vollenden. Es soll ein Entwurf vorliegen, wonach der
Theil des alten Schlosses uach dem Dom, also der Brücke zu.