Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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donkurrenzwesen. — Bautechnische Notizen. — Brief⸗ und Fragekasten. 
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Nothwendigkeit der Zeichnung in der vorgeschriebenen Form kann 
nur von dem Falle verstanden werden, wenn durch Gesetz oder 
Vertrag die schrijtliche Form als ein Erforderniß für die Giltig— 
keit des betreffenden Rechtsgeschäftes erscheint. Darnach wird 
z. B. bei Wechselausstellungen und bei der Schaffung eines un— 
hollkommenen Inhaberpapieres die Genossenschaft nur durch die 
Wahrung der Schriftform und, falls Kollektivvertretung durch 
mehrere Vorstandsmitglieder angeordnet ist, nur durch die Zeich— 
aung dieser mehreren Personen verpflichtet. 
Dagegen schließt jene Bestimmung die Rechtsverbindlichkeit 
mündlicher Geschaͤftsabschlüsse für den Verein der Regel nach nicht 
uns und kann sie nicht ausschließen, da eine eingetragene Genossen— 
schaft nach F 11 des Genossenschaftsgesetzes als Kaufmann zu be— 
trachten ist und für Geschäfte, die auch nur auf, der einen Seite 
Dandelsgeschäfte sind, nach Art. 317 des Handelsgesetzbuchs Schrift⸗ 
lichkeit nicht erfordert wird. 
Selbstverständlich ist es aber, daß bei angeordneter Kollektiv— 
Vertretung mehrere Vorstandsmitglieder auch mündliche Ver— 
träge nur gemeinsam abzuschließen befugt sind. Durch eine Ver— 
abredung unter sich können sie, da sie nicht Beauftragte, sondern 
Repräsentanten der Genossenschaft sind, und diese ihre Recht— 
tellung anf dem Gesammtwillen der Genossenschafter beruht, weder 
einem Mitgliede den alleinigen Gebrauch der Firma übertragen, 
noch dasselbe allgemein zur Eingehung von Rechtsgeschäften durch 
alleinige mündliche Willenserklärung bevollmächtigen. Daraus 
folgt jedoch nicht, daß die Willenserklärungen der Vorstandsmit— 
zlieder in dem unterstellten Falle stets gleichzeitig zu erfolgen 
hätten, und ebensowenig ist damit ausgesprochen, daß die Bevoll— 
mächtigung eines einzelnen Mitgliedes zu einem bestimmten Ge— 
schäfte unzulässig ist. Es muß vielmehr nach allgemeinen Rechts— 
grundsätzen sowohl die nachträgliche Genehmigung des von einem 
Vorstandsmitgliede für den Verein eingegangenen Geschäftes durch 
ein weiteres zur Kollektivvertretung berufenes Mitglied, als auch 
insbesondere die Ueberlassung der Ausführung eines statutenmäßig 
genehmigten Vertrages durch ein Vorstandsmitglied für statthaft 
zrachtet werden“ (Blätter für Genossenschaftswesen.) 
besteht jetzt in San Franzisko eine Fabrik zum Schneiden und Polieren 
dieses zu Dachsteinen, Wandverkleidungen, Kaminummantelungen, Tisch— 
blatten, Fußbodenbelegen und anderen Zwecken anstatt des Marmors 
denutzten Materials. Dieses versteinerte Holz soll in der That eine 
seinere Politur, als Marmor und selbst Achat annehmen. Dieses nutzbare 
Rohmaterial stammt meistens aus den längs der Atlantik- und Pacific— 
Eisenbahn vorkommenden Wäldern, welche, in geologischer Beziehung 
außerordentlich interessant sind. 
GEin Miittel, um schlechte Oelfarben-Pinsel wieder 
brauchbar zu machen. Ein gutes Mittel, um solche Pinsel, sog. 
Schreibpinsel, wenn sie nicht mehr elastisch sind und nicht mehr die 
Zpitze halten, brauchbar zu machen, ist nach Kunstmaler Lacher in den 
Techn. Mittheilungen“ das folgende: Man steckt den Pinsel in Oel, 
streicht denselben so einigemal über ein heißes Eisen her, daß die Haare 
von jeder Seite das Eisen berühren und taucht dann den Pinsel schnell- 
tens in bereit stehendes kaltes Wasser. Der Vinsel ist dann oft besser, 
als er es neu gewesen ist. 
Um Gußstücke von großer Härte zu bearbeiten, em— 
pfiehlt „Scientific amerikan“ Feile und Bohrer beständig mit Terpentin— 
piritus anzufeuchten und die Geschwindigkeit beim Bohren etwas ge— 
ringer zu nehmen, wie bei weichem grauen Gußeisen. 
Dauerhafter Anstrich für tannene Fußböden. Um 
tannenen Fußböden dauerhaften Anstrich zu geben, giebt die „Maler— 
zeitung“ folgende Vorschrift: man nehme 500 g Gelbholz, 250 8g Ocker, 
100 gPottasche, 200 g gelbes Wachs. Am Abend, bevor man die 
Farbe bereiten will, wird das Gelbholz in 31 Regenwasser eingeweicht 
ind am anderen Tage durch ein Sieb Kerreßt In die Hälfte dieser 
Mischung bringt man das in kleine Stücke geschnittene Wachs, setzt sie 
nuf's Feuer und rührt beständig bis zum Kochen. Dann fügt man die 
Pottasche bei und läßt die Mischung abkühlen. In der anderen Hälfte 
der Mischung wird der Ocker aufgeweicht und erwärmt, worauf beide 
Mischungen zusammen bis zum Kochen erhitzt werden. Während des 
Kochens muß stets fleißig gerührt und damit fortgefahren werden, bis 
die Masse erkaltet ist. Ein neuer Fußboden wird zweimal damit dünn 
»estrichen und mit einem sog. Bleischrupper tüchtig frottirt. Hat der 
Boden nicht Grund genug, so muß er noch einmal bestrichen und, wenn 
er trocken ist, abermals frottirt werden. 
Die Bleirohre der Wasserleitungen. Die Untersuchung 
des Wassers aus der 39 mmelangen Bleileitung des hygienischen Instituts 
zu Budaͤpest ergaben nach einer Mittheilung von S. Steiner im „Archiv 
ür Hygiene“ nach der „Chem. Ztg.“ folgende Bleimengen: Wasser nach 
reichlichem Auslaufen unter raschem Strömen 0,085 mgr pro 11, Wasser 
nach reichlichem Auslaufen unter langsamen Strömen 1,04 mgrepro 1II, 
24 Stunden im Rohre gestanden 1,224 mgrupro 11, 48 Stunden im 
Rohre gestanden 1,7 mgr pro 11, 7 Tage im Rohre gestanden 3,26 mgr 
ro1 T.1Monat im Zlohre gestanden 4,7 mgr pro 11. Da die fuͤr 
den menschlichen Organismus als unschädliche zulässige Maximal-Bleimenge 
,7 mgr pro 11 beträgt, und das Gros der Bevölkerung jedenfalls nicht 
tets darauf achtet, nur nach vorheriger Entnahme zu anderen Zwecken 
Wasser aus der Bleileitung zu trinken, sollte die Verwendung von Blei— 
öhren ganz eingestellt, oder nur auf unvermeidlich kurze Verbindungen 
»eschränkt werden. 
Die Glühlichtlampen von Edison und Anderen leiden haupt— 
fächlich an zwei Gebrechen. Der Kohlenbügel nutzt sich sehr rasch ab, 
und es ist schwierig, in der Kugel eine hinreichende Luftleere herzustellen. 
Edison soll es nunmehr gelungen sein, diesen beiden Uebelständen ab— 
zuhelfen. Er fertigt jetzt, wie die „Köln.-Z8tg.“ mittheilt, die Kohlenbügel 
aicht mehr aus Bambusfasern, sondern aus in eine Syrupmasse getauchten 
Bindfaden, welcher nach erfolgter Spannung in den Glühofen gebracht 
und verkohlt wird. Die Herstellung der Luftleere aber wird dadurch sehr 
erleichtert, daß diese jetzt nur eine vorübergehende zu sein braucht. Nach— 
dem Edison die Luft aus der Kugel ausgepumpt, ersetzt er diese durch 
Cyangas, d. h. durch ein Gas, welches die Verbrennung des Kohlen— 
bügels nicht herbeiführt. Die Neuerung hat auch zur Folge, daß der 
Niederschlag von feinen Kohlentheilchen, welche das Glas schwärzten und 
die Leuchtkraft beeinträchtigten, beseitigt wird. 
Konkurrenzwesen. 
Preisbewerbung im Berliner Architektenverein. 
Unter den Mitgliedern Ddes Architektenbereins wird, wie das 
„Centralbl. der Bauverw.“ meldet, eine Preisbewerbung ausge— 
schrieben behufs Erlangung von Entwürfen zu einem Kreis— 
Krankenhause in Insterbürg. In dem in zwei Stockwerken 
nach der Fluranlage zu errichtenden Hauptgebäude soll eine Männer— 
abtheilung für 38 Betten und eine Frauenabtheilung für 24 Betten 
untergebracht werden. Dazu werden verlangt Räume zur Behand— 
iung besonderer Krankheiten, Zimmer für die Vorsteherin, das 
Hauspersonal und für den Arzt, die üblichen Neben- und Wirth— 
schaftsräume. In den Nebengebäuden soll Leichenkammer mit 
Sektionszimmer und die Waschküche nebst Zubehör Unterkunft 
finden. Die Gesammtkosten dürfen den Betrag von 90000 Mk. 
nicht überschreiten. Der Beurtheilungs-Kommission ist die Summe 
von 800 Mek. zur Verfügung gestellt, welche je nach dem Werthe 
der eingegangenen Arbeiten in einem oder zwei Preisen zuerkannt 
werden wird. Letzter Einsendungstag ist der 14. November d. J. 
In der Konkurrenz um die dekorative Gestaltung 
des Empfangsraumes für die akademische Jubiläums— 
Ausstellung in Berlin sind die Preise den beiden hiesigen Architekten— 
firmen: Kayser und Großheim und Cremer und Wolffenstein zuge— 
fallen. Die prämiirten Entwürfe sollen sich durch Großartigkeit und 
stilvollen Schwung auszeichnen, indessen auch eben durch diese Eigen— 
schaften die Greiize der für den Zweck zur Verfügung stehenden 
Mittel erheblich überschreiten. Man hofft, daß Vereinfachung und 
Verschmelzung der beiden Arbeiten zu einem endgiltigen Plane 
führen werden, dessen Ausführbarkeit möglich ist. In dem Ge— 
bäude herrscht bereits eine rege Bauthätigkeit. Der innere Ausbau 
des Glaspalastes, dessen Oberleitung dem Baumeister Fritz Wolfj 
übertragen ist, erheischt eine Raumtheilung durch massives Mauer— 
werk, und die Umgestaltung wird demnach nicht eine für die 
Kunstausstellung allein berechnete und vorübergehende sein, sondern 
den endgiltigen Rahmen für alle Ausstellungen, die in Zukunft im 
Gebäude veranstaltet werden, bilden. 
Brief⸗ und Fragekasten. 
Herrn J. B. in Allstedt. Sie fragen an, wie man eine hölzerne Pumpe 
bei einer Brunnentiefe von 15,3 m konstruirt, damit dieselbe einen leichten 
und sicheren Gang erhalte. Sie haben Ihrem Schreiben die Skizze einer 
dort ausgeführten hölzernen Saugepumpe beigefügt, welche einen so schweren 
Hang hat, daß sie kaum zu erdrücken ist. 
Es ist kaum möglich, von hier aus die Ursache des schweren Ganges 
ohne persönliche Untersuchung mit Sicherheit anzugeben. Vor allen Dingen 
muß das Rohr, in welchem der Pumpenkolben bewegt wird, ganz grade 
zebohrt sein und recht glatte Wände haben; ebenso muß die Liderung des 
Kolbens sehr sorgfältig ausgeführt sein und sich dicht an die Wände des 
Rohres anschließen, namentlich darf der Gang des Kolbens nicht durch vor— 
stehende Nagelköpfe oder sonstige Hindernisse erschwert werden. Eine weitere 
Bedingung für einen leichten Gang der Pumpe ist die richtige Lage und 
konstruktion des Pumpenschwengels. In ihrer Skizze scheint uns der Dreh— 
punkt des hölzernen Schwengels nicht hoch genug zu liegen, wodurch das 
Pumpen selbst sehr erschwert wird. Wir möchten Ihnen deshalb raäthen, 
tatt des hölzernen Schwengels einen eisernen von bekannter Konstruktion 
anzuwenden, welcher eine mehr vertikale Lage hat, dadurch wird unserer 
Ansicht nach der Gang der Pumpe wesentlich erleichtert werden. Außerdem 
aber dürfte es zweckmäßig sein, bei der Abänderung der Pumpe einen er— 
ahrenen Pumpenbauer zu Rathe zu ziehen, der am besten im Stande sein 
dürfte, die Ursache des schweren Ganges durch eine Untersuchung an Ort 
und Stelle festzustellen und Abhilfe zu bewirken 
Bautechnische Notizen. 
Das auf, den Territorien von Arizona und Wyoming, sowie in 
den Regionen des Felsengebirges der Vereinigten Staaten massenhaft 
bvorkemmende versteinerte Holz wird neuerdings von den praktischen 
Amerikanern vielfach vereitet. Wie im „Engineerinq“ berichtet wird. 
Redaktion: n M 
in Rerlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von 
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers. 
E 
rmann in Berlin
	        

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