Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Kirche zu Kassob. 
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Kirche zu Kassob. 
(Hierzu 10 Fig.) 
Die vor einigen Jahren zur Ausführung gekommene, an der 
Westfront mit einem zum größeren Theil in das Schiff einsprin— 
jenden Glockenthurm ausgestattete Kirche ist in Ziegelrohbau auf 
Feldsteinfundament unter Ziegelkrondach erbaut. 
Für 90 Sitze und 100 Stehplätze eingerichtet, mißt das 
Schiff bei einer Länge von 12,43 m im Innern 8,24 mnm Breite 
ind 6,66 m Höhe; der 28 m hohe, auf rechteckigem Grundriß 
angelegte Glockenthurm geht bei 7,84 m Höhe in das Quadrat 
iber und wird von einer vierseitigen Pyramide, die mit Kreuz 
ind kupfernem, vergoldeten Knopf geschmückt ist, bekrönt. 
Außer Thüren und Schiff enthält die Kirche auch einen 
jalbkreisförmig geschlossenen, überwölbten Chor, welcher durch die 
sjöher geführte Rückenwand des Altars in zwei Theile zerlegt. 
»eiinen Raum für die Kirchengeräthe ergiebt. 
Von den beiden seitlich des Thurmes befindlichen Nieschen 
nimmt die eine den Taufstein, die andere die Emporentreppe auf, 
vährend der Thurm selbst als Vorhalle dient. 
Die Beleuchtung der Räume erfolgt durch rundbogige, nach 
untenstehender Skizze (Fig.2) mit Bleiverglasung auf eisernen Schienen 
und Splinten versehenen Fenster. Besonders wirkungsvoll gestaltet 
Fig.1 
ich der in Folge Durchbruches der inneren Thurmwand gewonnene 
Durchblick nach dem in der Westfront des Thurmes vorhandenen 
arbigen Rosettenfenster. 
Profile in !/ natürl. Größe 
Fia. 3. Glockenstuni. 
Die Konstruktion anlangend, so ist zu erwähnen, daß das 
Kirdenschiff mit einer, auf drei sichtbaren Hängewerken und Fetten 
ruhaden, mit einfachem, eichenholzartigen Anstrich versehenen Holz⸗ 
ecke nach oben geschlossen ist. 
Ebenso ist die Decke unter der Empore ganz aus Holz her— 
gestet, während der Thurmhelm massiv aus Ziegeln errichtet und 
bens, wie die Kirche, im Aeußeren mit Cementmörtel ausgefügt ist. 
Im Innern sind sämmtliche Räume mit Kalkmörtel geputzt 
ind i Sandsteinton mit Fugenlinien gestrichen; nur das Chor— 
Jewöle ist auf dunkelblanem Grunde mit Goldsternen geschmückt. 
rormsteine sind nur für die Einfassung der Haupteingangs— 
chür ud des Rosettenfensters zur Anwendung gekommen, Fig. 1; 
das Huptgesims sowohl, wie der aus doppelt vertieften Quadrat— 
eldern bestehende Fries, welcher die Chorwand umzieht, ist aus 
Ziegelsinen des gewöhnlichen Formats hergestellt, während der 
Westgioel des Kirchenschiffes und der Thurm in Höhe der Glocken— 
tube nch dem Beispiel mittelalterlicher Backsteinbauten durch 
/, Stei tiefe, mit Kolkmörtel geputzte Blenden belebt ist. 
Der Fußboden besteht aus Pflaster von 'echseckigen Ziegel— 
liesen; die Stufen zum Altarraum dagegen aus gewöhnlichen 
Ziegelsteinen, die als Rollschicht verlegt Und mit Cementmörtel 
erputzt sind. 
Ein etwa 1,5 m breites Traufpflaster von Feldsteinen um— 
ziebt die Kirche, um das Niederschlagswasser schnell von dem Ge— 
häude abzuleiten. Gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit ist das Ziegel⸗ 
mauerwerk durch eine Asphaltschicht isolirt. 
Der nach Maßgabe der obenstehenden Fig. 3 von J. Ravené 
und Söhne zu Berlin in Schmiedeeisen ausgeführte Glockenstuhl, 
her eiuschließlich des Transportes und der Aufstellung nur 250 Me. 
Jekostet hat, hat sich durchaus bewährt und verdient unbedingten 
Vorzug vor den früher üblichen hölzernen Glockenstühlen 
Fig. 4 und 5 umstehend 
(Schluß folgt.)
	        

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