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Mittheilungen aus der Praxis.
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alle diese Ursachen zusammen. Bei Bansteinen, in welchen einzelne
ehr verschieden gefärbte Steine vorkommen, kann schon durch die
verschiedene Ausdehnung der einzelnen Steine durch die Wärme
eine Lockerung des Gefüges hervorgernfen werden. Sehr häufig
wirkt auch das Wachsen von Flechten und Moosen zersetzend und
zersprengend auf die Oberfläche der Steine, und wenn man auch
hurch schwache Säuren und Creosot die Lebenskeime dieser niederen
Pflanzen tödten kann, so ist die Wirkung dieser Mittel doch stets
aur eine vorübergehende. Das Auftreten dieser niederen Pflanzen
ist darnm so gefährlich, weil durch das Wachsen derselben nach
deren Absterben ein Nährboden für höher organisirte Pflanzen
jeschaffen wird, deren Auftreten schnellere Zerstörnng im Ge—
olge hat.
Der Baustein, welcher bei uns mit vollem Recht seiner
Wetterbeständigkeit und Festigdeit wegen am meisten geschätzt wird,
st der Granit. Wenn nun auch zähe Steine, wie Dioͤrit und
Basalt, eben so gute Bausteine abgeben würden, so ist die heutige
Technik der Steinbearbeitung doch nicht in der Lage, zu hinreichend
»illigen Preisen Bausteine aus diesen Materialien herzustellen.
Trotzdem die Mark Brandenburg keine Granitbrüche größeren Um—
'anges aufzuweisen hat, so findet man doch in den häufigen Granit—
indlingen und erratischen Blöcken alle Abstufungen der Granit—
hildung. Jeder, der sich das Granitmaterial für seine Bauten in
der Miark selbst graben und sprengen lassen muß, lernt gewöhnlich
ehr bald die guten und schlechten Eigenschasten der Granite dieses
Peineralienkabinets kennen. OQuarz, Feldspath und Glimmer sind
die wesentlichen Bestandtheile des Granits, und hat vor allen
Dingen die Größe und Meiischung der einzelnen Krystalle, die An—
einanderlagerung der verschiedenen Gesteinstheilchen, sowie deren
hemische Bestandtheile Einfluß auf das Verhalten des Materials
gegen mechanische und chemische Kräfte. Das widerstandsfähigste
Hesteinselement gegen Witterungseinflüsse und Auflösung ist der
Quarz, und wird also von dessen Menge die Güte und Festigkeit
»es Steines mehr oder weniger abhängen. Gleichfalls sehr wider—
tandsfähig gegen chemische Agentien, sogar gegen Schwefelsäure,
ist der Glimmer. Im Gegensatz hierzu wird der Feldspath bereits
durch kohlensäurehaltiges Wasser zersetzt, und zwar nimmt dessen
Widerstandsfähigkeit gegen Verwitterung mit der Größe der ein—
zelnen Krystalle ab. Sehr ungünstig wirkt das Vorkommen von
ieselsanurem Eisenorydul, welches dem Feldspath und auch manch—
nal dem Glimmer beigemengt ist. Derartige Feldspathe färber
iich sehr bald ockergelb, und die Zersetzung ist eingeleitet. Dadurch,
daß der Glimmer in äußerst feinen Blättchen spaltet, welche zwar
ehr elastisch sind, aber doch beim geringsten Frostwetter ausfrieren
und vom Winde ihrer Leichtigkeit wegen fortgeweht werden, bilden
iich in der Oberfläche des Steines Vertiefungen, welche eine An—
ammlung kohlensäure- bezw. schwefelsäurchaltigen Wassers be—
gjünstigen, wodurch die Verwitterung des Feldspaths eingeleitet
vird. Man hat deshalb bei der Auswahl der Granite zu Bau—
steinen darauf zu achten, daß die einzelnen Gesteinselemente der
—B VV
gzleichmähig auf der Bruchfläche des Gesteins vertheilt sind. Un—
vortheilhaft sind große Feldspathkrystalle, welche erstens leicht ver—
vittern und zweitens meistens die Entwickelung größerer Glimmer—
olatten im Gefolge haben, wodurch der Granit ein leicht spaltbares
ind schieferartiges Gefüge erhält. In welcher Weise sich die
Blimmertheile ablösen, kann man sehr deutlich an einzelnen polirten
Postamenten hier in Berlin sehen. Es zeigen sich an ihnen sicht—
»are und fühlbare Vertiefungen, welche durch Verschwinden der
Blimmerblättchen und Verwttterung der Feldspathe entstanden sind.
Das Vorkommen von Eisenoxyden in Granit und das Höher—
»xydiren dieser Beimengungen führt übrigens nicht immer zu ver—
seerenden Verwitterungen. Sehr häufig bildet sich nur eine dünne,
othbraune Oxydschicht, welche die unter der Oberfläche liegenden
Theile gegen das Umsichgreifen der Verwitterung schützt. Es ist
»ies z. B. eine Eigenschaft mancher sächsischen Granite, die sich
ehr häufig erst nach dem Vermauern der Granite zeigt, besonders
iber beim Versetzen derselben mit Cement. Wahrscheiulich wirken
die im Cement fast immer vorhandenen überschüssigen, nicht ge—
»zundenen Alkalien, bezw. alkalischen Erden auf die Ausscheidung
des Eisenoxyds. Da nun aber eine derartige Färbung der Bau—
teine häufig unerwünscht ist, so schützt man sich wenigstens auf
längere Zeit durch folgende Mittel dagegen: Man löst Paraffin
n Petroleumäther oder Benzin und streicht die Oberfläche des
Steines mit diesen Lösungen, Der Aether bezw. das Benzin ver⸗
duusten und das von den Poren des Steins eingesogene Paraffin
vird durch Abhalten der Luft vom Eindringen in den Stein das
Drndiren des Eisenoxyds verhindern.
Ferner kann man auch schweres Harzöl, wie es in den
Wagenfettfabriken zur Herstellung des Wagenfetts gebraucht wird,
s Anstrich verwenden Dosselbe hinuterläßt einen fetten Rück
stand mit bläulichem Schimmer, welcher schwer verharzt, den Luft—
zutritt abhält und dadurch die höhere Oxydation des beigemenaten
Fisens erschwert.
Drittens kann man die Steinoberfläche mit Vaseline streichen,
velches sehr dünnflüssig ist, also tief in die Poren eindringt und
ehr schwer oxydirt. Das erste Mittel ist seiner leichten Entzünd—
ichkeit und Explodirbarkeit wegen mit großer Vorsicht anzuweunden
ind sind die Arbeiten streng zu überwachen.
Neben dem Granit sind es wohl die verschiedenen Sand—
teine, welche am meisten von den natürlichen Bausteinen zur Ver—
vendung kommen. Der Hauptbestandtheil des Sandsteins ist der
jegen mechanische und chemische Einflüsse widerstandsfähige Quar z
Die einzelnen Quarzkörner werden durch Kieselerde, Kalk, Mergel
»der Thon mit einander verbunden. Von höchst zweifelhaftem
Werthe und höchst unzuverlässig in ihrem Verhalten sind die
Sandsteine mit einem thon- oder mergelhaltigen Bindemittel. Am
estesten zeigen sich die Sandsteine mit kieselhaltigem Bindemittel,
ꝛei kalkhaltigem Kitt spricht die physikalische Beschaffenheit des
ohlensauren Kalks mit. Alle Sandsteine haben fich aus dem
Beröll der durch Erdumwälzungen zertrümmerten Urgesteine durch
Ublagerung und geologischen Druck gebildet. Die bei diesem Prozeß
ur Bildung des Gesteins verwandten Meiineralien, sowie die dabei
virke: den mechanischen und chemischen Kräfte sind ausschlaggebend
ür die späteren Eigenschaften des Gesteins geworden. Unge—
mahlene, zusammenhängende Thonknollen, welche bei diesem Ent—
tehungspsozeß unverändert eingeschlossen worden sind, stellen die
Brauchbarkeit der Sandsteine. besonders da diese Beimengungen
yon außen nicht zu erkennen sind, vollständig in Frage. Brüche,
in deren Gestein derartige Thoneinlagerungen sich zeigen, liefern
»ein Material, welches als tragfähig nicht anzusprechen ist. Juter—
ssante Versuche über das Verhalten der Sandsteine in be—
retztem Zustande und über deren Ausdehnungen bei Temperatur—
Schwankungen sind beim Bau der Dresdener Elbbrücke angestellt
ind besonders die Ausdehnung der Sandsteine mit thonigem Binde—
nittel in benetztem Zustande beobachtet worden. Einen großen
Sinfluß auf das Verhalten aller natürlichen Bausteine, besonders
iber der Sandsteine, übt das Bruchwasser aus. Je nach den mine—
ralischen Salzen, welche im Bruchwasser enthalten sind, wird das—
elbe auf das Gefrieren des Wassers einen verschiedenen Einfluß
»aben, da einzelne Salze das Wasser bei höherer, anderer wieder
»niedrigerer Temperatur, als Null Grad, zum Gefrieren briugen
„S deibt de- galb eine gute alte Regel: bruchfeuchte Steine im Spät—
herbst oder Wintersanfang nicht zu verlegen, da sonst schon bei
ehr leichtem Frost ein Gefrieren der Steine eintreten kann. Außer—
em wird noch ein öfteres Umwenden der Bruchsteine als vortheil—
yaft vorgeschlagen, um eine gleichmäßige Vertheilung des Bruch—
vassers im Steine und der ausscheidenden kittartigen Bestandtheile
esselben zu erzielen. Die Festigkeit der Steine im bruchfeuchten
Zustande ist oft um ein Drittel geringer, wie die der bruchwasser—
reien Steine. Andererseits soll jeder Stein vor dem Versetzen so
zenau bearbeitet werden, daß ein Nacharbeiten im fertigen Bau
werk besonders lange Zeit nach dem Versetzen nicht mehr nöthig ist,
weil dadurch die äußere, bereits festgewordene Kruste wieder zerstört
wird und sich eine neue, ebenso wetterharte nach der Verduünstung
des Bruchwassers nicht mehr bilden kann.
(Schluß folat.)
Mittheilungen aus der Praxis
Verlegung von Thonröhren zur Hauskanali—
sation. Eine Katastrophe, die sich unlängst bei einem heftigen
Bewitter in Berlin an einer Hauskanalisation zugetragen hat,
»eranlaßt Otto Peschke im „Gesundheits-Ingenieur“, neben den
allgemein giltigen Regeln für Verlegung der Thon- ꝛc. Rähren.
noch folgende Vorschläge zu machen:
1) Man abstrahire von der Forderung nachträglicher Ein—
zringung von Abzweigröhren in vorhandene Thonleitungen und
chreibe statt deren ein Ummauern desjenigen Rohres, von welchem
abzuzweigen ist, bis zu /3 Höhe desselben und auf 0,50 m Lünge
zurch Klinker in Cement und unter gleichzeitiger Einlegung und
Finmauerung eines gut angepaßten gußeisernen Anschlußstutzens an
die äußere Rohrwandung vor. Das obere Drittheil des Thon—
rohres wird dann abgehauen, von innen heraus die Abzweig—
jffnung eingehauen, alle Kanten ꝛc. werden sauder durch Abschleifen
zeglättet und endlich die obere Decke einen Stein stark überwölbt.
Man schließt auf diese Weise noch andere Sünden aus; ist es
»och vorgekommen, daß schräge Thonabzweigungen verkehrt, d. h.
so eingelegt worden sind, daß die Hauswässer den Kaualwässern
und umgekehrt entgegengeführt wurden; völlige Verstopfung war
die Foldge und führte zur Entdeckung des Fehlers