Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

8 
Mittheilungen aus der Praxis. 
682 
alle diese Ursachen zusammen. Bei Bansteinen, in welchen einzelne 
ehr verschieden gefärbte Steine vorkommen, kann schon durch die 
verschiedene Ausdehnung der einzelnen Steine durch die Wärme 
eine Lockerung des Gefüges hervorgernfen werden. Sehr häufig 
wirkt auch das Wachsen von Flechten und Moosen zersetzend und 
zersprengend auf die Oberfläche der Steine, und wenn man auch 
hurch schwache Säuren und Creosot die Lebenskeime dieser niederen 
Pflanzen tödten kann, so ist die Wirkung dieser Mittel doch stets 
aur eine vorübergehende. Das Auftreten dieser niederen Pflanzen 
ist darnm so gefährlich, weil durch das Wachsen derselben nach 
deren Absterben ein Nährboden für höher organisirte Pflanzen 
jeschaffen wird, deren Auftreten schnellere Zerstörnng im Ge— 
olge hat. 
Der Baustein, welcher bei uns mit vollem Recht seiner 
Wetterbeständigkeit und Festigdeit wegen am meisten geschätzt wird, 
st der Granit. Wenn nun auch zähe Steine, wie Dioͤrit und 
Basalt, eben so gute Bausteine abgeben würden, so ist die heutige 
Technik der Steinbearbeitung doch nicht in der Lage, zu hinreichend 
»illigen Preisen Bausteine aus diesen Materialien herzustellen. 
Trotzdem die Mark Brandenburg keine Granitbrüche größeren Um— 
'anges aufzuweisen hat, so findet man doch in den häufigen Granit— 
indlingen und erratischen Blöcken alle Abstufungen der Granit— 
hildung. Jeder, der sich das Granitmaterial für seine Bauten in 
der Miark selbst graben und sprengen lassen muß, lernt gewöhnlich 
ehr bald die guten und schlechten Eigenschasten der Granite dieses 
Peineralienkabinets kennen. OQuarz, Feldspath und Glimmer sind 
die wesentlichen Bestandtheile des Granits, und hat vor allen 
Dingen die Größe und Meiischung der einzelnen Krystalle, die An— 
einanderlagerung der verschiedenen Gesteinstheilchen, sowie deren 
hemische Bestandtheile Einfluß auf das Verhalten des Materials 
gegen mechanische und chemische Kräfte. Das widerstandsfähigste 
Hesteinselement gegen Witterungseinflüsse und Auflösung ist der 
Quarz, und wird also von dessen Menge die Güte und Festigkeit 
»es Steines mehr oder weniger abhängen. Gleichfalls sehr wider— 
tandsfähig gegen chemische Agentien, sogar gegen Schwefelsäure, 
ist der Glimmer. Im Gegensatz hierzu wird der Feldspath bereits 
durch kohlensäurehaltiges Wasser zersetzt, und zwar nimmt dessen 
Widerstandsfähigkeit gegen Verwitterung mit der Größe der ein— 
zelnen Krystalle ab. Sehr ungünstig wirkt das Vorkommen von 
ieselsanurem Eisenorydul, welches dem Feldspath und auch manch— 
nal dem Glimmer beigemengt ist. Derartige Feldspathe färber 
iich sehr bald ockergelb, und die Zersetzung ist eingeleitet. Dadurch, 
daß der Glimmer in äußerst feinen Blättchen spaltet, welche zwar 
ehr elastisch sind, aber doch beim geringsten Frostwetter ausfrieren 
und vom Winde ihrer Leichtigkeit wegen fortgeweht werden, bilden 
iich in der Oberfläche des Steines Vertiefungen, welche eine An— 
ammlung kohlensäure- bezw. schwefelsäurchaltigen Wassers be— 
gjünstigen, wodurch die Verwitterung des Feldspaths eingeleitet 
vird. Man hat deshalb bei der Auswahl der Granite zu Bau— 
steinen darauf zu achten, daß die einzelnen Gesteinselemente der 
—B VV 
gzleichmähig auf der Bruchfläche des Gesteins vertheilt sind. Un— 
vortheilhaft sind große Feldspathkrystalle, welche erstens leicht ver— 
vittern und zweitens meistens die Entwickelung größerer Glimmer— 
olatten im Gefolge haben, wodurch der Granit ein leicht spaltbares 
ind schieferartiges Gefüge erhält. In welcher Weise sich die 
Blimmertheile ablösen, kann man sehr deutlich an einzelnen polirten 
Postamenten hier in Berlin sehen. Es zeigen sich an ihnen sicht— 
»are und fühlbare Vertiefungen, welche durch Verschwinden der 
Blimmerblättchen und Verwttterung der Feldspathe entstanden sind. 
Das Vorkommen von Eisenoxyden in Granit und das Höher— 
»xydiren dieser Beimengungen führt übrigens nicht immer zu ver— 
seerenden Verwitterungen. Sehr häufig bildet sich nur eine dünne, 
othbraune Oxydschicht, welche die unter der Oberfläche liegenden 
Theile gegen das Umsichgreifen der Verwitterung schützt. Es ist 
»ies z. B. eine Eigenschaft mancher sächsischen Granite, die sich 
ehr häufig erst nach dem Vermauern der Granite zeigt, besonders 
iber beim Versetzen derselben mit Cement. Wahrscheiulich wirken 
die im Cement fast immer vorhandenen überschüssigen, nicht ge— 
»zundenen Alkalien, bezw. alkalischen Erden auf die Ausscheidung 
des Eisenoxyds. Da nun aber eine derartige Färbung der Bau— 
teine häufig unerwünscht ist, so schützt man sich wenigstens auf 
längere Zeit durch folgende Mittel dagegen: Man löst Paraffin 
n Petroleumäther oder Benzin und streicht die Oberfläche des 
Steines mit diesen Lösungen, Der Aether bezw. das Benzin ver⸗ 
duusten und das von den Poren des Steins eingesogene Paraffin 
vird durch Abhalten der Luft vom Eindringen in den Stein das 
Drndiren des Eisenoxyds verhindern. 
Ferner kann man auch schweres Harzöl, wie es in den 
Wagenfettfabriken zur Herstellung des Wagenfetts gebraucht wird, 
s Anstrich verwenden Dosselbe hinuterläßt einen fetten Rück 
stand mit bläulichem Schimmer, welcher schwer verharzt, den Luft— 
zutritt abhält und dadurch die höhere Oxydation des beigemenaten 
Fisens erschwert. 
Drittens kann man die Steinoberfläche mit Vaseline streichen, 
velches sehr dünnflüssig ist, also tief in die Poren eindringt und 
ehr schwer oxydirt. Das erste Mittel ist seiner leichten Entzünd— 
ichkeit und Explodirbarkeit wegen mit großer Vorsicht anzuweunden 
ind sind die Arbeiten streng zu überwachen. 
Neben dem Granit sind es wohl die verschiedenen Sand— 
teine, welche am meisten von den natürlichen Bausteinen zur Ver— 
vendung kommen. Der Hauptbestandtheil des Sandsteins ist der 
jegen mechanische und chemische Einflüsse widerstandsfähige Quar z 
Die einzelnen Quarzkörner werden durch Kieselerde, Kalk, Mergel 
»der Thon mit einander verbunden. Von höchst zweifelhaftem 
Werthe und höchst unzuverlässig in ihrem Verhalten sind die 
Sandsteine mit einem thon- oder mergelhaltigen Bindemittel. Am 
estesten zeigen sich die Sandsteine mit kieselhaltigem Bindemittel, 
ꝛei kalkhaltigem Kitt spricht die physikalische Beschaffenheit des 
ohlensauren Kalks mit. Alle Sandsteine haben fich aus dem 
Beröll der durch Erdumwälzungen zertrümmerten Urgesteine durch 
Ublagerung und geologischen Druck gebildet. Die bei diesem Prozeß 
ur Bildung des Gesteins verwandten Meiineralien, sowie die dabei 
virke: den mechanischen und chemischen Kräfte sind ausschlaggebend 
ür die späteren Eigenschaften des Gesteins geworden. Unge— 
mahlene, zusammenhängende Thonknollen, welche bei diesem Ent— 
tehungspsozeß unverändert eingeschlossen worden sind, stellen die 
Brauchbarkeit der Sandsteine. besonders da diese Beimengungen 
yon außen nicht zu erkennen sind, vollständig in Frage. Brüche, 
in deren Gestein derartige Thoneinlagerungen sich zeigen, liefern 
»ein Material, welches als tragfähig nicht anzusprechen ist. Juter— 
ssante Versuche über das Verhalten der Sandsteine in be— 
retztem Zustande und über deren Ausdehnungen bei Temperatur— 
Schwankungen sind beim Bau der Dresdener Elbbrücke angestellt 
ind besonders die Ausdehnung der Sandsteine mit thonigem Binde— 
nittel in benetztem Zustande beobachtet worden. Einen großen 
Sinfluß auf das Verhalten aller natürlichen Bausteine, besonders 
iber der Sandsteine, übt das Bruchwasser aus. Je nach den mine— 
ralischen Salzen, welche im Bruchwasser enthalten sind, wird das— 
elbe auf das Gefrieren des Wassers einen verschiedenen Einfluß 
»aben, da einzelne Salze das Wasser bei höherer, anderer wieder 
»niedrigerer Temperatur, als Null Grad, zum Gefrieren briugen 
„S deibt de- galb eine gute alte Regel: bruchfeuchte Steine im Spät— 
herbst oder Wintersanfang nicht zu verlegen, da sonst schon bei 
ehr leichtem Frost ein Gefrieren der Steine eintreten kann. Außer— 
em wird noch ein öfteres Umwenden der Bruchsteine als vortheil— 
yaft vorgeschlagen, um eine gleichmäßige Vertheilung des Bruch— 
vassers im Steine und der ausscheidenden kittartigen Bestandtheile 
esselben zu erzielen. Die Festigkeit der Steine im bruchfeuchten 
Zustande ist oft um ein Drittel geringer, wie die der bruchwasser— 
reien Steine. Andererseits soll jeder Stein vor dem Versetzen so 
zenau bearbeitet werden, daß ein Nacharbeiten im fertigen Bau 
werk besonders lange Zeit nach dem Versetzen nicht mehr nöthig ist, 
weil dadurch die äußere, bereits festgewordene Kruste wieder zerstört 
wird und sich eine neue, ebenso wetterharte nach der Verduünstung 
des Bruchwassers nicht mehr bilden kann. 
(Schluß folat.) 
Mittheilungen aus der Praxis 
Verlegung von Thonröhren zur Hauskanali— 
sation. Eine Katastrophe, die sich unlängst bei einem heftigen 
Bewitter in Berlin an einer Hauskanalisation zugetragen hat, 
»eranlaßt Otto Peschke im „Gesundheits-Ingenieur“, neben den 
allgemein giltigen Regeln für Verlegung der Thon- ꝛc. Rähren. 
noch folgende Vorschläge zu machen: 
1) Man abstrahire von der Forderung nachträglicher Ein— 
zringung von Abzweigröhren in vorhandene Thonleitungen und 
chreibe statt deren ein Ummauern desjenigen Rohres, von welchem 
abzuzweigen ist, bis zu /3 Höhe desselben und auf 0,50 m Lünge 
zurch Klinker in Cement und unter gleichzeitiger Einlegung und 
Finmauerung eines gut angepaßten gußeisernen Anschlußstutzens an 
die äußere Rohrwandung vor. Das obere Drittheil des Thon— 
rohres wird dann abgehauen, von innen heraus die Abzweig— 
jffnung eingehauen, alle Kanten ꝛc. werden sauder durch Abschleifen 
zeglättet und endlich die obere Decke einen Stein stark überwölbt. 
Man schließt auf diese Weise noch andere Sünden aus; ist es 
»och vorgekommen, daß schräge Thonabzweigungen verkehrt, d. h. 
so eingelegt worden sind, daß die Hauswässer den Kaualwässern 
und umgekehrt entgegengeführt wurden; völlige Verstopfung war 
die Foldge und führte zur Entdeckung des Fehlers
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.