Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Ueber das Verhalten der natürlichen Bausteine. 
696 
Zusammenstellung der Kosten. * 
Kosten osten pro 
Gegenst— im een R 
Mk. Mk. 
Erdarbeiten.. 165 0,14 
Maurers, Pflaster⸗ u. Dachdeckerarbeiten 595 2,19 
Steinhauerarbeiten . .. 264 0, 23 
Zzimmerarbeiten... . 738 NAG3 
Schmiedearbeiten inkl. Material 534 946 
Tischlerarbeiten inkl. Material 065 3,91 
Schlosser- und Eisengußarbeiten 768 9,59 
GBlaserarbeiten.. .. 318 9.29 
Maler- und Anstreicherarbeiten 630 ,54 
Ptaurermaterialien... .. 3796 7,52 
zimmermaterialien. . .. 350 1,16 
Anfuhr der Materialien . .— — 1,79 
Bauleitung, Glocken, Glockenstuhl ꝛcc. 17051 4,33 
In Summa 24398 20,86 
C. Wilcke, Könial. Bau-Inspektor— 
wendungsstelle abliegt, durch eine sachgemäße Besprechung mit den 
Lieferanten und Steinmetzen stets weiter kommen, als mit einem 
dicken Hefte spezieller Bedingungen. 
Um den Sandstein gegen Witterungseinflüsse zu schützen, hat 
man denselben zuweilen mit einer Wasserglaslösung überstrichen. 
Ueber derartige Anstriche bestehen die verschiedensten Ansichten und 
scheinen sich dieselben auch nur, wenn sie mit Umsicht aufgebracht 
werden, zu bewähren. Meistentheis werden statt mehrerer schwacher 
wenige starke Lösungen aufgestrichen, wodurch eine spröde Ober— 
haut erzeugt wird, die leicht abspringt, oder man bringt die Lösungen 
erst auf, nachdem die Steinoberfläche schon gelitten hat und mürbe 
geworden ist. In diesem Falle wird das Abblättern des mürbe 
gewordenen Theils noch beschleunigt. Man thut in jedem Falle 
zut, sfich die Erfahrungen einer Wasserglasfabrik zu Nutze zu 
machen. Nach Hauenschild haben sich Anstriche an Wiener 
Monumental-Bauien 18—20 Jahre hindurch bewährt. Als ge— 
eignetes Mittel gegen die Bildung der Flechten auf Sandsteinen, 
wie auch anderen porösen Steinen, wird Oxalsäure und schwefel— 
saure Thonerde und zur Füllung der Schwefelsäure Baryt- oder 
Kalkwasser empfohlen. 
Kalksteine sind verhältnißmäßig selten in Berlin zum Mauer— 
werk über Terrain angewendet worden. Dagegen ist der Rüders— 
dorfer Kalkstein viel zur Herstellung des Keller- und Fundament— 
mauerwerks benutzt worden. Da, wo Rüdersdorfer Kalkstein in 
rüherer Zeit zu den Sockeln und Plinten an Gebäuden verwandt 
worden ist, hat sich derselbe bis heutigen Tages gut erhalten. 
Schraäͤg stehende Oberflächen des Steins scheinen allerdings leichter 
zu verwittern. Immerhin ist es sehr zu bedauern, daß der Rüders— 
zorfer Stein nicht in größerem Umfange zur Herstellung des 
Sockel- und Plintenmauerwerks eingeführt worden ist, den seine 
Stelle einnehmenden Sandstein und Kohlensandstein würde er ganz 
zut ersetzen. Im Uebrigen verhalten sich die einzelnen Kalkstein⸗ 
irten hinsichtlich ihrer Wetterbeständigkeit in den einzelnen Klimaten 
ehr verschieden. Die meisten brauchbaren Bausteine liefert die 
olithische Formation der Kalksteine. Der feinkörnige, in seiner 
Textuür außerordentlich gleichmäßige Kalkstein von Caen ist in 
Frankreich sehr wetterbeständig und dient daher auch dort zur 
Herstellung der äußeren Architektur, während er in dem feuchten, 
jebligen Klima Englands nur für innere, geschützte Architekturtheile 
Berwendung findet. Der einzige Stein aus der volithischen Gruppe, 
velcher dem feuchten Klima Englands und auch den Nebeln Londons 
Widerstand leistet, ist der Portlandstein von der Insel Portland. 
Derselbe wird aber auch schon seit zwei Jahrhunderten zu den 
Londoner Monumentalbauten verwandt, und St. Paul, Reform 
Tlub, Goldsmiths Hall u. s. w. sprechen für seine Wetterfestigkeit, 
während der Caäener Stein der Canterbury-Kathedrale bedeutende 
Schäden zeigt. Am Folgenschwersten hat wohl die Wahl des Bau⸗ 
teins für das Londoner Parlamentshaus gewirkt. Der Stein ist 
ein Magnesiakalkstein, welcher durch die in der Londoner Atmo— 
phäre enthaltene Schwefelsäure besonders stark angegriffen wird. 
der mit der Auswahl des Steins damals betraut gewesenen 
Kommission macht man die Unkenntniß dieser Eigenschaft des Steins 
zum Hauptvorwurf. Von anderer Seite wird dagegen behauptet, 
ein Steinbruch hätte die Steinmassen für den ausgedehnten Ge— 
»äudekomplex nicht liefern können, und dadurch sei verschieden gutes 
Material auf den Bauplatz gekommen. Jedenfalls klagen alle 
englischen Architekten über die Höhe der Reparaturkosten. In einer 
Sitzung des Londoner Architektenvereins hat Thornyeroft in einem 
Vortrage über die Bemalung der Elgin marbels die Behauptung 
aufgestellt, daß diese mit Oel aufgebrachten Farben die Ursache der 
Abblätterungen der Marmorstücke seien, Es läßt sich nun aller— 
dings schwer beweisen, woher die zerstörende Wirkung des Oels 
der damaligen Zeit rühren soll, da dasselbe doch höchstens schwache 
organische Säuren enthalten konnte. Eine andere, sehr gewagte 
Theorie ist auch die Behauptung des Professor Egleston, daß der 
dom Winde bewegte Straßenstaub abschleifend auf die Steine ge— 
wirkt haben soll. Wenn auch für den betreffenden Fall, welchen 
Egleston als Beweis für seine Behauptung anführt, zur Zeit keine 
hessere Erklärung zu finden ist, so sprechen doch zu viel andere 
Beispiele dafür, daß Steine, welche den mit Steintrümmern be— 
ladenen Windstößen ausgesctzt gewesen sind, durchaus nicht dadurch 
zelitten haben. Die alte Thatsache, daß man mit einem Sand⸗ 
jebläse sehr harte Steine zerstören kann, soll durchaus nicht be— 
tritten werden, aber die Geschwindigkeit, mit welcher die Körper 
des Straßenstaubes die Steinoberfläche treffen, ist doch zu klein, 
um zerstörend auf dieselbe wirken zu können. Außerdem findet sich 
ruf allen diesen Steinoberflächen eine zwar dünne, aber ziemlich 
est anhaftende Schmutzschicht, welche beim Gegenfliegen der Quarz⸗ 
ürver als Volster wirken wird— 
lJ. 
7 
3. 
Ueber das Verhalten der natürlichen 
Bausteine. 
Schluß.) 
In neuerer Zeit hat man in Deutschland zur Bestimmung 
der Frostbestäändigkeit der Bausteine direkte Frostversuche vorge— 
schlagen und angestellt. Es fragt sich freilich dabei nur, ob man 
nicht zu weit geht, wenn man vollgesogenes Material ziemlich tiefen 
Temperaturgraden aussetzt. In der Wirklichkeit kommen dergleichen 
Steine, welche vollständig mit Wasser gesättigt sind, doch hoöͤchstens 
bei vom Wasser bespülten Brückenpfeilern, Quaimauern u. s. w. 
vor, und diese Theile kann man in der den Frostzeiten entsprechenden 
Wasserstandshöhe mit Granit oder sehr harten Klinkern herstellen, 
welche wenig oder gar kein Wasser aufsaugen. Die meisten anderen 
Bautheile nehmen Wasser nur durch Schlagregen, oder aus einer 
feuchten Atmosphäre auf, werden sich also nie in dem vollständig 
nassen Zustände, in welchem die Versuche angestellt werden, be— 
finden. Es kann also leicht vorkommen, daß ein Material als 
nicht frostbeständig verworfen wird, welches in einem alten Bau— 
werke sich als wetterbeständig bewährt hat. Der umgekehrte Fall 
ist in letzter Zeit freilich auch häufig vorgekommen. Ebenso wird 
bei den Versuͤchen über die Wasseraufnahmefähigkeit der Steine 
mehr Gewicht auf die Bestimmung der Zeit, in welcher ein Stein 
eine bestimmte Wassermenge aufnimmt oder abgiebt, zu legen sein, 
als auf die Gesammmmenge als Prozentsatz seines Gewichts. Ein 
anderer Nebenumstand, der zu großer Vorsicht bei der Beurtheilung 
der Frostbeständigkeit der Steine auf Grund dieser direkten Frost— 
versuche mahnt, ist der schon erwähnte Einfluß, den die aus den 
Hintermauerungssteinen, dem Mörtel (besonders dem Cement), dem 
Änmachewasser in das in den Sandsteinen oder anderen Ver— 
blendungssteinen eingesogene Wasser gelangten Salze auf die Er— 
höhung oder Erniedrigung der Gefriertemperatur dieses Wassers 
janz sicher ausüuben werden. Man wird demnach nur richtige 
Schlüsse über das Verhalten der Steine im Frost aus derartigen 
Versuchen ziehen können, wenn man die übrigen Materialien, 
welche zur Verwendung kommen sollen, einer eingehenden Unter— 
suchung auf ihre Nebenbestandtheile unterwirft, oder dieselben 
möglichst ohne verderbliche Beimengungen benutzt. Bis zur sach⸗ 
Jemäßen Untersuchung der Nebenmaterialien wird sich die größte 
Zahl der ausführenden Techniker auch nicht so leicht entschließen, 
da die Untersuchung der Hauptmaterialien, welche besonders in die 
Erscheinung treten, auch heute noch immer nicht als Nothwendigkeit, 
sondern leider mehr als Luxus betrachtet wird. 
Was nun das in Berlin verwandte Sandsteinmaterial be— 
trifft, so kann man wohl behaupten, daß sich das bei Monumental— 
Bauten verwendete Material bis jetzt sehr gut gehalten hat. 
Wenn nun auch zugestanden werden muß, daß von Seiten der 
ausführenden Techniker mit Umsicht bei der Auswahl der Materialien 
stets verfahren ist, so muß doch den hiesigen Steinmetzen und 
Lieferanten ebenfalls das Lob ertheilt werden, daß ihrerseits zu 
diesen Bauten nur mustergiltiges Material geliefert worden ist. 
Mitunter freilich ist es leider vorgekommen, daß, wenn zufällig 
bedeutende Baukapitalien in energische Hände gelegt worden sind, 
die betreffenden Techniker geglaubt haben, für Geld zu jeder Zeit 
Alles, also auch gute Bausteine erhalten zu können, und dann unge— 
nügendes Material geliefert worden ist, weil eben gutes in dieser 
Jahreszeit überhaupt, wenigstens aus dem gewünschten Steinbruche 
nicht zu beschaffen war. Man wird in den meisten Fällen bei der 
Lieferung natürlicher Bausteine. deren Bruch weit von der Ver—
	        

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