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Ueber externe und interne Dachrinnen.
Ueber erterne und interne Dachrinnen.
Auch ein wunder Fleck im Bauwesen! Im Mittelalter hatte
man entweder an den Häusern gar keine Dachrinnen und das
Regenwasser floß auch über die steilen Dächer sehr rasch ab, oder,
wenn schon am Dachsaum Rinnen angebracht waren, ergoß sich
das Wasser an deren Ende durch Ausläufer und Rohrerweiterungen
welchen die damaligen Klempner und Kupferschmiede die aben—
theuerlichsten, noch jetzt angestaunten und belächelten Figuren und
Gestalten, als Drachen, Affen Löwen u. a. Groteskformen, gaben;
die Passanten unten auf der Straße aber mußten sich ein förm—
liches Spießruthenlaufen durch Fontainen und Sturzbäche gefallen
lassen. Was macht nicht alles die Gewohnheit?! Das hielt sich
lange und wir finden solche wasserspeienden Ungeheuer aus Blech
noch in vielen Städten und Städtleins in Oesterreich und Deutsch—
land, aus alten Zeiten stammend. Der steigende Verkehr, Comfort,
die höheren Kulturförderungen ꝛc. aber ließen diese Wasserspeier
zuletzt doch bald als unstatthaft erscheinen und so kam man auf
die Idee, die Wasserspeier aufzulassen und von der Dachsaumrinne
eine senkrechte Ableitung herzustellen, das Dachhalbrohr erhielt
daher einen abwärtsgehenden, vollen Rohrast bis zum Niveau der
Straße, welcher an der Façadenmauer an der äußersten lothrechten
Kante des Hauses, gegen das Nachbarhaus zu, angeschmiegt, be—
festigt wurde. Nun ergoß sich zwar das Regenwasser nicht mehr
auf die Köpfe der Passanten, wohl aber auf deren Füße und die
Trottoirs und Straßen — (Letztere waren früher, besonders im
Mittelalter, in der Mitte geneigt und gesenkt, in dieser Form —)
wurden jetzt zu Betten fuͤr reißende Bäche. Wieder ertönte ein
Protest! Auf dies hin versenkte man, da inzwischen in den
meisten Städten die Kanalisirung eingeführt war, die Rohre bis
in kleine Abzweigungen des Straßenkanals. Aber auch dies paßte
nicht! Warum? Technische Gründe sind nicht bekannt und
unauffindlich, es können also außer conventionellen, ökonomischen und
sogar ganz nebensächlichen nur noch ästhetische Gründe sein,
en wie wir später unten sehen werden, leicht begeanet werden
önnte.
Kurz und gut, die außerhalb an den Façadenmauern ange—
brachten Dachwasserableitungsrohre wurden auf „behördlichen
Befehl“ kassirt und durch weitere fachlichgenössische, wie be—
hördliche Befehle wurde nun verordnet, daß von den Dachsaumauf—
zangrohren, welche au etwa vorkommende Ecken mit Stauwauden —
(zum Schutz gegen das Ueberfließen des Wassers) zu versehen sind,
interne () Ableitungsnöhren durch das Dach und den Bodenraum
hindurch bis zum Abortschlauch oder zu einem speziellen Regen—
wasserschlauch geleitet werden. Es scheint, daß man sich auf diese
geniale Erfindung nicht wenig zu gute that und einbildete! Was
geschah nun?! Machte man geschlossene Vollrohre im Dach—
bodenraum und es kam etwa ein Wolkenbruch, so konnten die Voll⸗
rohre das massenhaft zuströmende Wasser nicht fassen, es suchte sich
also einen Ausweg und fand ihn nirgends anders, als außerhalb
am Dache! Jupiter pluvius, oder sagen wir einfach der Regen,
machte so der Behörde eine lange Nase und das Wasser ergoß sich
wie vordem, trotz der Ukase, den Passanten auf die Köpfe! Ließ man
jedoch die Ableitung in offenen Rinnen — meistens aus Lärchens,
Föhren- oder Eichenholz mit Blei-, Kupfer⸗- oder Zinkblech über—
zogen — über den Dachboden gehen, so ergoß sich das Ueberfall—
und Stauwasser bei starken Regengüssen auf den Dachboden und
tränkte die Decken des obersten Stockwerkes; Konsequenzen
hiervon: Fäulniß der Dippelbäume, Schaalbretter, Be—
schädigung der Stuckatur, der Plafondstapeten ꝛc. Jetzt schrieen
wieder die Hauseigenthümer und Miether Zeter und Mordio!
Außerdem ist meistens die Neigung dieser Dachbodenrinnen eine
so geringe, daß es fast immer Wasserrückstände giebt, welche
im Sommer durch die Stagnation pestialische Gerüche verbreiten,
was auch sanitätswidrig ist. Es bleibt also, glaube ich,
nichts übrig, als wieder zu dem alten Modus zu greifen
und die Ableitungsröhren außerhalb an der Mauer,
aber ganz versenkt, so daß gar nichts von derselben zu
sehen, anzubringen und sie in Abzweigungen des Straßen—
kanales zu leiten; die Dachsaumauffanghalbröhren müssen eine ge⸗—
nügende Weite“) haben, ebenso die Ableitungsröhren; die Maaße
(Dimensionen) richten sich nach der Flächenausdehnung und
Neigungsform des Daches; bei einem steilen, großen Dache muß
das Rohrwerk sehr weit hergestellt werden, bei kleinen, mehr flachen
Dächern bedarf es nur Roͤhren von geringerer Weite; bei Dächern
mit Terrassen und Attika kann das Wasser in den Hof
geleitet werden; dasselbe gilt von der Rückseite selbstverständlich
und überhaupt. L. TEXK.
Dieselben erhalten jetzt meist hohe Vorderwände aus dekorativem
Zinkornamentguß und rückwärts bringt man hohe Dachsaumbleche an.
Mittheilungen aus der Praxis.
Mittheilungen aus der Prarxis.
„Die Herstellung von Fussböden in Arbeits-
räumen. Nach den bisher gemachten Erfahrungen haben sich für
die einzelnen Werkstattbetriebe nachstehend angegebene Fußböden
als den Zwecken entsprechend ergeben:
a) In den Schlossereien, Drehereien, Klempnereien, Tischlerwerk⸗
stätten und Kesselschmieden empfiehlt es sich in Rücksicht auf
die Gesundheit der Arbeiter die Fußböden aus Holz herzu—
stellen. Während für die ersteren Werkstätten ein Bohlen⸗
belhag aus gutem Holze hinreicht, empfiehlt es sich, denjenigen
der Kesselschmieden aus Klotzpflaster auszuführen, welches
auf festgestampftem Untergrunde verlegt werden muß.
Für alle Werkstätten, in welchen Feuerarbeiter thätig sind,
empfiehlt es sich, in steinreichen Gegenden Steinpflaster, in
anderen jedoch Lehmschlag anzuwenden, welch' letzterer sich
durch besondere Billigkeit auszeichnet.
In solchen Räumen, welche staubfrei zu halten sind und in
welchen mit Wasser gearbeitet wird, wie Schleifereien ꝛc.
wendet man zweckmäßig Fußböden aus Asphalt oder Cement—
beton an.
Für Montirnngs- und Reparaturwerkstätten für Lokomotiven
und Wagen kann Klotzpflaster aus weichem oder hartem
Holze empfohlen werden. Bei Herstellung derselben in Eisen—
bahnwerkstätten können ausrangirte Schwellen und die bei
Reparaturen gewonnenen Hölzer mit Vortheil Verwendung
finden.
Wird eine besonders große Tragfähigkeit des Fußbodens
»erlangt, so verwendet man diese Hölzer zweckmäßig in arößeren
„tücken.
Für solche Werkstätten, in denen gleichzeitig mit Feuer oder
Wasser gearbeitet wird, können Fußböden aus Cementbeton oder
Branitplatten empfohlen werden Ueber die Preise der Fußböden,
die allerdings nicht für alle Gegenden gültig sein können, werden
die folgenden Angaben nicht unerwünscht sein:
1. Doppelte Dielung aus kreuzweise übereinander gelegten, 40 mm
starken Bohlen pro qm 6,5 M.
2. Pflaster aus Granitplatten pro qm 12 Mk.
3. Kopfsteinpflaster pro ¶m 3 Mk.
*. Holzklotzpflaster, je nachdem altes oder neues Holz zur Ver—
— wendung gelangt, 5210 Mk. pro qm
5. Lehmschlag 1,5 Mk. pro qm.
6. Cementfußboden 354 Mk. pro qm. R...g.
Ventilation von Fabrikräumen. Unter all' den ver⸗
chiedenen, oft sehr komplicirten und sehr theuren Einrichtungen
ür diese Zwecke scheint, wie die „Münch. Bau⸗ u. Kunstgewerbeztg.“
iach dem „Textil Manufacturer“ schreibt, keine einfacher zu sein,
ils die der Benützung der Säulen, welche man meistens in jenen
Räumen findet. Gewöhnlich gehen diese Säulen vom Fußboden,
die eine über der andern stehend, durch alle Etagen hindurch bis
um Dache, und wenn auch bei Webereien mit Sheddach dieselben
»enützt werden, um das Regenwasser abzuleiten, so werden sie bei
sohen Gebäuden zu diesem Zwecke doch niemals verwandt. Diese
Säulen können nun leicht zur Ventilation benützt werden und ist
ie Einrichtung folgende: — Diese Säulen sind hohl, haben durch—
jehende Verbindung miteinander und sind bis zum Dache hinaus—
jeführt, wo sie durch einen einfachen, kleinen Hut geschützt sind.
In jedem Stockwerke, nahe an der Decke, haben dieselben ein
undes Loch von ungefähr dem halben Durchmesser der Säule,
»as durch einen Deckel vermittelst einer Stange und eines Hebels
geschlossen oder geöffnet werden kann. Auf diese Weise kann jeden
Augenblick, so ost es nöthig ist, die heiße Luft entfernt werden,
ie, sobald der Deckel von der Oeffnung genommen wird, sich durch
ziese in die Säule fortleitet, um aus der Spitze derselben zu ent—
veichen. Es ist selbstverständlich, daß nicht in jedem Stockwerke
zieselbe Reihe von Säulen die Oeffnungen besitzen darf, da sonst
die oberen die heiße Luft der unteren erhalten würden. In jedem
Stockwerke ist nur eine Reihe, die benützt wird, vom Erdgeschosse
»is zum Dache und sie sind so arrangirt, daß in jeder Reihe in
edem Raume immer die vierte oder fünfte Säule in demselben
»enutzt wird. So ventilirt, wenn das Gebäude fünf Stockwerke
nesitzt, die erste Säule den unteren Raum, die zweite den zweiten,
die dritte den dritten und so fort, so daß in derselben Säulenreihe
ede fünfte Säule eine Oeffnung hat. Ein besonderer Vortheil
dieser Art Ventilation ist noch der, daß diese über den ganzen
Raum gleichmäßig vertheilt wird und jeden Zug verhindert, ein
Vorzug, den man bei den meisten Ventilations-Einrichtungen ver—
mißt. Diese einfache Vorrichtung, welche sicher billig zu stehen
kommt, ist nachahmenswerth.
Praktische Erfahrungen über den Bau von Fa⸗
brikschornsteinen. L. Ramdohr in Gotha theilt in der