Wohnhaus des Herrn Direktor Zilkens in Ehrenfeld dei Köln.
26
Wohnhaus des Herrn Direktor Silkens
in Ehrenfeld bei Köln.
(Hierzu 12 Fig.)
Vielfach ist bei der Redaktion unseres Blattes der Wunsch
zum Ausdruck gelangt, es möchten neben der Veröffeutlichung aus—
reführter Bauwerke in mehr skizzenhaft gehaltenen Grundrissen,
Schnitten und Ansichten auch von Zeit zu Zeit einzelne, spezieller
durchgearbeitete Entwürfe, namentlich zu Wohnhänsern, mit allen
wichtigeren Details im Baugewerksblatt zum Abdruck gelangen.
Wie in allen anderen Fällen war es auch hier unser Bestreben,
die Anregungen aus unserem Leserkreise so weit wie möglich
dankbar zu verwerthen und es gelang uns auch, mehrere derartig
ausgearbeitete Wohnhausprojekte zur Veröffentlichung zu gewinnen,
die hoffentlich den Beifall unserer Leser finden werden. Wir be—
ginnen zunächst mit einem kleineren Wohn- und Geschäftshause,
das in dem eben abgelaufenen Jahre in Ehrenfeld bei Köln für
Rechnung des Herrn Bankdirektor Zilkens daselbst erbaut wurde.
Hieran wollen wir dann zugleich einige Bemerkungen über be
sondere, dem rheinischen Privatbau eigenthümliche Techniken an—
chließen.
Das Haus liegt an der, den wichtigsten Vorort Kölns, die
industriereiche Stadt Ehrenseld in ganzer Länge durchziehenden
Hauptverkehrsader, der Venloer Straße, und zwar an einem her—
ßorragenden Punkte derselben. Etwas näher auf Köln zu liegt
nämlich die katholische Hauptkirche des etwa 18000 Seelen zählenden
Ortes, in den beiden, ganz nahe der Baustelle die Venloer Straße
kreuzenden Querstraßen liegen einerseits die evangelische Kirche und
das neue stattliche Postgebaude, andererseits das Bahnhofsgebäude;
etwas weiter von Köln ab liegt das nach den Plänen des be—
kannten Gothikers, Baurath Statz erbaute Rathhaus. In Anbe—
racht dieser gunstigen Lage war die Absicht des Bauherrn wohl
durchaus gerechtfertigt, wenn er auf der leider ziemlich beschränkten
Baustelle ein Geschäfts- und Wohnhaus errichten wollte, das in
iußerer und innerer Ausstattung einen stattlicheren Charakter
tragen sollte, als dies bei den meisten Bauten der Kölner Vororte
der Fall ist, die man vielmehr fast ausnahmslos als reine Be—
dürfnißbauten bezeichnen muß.
Bei der immerhin geringen Frontbreite von 8,15 Meter von
Mitte zu Mitte der gemeinschaftlichen Giebelmauern konnte es sich
naturgemäß nur um ein 'sogenanntes „Dreifensterhaus“ handeln —
für ein solches aber bot die Baustelle im Vergleich zu der meist
nur gegen 7,00 m und darunter zeigenden Frontbreite der sonst
in den Vororten Kölns üblichen Miethshäuser noch ganz leidliche
Axweiten.
Wie unseren Lesern ja zum Theil bekannt sein wird, hat
sich am Rhein und überhaupt im westlichen Deutschland noch all—⸗
zemein die in England konsequent durchgeführte Wohnweise in
kleineren Häusern erhalten. Dieselbe hat ja unstreitig vor dem
im Osten überall verbreiteten System der großen Miethshäuser
viele Vorzüge, die wohl am besten ihren Ausdruck in dem stolzen
englischen Worte: „Ay house is my dastle“ („Mein Haus ist
meine Burg“) finden. Andererseits bringt dieser Wohngebrauch
aber auch manche Mißstände mit sich, da der eine größere Anzahl
Räume beanspruchende Bewohner diese meist nur in mehreren
Stockwerken vertheilt erhalten kann, wodurch ein häufiges Treppen⸗
steigen bedingt wird. Ueberdies kann auch nur der schon in bessern
Verhältuissen lebende Mittelstand sich bei den heutigen Grundstücks—
und Baupreisen noch den Luxus des diesem System zu Grunde
ciegenden Alleinbewohnens eines ganzen Hauses gestatten, in den
meisten Fällen werden heutzutage diese Dreifensterhäuser in den
einzelnen Stockwerken doch von verschiedenen Haushaltungen be—
wohnt. —
Die allgemein in Köln und Umgegend übliche Bauart dieser
Häuser für eine besser situirte Familie zeigt nun meist im Erd—
geschoß an der Vorderfront seitlich einen Flur, neben dem dann
dei Geschäftshäusern das Ladenlokal, bei reinen Wohnhäusern ein
größeres Zimmer liegt. Hinter diesem befindet sich in der Regel
nach dem Hofe zu ein zweites Wohnzimmer. Der Flur verbreitert
sich nach hinten um ein geringes Maß und bildet dort das
Treppenhaus, das meist über die Hoffronte etwas hinaustritt, um
seitlich einen Ausgang nach dem Hofe zu gestatten, während eine
Thür geradezu zu der in einem Anbau liegenden Küche führt, der
sich event. noch eine oder mehrere Kammern anschließen. Dieser
Anbau ist meist so niedrig gehalten, daß man vom Podest der
gleicharmigen Treppe nur noch einige Stufen zu steigen hat, um
die in seinem zweiten Geschoß liegenden Schlafzimmer für jüngere
Linder, für Dienstpersonal ꝛc. zu erreichen. Um in das erste
Stockwerk des Vorderhauses zu gelangen, muß man daher noch
einen ganzen Treppenlauf weiter steigen, so daß in den oberen
Geschossen Vorderhaus und Anbau eine direkte Verbindung in
gleichem Niveau entbehren. Das erste Stockwerk des Vorderhauses
jeigt dann meist bei den für eine Familie bestimmten Dreifenster—
häusern nach der Straße zu einen über Flur und Vorderzimmer,
bezw. Ladenlokal des Erdgeschosses reichenden größeren Raum, den
sogenannten „Saal“, nach Hofe zu ein entsprechendes Zimmer wie
m Erdgeschoß, das meist als Schlafraum für die Eltern benutzt
vird. In der Regel bleibt der Anbau vom ersten Stockwerk ab
niedriger liegen, wodurch zugleich Gelegenheit geboten wird, über
einem Dache in der Vorderhaus-Hinterfront ein größeres Fenster
ur Beleuchtung des Treppenhauüses anzubringen. Das zweite
Stockwerk des Vorderhaunses ist meist nach der Straße zu in zwei
Räume ähnlich wie im Erdgeschoß getheilt und dieut hauptsächlich
ils Wohn- und Schlafräume für ältere Kinder, als Fremden—
zsimmer ꝛc.; im Dachgeschoß sind vielfach noch einige Mansarden—
zimmer für Dienstpersonal oder als Vorrathsräume ausgebaut.
Fügen wir nun noch hinzu, daß oft, wenn die Verhältnisse
ein groͤßeres Geschäftslokal verlangen, der vordere Theil des Flurs
janz wegfällt, so daß man zu den eigentlichen Wohnräumen nur
zurch den Laden gelangen kann, daß bei noch ausgedehnterem
Beschäfts- oder Handwerksbetrieb die hierzu nöthigen Räume meist
in besonderen getrennten Hintergebäuden untergebracht werden, daß
erner, wenn Auch selten, noch ein drittes Stockwerk ausgebaut
vird, so werden sich unsere Leser ein möglichst getreues Bild des
heinischen Dreifensterhauses machen können. Wie wir jedoch oben
»ereits andeuteten, kann sich aber nur eine schon besser situirte
ramilie den Luxus gestatten, ein solches Haus allein zu bewohnen,