Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Mittheilungen aus der Praxis. — Berichte aus verschiedenen Städten. 
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Rücken des Sitzes, wo dies nicht angeht, auch auf der Seite ange— 
hracht werden, die einfache Mechauik, die aus bestem hämmerbarem 
Fisen besteht, also fast unzerbrechlich ist, enthält nur direkte An— 
griffspunkte, befindet sich im betriebsfertigem Zustande innerhalb 
zdes Kastens und kann nicht beschädigt werden. 
Der Vorgang beim Streueu ist folgender: Beim Oeffnen 
des Deckels heben die Arme f, vermittelst der Zapfen g, die 
Hebel s und mit diesen den Schlitten d nach hinten; dadurch wird 
jer durch den Schlitten bis jetzt verschlossene Einfall für die im 
Füllraume befindliche Torfstreu in den Kanal Ggeöffnet, beim 
Schließen des Deckels wird der Schlitten d durch die Arme fin 
einer der Längendifferenz zwischen gk und gh angemessenen 
Schnelligkeit vorgeschleudert und die Torfstreu in der Sitzschüssel 
»erstreut. Um das Bestäuben des Sitzbrettes zu verhüten, erfolgt 
»as Verwerfen erst, wenn der Deckel fast ganz geschlossen ist. 
—8— Torfstreu kann auch jedes andere Streumittel verwendet 
verden. 
Die Sammlung der mit Torfmull gemischten Exkremente 
vwy— in jeder vorhandenen Grube, in Tonnen, Fässern ꝛc. er— 
olgen. 
Ein einfaches Rechenexempel giebt einen ungefähren Einblick 
n die Ausgaben-Verhältnisse bei Torfstreu-Gebrauch. Die Torf— 
treu kostet 1,80 Vek. pro 50kg. Es sind 50 Kg hinreichend zur 
Desinfektion von 600 Kg Fäkalstoffen, welche aus festen und 
lüssigen Massen bestehen. Eine Person produzirt durchschnittlich 
m Jahre 450 Kg Fäkalstoffe. Hieraus folgt, daß zur Bindung 
zieser Menge 36,66 Kg nothwendig sind, welche einen Ankaufs— 
»zreis von 1,26 Mik. repräsentiren. Rechnet man nun für Ar— 
»eitsaufwand, Verzinsung der allenfallsigen Trockenkloset-Anlagen ꝛc. 
benfalls noch einen wahrscheinlichen Prozentsatz, so wird die 
Jahresausgabe für eine Person sich immerhin nicht höher als auf 
50 Mk. beziffern. 
Dieser Ausgabe muß nun aber die Einnahme resp. der Werth 
des gewonnenen Düngers gegenübergestellt werden, welcher nach 
Prosessor Dr. Heiden in Pommritz, bei einem Gehalte von 
,78 pCct. Stickstoff, 0,22 pCt. Phosphorsäure und 0,28 pCt. 
Kali, im Gegensatze zu künstlichen Düngermitteln einen Werth von 
venigstens 81,3 Pfennigen für 50 Kg besitzt. Mithin stellt sich 
)as Exempel folgendermaßen: 
Jahresausgabe pro Person 1,50 Mk., 
Jahreswerth des Düngers 486,66 kKg ca. 7,89 Mk. 
Der in , cbmn große, 2 bis 3 Zentner schwere Ballen 
zepreßte Torfmull kostet in einzelnen Ballen pro Zentner 2 Mik., 
in Wagenladungen von 200 Zentnern bedeutend weniger. 
Diese Angaben haben nicht etwa nur die Bedeutung theore— 
tischer Betrachtungen, sondern der Torfdünger wird wirklich und, 
wo die Wirkungen desselben bekannt sind, mit großer Vorliebe von 
den Landwirthen gekauft. Von Magdeburg, Hannover ꝛc. wo die 
Torffäkalbindung zum Theil obligatorisch eingeführt ist, wird 
Torfdünger in Wagenladungen mit der Eisenbahn an die 
Rübenbauer verkauft, in vielen Orten Süddeutschlands, die Torf 
»erwenden, sind die Weinbauern eifrige Abnehmer, die das Produkt 
chätzen; den in den großen, nach dem System Poppe hergestellten 
Abortanlagen auf dem Staatsbahnhofe in Wien sich täglich er— 
gebenden Dünger — eine Wagenladung pro Tag — bezieht Dreher 
in Schwechat für seine Güter. In einer Stadt Sachsens kommt 
ꝛs sogar vor, daß Gärtner und Bauern sich um den Inhalt einer 
Brube streiten und die Bevorzugung seitens des Besitzers durch 
Abnahme anderer Artikel erkaufen. 
Zur Umgestaltung einer gewöhnlichen Abortanlage in eine 
olche sür Torfbindung bedarf es nur der Beschaffung eines Streu— 
apparates, der je nach der äußeren Ausstattung, gemalt und lackirt 
33 Mk., fournirt und mit vernickelten Beschlägen 36 Mk. kostet. 
Da die vorhandenen Sitzanlagen, Rohrleitungen und Sammel— 
gefäße beibehalten werden können, belaufen sich die Kosten der Um— 
wandlung pro Sitz auf höchstens 40 Mk., resp. 60 Mi. 
Schluß folat.) 
dilfsmittel leicht ausführen läßt, hat sich oftmals bewährt. Noth— 
vendig ist es aber, daß man zum Vergleich einen anerkannt guten 
Schiefer bei der Hand hat, da auch der beste Schiefer irgend eine 
Bewichtszunahme erleiden wird. In wichtigeren Fällen und dann, 
wenn man z. B. den Kieselgehalt festgestellt wissen will, muß die 
hemische Untersuchung des Materials vorgenommen werden. 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. (Vom Reichstagsgebäude) Die behufs 
Fundamentirung des Reichstagsgebäudes im Herbst 1883 vorge— 
iommene Untersuchung ergab nach dem „Bauunternehmer“, daß: 
die Sohle der minder belasteten Bautheile auf — 31,20 bis 
“- 31,80 über Normal-Null (N. N.), diejenige der 4 Eckthürme 
und der Kuppel auf — 30,00 über N. N. oder 0,40 m unterhalb 
der auf — 30,40 über N. N. amtlich ermittelten Linie des nie— 
drigsten Wasserstandes anzulegen seien. Während sich im Allge— 
meinen diese Voruntersuchungen bei der Ausführung als richtig er— 
viesen, ergab nach der Ausschachtung bis auf den niedrigsten 
Wasserstand die Bodenuntersuchung an den beiden wördlichen 
Thürmen, daß in wechselnden Tiefen weiche, schwimmsandartige 
Schichten vorhanden sind, bei denen eine kunstliche Befestigung des 
Baugrundes rathsam erschien; der Befund hinsichtlich des Bau— 
zrundes für die Kuppel war noch ungünstiger. Nachdem die Be— 
chaffenheit des Baugrundes überall festgestellt war, wurden ein— 
zehende Berechnungen vorgenommen, um für diejenigen Stellen, 
velche einer künstlichen Befestigung bedurften, die zweckmäßigste 
Art der Gründung zu ermitteln. Hierbei stellte sich heraus, daß 
in dem vorliegenden Falle die Gründung mittelst Rundpfählen und 
Betondecke die geeignetste und ihre Herstellung mit dem geringsten 
Aufwand an Zeit und Kosten verbunden sei. Nach überschläglichen 
Ermittelungen betragen nämlich die Kosten derselben bis Oberkante 
Beton einschließlich der Kosten für Wasserhaltung rund 58 Mk. 
ür den Quadratmeter, während diejenigen einer Gründung mittels 
Betons unmittelbar auf dem 4,50 bis 5 m unter N. W. lagernden 
'esten Kies, die nächst der angewandten hätte in Frage kommen 
können, rund 86 Mk. für den Quadratmeter betragen haben würden. 
Bei der unmittelbaren Betongründung wäre außerdem noch hinzu— 
zekommen, daß ein Erdkörper von etwa 2000 qm Grundfläche und 
5 bis 5mm Tiefe oder 9000 bis 10000 ebm Inhalt im Wasser 
iuszuheben gewesen wäre, was einen unverhältnißmäßig großen 
Aufwand an Zeit und Mitteln verursacht haben würde. Die 
Hründung mittelst Pfahlrost-Beton, welche bereits mit vorzüglichem 
Frfolg beim Bau des pharmakologischen Instituts der Berliner 
Iniversitüt, sowie an anderen Orten bei schweren Brückenpfeilern 
zur Anwendung gekommen ist, wurde daher auch hier als die ge— 
»eignetste ausersehen. Die mittelst Dampframmen Sisson und 
Whiteschen Systems geschlagenen 2232 Stück Rundpfähle der 
Kuppel hatten bei einem mittleren Durchmesser von 25 em eine 
Länge von 5m, wurden in einer Tiefe von 1,10 m unter N. W. 
ibgeschnitten und mit einem Betonkörper von 1,40 m Stärke be— 
deckt. Die Pfähle wurden nach einem gleichseitigen Dreieck in 
Um Entfernung von Mitte zu Mitte in schrägen Reihen, deren 
rechtwinkliger Abstand 0,866 betrug, eingerammt. Vorher war 
zie ganze Baugrube durch eine Spundwand von 5,25 mm Tiefe um— 
chlossen worden. Nach Beendigung der Rammarbeiten war das 
Erdreich zwischen den Pfählen derartig zusammengepreßt, daß auch 
an denjenigen Stellen, welche vorher mit dem Versuchscisen kaum 
zu ergründen waren, letzteres nur mit Mühe und nur wenig tief 
eindrang. Durch die gewählte Gründungsart war mithin nicht nur 
eine sichere Uebertragung der Last auf den festen Kies, sondern 
zanz besonders noch eine Zusammenpressung des Bodens erzielt, 
daß letzterer an sich schon ausreichende Gewähr für die bean— 
pruchte Tragfähigkeit leistet. Es sei noch bemerkt, daß der Boden 
wischen den Pfahlköpfen bis auf 15 cm unterhalb dieser ausge— 
joben wurde, so daß die Pfahlköpfe um das genannte Maaß in 
zen Betonkörper eingreifen und hierdurch eine sichere Stellung er— 
jalten. Ganz besondere Sorgfalt wurde auf die Anschlüsse zwischen 
hen tiefer reichenden Bauthellen und den höher liegenden, minder 
»elasteten Fundamenten verwendet. In ausgedehnter Weise ist von 
»er Anordnung umgekehrter Bögen in den Fundamenten Gebrauch 
gemacht, im Interesse thunlichster Material-Ersparniß und gleich— 
mäßiger Druckübertragung. Den hierdurch gebildeten Oeffnungen 
in den Fronten und Hauptwänden entsprechend, sind in allen 
intergeordneten Quer- und Scheidewänden ähnliche Bögen bezw. 
Aussparungen in den Fundamenten angelegt, um später die zahl⸗ 
reichen Kanäle und Rohrleitungen unterhalb der Kellersohle ohne 
Schwierigkeit durchführen zu können. 
Berlin. Ueber die Bauthätigkeit in Berlin während 
des Jahres 1884 liegen jetzt folgende amtliche Nachweise vor: Im 
Mittheilungen aus der Prarxis. 
Zur Prüfung der Güte von Dachschiefer kann 
nan dort, wo es sich üm die Feststellung der Dauerhaftigkeit ohne 
ꝛeine genauere chemische Untersuchung handelt, folgendes einfache 
Berfahren benutzen. Schiefer von derschiedener Sorte, aber gleichem 
vorher festgestelltem Gewicht werden etwa eine Viertelstunde lang 
in siedendes Wasser getaucht, dann wieder heraus genommen und 
orgfältig abermals gewogen. Hierbei wird sich herausstellen, 
velcher Schiefer die größte Gewichtzunahme erfahren hat, welche 
iur aus der Aufnahme von Wasser resultirt. Derjenige Stein, 
velcher viel Wasser aufgesogen hat, ist nicht von Werth; er ist 
»erwitterbar und schälfab. Diese Probe, die sich ohne welche
	        
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