diteraturbericht. — Bautechnische Notizen. — Brief- und Fragekasten.
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reffenden öffentlichen Interesse zum Sündenbock machen wolle. —
derr Direktor Adler verbreitete sich mit einem sittlichen, an einigen
Stellen ungemein packenden Unwillen über die allgemeine Richtung
es Entwurfs, in das oft schwer erworbene Besitzthum der Bürger
ücksichtslos einzugreifen, ihnen mit einem Federstrich viele Millionen
iehmen, die ganze Zukunft der Reichshauptstadt auf's Spiel setzen
zu wollen und das Alles um solcher Nebenzwecke, deren unter—
geordnete Natur im geordneten Rechtsstaat unmöglich auf dreiste
Heltung rechnen dürfe. — Herr Stadtverordneter Weiß brachte
inwillkürlich die schiefe Lage der städtischen Behörden zum Ver—
tändniß, die in einer Frage, wo sie eigentlich eine Hauptstimme
jaben sollten, nur nebensächlich gehört würden, was bei einer so
beraus komplizirten Vorlage doppelt schwierig sei. Sensation
nachte, daß Magistrat mit dem Entwurf noch nichts zu thun ge—
Jhabt habe, daß vielmehr Kommissare der Polizei und der Regierung
uter Muwirkung der technischen Hochschule als die Urheber an—
zusehen seien. Redner wußte daher auch nicht zu sagen, was
ommunalseitig geschehen werde, obwohl alle Welt von der Un⸗
nöglichkeit dieser Vorlage überzeugt sei. — Unseres Wissens muß
ils der eigentliche Erfinder der jetzige Branddirektor Herr Witte
mgesehen werden, und daß man diesem Herrn im einseitigen Inter—
esse seines, wenn auch wichtigen Instituts einen so devolutiven
Finfluß auf die gesammten städtischen Verhältnisse gestattet, halten
vir für kein Glück. Die sogenannten Spezialisten verderben oft
„as Allgemeinbefinden. Die zweifellose Ueberzeugung der Versamm—
ung dokumentirte sich schließlich zur Genüge in der einstimmig
ingenommenen Resolution, „daß die neue Bauordnung mit dem
Wohle der Reichshauptstadt unvereinbar und deshalb abzulehnen
iDie neue Bauordnung hat übrigens bereits eine mehr als
wanzigjährige Vergangenheit. Die ersten Versuche einer Um—
estaltung beginnen, 1863, wurden 1871 fortgesetzt und 1878 vor—
ufig beendet. Allein unter dem raschen Umschwung der thatsäch⸗
ichen Verhälinisse wurde 1879 schon wieder ein neuer Entwurf
iusgearbeitet, 1880 den städtischen Behörden vorgelegt, von diesen
nit'mehrfachen mildernden Aenderungen versehen und dann im
Zchooß der Regierung zurückbehalten, um ietzt in neuester Gestaltung
as Tageslicht zu erhlicken.
Die Ausstattung ist der Bedeutung des Werkes entsprechend
yöchst würdig gediegen und trotzdem ist der Preis — 4,50 M.
ür jede Abtheilung, oder das ganze Werk elegant aebunden 20 M.
— ein äußerst mäßiger.
Iu der 3. Abtheilung ist zunächst der 10. Abschnitt „Die
Luftheizung“ beendet, dann foigt der 11. Ahschnitt „Die Heiß—
vasserheizung“, im 12. Abschnitt „Die Warmwasser—
jeizung“ (Niederdrucksystem), im 13. Abschnitt „Die Dampf-
eizung“, im 14. Abschnitt,‚Die Wassergasheizung“ und
indlich Formel-Tabellen und Zahlen-Tabellen.
Unsere Leser werden gewiß ein Werk mit Freude begrüßen,
velches einem seit lange gefühlten Bedürfniß in so allgemein be⸗
riedigender und ausgiebiger Weise abhilft. on —
Bautechnische Notizen.
Versteinerte Wälder in Amerika. Die in ausgedehnten
ragern in den Vereinigten Staaten, namentlich in Arizona, Wooming
ind den Regionen der Rockh Mountains vorkommenden versteinerten
Väͤlder haben bei den praktischen Amerikanern eine neue Industrie hervor—
serufen. In San Franzisko ist eine großartige Fabrik entstanden, worin
as versteinerte Holz geschnitten, zu Nippessachen verarbeitet und
Hhlirt wird. Die Pohtur soll feiner als die des Marmors sein, ja die
»es Achats und Onyr noch übertreffen. Es ist zu befürchten, daß dieser
Industriezweig die geologisch so hochwichtigen versteinerten Wälder in
urzer Zeit konsumiren und verschwinden lassen wird.
Was aus Sägemehl noch zu machen ist. Sägemehl ist
etwas, was sich schwer weiter verwerthen läßt, aber in Amerika, wo man
uichts verkommen und untergehen läßt, hat auch Sägemehl schon bei
illem Möglichen Verwerthung gefunden. So giebt,es jetzt schon ganze
Fabriken, wo das Sägemehl zu einer besondern steinartigen Masse ver⸗
irbeitet wird, die sich sägen, schneiden und hobeln läßt und sehr leicht
st. Andere benutzen Saägemehl anstatt des Sandes zum Mörtel, der
ann sowohl dem Frost als auch der Feuchtigkeit mehr als sonst wider⸗
dehen soll. Ein dritter nimmt Sägemehl als Zusatz zum Gips und
pill nicht minder gute Erfehrungen damit machen. Natuͤrlich haben sich
Alle ihre Methode alsbald patentiren lassen.
J Vorschriften zur Herstellungssog. feuerfester Austriche:
Kathe in Deutz stellt eine feuerfeste Farbe zum Schutz von Holzgebäuden
inter Verwendung von Asbest auf solgende Weise her: Asbeststaub 30 pEt.
bird mit Thon 205Ct. innig gemischt und mit Wasser 30pEt. Borax 10 pCEt.
ind Wasserglas 10 pCt. einige Zert erwärmt und agemahlen, wobei eine
darbe zugesetzt werden kann
Die Herstellung von Wasserglas-Anstrichen ist wie folgt anzu—
empfehlen: Man bestreicht das Holz mehrere Male mit einer dünnen
röfung von Wasserglas und zuletzt mit einer dickeren Wasserglas-Lösung,
»Der mit einer Mischung von Wasserglas-Lösung mit Schlemmkreide.
Ein vorzügliches Klebemittel. Man scheidet aus abgerahm⸗
er Milch mitselst etwas Essigsaäure den Käsestoff aus, wascht denselben
nit Wasser und setzt dapon einer kalt gesättigten Borariösung so lange
u, bis nichts mehr gelöst wird. Es eutsteht eine klare, dicke Fluͤssigkeit,
velche ein hohes Klebevermögen besitzt und, hierin das arabische Gummi
veit übertrifft. Es eignet sich diese Flüssigkeit zum Aufkleben von
Papier, Etiquettes, Briefmarken, die dann blos angefeuchiet zu werden
rauchen. Auch in Kunsttischlereien, bei Vorteleuillearbe ten. kann die—
elbe die Stelle des Leimes vertreten.
Fitergturbporicht
Lehrbuch der Heiz- und Lüftungstechnik. Nach
eichtfaßlichen Theorien und mit besonderer Rücksicht auf die Be—
ürfnisse der Praxis, verfaßt von Friedrich Paul, Baurath des
Wiener Stadtbauamtes. Mit über 300 Abbildungen. Dritte und
Vierte Abtheilung. Wien, Pest, Leipzig. A. Hartileben's Verlag.
Mit den uns heute vorliegenden beiden letzten Abtheilungen
ieses äußerst zeitgemähen vorzüglichen Werkes ist dasselbe vollendet.
Obgleich wir über die beiden ersten Abtheilungen bereits ein—
sehende Besprechungen brachten, so wollen wir bei der Wichtig—
eit des Werkes hier nochmals auf das ganze Werk eingehen.
Die Erkenntniß, daß eine gelungene Heiz- und Ventilations—
inlage für ein Wohnhaus ein absolutes Bedürfniß ist, hat bereits
n so weite Kreise Eingang gefunden, daß jeder Baumeister im
Stande sein muß, eine solche anlegen zu können. Um aber jeden
Baumeister in den Stand zu setzen, daß er sich mit Leichtigkeit
die hierzu nöthigen Kenntnisse verschaffen könne, existirte bisher
ein vollständiges Gesammtwerk, wenigstens keins, welches die
Janze Materie so leichtfaßlich abhandelte, als das vorliegende.
Demjenigen, welcher gesonnen ist, sich zum vollständigen Heiz—
echniker heranzubilden, wird in diesem Buche die Möglichkeit ge—
gseben, ohne viele Mühe zum Ziele gelangen zu können; denn er
ändet darin den für ihn so wichtigen theosetischen Theil, mit Aus—
chluß der höheren Analysis, in leicht zugänglicher Einfachheit, und
doch nubeschadet der vollen Gründlichkeit so dargestellt, daß er sich
»es Gegenstandes ohne großen Zeitverlust bemächtigen kaun. Der
enige aber, der nicht gesonnen ist, den mathematischen Entwicke—
ungen zu solgen, ist keineswegs genöthigt, die mathematisch-phy—
ikalischen Abschnitte zu überschlagen, denn er wird in den viel—
sältigen Zahlenbeispielen dieser Abschnitte, die für den Gebrauch
der Formeln gegeben sind, eine ausführliche Belehrung finden.
Er wird dieselben leicht verständlich und in der Art abgefaßt
inden, daß er sich für seinen etwa vorliegenden Fall ohne Schwie—
rigkeit die Erfordernisse klarstellen kann, welche er beim Entwerfen
des Bauplans zum Zwecke der Heiz- und Veutilations-Einrichtung
zu beachten habe. Einen besonderen Werth erhält dieses Buch
»urch Anhang von nahe 70 Tabellen, welche im ersten Theile aus
einem vollständigen Auszuge aller entwickelten Formeln und auf—
estellten Koeffizienten bestehen; und im zweiten Theil eine reiche
and neuartige Sammlung von Hülfjstabellen bilden, welche dem
yroiektirenden Heiztechniker Zeit und Mühe ersparen werden
Brief⸗ und Fragekasten
Herrn Maurermeister M. in A4. Sie fragen, ob ein durch ein mangel⸗
jaft ausgeführtes Bauwerk verursachter Unfall dann von dem Bauherrn zu
lertreten sei, wenn dieser einem nicht geprüften Meister die Arbeit über—
ragen habe. Es ist hierbei maßgebend der Grad des Verschuldens, weicher
en VBauherrn bei Auswahl der von ihm angenommenen Arbeiter trifft.
Fin Werkmeister, gleichviel ob er geprüft oder ungeprüft ist, haftet nach
I. L. R. J. 11, 8 821, für ein geringes Versehen, währeud für den dadurch
erursachten Schaden nach A. L. R. J 6, 8 56, derjenige haftet, welcher aus
ßorsatz, grobem oder mäßigem Versehen die Handlung verschuldet hat, welche
inem Andern schädlich geworden ist. Die Auswahl 'eines ungeeigneten Ar—⸗
eiters würde ein derartiges Verschulden enthalten, welches den Bauherrn
ür die daraus erwachsenen Nachtheile verantwortlich macht. Allein es muß
»er Nachweis geführt werden, daß der Werkmeister in der That ungeeignet
ind dies dem Bauherrn bekannt war, beziehungsweise nach den Umständen
ekannt sein muüßte. Wir wiederholen aber nochmals ausdrücklich, daß ein
Werkmeister duschaus niemals um deshalb als ungeeignet betrachtet werden
ann, weil er nicht geprüft worden ist, ebensowenig als er für gesianet an—
uerkennen ist, weil er eine Prüfung bestanden hat. —
Herrn Bauunternehmer T. in O. Rammmmaschinen sind in Berlin seit
inigen Jahren zur Anwendung gekommen, und zwar mit ziemlich gutem Er—
olge. Rähere Auskunft über dieselben werden Sie mit Lrichtigkeit durch
das städtische Tiefbauamt zu Berlin erhalten können.
Herrn Maurermeifter Seh. in R. Es ist überhaupt nicht anzurathen,
Mauern non Lehmsteinen als Außenmauern zu verwenden. Wenn Sie aber
zgar eine Mauer aus Backsteinen auf eine solche aus Lehmsteinen setzen wollen,
d ist das doch mindestens als konstruktionswidrig zu be eichnen. Umgekehrt
wäre es noch eher verständlich. Wir rathen Ihnen deshalb entschieden von
der beabsichtigten Konstruktion ab.
Herrn Maurermeister P. in S. Es ist du chaus zu empfehlen, wenn
Feldstein mauerwerk eines Kellers in feuchtem Erdreich aufgeführt werden soll
baifelb⸗e il boneltischen ẽoift zu mauern und außerdem aut zu isoliren.
»*k*tion: H. Diesener in Berlin —
Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von H.
Mufer Neranftwartlichtkeit des Norlegers
Hermann in Berlin