Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

diteraturbericht. — Bautechnische Notizen. — Brief- und Fragekasten. 
160 
3 
reffenden öffentlichen Interesse zum Sündenbock machen wolle. — 
derr Direktor Adler verbreitete sich mit einem sittlichen, an einigen 
Stellen ungemein packenden Unwillen über die allgemeine Richtung 
es Entwurfs, in das oft schwer erworbene Besitzthum der Bürger 
ücksichtslos einzugreifen, ihnen mit einem Federstrich viele Millionen 
iehmen, die ganze Zukunft der Reichshauptstadt auf's Spiel setzen 
zu wollen und das Alles um solcher Nebenzwecke, deren unter— 
geordnete Natur im geordneten Rechtsstaat unmöglich auf dreiste 
Heltung rechnen dürfe. — Herr Stadtverordneter Weiß brachte 
inwillkürlich die schiefe Lage der städtischen Behörden zum Ver— 
tändniß, die in einer Frage, wo sie eigentlich eine Hauptstimme 
jaben sollten, nur nebensächlich gehört würden, was bei einer so 
beraus komplizirten Vorlage doppelt schwierig sei. Sensation 
nachte, daß Magistrat mit dem Entwurf noch nichts zu thun ge— 
Jhabt habe, daß vielmehr Kommissare der Polizei und der Regierung 
uter Muwirkung der technischen Hochschule als die Urheber an— 
zusehen seien. Redner wußte daher auch nicht zu sagen, was 
ommunalseitig geschehen werde, obwohl alle Welt von der Un⸗ 
nöglichkeit dieser Vorlage überzeugt sei. — Unseres Wissens muß 
ils der eigentliche Erfinder der jetzige Branddirektor Herr Witte 
mgesehen werden, und daß man diesem Herrn im einseitigen Inter— 
esse seines, wenn auch wichtigen Instituts einen so devolutiven 
Finfluß auf die gesammten städtischen Verhältnisse gestattet, halten 
vir für kein Glück. Die sogenannten Spezialisten verderben oft 
„as Allgemeinbefinden. Die zweifellose Ueberzeugung der Versamm— 
ung dokumentirte sich schließlich zur Genüge in der einstimmig 
ingenommenen Resolution, „daß die neue Bauordnung mit dem 
Wohle der Reichshauptstadt unvereinbar und deshalb abzulehnen 
iDie neue Bauordnung hat übrigens bereits eine mehr als 
wanzigjährige Vergangenheit. Die ersten Versuche einer Um— 
estaltung beginnen, 1863, wurden 1871 fortgesetzt und 1878 vor— 
ufig beendet. Allein unter dem raschen Umschwung der thatsäch⸗ 
ichen Verhälinisse wurde 1879 schon wieder ein neuer Entwurf 
iusgearbeitet, 1880 den städtischen Behörden vorgelegt, von diesen 
nit'mehrfachen mildernden Aenderungen versehen und dann im 
Zchooß der Regierung zurückbehalten, um ietzt in neuester Gestaltung 
as Tageslicht zu erhlicken. 
Die Ausstattung ist der Bedeutung des Werkes entsprechend 
yöchst würdig gediegen und trotzdem ist der Preis — 4,50 M. 
ür jede Abtheilung, oder das ganze Werk elegant aebunden 20 M. 
— ein äußerst mäßiger. 
Iu der 3. Abtheilung ist zunächst der 10. Abschnitt „Die 
Luftheizung“ beendet, dann foigt der 11. Ahschnitt „Die Heiß— 
vasserheizung“, im 12. Abschnitt „Die Warmwasser— 
jeizung“ (Niederdrucksystem), im 13. Abschnitt „Die Dampf- 
eizung“, im 14. Abschnitt,‚Die Wassergasheizung“ und 
indlich Formel-Tabellen und Zahlen-Tabellen. 
Unsere Leser werden gewiß ein Werk mit Freude begrüßen, 
velches einem seit lange gefühlten Bedürfniß in so allgemein be⸗ 
riedigender und ausgiebiger Weise abhilft. on — 
Bautechnische Notizen. 
Versteinerte Wälder in Amerika. Die in ausgedehnten 
ragern in den Vereinigten Staaten, namentlich in Arizona, Wooming 
ind den Regionen der Rockh Mountains vorkommenden versteinerten 
Väͤlder haben bei den praktischen Amerikanern eine neue Industrie hervor— 
serufen. In San Franzisko ist eine großartige Fabrik entstanden, worin 
as versteinerte Holz geschnitten, zu Nippessachen verarbeitet und 
Hhlirt wird. Die Pohtur soll feiner als die des Marmors sein, ja die 
»es Achats und Onyr noch übertreffen. Es ist zu befürchten, daß dieser 
Industriezweig die geologisch so hochwichtigen versteinerten Wälder in 
urzer Zeit konsumiren und verschwinden lassen wird. 
Was aus Sägemehl noch zu machen ist. Sägemehl ist 
etwas, was sich schwer weiter verwerthen läßt, aber in Amerika, wo man 
uichts verkommen und untergehen läßt, hat auch Sägemehl schon bei 
illem Möglichen Verwerthung gefunden. So giebt,es jetzt schon ganze 
Fabriken, wo das Sägemehl zu einer besondern steinartigen Masse ver⸗ 
irbeitet wird, die sich sägen, schneiden und hobeln läßt und sehr leicht 
st. Andere benutzen Saägemehl anstatt des Sandes zum Mörtel, der 
ann sowohl dem Frost als auch der Feuchtigkeit mehr als sonst wider⸗ 
dehen soll. Ein dritter nimmt Sägemehl als Zusatz zum Gips und 
pill nicht minder gute Erfehrungen damit machen. Natuͤrlich haben sich 
Alle ihre Methode alsbald patentiren lassen. 
J Vorschriften zur Herstellungssog. feuerfester Austriche: 
Kathe in Deutz stellt eine feuerfeste Farbe zum Schutz von Holzgebäuden 
inter Verwendung von Asbest auf solgende Weise her: Asbeststaub 30 pEt. 
bird mit Thon 205Ct. innig gemischt und mit Wasser 30pEt. Borax 10 pCEt. 
ind Wasserglas 10 pCt. einige Zert erwärmt und agemahlen, wobei eine 
darbe zugesetzt werden kann 
Die Herstellung von Wasserglas-Anstrichen ist wie folgt anzu— 
empfehlen: Man bestreicht das Holz mehrere Male mit einer dünnen 
röfung von Wasserglas und zuletzt mit einer dickeren Wasserglas-Lösung, 
»Der mit einer Mischung von Wasserglas-Lösung mit Schlemmkreide. 
Ein vorzügliches Klebemittel. Man scheidet aus abgerahm⸗ 
er Milch mitselst etwas Essigsaäure den Käsestoff aus, wascht denselben 
nit Wasser und setzt dapon einer kalt gesättigten Borariösung so lange 
u, bis nichts mehr gelöst wird. Es eutsteht eine klare, dicke Fluͤssigkeit, 
velche ein hohes Klebevermögen besitzt und, hierin das arabische Gummi 
veit übertrifft. Es eignet sich diese Flüssigkeit zum Aufkleben von 
Papier, Etiquettes, Briefmarken, die dann blos angefeuchiet zu werden 
rauchen. Auch in Kunsttischlereien, bei Vorteleuillearbe ten. kann die— 
elbe die Stelle des Leimes vertreten. 
Fitergturbporicht 
Lehrbuch der Heiz- und Lüftungstechnik. Nach 
eichtfaßlichen Theorien und mit besonderer Rücksicht auf die Be— 
ürfnisse der Praxis, verfaßt von Friedrich Paul, Baurath des 
Wiener Stadtbauamtes. Mit über 300 Abbildungen. Dritte und 
Vierte Abtheilung. Wien, Pest, Leipzig. A. Hartileben's Verlag. 
Mit den uns heute vorliegenden beiden letzten Abtheilungen 
ieses äußerst zeitgemähen vorzüglichen Werkes ist dasselbe vollendet. 
Obgleich wir über die beiden ersten Abtheilungen bereits ein— 
sehende Besprechungen brachten, so wollen wir bei der Wichtig— 
eit des Werkes hier nochmals auf das ganze Werk eingehen. 
Die Erkenntniß, daß eine gelungene Heiz- und Ventilations— 
inlage für ein Wohnhaus ein absolutes Bedürfniß ist, hat bereits 
n so weite Kreise Eingang gefunden, daß jeder Baumeister im 
Stande sein muß, eine solche anlegen zu können. Um aber jeden 
Baumeister in den Stand zu setzen, daß er sich mit Leichtigkeit 
die hierzu nöthigen Kenntnisse verschaffen könne, existirte bisher 
ein vollständiges Gesammtwerk, wenigstens keins, welches die 
Janze Materie so leichtfaßlich abhandelte, als das vorliegende. 
Demjenigen, welcher gesonnen ist, sich zum vollständigen Heiz— 
echniker heranzubilden, wird in diesem Buche die Möglichkeit ge— 
gseben, ohne viele Mühe zum Ziele gelangen zu können; denn er 
ändet darin den für ihn so wichtigen theosetischen Theil, mit Aus— 
chluß der höheren Analysis, in leicht zugänglicher Einfachheit, und 
doch nubeschadet der vollen Gründlichkeit so dargestellt, daß er sich 
»es Gegenstandes ohne großen Zeitverlust bemächtigen kaun. Der 
enige aber, der nicht gesonnen ist, den mathematischen Entwicke— 
ungen zu solgen, ist keineswegs genöthigt, die mathematisch-phy— 
ikalischen Abschnitte zu überschlagen, denn er wird in den viel— 
sältigen Zahlenbeispielen dieser Abschnitte, die für den Gebrauch 
der Formeln gegeben sind, eine ausführliche Belehrung finden. 
Er wird dieselben leicht verständlich und in der Art abgefaßt 
inden, daß er sich für seinen etwa vorliegenden Fall ohne Schwie— 
rigkeit die Erfordernisse klarstellen kann, welche er beim Entwerfen 
des Bauplans zum Zwecke der Heiz- und Veutilations-Einrichtung 
zu beachten habe. Einen besonderen Werth erhält dieses Buch 
»urch Anhang von nahe 70 Tabellen, welche im ersten Theile aus 
einem vollständigen Auszuge aller entwickelten Formeln und auf— 
estellten Koeffizienten bestehen; und im zweiten Theil eine reiche 
and neuartige Sammlung von Hülfjstabellen bilden, welche dem 
yroiektirenden Heiztechniker Zeit und Mühe ersparen werden 
Brief⸗ und Fragekasten 
Herrn Maurermeister M. in A4. Sie fragen, ob ein durch ein mangel⸗ 
jaft ausgeführtes Bauwerk verursachter Unfall dann von dem Bauherrn zu 
lertreten sei, wenn dieser einem nicht geprüften Meister die Arbeit über— 
ragen habe. Es ist hierbei maßgebend der Grad des Verschuldens, weicher 
en VBauherrn bei Auswahl der von ihm angenommenen Arbeiter trifft. 
Fin Werkmeister, gleichviel ob er geprüft oder ungeprüft ist, haftet nach 
I. L. R. J. 11, 8 821, für ein geringes Versehen, währeud für den dadurch 
erursachten Schaden nach A. L. R. J 6, 8 56, derjenige haftet, welcher aus 
ßorsatz, grobem oder mäßigem Versehen die Handlung verschuldet hat, welche 
inem Andern schädlich geworden ist. Die Auswahl 'eines ungeeigneten Ar—⸗ 
eiters würde ein derartiges Verschulden enthalten, welches den Bauherrn 
ür die daraus erwachsenen Nachtheile verantwortlich macht. Allein es muß 
»er Nachweis geführt werden, daß der Werkmeister in der That ungeeignet 
ind dies dem Bauherrn bekannt war, beziehungsweise nach den Umständen 
ekannt sein muüßte. Wir wiederholen aber nochmals ausdrücklich, daß ein 
Werkmeister duschaus niemals um deshalb als ungeeignet betrachtet werden 
ann, weil er nicht geprüft worden ist, ebensowenig als er für gesianet an— 
uerkennen ist, weil er eine Prüfung bestanden hat. — 
Herrn Bauunternehmer T. in O. Rammmmaschinen sind in Berlin seit 
inigen Jahren zur Anwendung gekommen, und zwar mit ziemlich gutem Er— 
olge. Rähere Auskunft über dieselben werden Sie mit Lrichtigkeit durch 
das städtische Tiefbauamt zu Berlin erhalten können. 
Herrn Maurermeifter Seh. in R. Es ist überhaupt nicht anzurathen, 
Mauern non Lehmsteinen als Außenmauern zu verwenden. Wenn Sie aber 
zgar eine Mauer aus Backsteinen auf eine solche aus Lehmsteinen setzen wollen, 
d ist das doch mindestens als konstruktionswidrig zu be eichnen. Umgekehrt 
wäre es noch eher verständlich. Wir rathen Ihnen deshalb entschieden von 
der beabsichtigten Konstruktion ab. 
Herrn Maurermeister P. in S. Es ist du chaus zu empfehlen, wenn 
Feldstein mauerwerk eines Kellers in feuchtem Erdreich aufgeführt werden soll 
baifelb⸗e il boneltischen ẽoift zu mauern und außerdem aut zu isoliren. 
»*k*tion: H. Diesener in Berlin — 
Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von H. 
Mufer Neranftwartlichtkeit des Norlegers 
Hermann in Berlin
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.