Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

non Decken kann auch eintreten durch Fäulniß der Balkenenden 
»der Verkohlung, wenn sie an der Mittelmauer in Feuerkanäle zu 
tecken kommen? wir kommen bezüglich der Anzeichen solcher Vor— 
'ommnisse sogleich darauf und wollen eben die Hauptsymptome 
aller Destruktionen: die Risse und Sprünge, Klaffungen xc. 
räher besprechen 
6. Risse und Sprünge ꝛc. 
Feine Risse und Sprünge in Mauern und in der Stukkatur 
eder Art kommen sehr leicht vor und sind als sogenannte „Paar— 
nisse“ nur in der Ausdehnung und Zusammenziehung des Mate— 
riales, durch Austrocknung, starke Kälte, Wärme x. begründet und 
jaben als solche nmichts zu bedeuten. Eine gewisse Bedeutung 
jaben dagegen schon sogenaunte Stukkaturrisse, welche oft sehr stark 
ichtbar sind und quer zur Balkenlage verlaufen; sie entstehen 
ius einer lüderlichen Behandlung seitens der Stukkateure bei ihren 
Arbeiten, wenn sie es unterlassen, die Rohre nicht etwas ineinander 
u schieben, sondern die Büschel schaarenweise so appliziren, daß die 
Enden derselben alle in einer mehr oder weniger scharfen Linie 
ibsetzen, d. h. eine formliche Kante bilden; wo dann die Rohrbüschel, 
Lagen oder Bündel zusammenstoßen — von der J. Schaar zur II., 
»der von der II. zur III. u. s. f. — entsteht mit der Zeit ein 
AD VVV 
tort, der Stukkaturdraht, und da ist es dann möglich, daß sich eine 
SZtukkopartie ablöst von der Verschaalung und sich senkt oder gar 
sjerabfällt. Noch immer sind diese Fälle zu den glimpflicheren zu 
zechnen. Auch dadurch können Stukkatursprünge entstehen, wenn 
Schaalbretter sich ablösen, indem einige Nägel (oder Schranben) 
iachlassen — eventuell durch Abspringen der Köpfe — und sich 
»ann erstere werfsen und biegen; dies kommt jedoch selten vor, eher 
rifft es sich bei Tramboden, daß einzelne Trame sich ausbiegen, 
vodurch dann Höcker (Buckel; an der Decke sich hilden und mit 
der Zeit sich die Stukkatur ganz senkt. Auch dies gehört noch zu 
»en glimpflicheren Sitnationen. Wenn sich aber die Quersprünge 
in der Decke mehren, stärker werden — mehr klaffen — und 
nuch Längssprünge dazn treten, wenn man offenbar und klar sieht, 
daß sich die Decke senkt, sei's allgemein oder partiell, so ist Gefahr 
»orhanden, daß anch ein totaler oder partieller Deckeneinsturz 
erfolgt: dann hat man die Sache zu untersuchen durch stellenweises 
Aufreißen oder Aubohren, um sich ein Bild der Beschaffenheit der 
Deckenkonstruktionen nach der Qualität ihres Materiales zu ver— 
chaffen; das Bohrpulver“) sagt uns vft rasch, daß die Balken an— 
jejault sind, oder geborsten oder an dem einen Ende angekohlt ꝛc. 
Werden nun durch die Untersuchung solche bedeutende örganische 
Zchäden konstatirt, so ist dem betreffenden Miether mindestens der 
Aufenthalt in dem Gemache, wo derlei vorkommt, zu versagen, 
wwentuell noch seinem Nachbar oberhalb, wenngleich vielleicht nur 
nterimistisch; es müssen Stützungen (Pölzungen) angebracht 
verden, einzelne Balken (Trame, Sturzbalken, Düppelbäume) oder 
Zchaalbretter ausgewechselt werden und sind durch nene zu ersetzen. 
Erst nach Vollendung dieser Arbeit, von deren Güte man sich 
iberzeugen muß, und nach Austrocknung der Stukkatur kann vom 
zaupolizeilich-ygieuischen Standpunkte auns das Wiederbewohnen 
Benutzen überhaupt) des hetreffenden Gemaches (Lokales) gestattet 
werden. Es sind jedoch auch Fälle möglich, wo saämmtliche Balken 
sich an den Enden oder gänzlich angejauit und vermorscht zeigen, 
o daß eine bedeutende Katastrophe früher oder später unvermeid— 
ich ist: dann müssen die betreffenden Miether jowohl, als ihre 
»eiden Nachbarn oberhalb und unterhalb delogirt werden, 
weil die eventuell einstürzende Decke, besonders, wenu sie sehr schwer 
st, auch die Decke des unteren Gemaches durchschlagen könnte, 
äberhaupt aber die Reparatur in diesem Falle so groß ist, daß an 
ein Wiederbewohnen in sehr naher Zeit nicht zu denken ist. 
Starke Risse bei Gewölben, besonders am Schlusse und 
in den Widerlagern, dann bei Eisenbalken mit Zwischenwölbung 
sind bei dem Miangel aller Elastizität und größerer Schwert 
)edeutend gefährlicher, bezügliche Katastrophen sind viel vehementer, 
sretenviel rascher und unvorhergesehener auf. Auch hier sind 
in der Regel die doppelten bis dreifachen Delogirungen nöthig. 
Mauerpfeilerrisse, fast wagerecht und sawach, ba un— 
zestörter reiner Vertikalität des Mauerwerks — z. B. bei einem 
Hiuttele oder Eckdoppelpfeiler — haben wenig zu bedenten; sie 
ind ebenfalls nur Folgen leichter Ausdehnung, Zusammenziehung, 
er Kälte, leichter Senküng ꝛc. Schiefe, stärkere, sehr martirte 
Pfeilerrisse sind dagegen immer bedenklich, besonders je reiner 
die Bruchlinie ist; ist sie zacken- und sägeförmig, so schließt man 
zerne daraus, daß auch die Bruchflächen innerhalb sehr uneben 
ind, daher die beiden Bruchkörper dadurch eher gehindert werden, 
eicht übereinander hin zu gleiten; geradezu gefährlich ist es 
aber, wenn die beiden — oder mehrert Bruchkörper aus der 
sBohrmehl 
Erfindungen. 
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»ertikalen Achse gerathen und zugleich der Riß oder die Risse 
tark klaffen. Da in Folge dessen ein plötzlicher Abst urz er— 
jolgen kann, wodurch eventuell auch mehrere Räume neben— 
und übereinander mit dem Einsturze bedroht sind, so ist 
sofortige Delogirung, eventuell selbst mit polizeilicher Gewalt, 
zu verfügen. 
Vertikale Sprünge in Mauerpfeilern, resp. in Mauern 
iberhaupt, kommen meist dann vor, wenn sich die Mauer stark 
ind ungleichmäßig gesetzt hat; hier hängt es wieder von näheren 
Imständen ab, ob eine partielle, allgemeine, momentane, proviso— 
rische oder bleibende Delogirung, schnell oder in gewisser 9 zu 
nerfügen ist, da auch hieraus eventuell Einstürze resultiren können. 
Schließlich ist noch zu bemerken, daß Risse an den Stuhl— 
eisten des Fußbodens, wenn sich die Mauern vom Fußboden 
zu entfernen scheinen und ein bemerkenswerther Zwischenraum sich 
bildet, sichere Zeichen sind eines Weichens oder Ausbiegens der 
Dauptmauer, sie künden symptomatisch nicht selten den Ein— 
sturz des Gebäudes an, wenn besonders auch gleichzeitig sich 
bedentende Sprünge anderweitig zeigen und Risse sam Plafond 
zu bemerken sind. IL. TkbK. 
Erfindungen. 
Ein nenes ZJeichenbrett. 
Von der Firma F. Soennecken in Bonn ist ein neues 
weiseitiges Zeichenbrett in den Handel gebracht, dessen Beschreibung 
wir im Folgenden geben. Die bisher üblichen Zeichenbretter, welche 
auf der Rückseite 2 Leisten haben, sind in der Handhabung etwas 
inbequem, lästig zu transportiren und bieten für die Benutzung 
tets nur die eine Seite. Von verschiedenen Seiten sind nun wohl 
Berbesserungen an Reißbrettern hergestellt worden, keine aber er— 
jüllt die Bedingungen, welche man an ein gutes Reißbrett stellen 
d in so ausgedehntem Maße, als das neue Soennecken'sche 
Reißbrett. 
Fidg.. 
Die Stelle der Leisten wird hier durch 2 bewegliche eiserne 
Bügel ersetzt, Fig. 1, von denen der eine mittels eines Hakens, 
er sogenannten Tragestütze, festgestellt werden kann. Da sich nun 
jeide Bügel, wie aus der Zeichnung ersichtlich, sowohl nach der 
inen, als auch nach der anderen Seite drehen lassen, so sind beide 
Flächen zum Zeichnen zu benutzen, sodaß eines dieser Zeichenbretter 
zleichsam 2 andere ersetzt. Waͤhrend die eine Zeichnung noch un⸗ 
yollendet ist, kann die andere Seite des Brettes schon wieder be— 
autzt werden, was besonders für Lehrer und Schüler, aber auch 
tür Bureauzwecke von großem Werth ist. 
Soll das Brett derartig gestellt werden, daß es das Zeichnen 
bequem im Sitzen gestattet, so dreht man den einen Buͤgel so weit, 
bis er mit dem Brette in eine Ebene zusammenfällt und gebrauchl 
den anderen Büqgel als Stütze, Fig. 2. Soll das Brett hoch stehen,
	        

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