Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

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Berichte aus Städten. 
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einbürgern sollte, zu einer vollkommenen Umwälzung unserer 
Heizvorrichtungen führen müßte. Es ist die Anwendung von 
Naphtarückständen als Heizmaterial. Die Heizvorrichtung ist eine 
einfache und besteht im Wesentlichen aus einem Medalleinsatz 
in der Form eines Back- oder Bratofens. Dieser Einsatz kann 
in jeden beliebigen Ofen geschoben werden. Außerhalb des 
Ofens befindet sich zur Aufnahme des Heizmaterials ein Reser— 
voir, das unten mit einem in den Heizraum mündenden, mittelst 
Hahnes verschließbaren Rohre versehen ist. Zur Heizung gießt 
man die einmal nach der Größe des Ofens festgestellte Menge 
Naphtarückstände hinein, bringt zur Anheizung etwas Petroleum 
auf die Pfanne, entzündet es und öffnet den Hahn des Reser— 
voirs. Die anfangs langsam zufließenden Naphtarückstände ent— 
zünden sich, und hat die Pfanne sich genügend erhitzt und ist 
dadurch der genügende Zug entstanden, so brennen sie mit schön 
weißer lichterleher Flamme. Für den kaum eintretenden Fall, 
daß, bei zu starkem Zufluß des Heizmaterials oder bei starkem, 
den Zug hinderndem Winde und gänzlicher Vernachlässigung 
der Beobachtung des Zuflusses, ein Ueberströmen stattfinden 
sollte, ist eine Rinne in dem Pfannenstiele angebracht, durch 
welche das überflüssige Heizmaterial, nicht mehr brennend, in 
ein an der Ofenmündung unten hängendes Blechgefäß abfließt. 
— Aus dieser kurzen Beschreibung geht hervor, wie einfach 
und handlich der ganze Apparat ist. Da man ihn nur in den 
Heizraum des Ofens zu schieben braucht, so kann ein und der— 
selbe Apparat der Reihe nach in den übrigen Oefen einer Woh— 
nung Verwendung finden. — Bei diesem Heizverfahren hal 
man es niemals mit lästigem Rauche zu thun. Die Heizung 
geht vollständig geruchlos vor sich, die Gefahr aus dem Ofen 
fallender glühender Kohlen kann nicht eintreten und die Er 
hitzung der hier angebrachten halben Ofenthür ist bis zum 
Lune der Heizung eine so schwache, daß man die Mestall— 
klappe unbeschadet mit den Händen berühren kann; der Ofen 
selbst wird in kurzer Zeit stark durchhitzt. Daß unter solchen 
Umständen jene durch herausfallende glühende Kohlen und heiße 
Ofenthüren verursachten Brandunglücke, denen hauptsächlich Kin— 
der zum Opfer fallen, hier ausgeschlossen sind, liegt auf der 
Hand. Unstreitig ist diese Heizungsmethode in vieler Beziehung 
auch bequemer, als diejenige mit Holz. Selbst der ärmste Mann 
muß ein für seine Verhältnisse zu großes Anlagekapital für das 
zewöhnliche Heizmaterial anlegen und die Zufuhr ist mit Kosten 
verknüpft. Es muß ein verhältnißmäßig großer Raum zur 
Aufbewahrung vorhanden sein, das Zutragen zum Ofen kostet 
Arbeit, Zeit und somit Geld. Ganz anders verhält es sich bei 
dieser Heizung. Ein wenig Raum einnehmendes Gefäß hälf 
das Heizmaterial für lange Zeit, der rein von der Tages— 
einnahme lebende arme Mann kann den täglichen Bedarf an 
Heizmaterial sich für einige Kopeken bei der Heimkehr mit— 
bringen und, da die Naphtarückstände sich außerordentlich schwer 
entzunden, diese an jedem beliebigen Orte gefahrlos aufbewahren 
Diese Naphtaheizmethode ist allerdings fuͤr Rußland von um 
so größerer Bedeutung, als der, dortselbst ganz gewaltige 
Dimensionen annehmende Holzverbrauch, nicht minder der Ex— 
port an Holz für Fabriken, Eisenbahnen und Flußdampfer, die 
russischen Wälder in gefährlicher Weise bedrohen und die irra— 
tionelle Ausrottung der Wälder oft dürre und erntelofe Jahre 
hervorruft. Bekanntlich wird jetzt noch ein großer Theil der 
Rückstände von Naphta einfach verbrannt, während diese Rück— 
stände, einmal in Händel gebracht, ganz ungeheure Ersparnisse 
bieten. Bürgert sich die Heizvorrichtung für Naphtarückstände 
ein, so glaubt der Verfasser des Einganges erwähnten Artikels, 
Herr Edwin Johansohn, den Holzkonsum auf die Hälfte herab— 
drücken zu können. Das Pfund Naphtarückstände wird für 
St. Petersburg vorerst mit I/ Kopeken berechnet, was bei 
Verwendung von 150— 180 Heiztagen und von täglich 3 bis 
5 Pfund 6 Rubel 75 Kop. bis 11 Rubel 25 Kop., respective 
8 Rubel 10 Kop. bis 13 Rubel 50 Kop. jährlich ausmachen 
würde. Die Heizvorrichtung käme auf 12 Rubel, welche nach 
der Ansicht des Verfassers bald amortisirt sein würden. (Der 
Rubel ist etwa gleich 2 Mark.) 
chönsten Brücken der Welt zu werden. Die Hauptbrücken— 
»ffnung erhält in ihrer Mitte eine Durchfahrt von 6 um lichter 
Weite, die für die Schifffahrt frei bleibt. Das Gesims und 
Beländer der Brücke wird in theils geschliffenem, theils polirtem 
Granit ausgeführt werden, und zwar in kräftigen Formen. Als 
Material ist Odenwalder Granit gewählt worden. Die Brücke 
vird auch eine hervorragende künstlerische Ausschmückung er— 
zallen, mit deren Herstellung der Bildhauer Prof. Lürssen be— 
raut ist. Der urspruͤngliche Plan, die Brücke, welche den Namen 
des Kaifers tragen wird, auch als Standort eines Denkmals 
ür den Monarchen zu verwenden, ist wieder aufgegeben, nament— 
iich, weil man den Kaiser nur inmitten seiner Paladine darstellen 
und gleichzeitig die gesammte Kulturentwicklung während seiner 
Regierungszeit zur Anschauung bringen müßte. Für ein solches, 
zroß anzulegendes Monument, zu welchem der Raum selbst auf 
dieser Brücke nicht genügt, ist jedoch schon, einer Zeitungs— 
korrespondenz zufolge, ein anderer Platz in's Auge gefaßt. Auf 
den vier Seitenabschlüssen der Kaiser Wilhelms-Brücke werden 
Siegesgöttinnen Aufstellung finden, welche Rüstungen und Tro— 
häen einschließen, die auf den Geländern der Brücke stehen 
ollen. Professor Lürssen hat zur Herstellung derselben Skizzen 
von den klassischen Rüstungen und Trophäen auf dem Dache 
des Zeughaufes angefertigt. 
Berlin. Ueber die Nothwendigkeit der Einführunng 
»ines Befähigungsnachweises für die Baugewerbe war be— 
anntlich von Reichswegen eine Enquete veranstaltet worden. 
Der zu diesem Zwecke versandte Fragebogen enthielt vier Fragen: 
In der ersten wurde Auskunft darüber verlangt, ob die 
zunehmende Konkurrenz von Unbefähigten die wirklichen Sach— 
verständigen bei der Ausführung von Bauten verdrängt habe 
uud somit die Ausbildung eines sachkundigen Meisterstandes 
in Frage stelle. Die zweite Frage bezog sich darauf, ob der 
wachsende Mangel an Sachkenntniß Gefahren bei der Aus— 
führung von Bauten in sich berge. Drittens sollte festgestellt 
werden, ob von sachverständigen Baugewerbetreibenden, ins— 
besondere von den jüngeren unter denselben, die Einführung 
einer staatlichen Meisterprüfung gewünscht werde. Durch die 
ietzte Frage sollte ermittelt werden, für welche Zweige des 
Baugewerbes die Einführung einer solchen Prüfung für noth— 
wendig erachtet werde. 
Wie jetzt verlautet, sind die ersten drei Fragen fast durch— 
veg in besahendem Sinne beantwortet, und was den Kreis der 
Baugewerbetreibenden betrifft, für den die Wiedereinführung der 
Meisterprüfung als nothwendig bezeichnet ist, so sind in der Mehr— 
zahl der Antworten alle zum Baugewerbe gehörigen Handwerks— 
weige angeführt worden. — Man darf hiernach auf eine neue 
Sewerbenovelle vorbereitet sein, welche den Befähigungsnachweis 
unächst für die Baugewerke in unsere Gewerbeordnung ein— 
ühren soll. 
Nürnberg. Gegen das sogenannte Trockenwohnen hat der 
hiesige Polizeisenat eine einschneidende Maßregel beschlessen. Wie 
zerichtet wird, sollen die Hauseigenthümer fortab verpflichtet sein, 
iach Vollendung eines jeden Neu- oder Umbaues zur Beziehung 
»der Benutzung' der hergestellten Wohn- oder Arbeitsräume die 
Bewilligung des Stadtinagistrats nachzusuchen. Bei Zuwider— 
zandlung wird sowohl der Vermiether wie auch der Miether 
bestraft. 
Wittenberg, 12. Mai. Brückenbrand., Heute Mittag 
gerieth, wahrscheinlich durch einen auf das Balkenlager gefallenen 
Jlühenden Nietbolzen, die fiskalische Elbbrücke an dem im Um— 
»au begriffenen, dem von der Stadt abgewendeten linken Elb— 
afer zugekehrten Theil in Brand. Das Feuer nahm, unter dem 
herrschenden heftigen Westwind, und, da ihm zunächst nur die 
leine, unbedeutende Handfpritze der Brückenkopf-Kaserne entgegen— 
gestellt werden konnte, schnell, überband, und wären die fiskalische 
Brücke sowohl wie die parallel dieser laufenden Brücke der nach 
Leipzig und Halle führenden Bahn, nach welcher die Flammen 
hon dem Sturm in fast horizontaler Richtung getrieben wurden, 
unfehlbar vernichtet worden, wenn sich nicht die noch wenig be⸗ 
fannle Einrichtung der Lokomotiven, durch welche diese im Noth 
fall als Dampfspritze verwendet werden können, so glänzend be— 
währt hätte. Zwei vom Bahnbhofe an die Brandstelle gefahrene 
Lokomoliven und die eines durch das Feuer aufgehaltenen, von 
Leipzig kommenden Zuges warfen den Wasserinhalt ihrer Tender 
sje 8000 h mit solcher Wucht in die Flammen, daß ganze Balken 
Berichte aus Städten. 
Berlin. Die Kaiser Wilhelmsbrücke, deren Lehr— 
gerüste jetzt der Vollendung entgegengehen, verspricht eine der
	        

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