Das Straßenpflaster der Zukduft
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ind trocken. Das ist die erste, sebr nachtheilige Wirkung. Wenn
ein Pilzfaden sich der Zellenwandung anlegt, bringt er einen
üffekt hervor, wie eine Wurzel (7), es wird Kohlenfäure frei
und verwandelt den oralsauren Kalk; — auch dadurch werden
die technischen Eigenschaften veräudert. — Der Pilz scheidet
sortwährend Fermente aus, eiweisähnliche Substanzen, welche
zewisse Stoffe der Wandungen auflösen und für die Pilzfäden
genießbar machen.
Interessant ist, daß von allen Parasiten jeder sein eigenes
Ferment besitzt und das Holz in verschiedener Weise zerstört. —
Die Parasiten können durch Strangbildung auf ziemliche Ent—
ernung wandern. Ist ein Baum zerstört, so verläßt der Pilz
die Wuͤrzel, bildet schwarze Stränge, welche nach der Wurzel
ines andern Baumes wandern. Andere Pilze veranlassen Strang—
»ildungen, welche größere Aehnlichkeit mit dem Hausschwamm
»aben. Aus dem zerstörten Holze wandern weiße Stränge unter
der Erde zu den Wurzeln anderer Bäume. Auch an todte Bäume
heften sich solche Stränge und wird solches Holz verbaut, so
vachsen sie weiter und veranlassen Krankheiten, welche vom
Hausschwamm kaum zu unterfscheiden sind. Es ist aber wichtig,
diese Erscheinung zu kennen. — Die Stränge bleiben weiß, wäh—
rend der Schwamm grau wird. Dieser kommt auch nie an
ebenden Bäunen vor.
Die Strangbildung ist auch eine Eigenthümlichkeit des Haus—
chwammes. Wenn ein solcher Strang mikroskopisch unterfucht
vird, so zeigt sich, daß es eine Gefäßpflanze ist. Während
die Gefäße allen niederen Pflanzen fehlen, befinden sich solche
in den Strängen des Hausschwammes und sie führen das
Wasser schnell nach der Spitze des Pilzes. Auf diesem Wege
fann der Hausschwamm große Mengen Wasser an sonst trockene
Orte transportiren.
Krankheiten des Holzes treten theilweise schon in lebenden
Bäumen auf. Fast alle Parasiten dringen entweder von den
Wurzeln oder von den Aesten ein und gehen von den Wandungen
in däs Innere. Wird ein kranker Baum gefällt, so muß man
o viel abschneiden, bis man auf das gesunde Holz konimt. Sind
aber nur Fäden in das Holz eingedrungen, so sieht man nichts
und läßt das Holz als gesund gehen, was es thatsächlich nicht
ist. Derartiges Holz kann zwar an ganz trockenen Stellen ver—
vendet werden, aber seine Tragkraft ist sehr geschwächt.
Auch Holz, welches beim Schlagen gesund war, kann im
Walde noch krank werden und selbst der Hausschwamm kommt,
aicht am lebenden, wehl aber an geschlagenem Holze im Walde vor.
Ob das Holz im Sommer oder im Winter aeschlagen wird.
ist ganz gleichgiltig.
Ist ein Balken entrindet und bleibt liegen, so entstehen
Splintrisse, das Holz schwindet, wenn das Wasser aus den Wan—
dungen verlbren geht. Kommt nun Regen, so wird eine Menge
»on Pilzsporen herabgeschwemmt und es dringen auch solche
nit dem Wasser in die Risse ein, welche sich in Folge der auf—
zenommenen Fenchtigkeit schließen. Bleibt es naß oder wird
das Holz getriftet, so beginnt die Zerstörung sehr rasch. Das
Holz wird rothstreifig, das ist Trockenfäule. Der Name ist nicht
utreffend, denn sie kommt nur an nassem Holze vor. Zu Sparren
und in ganz trockenen Lagen zu Balken ist es indeß doch noch
u verwenden, besser im Herbst, als im Frühjahr.
Auch im Bau kann Trockenfäule entstehen, wenn das Holz
eucht eingebracht und sofort angestrichen wird, so daß die Ver—
dunstung gebemmt ist.
Der gefürchteste von allen Pilzen ist der Hausschwamm.
ẽr wandert mittels seiner Stränge durch verschiedene Stockwerke
ind durch Mauern. Er ist im Stande, vollkommen trockenes
Holz naß zu machen, um es alsdann zu zerstören. Er macht
die Wehnungen ungesund zunächst durch die Feuchtigkeit, welche
ꝛx mit sich bringt, dann durch die, welche das zerstörte, sehr
bvgroskopische Helz ans anderen Quellen aufnimmt, endlich da—
durch, daß seine Fruchtträger, wenn sie verfaulen, einen üblen
Heruch verbreiten. Nicht der lebende Schwamm ist übelriechend,
ondern der fanlende.
Das Schlimmste ist, daß er von allen Pilzen am schwersten
zu vertreiben ist.
Die Verbreitung des Schwammes geschieht durch Sporen
ind durch Mycel. Er kann aus dem Waide eingeschleppt werden,
entsteht aber meist erst in den Gebänden aus Sporen.
Die Sporen kommen durch Berührung mit ammoniafk—
altigen Substanzen zum Keimen. Es müssen also solche fern
sehalten werden. Man unterkellere die Gebäude und entferne
eden Humus. Das beste Füllmaterial ist reiner Kies. Bedenk—
ich ist die Verwendung von Bauschutt, nicht nur wegen des
Hausschwammes, sondern weil er auch noch in anderer Weise
»erunreinigt ist. Asche und Kohlenlösche enthalten Alkalien, sind
also nicht zu empfehlen.
Grober Kies ist sehr wenig hygroskopisch. Er nimmt nur
ein Procent seines Volumens an Wasser auf, während Bau—
chutt 20-25 und Lösche 530 —60“/, aufnehmen kann. Auch
rus diesem Grunde ist er das beste Füllmaterial.
Wenn der Hausschwamm Holz und Feuchtigkeit hat, so hat
er alle Bedingungen der Entwickelung. Ist er aufgetreten, so
nuß alles Holzwerk vernichtet werden bis auf 1ÿI m von
den angegriffenen Theilen, alles Füllmaterial bis auf B in
Tiefe muß entfernt werden. Die Mauerritzen sind auszukratzen
ind mit Karburinol zu bespritzen, worauf mit Cement zu ver—
outzen ist.
Als Präservativ empfiehlt sich in erster Linie das Im—
»rägniren der Balkenköpfe mit Karburinol oder Kreosot, be—
onders ersteres, welches nicht feuergefährlich und billig ist. —
Tarbolineum ist nichts anderes als Kreosot.“)
Mycothanaton, Antimerulion u. s. w. ebenso Vitriol oder
Kochsalz wirken momentan, sind aber für die Dauer wirkungslos
Das Straßenpflaster der ZFukunft.
kin Beitraa zur Lösuna der Frage: Stein-, Asphalt- oder Holzpflaster
Von Hermann Haché.
Der rastlose Menschengeist, der, seiner Bestimmung nach,
inaufhaltsam an den Aufgaben der Gegenwart, theilweise sogar
»er Zukunft arbeitet, hat sich in der Neuzeit einiger Gebiete
»emächtigt, an welche früher zu denken, unfehlbar den Vorwurf
der Geringschätzigkeit und Lächerlichkeit eingetragen hätte. Es
sab anscheinend viel wichtigere Sachen, die das ganze Interesse
n Anspruch nahmen, als daß man sich um das elende Straßen⸗—
flaster den Kopf zerbrochen hätte. Nun, elend, erbärmlich war
das Pflaster genug. Man hielt es aber einfach unter seiner
Würde, diesem die geringste Beachtung zu schenken. Im Gegen—
heil — des Spottes und des Hohnes war genug. Aber damit ist
einem Dinge gedient. Das Lustigmachen über unhaltsame, ver—
ottete Zustaͤnde ist nur Sache der Müßigen. Diejenigen da—
jegen, denen es mit der Verbesserung bestehender Mißstände
Ernst ist, greifen wacker an; sie legen die Art nicht an den
Stamm, damit er sich aus dem Wurzelstock wiederum ergänze.
ondern sie roden Stock und Stamm.
Wie bei diesem Vergleich, so mußte auch mit dem Pflaster
»er Straßen — vornehmlich in der im Werden begriffenen Groß;⸗
tadt Berlin — gründlichst aufgeräumt werden, sollten bessere
pflastermethoden das „berüchtigte“ holprige Pflaster, auf dem
ich Mensch und Thier vorzeitig abnutzten, in das Reich der
Fabel drängen. Der Anfang zum Besseren trat mit einem
Schlage ein, als die alten Straßenzüge Berlins, welche bis da—
yin fiskalisch waren, in das Eigenthum und die Verwaltung
——
nan könnte, humoristisch angehaucht, behaupten, die goldenen
Träume armer, vielgeplaater, geschundener Gäule gingen jetzt
in Erfüllung!
Fort mit den erbärmlichen alten Kopfsteinen! Es leben die
Wiener! Natürlich waren nicht bei diesem Anlaß unsere guten
Nachbarn an der schönen blauen Donau gemeint, sondern nur die im
ZQuadrat behauenen Granitsteine 1. Klasse, welche den Beinamen
Wiener“ führen. Den Anfang mit der Neupflasterung machte man
laturgemäß in den Hauptverkehrsstraßen der Stadt. Und mit
Staunen und mit Grauen — letzteres, was die Furcht vor der
Zteuerschraube anbelangt — sahen die Berliner, wie rüstig daran
zearbeitet wurde, die Straßen nach und nach mit dem schönen,
auerhaften Pflaster zu versehen. Daß dieses auf Steinschuͤttung
der einer bombensicheren Betonschicht, welche der Straße das
Profil gab, zu liegen kam, brauche ich nicht auseinanderzusetzen,
denn es wird bekannt genug sein, daß Wiener Stein-. Asphalt—
*) Vergl. den Artiket: .TDas Kreosotöl als Holzerhaltungsmittel“ S. 259
u beutidger Numimer Die Med