Hüttheilungen aus der Praris—.
252
»zon 30 auf 30 ein freistehend und derart in Cementmörtelbänder
»ermauert, daß die glatt gearbeiteten Flächen der Versuchsplatten
die Bekroönung eines etwa I,eem hohen Sockels bilden. Elf Stück
ieser Platten wurden aus im Sommer 1886 gebrochenen blauen,
„laugrauen und grauen Blöcken herausgearbeitet und Mitte Sep⸗
ember ohne weitere Behandlung, also in frischem Zustande, und
war theils am Haupte stebend, theils am natürlichen Lager
ermauert. Die übrigen acht Platten sind älteren Datums; sie
vurden durch Herrn Direktor Jenzer im Dezember 1885 theils
nit Magnesinm-, theils mit Aluminium- und Doppel-Fluat in
nerschiedenen Sättigungsgraden der Lösungen durch Anstrich im—
»rägnirt. Ueber den Zustand der nicht imprägnirten, sowie über
»ie Art Imprägnirung der älteren Platten wurde durch den
Berichterstatter am 9. Oktober 1886 ein Protokoll aufgenommen.
Am gleichen Tage und im Beisein des Berichterstatters sind die
rijchen Versuchsplatten mittelst einer Keßler'schen Fluatspritze
in gleicher Weise imprägnirt worden, wie dies bei Fluatirung
»on fertigen Façaden und den besonders exponirten Theilen ge—
chiebt. Am 11. und 13. Oktober wurde das Anspritzen der
Versuchsplatten durch Herrn Direkter Jenzer wiederholt. Jedes—
nal ist bei nicht unbeträchtlichem Verlust durch Abtropfen ꝛc. auf
rei kg Brunnenwasser ein kg Magnesium-Fluat verbraucht
vorden. Die Lösung zeigte eine Sättigung von ca. 18 Beaumäö.
Die in vorstebend beschriebener Art imprägnirten Platten
lieben sich nun selbst überlassen. Vom 1. Dezember 1886 ab
ind dieselben täglich und zwar Abends nach 4 Uhr durch an—
altendes Anspritzen mit Wasser getränkt worden; das Stein—
naterial wurde somit auf die schädliche Frostwirkung in thunlichst
virksamer Weise vorbereitet.
Diese Versuche im Großen sind auf mehrere Jahre hinaus
zerechnet und es ist die Vermauerung weiteren Versuchsmaterials,
usbesondere feiner profilirter Duader, auf den Sommer dieses
dahres in Aussicht genommen.
Am 9. März 1887 erfolgte die erste Besichtigung des Ver—
uchsmaterials zu Ostermundigen. Sämmtliche Platten sind
zierbei in tadellösem Zustande angetroffen worden. Die älteren
icht Platten zeigen die ursprünglichen, dem Ostermundiger
Materiale eigenthümlichen Farben unverändert. Die übrigen
ragen dagegen einen, wahrscheinlich vom kalkigen Wasser her—
ührenden, weißlichen Anflug.
Soweit das Wesentlichste der bisherigen Resultate bezüglich
zer Wirkung des Keßler'schen Fluats auf den Kalkstein und die
alkigen Sandsteine; wir werden nicht ermangeln, die Sache
veiter zu verfolgen und allfällige Erfahrungen dem Leserkreise
inserer ktechnischen Zeitschrift gelegentlich zur Kenntniß zu bringen.
chen Ingenieurs Broussas, welches das Graderichten auch beim
Betriebe'ermöglicht. Es erinnert in etwas an die Gradehalter
ür Kinder, die gekrümmt zu sitzen pflegen, und besteht im
vesentlichen aus zwei beweglichen Gerüsten, welche den Schorn—
tein eng umklammern und denselben durch Anziehen von Schrauben
zrade richten. Das Gerüst ermöglicht aber auch das theilweise
Ibtragen und Neuaufbauen des Schornsteins ohne Störung des
Betriebes, falls die Senkung so bedeutend ist, daß man ihr nur
zurch radikale Mittel beikonimen kann.
Das Kreosotöl als Holzerhaltungsmittel wird
»on Baurath Reinhard zu Stuttgart im „Wuͤrtemb. Wochen—
»latt für Landw.“ auf Grund jahrzehntelanger Versuche und Be—
bachtungen insbesondere auch darum empfohlen, weil es vor
inderen, mehr oder weniger gleichwerthigen Mitteln den Vorzug
der Billigkeit besitzt.
Das Kreosotoͤl, dessen Preis bei einem Karbolsäuregehalte
»on 14 bis 15 pCt. gegenwärtig etwa 12 bis 16 Mk für 100 kg
»eträgt, ist wie das Karbolineum ein Theerdestillat, welche beiden
Vaaren überhaupt große Aehnlichkeit mit einander haben. Nach
iiner von Dr. Gantter in Heilbronn ausgeführten chemischen
nalyse enthielt eine im Handel gekaufte Sorte Karbolineum
twas weniger Theersäuren (Phenole und Karbolsäure) als obiges
treosotöl. Die gedachte Probe Karbolineum begann bei 3000 0.
u sieden und ließ bei 3600 nur 8 pCt. übergehen, so daß das—
elbe, wie auch der Geruch bestätigte, als ein sogenanntes schweres
Theeröl erkannt wurde. Karbolsäure und Naphtalin enthielt die
sedachte Probe verhältnißmäßig wenig; aus dem über 3600 0.
lebergehenden schieden sich Kohlenwasserstoffe in fester Form aus.
)r. Gantter spricht sich hiernach dahin aus, daß die untersuchte
Probe Karbolinenm offenbar dasjenige Theerdestillat sei, welches
urz vor dem sogenannten Anthracenöl übergehe. Metallsalze
unthielt die Probe nicht. Die mit Kreosot arbeitenden Im—
rägnirungsanstalten von Schwellenhölzern und dergleichen
chreiben nun allgemein bei Lieferungen den Nachweis eines be—
simmten Gehalts an Karbolsäure vor; ja es ist ihnen dasjenige
dreosotöl am liebsten, welches am meisten Karbolsäure enthält.
Die namentlich in Oesterreich gemachten Versuche, durch Zusatz
yon einigen Procenten Zinkchlorid und dergleichen ebenfalls das
dolz erhaͤltenden Metallsalzen das Kreosotöl für Imprägnirungs—
wecke noch tauglicher zu machen, haben zu keinem befriedigenden
ẽrgebnisse geführt und sind daher eingestellt worden. Nach
Professor Dr. Lunge und nach Dr. Schultze, zwei anerkannten
Fachmännern der Theerindustrie, beruht nun die Hauptwirkung
»es Kreosotöls darauf, daß die in ihm enthaltene Karbolsäure
ind eine zweite Kohlenwasserstoffverbindung, das „Phenol“, das
n den Holzzellen enthaltene Eiweiß zum Gerinnen bringen und
adurch der Holzzerstörung vorbeugen. Von anderer Seite wird
—
len ebenfalls ein hervorragender Antheil an der erbaltenden
kraft desselben zugeschrieben.
Beim Anstreichen der Hölzer mit Kreosot oder Karbolineum
sat man sich gleichermaßen in Acht zu nehmen, da die in ihnen
nthaltene Karbolsäure die Haut angareift und auch anf die Kleider
erstörend einwirkt.
Die von Reinhard noch sonst durchprobirten, zum äußeren
Unstrich benutzten Holzerhaltungsmittel, das Leinöl, die Oelfarben,
er schwarze Steinkohlentheer, der schwedische Holztheer, Zink—
hlorid und Eisenvitriol, sowie Viehsalz haben sich theils als zu
heuer erwiesen, wie der Holztheer und das Leinöl, theils aber
nicht wirksam genug. Der Steinkohlentheer schützt z. B. nur
ie äußerste Kruste der Hölzer, deren Poren von ihm förmlich
erstopft werden, so daß das Kernholz in der Regel erstickt. Der
dolztheer wird auf der Wetterseite abgeflößt, das Kupfervitriol
ind andere mineralische Stoffe werden vom Wasser ausgelangt, ꝛc.
Die Metallsalze eignen sich übrigens mehr zum Tränken frisch
zefällter Hölzer, waͤhrend Leinöl, Kreosot und Karbolineum nur
n sehr heißem Zustande und nur auf gut ausgetrockneten Hölzern
iufgetragen werden sollten; auch im Sommer, bezw. bei großer
Hitze dringen letztere Stoffe in das Holz rascher und sicherer ein,
als in den anderen Jahreszeiten.
Professor Neßler in Karlsruhe hat z. B. Versuche mit dem
Tränken von zuvor recht gut ausgetrockneten Rebpfählen mittelst
Kreosot angestellt und hierbei gefunden, daß er dieselben sechs
»is acht Tage in kaltem, dagegen nur zwölf Stunden in recht
jeissem Kreoösot stehen lassen mußte., um den aleichen Erfola zu
Mittheilungen aus der Praris.
Ueber das Graderichten der Schorusteine.
zu den unangenehnisten Vorkommnissen für einen Fabrikbesitzer
jehört es sicherlich, wenn sein Riesenschornstein Neigung verspürt,
s dem Thurm von Ppisa nachzumachen und sich nach einer
Zeite senkt. Das Wiedergraderichten eines solchen schiefen
Zchornsteins wurde bis vor kurzem für nahezu unmöglich an—
gesehen, und man zog es vielfach vor, wenn die Sache bedenklich
vurde, den Schornstein abzutragen und neu aufzubauen. Neuer—
dings sind jedoch verschiedene Verfahren aufgetaucht, welche das
Hraderichten der Schornsteine erleichtern und ziemlich unbedenklich
nachen. Bei Bradford (England) wurde vor kurzem ein Schorn—
tein grade gerichtet, der um inn mn von der lothrechten Linie
ibwich, und zwar dadurch, daß Arbeiter in das Innere geschafft
vurden, die von den Backsteinlagen der Fundamente soviel
herausmeißelten, daß der Schornstein sich allmählich grade richtete.
In die entstandene Lücke hatte man natürlich starke Schrauben—
vinden eingelassen, die ganz langsam nachgelassen wurden. Sonst
wäre der Schornstein plötzlich wieder lothrecht geworden und
wahricheinlich dabei eingestuͤrzt. Ein ähnliches, jedoch etwas ein—
acheres Verfahren wendet der Ingenieur Blind an. Er sägt
die Backsteinfugen zum Theil heraus, so daß der Schornstein,
wenn die in die Lücke eingelassenen Keile entfernt werden, sich
edesmal um acht bis zehn nun grade richtet. Dessen Verfahren,
vie das englische, setzt jedoch voraus, daß Arbeiter in das Innere
des Schornsteins eingelassen werden, was eine Störung des Be—
riebes zur Folge hat. Besser ist daher das Verfahren des französi—