Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

Hüttheilungen aus der Praris—. 
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»zon 30 auf 30 ein freistehend und derart in Cementmörtelbänder 
»ermauert, daß die glatt gearbeiteten Flächen der Versuchsplatten 
die Bekroönung eines etwa I,eem hohen Sockels bilden. Elf Stück 
ieser Platten wurden aus im Sommer 1886 gebrochenen blauen, 
„laugrauen und grauen Blöcken herausgearbeitet und Mitte Sep⸗ 
ember ohne weitere Behandlung, also in frischem Zustande, und 
war theils am Haupte stebend, theils am natürlichen Lager 
ermauert. Die übrigen acht Platten sind älteren Datums; sie 
vurden durch Herrn Direktor Jenzer im Dezember 1885 theils 
nit Magnesinm-, theils mit Aluminium- und Doppel-Fluat in 
nerschiedenen Sättigungsgraden der Lösungen durch Anstrich im— 
»rägnirt. Ueber den Zustand der nicht imprägnirten, sowie über 
»ie Art Imprägnirung der älteren Platten wurde durch den 
Berichterstatter am 9. Oktober 1886 ein Protokoll aufgenommen. 
Am gleichen Tage und im Beisein des Berichterstatters sind die 
rijchen Versuchsplatten mittelst einer Keßler'schen Fluatspritze 
in gleicher Weise imprägnirt worden, wie dies bei Fluatirung 
»on fertigen Façaden und den besonders exponirten Theilen ge— 
chiebt. Am 11. und 13. Oktober wurde das Anspritzen der 
Versuchsplatten durch Herrn Direkter Jenzer wiederholt. Jedes— 
nal ist bei nicht unbeträchtlichem Verlust durch Abtropfen ꝛc. auf 
rei kg Brunnenwasser ein kg Magnesium-Fluat verbraucht 
vorden. Die Lösung zeigte eine Sättigung von ca. 18 Beaumäö. 
Die in vorstebend beschriebener Art imprägnirten Platten 
lieben sich nun selbst überlassen. Vom 1. Dezember 1886 ab 
ind dieselben täglich und zwar Abends nach 4 Uhr durch an— 
altendes Anspritzen mit Wasser getränkt worden; das Stein— 
naterial wurde somit auf die schädliche Frostwirkung in thunlichst 
virksamer Weise vorbereitet. 
Diese Versuche im Großen sind auf mehrere Jahre hinaus 
zerechnet und es ist die Vermauerung weiteren Versuchsmaterials, 
usbesondere feiner profilirter Duader, auf den Sommer dieses 
dahres in Aussicht genommen. 
Am 9. März 1887 erfolgte die erste Besichtigung des Ver— 
uchsmaterials zu Ostermundigen. Sämmtliche Platten sind 
zierbei in tadellösem Zustande angetroffen worden. Die älteren 
icht Platten zeigen die ursprünglichen, dem Ostermundiger 
Materiale eigenthümlichen Farben unverändert. Die übrigen 
ragen dagegen einen, wahrscheinlich vom kalkigen Wasser her— 
ührenden, weißlichen Anflug. 
Soweit das Wesentlichste der bisherigen Resultate bezüglich 
zer Wirkung des Keßler'schen Fluats auf den Kalkstein und die 
alkigen Sandsteine; wir werden nicht ermangeln, die Sache 
veiter zu verfolgen und allfällige Erfahrungen dem Leserkreise 
inserer ktechnischen Zeitschrift gelegentlich zur Kenntniß zu bringen. 
chen Ingenieurs Broussas, welches das Graderichten auch beim 
Betriebe'ermöglicht. Es erinnert in etwas an die Gradehalter 
ür Kinder, die gekrümmt zu sitzen pflegen, und besteht im 
vesentlichen aus zwei beweglichen Gerüsten, welche den Schorn— 
tein eng umklammern und denselben durch Anziehen von Schrauben 
zrade richten. Das Gerüst ermöglicht aber auch das theilweise 
Ibtragen und Neuaufbauen des Schornsteins ohne Störung des 
Betriebes, falls die Senkung so bedeutend ist, daß man ihr nur 
zurch radikale Mittel beikonimen kann. 
Das Kreosotöl als Holzerhaltungsmittel wird 
»on Baurath Reinhard zu Stuttgart im „Wuͤrtemb. Wochen— 
»latt für Landw.“ auf Grund jahrzehntelanger Versuche und Be— 
bachtungen insbesondere auch darum empfohlen, weil es vor 
inderen, mehr oder weniger gleichwerthigen Mitteln den Vorzug 
der Billigkeit besitzt. 
Das Kreosotoͤl, dessen Preis bei einem Karbolsäuregehalte 
»on 14 bis 15 pCt. gegenwärtig etwa 12 bis 16 Mk für 100 kg 
»eträgt, ist wie das Karbolineum ein Theerdestillat, welche beiden 
Vaaren überhaupt große Aehnlichkeit mit einander haben. Nach 
iiner von Dr. Gantter in Heilbronn ausgeführten chemischen 
nalyse enthielt eine im Handel gekaufte Sorte Karbolineum 
twas weniger Theersäuren (Phenole und Karbolsäure) als obiges 
treosotöl. Die gedachte Probe Karbolineum begann bei 3000 0. 
u sieden und ließ bei 3600 nur 8 pCt. übergehen, so daß das— 
elbe, wie auch der Geruch bestätigte, als ein sogenanntes schweres 
Theeröl erkannt wurde. Karbolsäure und Naphtalin enthielt die 
sedachte Probe verhältnißmäßig wenig; aus dem über 3600 0. 
lebergehenden schieden sich Kohlenwasserstoffe in fester Form aus. 
)r. Gantter spricht sich hiernach dahin aus, daß die untersuchte 
Probe Karbolinenm offenbar dasjenige Theerdestillat sei, welches 
urz vor dem sogenannten Anthracenöl übergehe. Metallsalze 
unthielt die Probe nicht. Die mit Kreosot arbeitenden Im— 
rägnirungsanstalten von Schwellenhölzern und dergleichen 
chreiben nun allgemein bei Lieferungen den Nachweis eines be— 
simmten Gehalts an Karbolsäure vor; ja es ist ihnen dasjenige 
dreosotöl am liebsten, welches am meisten Karbolsäure enthält. 
Die namentlich in Oesterreich gemachten Versuche, durch Zusatz 
yon einigen Procenten Zinkchlorid und dergleichen ebenfalls das 
dolz erhaͤltenden Metallsalzen das Kreosotöl für Imprägnirungs— 
wecke noch tauglicher zu machen, haben zu keinem befriedigenden 
ẽrgebnisse geführt und sind daher eingestellt worden. Nach 
Professor Dr. Lunge und nach Dr. Schultze, zwei anerkannten 
Fachmännern der Theerindustrie, beruht nun die Hauptwirkung 
»es Kreosotöls darauf, daß die in ihm enthaltene Karbolsäure 
ind eine zweite Kohlenwasserstoffverbindung, das „Phenol“, das 
n den Holzzellen enthaltene Eiweiß zum Gerinnen bringen und 
adurch der Holzzerstörung vorbeugen. Von anderer Seite wird 
— 
len ebenfalls ein hervorragender Antheil an der erbaltenden 
kraft desselben zugeschrieben. 
Beim Anstreichen der Hölzer mit Kreosot oder Karbolineum 
sat man sich gleichermaßen in Acht zu nehmen, da die in ihnen 
nthaltene Karbolsäure die Haut angareift und auch anf die Kleider 
erstörend einwirkt. 
Die von Reinhard noch sonst durchprobirten, zum äußeren 
Unstrich benutzten Holzerhaltungsmittel, das Leinöl, die Oelfarben, 
er schwarze Steinkohlentheer, der schwedische Holztheer, Zink— 
hlorid und Eisenvitriol, sowie Viehsalz haben sich theils als zu 
heuer erwiesen, wie der Holztheer und das Leinöl, theils aber 
nicht wirksam genug. Der Steinkohlentheer schützt z. B. nur 
ie äußerste Kruste der Hölzer, deren Poren von ihm förmlich 
erstopft werden, so daß das Kernholz in der Regel erstickt. Der 
dolztheer wird auf der Wetterseite abgeflößt, das Kupfervitriol 
ind andere mineralische Stoffe werden vom Wasser ausgelangt, ꝛc. 
Die Metallsalze eignen sich übrigens mehr zum Tränken frisch 
zefällter Hölzer, waͤhrend Leinöl, Kreosot und Karbolineum nur 
n sehr heißem Zustande und nur auf gut ausgetrockneten Hölzern 
iufgetragen werden sollten; auch im Sommer, bezw. bei großer 
Hitze dringen letztere Stoffe in das Holz rascher und sicherer ein, 
als in den anderen Jahreszeiten. 
Professor Neßler in Karlsruhe hat z. B. Versuche mit dem 
Tränken von zuvor recht gut ausgetrockneten Rebpfählen mittelst 
Kreosot angestellt und hierbei gefunden, daß er dieselben sechs 
»is acht Tage in kaltem, dagegen nur zwölf Stunden in recht 
jeissem Kreoösot stehen lassen mußte., um den aleichen Erfola zu 
Mittheilungen aus der Praris. 
Ueber das Graderichten der Schorusteine. 
zu den unangenehnisten Vorkommnissen für einen Fabrikbesitzer 
jehört es sicherlich, wenn sein Riesenschornstein Neigung verspürt, 
s dem Thurm von Ppisa nachzumachen und sich nach einer 
Zeite senkt. Das Wiedergraderichten eines solchen schiefen 
Zchornsteins wurde bis vor kurzem für nahezu unmöglich an— 
gesehen, und man zog es vielfach vor, wenn die Sache bedenklich 
vurde, den Schornstein abzutragen und neu aufzubauen. Neuer— 
dings sind jedoch verschiedene Verfahren aufgetaucht, welche das 
Hraderichten der Schornsteine erleichtern und ziemlich unbedenklich 
nachen. Bei Bradford (England) wurde vor kurzem ein Schorn— 
tein grade gerichtet, der um inn mn von der lothrechten Linie 
ibwich, und zwar dadurch, daß Arbeiter in das Innere geschafft 
vurden, die von den Backsteinlagen der Fundamente soviel 
herausmeißelten, daß der Schornstein sich allmählich grade richtete. 
In die entstandene Lücke hatte man natürlich starke Schrauben— 
vinden eingelassen, die ganz langsam nachgelassen wurden. Sonst 
wäre der Schornstein plötzlich wieder lothrecht geworden und 
wahricheinlich dabei eingestuͤrzt. Ein ähnliches, jedoch etwas ein— 
acheres Verfahren wendet der Ingenieur Blind an. Er sägt 
die Backsteinfugen zum Theil heraus, so daß der Schornstein, 
wenn die in die Lücke eingelassenen Keile entfernt werden, sich 
edesmal um acht bis zehn nun grade richtet. Dessen Verfahren, 
vie das englische, setzt jedoch voraus, daß Arbeiter in das Innere 
des Schornsteins eingelassen werden, was eine Störung des Be— 
riebes zur Folge hat. Besser ist daher das Verfahren des französi—
	        

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