Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

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Das Straßeupflaster der Jukunit. ESchluß). 
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nicht hinsichtlich der Erleuchtung ꝛc. den an eine moderne Bühne 
zu stellenden Einrichtungen. 
Auf diese Weise würde dann wenigstens der denkende und 
überlegende Theil des Publikums vor eventuellem Unglück be— 
wahrt werden, und da wohl kein Director diese oder ähnliche 
Aufschrift an seinem Theater gern sehen, sich schleunigst beeilen 
würde, coute que coute, Abhilfe gegen die noch vorhandenen 
Mißstände in seinem Theater zu schaffen. 
Es ist nun zwar wahr, daß die meisten Theater vielleicht 
schon längst elektrisches Licht bei sich eingeführt hätten, wenn sie 
nicht vor den enormen Anlagekosten zurückschrecken würden. Hier 
kann nur die Behörde eingreifen, respective ein Gesetz geschaffen 
werden, das die elektrische Beleuchtung in Theatern ꝛc. obliga— 
torisch macht. Es werden sich danu zweifellos die respectiven 
Directoren, Administrationen ꝛc. zusammenthun und ihre Musen— 
tempel von irgend einer Centralstelle aus elektrisch erleuchten 
lassen, sofern sie es nicht doch vorziehen, sich eine Anlage zu 
gestatien, wie hier z. B. die große Oper und das Theater 
Palais Royal, wo die elektrische Erleuchtung sehr gut functionirt. 
Die komische Oper ist übrigens nicht das einzige Theater 
in Paris, wo ein so fürchterliches Unglück in Folge veralteter 
Konstruktivn und absoluten Raummangels noch vergrößert wurde, 
die Theater Varietes, Bouffes Parisiens, Anbigu, Folies dra— 
matiques und selbst die berühmte Comédie frangaise dürften bei 
einem eventuell ausbrechenden Brande noch fürchterlichere Re— 
sultate liefern. 
Schließlich noch einiges Geschichtliche über das bereits zum 
zweiten Male völlig ausgebrannte Gebäude: Mit der Arbeit zum 
Bau einer neuen komischen Oper nach den Zeichnungen des 
Architekten Heustier wurde im März 1781 begonnen und schon 
am 28. April 1783 wurde darin die erste Vorstellung gegeben. 
Im Jahre 1838 wurde dieses Gebäude durch einen Brand fast 
Jänzlich zerstört, war jedoch im Jahre 1840 nach den Plänen 
des Architekten Carpentier bald wieder hergestellt. 
Es war in plumper Renaissanceform sowohl im Innern 
als im Aeußeren gehalten und machte, ganz im Gegentheil zu 
der sich daselbst abspielenden Fröhlichkeit, einen finsteren, kalten 
und überaus unschoönen Eindruck. 
Die Lage war gleichfalls die denkbar ungünstigfste; ein— 
gekeilt zwischen die zwei überaus enge Straßen de Favart und de 
Marivaux, mit der Hauptfront nach dem Platz Boieldieu, lehnte 
es sich mit dem hinteren Bühnentheile an ein Geschäftshaus aui 
dem Boulevard des Italiens an. 
Für den Fall, daß das Gebäude an derselben Stelle zum dritten 
Male wieder aufgebaut werden sollte, woran zu zweifeln ist, 
müßte vor allen Dingen jenes Geschäftshaus angekauft werden, 
und würde dann das neue Gebäude wohl auch seine Hauptfront 
nach dieser Seite, d. h. nach dem Boulevard' des Italiens, er— 
halten und derart nach allen vier Seiten freiliegen. 
In einem älteren lesenswerthen Vortrag des Herrn Stadt— 
Bauinspektors Paul Gottheiner, Vertreter des Herrn Stadt— 
Bauraths Dr. Hobrecht, hieß es zwar u. A. „Für das in 
Berlin eingeführte Holzpflaster haben die Unternehmer, mit einer 
einzigen Ausnahme, eine so weitgehende Unterhaltungsverpflichtung, 
vie solches beim Asphalt geschehen ist, zu übernebhmen Bedenken 
getragen.“ Daß eine Firma, welche von der Güte und Dauer 
hres“ Holzpflasters vollständig durchdrungen ist, aber dennoch 
einerlei Bedenken getragen hat, eine zwanzigjährige Unterhaltung 
zu gewährleisten, hat inzwischen die Hamburg-Berliner Jaloufie— 
Fabrik bewiesen, welche für die Louisenstraße in VBerlin, einem Be— 
iag von etwa 40600 qu, eine solche Verpflichtung eingegangen ift 
Derselbe Herr Vortragende berechnete damals weiter, daß 
in Berlin die Kosten für Herstellung und Unterhaltung des 
Holzpflasters, und zwar für einen Zeitraum von 17.518 Jahren, 
twa 34,550 bis 38,50 Mk. pro qumbetragen würden, gegenüber 
einem Zeitraum von 19 Jahren und etwa 23 bis 24 Mk. für 
Asphalt. Nach den inzwischen gemachten Erfahrungen und den 
Verbesserungen, welche die Holzpflaster erzielt haben, dürfte sich 
der Preissaß jetzt nur noch auf 21—30 Mk. pro 4m beziffern — 
bei ganz ungleich größeren hygienischen Vorzügen gegen Asphalt! 
Nur ein Fall dafuüͤr: Von ärztlichen Autoritäten wird es als ein 
großer Vorzug des Holzbelags betrachtet, daß er das Regen— 
waffer langsamer im Sommer verdunsten läßt, zum Vorthei! 
der Lungen der Passanten, während der Asphalt eine heißze 
crockene Luft erzeugt! 
Wenn man hier und dort schlechte Erfahrungen mit dem 
dolzpflaster gemacht hat, so hieße es das Kind, mit dem Bade 
zusschütten, wollte man dasselbe, weil bis jetzt im Großen und 
Hanzen nur Versuchsflächen gelegt wurden, die sich mit wenigen 
Ausnahmen, welche zweifelhaften Unternehmern ihr Dasein ver— 
danken, ganz vorzüglich bewährt haben, in Acht und Bann er— 
lären. Das Lehrgeld muß bekanntlich ein Jeder bezahlen, soll 
zus ihm ein tüchtiger, gestählter Mann werden. So auch mit 
dem Holzpflaster, welches jedoch die Kinderschuhe längst hinter 
sich hat. 
Was die Konservirung der Holzklötze betrifft, so ist nach 
den Erfahrungen, welche man mit Kreosot gemacht hat, das 
bekanntlich durchdringend riecht, Zinkchlorid, mit cinem Druck 
bon 7 bis 8 Atmosphären eingepreßt, als das beste Impräaniröl. 
für Straßen wenigstens, zu betrachten. 
Als Holzmaterial, z. B. bei den Pflasterungen der vor— 
Jedachten Hamburg-Berliner Jaloufie: Fabrik, dient entweder die 
chwedische Kiefer oder die deutsche Rothbuche. Letztere, deren 
Eigenschaften bei rationeller Behandlung, des Holzes — die 
Unlserschwellung der deutschen Bahnen mit der, Buche gewinnt 
wieder, Gottlob, größeren Umfang und der rothbuchene Brücken— 
belag wird von Tag zu Tag gesuchter — ganz hervorragende 
sind' soll von der genaunten Firma in Zukunft ausschließlich zur 
Verwendung kommen. 
Es eruͤbrigt uns nur noch, etwas über die Art und Weise 
der Verlegung selbst zu sagen: Die Höhe der Pflasterklötze ist 
Jegen die früher übliche um 4225 em eingeschränkt. Statt 
der früheren 122515 ein hohen Klötze nimmt man gegenwärtig 
iolche von nur 8 em Höhe, und dieses Weniger an Holz wird 
—D 
anstatt früher nur 15 em höch geschuüͤttet wird. Diese Aenderung 
erscheint sehr rationell, sowohl im Interesse größerer Sparsamkeit 
mit dem kostspieligen Material, als auch in dem der Vermehrung 
Her Tragfähigkeit des Pflasters. Der Beton wird aus Portland— 
Fement, in der Mischung von einem Theil Eement und sieben 
Theilen Kies, hergestellt, seine Oberfläche durch eine Schicht 
dünnflüssigen Cementmörtels genau abgeglichen. Die Klötze 
werden eng aneinander gestellt und lassen zunächst eine Fugen 
deise von'z 4 nmun, welche durch Eintanchen des Fußes der 
Klötze in eine Mischung aus kreosothaltigem Theeröl und Hart— 
pech entsteht; die Fuge auf dem eberen Dreiviertel der Klotzhöhe 
vind durch Vergießen mit flüssigem Cenientniörtel geschlossen 
Der Preis eines derartig hergestellten Pflasters beträgt, je nach 
der Oertlichkeit, II4516 Mk. pro quu, worin die kostenfreit 
Instandhaliung während der ersten drei Jahre nach dem Ver— 
legen inbegriffen ist. Für jedes weiter folgende Jahr treten 
—AI!u, Mk. .sür das Ouadratmeter hinzu und zwar der ge— 
riͤgste Satz bei nur 5-ähriger, der höchste bei 185jähriger Dauer 
der Garantiezeit 
Das Straßenpflaster der Zukunft. 
Ein Beitrag zur Lösuug der Frage: Stein-, Asphalt- oder Holzvflaster? 
Von Hermann Hachöé. 
(Schluß.) 
Wenden wir uns nunmehr zum Holz. Dasselbe fand wohl 
zuerst als Pflastering Anwendung in Rußland und der nord— 
amerikanischen Union, welche beide Länder ehedem, und zwar, im 
Allgemeinen gut mit Wald bestockt waren. Bekanntlich sind 
heutigen Tages dort an Orten, wo sonst altehrwürdiger Ur— 
wald zum Schmuck und zum Segen der Landschaft wuchs, Oed— 
—D 
Zwecken der Pflasterung zu verwenden, muß auf jeden Fall ein 
zlücklicher genannt werden; denn welches Material wäre im 
Allgemeinen so wohlfeil, so leicht und überall im Inlande zu 
haben, als gerade Holz? Welches paßte sich besser den Wünschen 
des Menschen an, als gerade dieses? Man wäre versucht, das 
Holz das tägliche Brot der Industrie zu nennen! Daß bei 
aller Anerkennung der vorzüglichen Verwendbarkeit des Holzes 
diesem die Existenzberechtigung als Straßenbelag abgesprochen 
wurde und leider noch wird, darf nicht Wunder nehmen, denn 
es kann z B. nicht verlangt werden, daß sich der Industrielle, 
welcher Eisenschwellen erzeugt, sowie der Steinsetzer und As— 
phaltieur für dieses Waldprodukt interessire! —
	        

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