37
Mittheilungen aus der Praxis.
—EF
Unsere Ansicht, die wir jedoch Niemandem aufdräagen wollen,
st die, daß dem Holzpflaster, vermöge all' der guten Eigen—
chaften, die in Vorstehendem eine Auseinandersetzung erfahren
zaben, eine große Zukunft bevorsteht. Und das würde den Groß⸗
tädten, denen die Güte des Pflasters gewissermaßen eine Existenz⸗
bedingung ist, ebenso zum Segen gereichen, wie dem Walde,
dem durch das Holzpflafter endlich eine vermehrte, seinen Bestand
iichernde Rente gewährleistet wird.
Versuch, die Verbindung mit dem alten Kupfer zu bewirken,
ergab ein günstiges Resultat; der neue Falz ließ sich bei nöthiger
Porsicht herstellen, und da die Dachschaalung und das Holz keinerlei
Schaden zeigten, konnte die Verbindung der Kehlen ausgeführt
verden. Bei der zur Hälfte nöthigen Erneuerung des Knopfes
'and sich in demselben eine gestochene Kupferplatte, die nachweist,
»aß das Kupferdach im Jahre 1598 angefertigt worden ist.
Wie aus der Chronik hervorgeht, wurde im Jahre 1610 eine
Reparatur ausgeführt; eine vollständige Erneuerung des Daches
'and jedoch bis zur Gegenwart nicht statt. Auch die Bedachung
der Thürme der Maria-Magdalenen-Kirche, von denen der eine
»or kurzem theilweise abbrannte, zeiaten eine 300 Jahr alte
ttupferbedachung.
Im Jahre 1580 wurde das Zifferblatt an der östlichen
Seite des Rathhauses angebracht und seit dieser Zeit nicht ver—
indert. Es ist Kupfer in Platten 50225 ein Größe verwendet
vorden; die Patina und die Rußdecke beweisen ihr Alter. Das
dupfer ist aber spröde und hält einen Doppelfalz nicht aus.
dundertjährige Kupferplatten, die bei der Neudeckung des Deutschen
Domes in Berlin aufgefunden wurden, sind dem Märkischen
Provinzial-Museum übergeben worden.
Nachdem man gelernt hatte, das Eisen zu dünnen Blechen
zu walzen, ging man damit vor, dasselbe zur Dachdeckung zu
herwenden. Um den Hauptfeind des Eisens, den Rost, zu be—
ämpfen, versuchte mon verschiedene Methoden des Anstrichs der
Fisenbleche. Man hat u. A. die warmen, von der Walze
ommenden Bleche mit Theerprodukten überzogen; am dauer—
zaftesten zeigte sich aber ein guter Oelanstrich. Die Eisenbleche
verden gefalzt, mit Haftblechen und Vorstoß auf der Dach—
chaalung befestigt. In Bayern, Oesterreich und Rußland werden
»iele Gebäude mit Eisenblech gedeckt.
Als die verzinnten Eisenbleche verbreitet wurden, benutzte
nan auch solche zur Eindeckung. Außer dem schützenden Ueber—
zug von englischem Zinn gab man den Blechen noch auf beiden
Seiten einen Oelanstrich. Man vermied möglichst das Löthen;
die Bleche wurden aneinander gefalzt, was bei dem weichen
Material leicht zu bewirken war. Derartig ausgeführte Dächer
jaben sich gut bewährt; man findet dieselben noch heut auf
nanchen Kirchthürmen. Die großen Kehlrinnen zwischen den
yohen Giebelbauten der Ziegeldächer und die Abfallrohre wurden
on diesem Weißblech angefertigt. So lange man bei dem
röthen Fett und Harze verwandte, zeigten die so hergestellten
Arbeiten genügende Dauerhaftigkeit; nachdem das schnellere Löth—
erfahren mit Säure (Zinkchlorid) aufgekommen war und die
ilte Methode verdrängt hatte, waren die nach diesem Verfahren
zelötheten Weißbleche der baldigen Beschädigung durch Rosten
iusgesetzt, sodaß die Verwendung des Weißblechs für die an—
gegebenen Arbeiten nachließ. In Amerika wird es jedoch bis
jeut zu allen Bauzwecken benutzt; für die Herstellung frei—
sängender Rinnen ist es besonders zu empfehlen, da es durch
Wärme und Kälte weniger bewegt wird. In Wuürttemberg hat
ich ein Verein von Fachleuten gebildet, welcher sich bemüht,
das Weißblech als Dachdeckunasmaterial wieder in Aufnabme
zu bringen.
Mit Rücksicht auf die bedeutenden Fortschritte in der Fabrikation
jon Zinkblechen verdient die Zinkbedachung besondere Beachtung.
Zinkbleche sind jetzt in aller erforderlichen Dimensionen und Stärken
zu haben; auch sind die zur Bearbeitung benützten Hilfsmaschinen
herartig vervollkommnet, daß alle Biegungen rundlich ausgeführt
ind Brüche gänzlich vermieden werden koͤnnen. Die Güte des
Materials ist seit etwa vierzig Jahren wesentlich verbessert worden;
zuch hat man seitdem die verschiedenen Systeme der Deckung mit
Zzink derartig ausprobirt, daß man auf Grund der gewonnenen
Erfahrungen jetzt mit großer Sicherheit und unter langjähriger
Harantie solche Dächer herstellen kann. Zu flacheren Dächern
vird größeres, zu steileren kleines Format verwendet, wodurch
die nöthige Sicherung gegen die Wirkung von Sturmwinden er—
reicht wird. Besonders zu empfehlen ist ein neues, patentirtes
Bedachungssystem, das Rauten-System, welches der Vortragende
in Modellen vorzeigte. Dasselbe ist auch bei großen Bauten,
zumal am Rheine, angewandt worden 3. B. bei der Bedachuna
des Schlosses Drachenfels.
Unter den mit Zink gedeckten Dächern finden sich solche,
deren Bedeckung bereits seit vierzig Jahren liegt und noch gut
erhalten ist. u.“A. das Dach des Rathhauses in Steinau aq/O
Wir haben vorstehenden Eroörterungen über das Holzpflaster
gsern Raum gegeben, ohne daß wir jedoch den Standpunkt des
Herrn Verfaffers in allen Punkten zu theilen vermögen. Der
Hedanke, die Waldwirthschaft durch eine umfassende Verwendung
»es Holzes zu Straßenpflaster aus ihrer jetzigen Unrentabilität
in das Gegentheil zu verwandeln, hat ja für jeden Interessenten
weifellos etwas Verlockendes, aber dieses Ziel muß unseres Er⸗
achtens durch eine stetige Verbesserung des Holzpflasters, nicht
iber in der Weise angestrebt werden, dem Asphalt als Straßen⸗
baumaterial Brauchbarkeit und Zukunft abzusprechen! Im
?ehrlichen Wettkampf und unter unablässigem Ringen nach Ver—
»esserung kann erst nach langen Jahren aus der Praxis die
Frage entschieden werden, wem der Vorzug gebührt.
Die Red.
Mittheilungen aus der Praxis.
Ueber metallene Dachbedeckungen.
ndach einem von dem Klempnermeister Ritter im Breslauer Gewerbe-Verein
un 19. April gehaltenen Vortrage. (Aus dem Bresl. Gewerbeblatt).
Zur Metallbedachung ist man schon vor langer Zeit ge⸗—
chritten, veranlaßt durch die Feuergefährlichkeit der ältesten
Deckungsarten, der Holz- und Strohdächer. Zeitweilig ist die
Dachbedeckung mit Metall mehr oder weniger ausgeübt worden,
velche Schwankungen mit den Preisveränderungen in Betreff
des Materials und den Fortschritten in der Herstellung der zur
Dachdeckung geeigneten Bleche zusammenhängen. Die Schwan⸗
ungen im Preise der Metalle sind so große gewesen, daß man
eeitweise für altes Metall soviel gezahlt hat, wie heut für neue
Bleche.
Wenn man die seit Jahrhunderten angewandten Bedachungs—
veisen durchforscht, so findet man, daß die Metallbedachung stets
ils eine solide Arbeit betrachtet und gern ausgeführt worden ist.
EFs erscheint in heutiger Zeit um so mehr geboten, auf diese
Deckungsart aufmerksam zu machen, als jetzt infolge der Fort—
chritte in der Hüttenkunde die Metalle so rein dargestellt und
die Bleche so gut gewalzt werden können, daß man im Stande ist,
zute und dabei billige Metalldächer herzustellen.
Blei und Kupfer waren die ersten Materialien, welche man
zu Dachbedeckungen verwandte; später Eisen, Weißblech, Zink
uind verzinktes Eisen. Blei wurde in früheren Zeiten bevorzugt,
weil es sehr biegsam ist und in größeren Flächenstücken zu er—
halten war, wogegen das früher mit dem Hammer geschlagene
stupferblech nur kleines Format hatte. Doch zeigte das Blei
»ald Nachtheile; infolge seiner Schwere bewegte es sich bei etwas
teilen Dächern; die Falze zogen sich auf und es entwand sich
einen Haften und Befestigungen. Anderseits erkannte man
aber die Beständigkeit des Bleies gegen Witterungseinflüsse und
»emühte sich deshalb, die Deckungsmethoden zu vervollkommen.
zur Eindeckung der Dächer des Kölner Doms sind Bleibleche
»enutzt worden, welchen man durch Einlegen von verzinktem
Fisen die nöthige Steifigkeit gegeben hat; ferner wurden hierbei
die Haften angelöthet und die Löthungen in Blei mit Blei her—
zgestellt. Die Arbeit ist von Anton Riößler in Köln ausgeführt
vorden. Die angewandten Bleibleche sind 2,, mm dick und
viegen pro Quadratmeter 25 kg.
Daß man es auch in Breslau verstanden hat, Bleidächer
zut herzustellen, beweisen die Urkunden über unser Rathhaus.
In der unter Matthias Corvinus 1471 begonnenen Bauperiode
wurde der östliche Erker über der alten Vogtei im Jahre 1490
nit Blei eingedeckt, welches bis 1898, also 100 Jahre hindurch,
ag und erst dann als schadhaft loßsgenommen und durch Kupfer
ersetzt wurde.
Bei der im vorigen Jahre erfolgten Renovation der östlichen
Zeite des Rathhauses mußte auch die Verbindung der neuen
Sandsteingewände mit dem Dache hergestellt werden. Ein