Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

253. 
Bestimmungen für die Konstruktion der Dachrinnen. 
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geringerer Querschnitt, d. h. ein Durchmesser von etwa 13 bis 15 cm, 
ausreichen. 
Der Querschnitt der Rinne ist im übrigen so zu gestalten, daß 
bei Dächern bis zu einer Neigung von etwa 45 Grad die Vorder— 
kante der Rinne über die verlängerte Dachfläche sich nicht erhebt. Bei 
steileren Dächern wird sich dies meist nicht erreichen lassen. Jeden— 
falls muß aber die vordere Kante der Rinne tiefer als die hintere 
liegen, damit bei eintretenden Verstopfungen, bezw. bei heftigen Regen— 
güssen das Wasser stets nach außen und nicht nach dem Dache zu 
überläuft. 
8 3. Befestigung der Rinnen, Rücksichtnahme auf 
Temperatur-Einflüsse. 
Um einem Abheben durch Sturmwind bezw. einem Abrutschen 
der Rinnen auf dem mit einem Gefälle von mindestens 1:5 zu ver— 
sehenden Hauptgesimse sicher vorzubeugen, müssen erstere sorgfältig 
mit dem Dachwerke verbunden werden. Außerdem ist bei der Her— 
stellung der Rinnen nebst Abdeckungen, Verkleidungen u. s. w. ins— 
besondere darauf zu halten, daß unter Berücksichtigung des zur Ver— 
wendung kommenden Materiales eine den Temperatur-Einflüssen ent— 
sprechende Bewegung (Ausdehnung und Zusammenziehung) möglich 
bleibt, ohne daß dadurch Zerstörungen an einzelnen Theilen herbei— 
geführt werden. 
Zu diesem Zwecke ist insbesondere bei den Verbindungen der 
Rinne mit der Traufabdeckung des Daches, bezw. mit dem vorderen 
Verkleidungsbleche, der Gesimsabdeckung u. s. w. die Ausdehnung des 
betreffenden Materiales genügend in Betracht zu ziehen. Demgemäß 
sind, besonders bei Verwendung von Zinkblech, jene Verbindungen 
nicht durch Löthungen, sondern durch ineinander greitende Falzungen 
herzustellen. Hierbei müssen scharfe Kanten, welche im Laufe der Zeit 
meistens zu einem Bruche des Materiales fuͤhren, möglichst vermieden 
und, wie bei allen sonst nothwendigen Biegungen der Bleche, durch 
thunlichst große Abrundungen ersetzt werden. 
8 4. Begehbarkeit der Rinnen. 
Hoch gelegene Rinnen auf mehrgeschessigen Gebäuden sind so zu 
jestalten, daß sie von den mit dem Ausbessern bezw. Nachsehen beauf— 
tragten Bauarbeitern ohne Nachtheile begangen werden können. Mit 
rRücksicht hieranf bedarf es hauptsächlich entsprechender Vorkehrungen 
dafür, daß durch das Betreten des Rinnenbodens Einbauchungen des 
letzteren zwischen den Rinnenträgern nicht herbeigeführt werden und 
somit ein gleichmäßiges Gefälle in der Rinne möglichst erhalten wird. 
Zu diesem Zwecke ist der Rinnenboden entweder sorgfältig zu 
unterschaalen, oder es ist auf den oberen Haltern des Rinnenträgers 
ein schmales, für ein Begehen aber ausreichendes Brett zu befestigen, 
welches ein Betreten des Rinnenbodens selbst verhindert. Statt dieser 
Vorkehrungen genügt es unter Umständen auch, dem Rinnenboden 
eine gegen Ausbauchungen sichernde, etwa korbbogenförmige Gestalt 
zu geben, wenn die Rinne aus einem entsprechend stärkeren Bleche 
gefertigt und dieselbe in Entfernungen von höchstens 60 zu 60 cm 
sicher ünterstützt wird. 
Bei niedrig gelegenen Rinnen, welche sich von einer Leiter aus 
ohne Schwierigkeik reinigen oder ausbessern lassen, kann von einer 
besonderen Sicherung der Sohle überhaupt abgesehen werden, da ein 
Betreten derartiger Rinnen in der Regel kaum vorkommen wird, auch 
berlangt werden muß, daß solches vermieden wird. 
8 5. Abdeckung der Hauptgesimse. 
Es muß ferner dafür gesorgt werden, daß sowohl das vor den 
Sparrenköpfen anzubringende Stirnbrett, als auch die; Oberfläche des 
Hauptgesimses in durchaus haltbarer Weise abgedeckt werden, damit 
bei einem Ueberlaufen des Wassers, oder bei etwa an der Rinne auf— 
tretenden Schäden ein Eindringen des Wassers in den Dachraum, 
bezw. eine Durchnässung des Gesimses und der oberen Theile der 
Frontmauern nicht zu befürchten ist. 
Zu den Abdeckungen werden am besten Metallplatten oder Bleche 
oerwendet, und zwar ist von einer derartigen Belegung der Haupt— 
Jesimse auch danu nicht abzusehen, wenn dieselben ganz oder in ihrem 
oberen Theile aus Hausteinen hergestellt sind, Nur sofern die letzteren 
bei großer Härte und Dichtigkeit das Eindringen von Feuchtigkeit in 
nachtheiliger Weise nicht gestatten und deren Wetterbeständigkeit sicher 
erprobt ist, sofern auch dem Hauptgesimse ein starkes Gefälle von 
mindestens 133 gegeben wird, endlich die Stoßfugen der Deckplatten 
auf das Sorgfältigste gedichtet werden, darf von einer Belegung des 
vor der Rinne liegenden Theiles des Hauptgesimses mit Metall Ab— 
stand genommen werden. Ebensowenig erfordern Hauptgesimse, deren 
Oberfläche aus steil ansteigenden, hart gebrannten und wetterbestän— 
digen Schrägsteinen hergestellt wird, eine besondere Abdeckung mit 
Metall. 
Außerdem können auch Schieferplatten zur Abdeckung der Haupt— 
gesimse in ihrem vorderen Theile benutzt werden, wenn die Befestigung 
etwa in der auf dem Muster B angegebenen Art in sorgfältiger Weise 
erfolgt und die Schieferplatten eine nicht zu große Breite erhalten. 
Unter der Rinne ist jedoch immer eine besondere Belegung des 
Gesimses mit Metall vorzusehen. Die zur Abdeckung dienenden Bleche 
ind mit der Bekleidung der Stirnbretter aus einem Stücke, also ohne 
waagerechte Fugen herzustellen und möglichst wenig zu durchbrechen. 
Sofern letzteres aber nicht zu umgehen ist, müssen die betreffenden 
Stellen durch aufgelöthete Blechkappen gesichert werden. 
Die Verbindung der Bleche mit der Dachschaalung bezw. dem 
Hauptaesimse erfolat durch Hafter, Dübel, Schrauben eder Draht. 
86. Schneefänge. 
Sodann sind Vorkehrungen zu treffen, welche eine Beschädigung 
der Rinnen durch die auf den Dächern lagernden, bei eintretendem 
Thauwetter hinabgleitenden Schneemassen, bezw. deren Abstürzen nach 
der Straße möglichst verhindern. Es müssen deshalb, namentlich bei 
Dächern mittlerer Neigung, welche die Ablagerung von Schnee be— 
zünstigen, sogenannte Schneefänge angeordnet werden. Letztere dürfen 
indessen ein Abfließen des Regen- und Schneewassers nach der Rinne 
nicht beeinträchtigen. 
Bei Dächern geringer Neigung, etwa bis zu 25 Grad, bei welchen 
ein plötzliches Abrütschen der Schneemassen nicht zu bexfürchten steht, 
oder bei besonders steilen Dachneigungen, etwa über 55 Grad, welche 
die Ablagerung größerer Schneemassen überhaupt nicht zulassen, kann 
zon der Anbringung von Schneefängen Abstand genommen werden, 
zumal, wenn die klimatischen Verhältnisse des Ortes ein Liegenbleiben 
des Schnees nicht begünstigen. 
8 7. Rinneisen. 
Zur Sicherung des für die Rinnen gewählten Querschnittes, sowie 
zur Unterstützung und Befestigung derselben werden sogenannte Rinn— 
eisen verwendet, welche etwa in Entfernungen bis zu 80 cm. so anu— 
zuordnen sind, daß möglichst viele derselben mit den Sparren selbst 
berschraubt werden. Bei Rinneisen, welche nicht auf Sparren treffen, 
sst ein Bohlstück hinter das Stirnbrett derart zu nageln, daß die Holz— 
schrauben in ganzer Länge im vollen Holze sitzen. 
Die vordere Kante der Rinneisen ist zur Erzielung einer aus— 
reichenden Steifigkeit der Konstruktion entweder durch Halter, welche 
den Rand der Rinne mit der Dachschaalung verbinden, oder durch Ab— 
steifungen, welche an der Vorderseite angebracht sind, oder endlich 
durch besondere senkrechte Stützen zu sichern, welche, sofern das Haupt— 
Jesims in seinem oberen Theile aus Haustein hergestellt ist, in diesem 
zurch Verbleiung sicher befestigt, oder bei Gesimsen aus Ziegeln fserg— 
ältig vermauert werden. 
Für die Rinnen aller größeren, mebhrgeschossigen Gebäude, bei 
denen insbesondere auch ein Betreten der Rinne nicht für ausgeschlossen 
zu erachten ist, sind entweder in der letzerwähnten Art an der vorderen 
Seite senkrechte Stützen anzuordnen und mit diesen die eigentlichen 
Rinnenträger, welchen dem Gefälle gemäß eine verschiedene Tiefe zu 
geben ist, zu verbinden, oder es kommen Hauptbügel zur Anwendung, 
welche unmittelbar auf dem Hauptgesimse auflagernd und in genauem 
Anschlusse an den Winkel zwischen Stirnbrett und Hauptgesims ge— 
taltet, durch die in verschiedener Höhe dem Gefälle gemäß angenieteten 
eigentlichen Rinnenträger eine entsprechende Versteifung erhalten. Die 
Hauptbuͤgel werden in dem auf dem Hauptgesimse ruhbenden Theile an 
zinzelnen Stellen mit Bleistreifen umwickelt, damit unmittelbare Be— 
rührungen der dem Rosten ausgesetzten Eisentheile mit dem Abdeckunas— 
bleche vermieden werden. 
Bei kleinen Gebäuden einfacher Art genügt ein aus einem Bügel 
bestehendes Rinneisen, welches dem Gefälle gemäß eine verschiedene 
Tiefe erhält und nicht auf dem Hauptgesimse auflagert. In diesem 
Falle muß das Rinneisen zur Herstellung der erforderlichen Steifigkeit 
aber immer mit der Dachschaalung durch einen Halter verbunden werden. 
8 8. Verkleidung der Rinnen-Vorderseite. 
Wenn ein Gebäude dem Winde und Wetter besonders stark aus— 
gesetzt ist und hieraus auch für die Dachrinnen Beschädigungen zu 
defürchten sind, bezw. wenn eine Verdeckung des Gefälles der Rinne 
zur Erreichung eines besseren Aussehens erwünicht erscheint, ist an 
der vorderen Seite der Rinne eine Verkleidung (Attica) anzubringen 
Dieselbe wird am besten aus Wellblech oder auch aus glattem, mit 
einfachen Gliederungen zu versebendem Blech hergesteeht. 
8 9. Material der Dachrinnen, Abdeckungen u. s. w. 
Als Material für die Rinnen, Abdeckungen, Verkleidungen u. s. w. 
ist in der Regel Zinkblech mit der Fabriknummer 13 bei größeren 
Rinnen, insbesondere, wenn der nicht unterschalte Rinnenbeden be⸗ 
jangen werden soll, solches mit einer entsprechend höheren Nummer 
u wählen. Versteckt und für das Nachseben schwer zugänglich liegende 
Rinnen, Abdeckungen u. s. w. können namentlich dann, wenn bei ein. 
retenden Mängeln erbebliche Beschädigungen des Gebäudes zu be— 
ürchten sind, aus dauerhäfterem Materiale, wie Kupferblech oder 
Walzblei, gefertigt werden. Selbstverständlich muß, wenn das Dach 
mit Kupfer oder Zink eingedeckt wird, auch zu den betreffenden Rinnen 
ind Abfallröhren dasselbe Material verwendet werden. In gleicher 
Weise sind auch sonst Rinnen, Abfallröhren und die etwaigen, zu dem 
betreffenden Dache gehörigen Kehleindeckungen aus demielben Metalle 
herzustellen. Die Rinneisen werden aus verzinktem oder gut mit 
Hlennig bezw. Asphaltlack gestrichenem Schmiedeeisen mit rechteckigem 
Zuerschnitte von ausreichender Stärke gefertigt. Bei Rinnen aut 
zupfer ist jedoch von einem Verzinken der Rinneisen abzusehen. 
Das für die Unterfütterung des Rinnenbodens zur Verwendung
	        

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