313
Der Neubau des Kaiserpalastes in Straßburg.
311
waltige Auflast, die in der Praxis auch nicht im Entferntesten
yon der Treppe aufgenommen werden wird, erreicht werden konnte.
Zur Erläuterung der Abbildung 4 sei noch bemerkt, daß
zie schraffirten Theile in dem Durchschnitt die gegliederte Monier—
Kappe mit ihrer Ausfüllung in Schwemmsteinen im mittleren
Theile bezw. in Konkretmasse und Backsteinen oben und unten
bezeichnen, während der besseren Unterscheidung wegen die Back—
teinqurtbogen, zwischen welche die Kappe gespannt ist, und die
ufgelagerten Granitstufen im Durchschnitt hell geblieben sind.
Durch Quer- und Gratträger (erstere erscheinen im Durchschnitt
»ei a a) ist der Kappe ausreichende Steifigkeit ertheilt worden;
ie Konstruktion des Gratträgers und des anschließenden Draht—
geflechtes der Stichkappe geht ebenfalls aus der Abbildung mit
genügender Deutlichkeit hervor.
(Fortsebuna
Abbildung 4. Gewölbekonstruktion zu drei Läufen der Haupttreppe im Justizgebäude ju föln am Rhein.
Der Neubau des Kaiserpalastes in Straßburg.
gedehnter, nahezu quadratischer Platz im Bebauungsplane der
Stabt vorgesehen, dessen eine Seite heute der Kaiservalast ein—
aimmt.
Nachdem das erforderliche Gelände von der Stadt Straß⸗
»urg erworben war, stellten sich anfangs der Inangriffnahme
des Baues mancherlei zeitraubende Verhandlungen, namentlich
vegen der Baufluchten ?c., hindernd entgegen, bei welchen indeß
le betheiligten Behörden, insbesendere die Verwaltung der
Stadt Straßburg das bereitwilligste Entgegenkommen zeigten.
Zereits im Jahre 1881 wurde in den Reichshaushalt für 1882/83
ine erstmalige Rate von 71 200 Mark aufgenommen, wovon
53 200 Mart als erste Zahlung für den Erwerb des Geländes
ind 18 000 Mark für die Ausarbeitung der Baupläne bestimmt
baren. Vielfach wurde damals der Wunsch ausgesprochen, daß
i die Beschaffung eines Entwurfs zu dem Kaiserpalast ein
ffentlicher Wetibewerb unter den Architekten Deutschlands aus—
eschrieben werden möge, sowohl im Interesse der aus solchem
Vettbewerb zweifellos hervorgehenden Förderung des künstlerischen
-Zchaffens der Architekten, als auch mit Rücksicht auf den Um—
ang des Baues und seine Bedeutung für das Deutsche Reich,
m'so mehr, als man auch von Frankreich aus diesen Bau mir
esonderem Interesse verfolgen würde.
Diese Vorschlaͤge fanden jedoch nicht die Billigung der be—
Der Palast, welchen das neue Deutsche Reich für seinen
Kaiser in der alten freien Reichsstadt, der heutigen Landes-
Hauptstadt von Elsaß und Deutsch-Lothringen, errichten läßt, geht
nit Riesenschritten seiner Vollendung entgegen, so daß es sich
vohl verlohnen wird, den Lesern des „Deutschen Baugewerks—
Blaͤttes“ im Folgenden eine kurze Beschreibung des großartigen
Bauwerkes zu geben:
Bei der mehrfachen Anwesenheit des Kaisers in Straßburg
Jatte es sich als ein erheblicher Uebelstand geltend gemacht, daß
ur Aufnahme des hohen Herrn und seines Gefolges geeignete
Räumlichkeiten dort nicht vorhanden waren. Diesem als dringlich
erkannten Bedürfniß sollte durch einen würdigen Neubau, der
ius Mitteln des Deutschen Reiches errichtet würde, abgeholfen
verden. Ein passender Bauplatz war bald in dem ausgedehnten
Stadterweiterungsgebiete, durch welches auf der Nord- und Ost—
seite der Stadt ein Baugrund geschaffen wurde, der bedeutend
zrößer war, als die bisherige Stadtfläche, gefunden. Ganz in
der Nähe der Altstadt, dicht beim stattlichen Broglie-Platz mit
dem Stadttheater, gegenüber dem Palaste des Statthalters, von
den beiden anderen Hauptplätzen Straßburg's — dem Kleber—
Platze und dem Schloß-Platze mit dem altehrwürdigen Münster
sn etwa einer Viertelftunde zu erreichen, auch nicht weit von
dem schaftigen städtischen Park, dem Contades, wurde ein aus—