Dittheilungen aus der Praxis. — Berichte aus verschiedenen Städten.
heseitigt wohl den Ast, nicht aber den Uebelstand, daß das über—
tehende Hirnholz, welches weniger als das Zwirnholz trocknet,
päter erhaben stehen bleibt.
In den großen schwedischen Bautischlereien, welche bei—
nahe ausschließlich Weichhölzer verarbeiten, werden die Aeste
nittelst Centrumbohrers bis zur halben Dicke des Brettes aus—
zebohrt und die Löcher dann mit aus Brettern gestaänzten
Scheiben ausgeschlagen, wobei die noch stehen gebliebene Rücken—
lääͤche des Astes der anzuleimenden Scheibe einen festeren Halt,
einen soliden Verband gewährt. Dieses Verfahren wäre, so
empfehlenswerth es an sich erscheint, bei uns kaum ausführbar,
da die deutsche und die in unseren Werkstätten auch vielfach
perarbeitete galizische Fichte bedeutend härter sind, als das
scchwedische Weißholz und dem Auestanzen von Scheiben den
zrößten Widerstand entgegensetzen würden. Dagegen soll man
in der folgenden Weise zwickmäßig verfahren können:
Es werden aus etwa 2 um starkem bestem Stahlblech
ylindrische Röhren gebogen und die Enden mit Hartlot gut zu—
'ammengelöthet. Nachdem diese Röhren auf einem entsprechend
tarken Dorn nochmals gut gerundet, beziehentlich ihre Rundung
korrigirt worden ist, werden diese Röhren auf entsprechende,
mit Muttergewinde versehene Futter, welche genan auf die
dopfschraube einer sehr schnell laufenden Spindel einer Bohr—
naschine passen, geschraubt. Ist alles soweit fertig, so feilt
man auf dem dem Futter gegenüberstehenden Rande Sägezähne,
und zwar auf Stoß, d. h. schrägliegend, entsprechend den
Zähnen einer Absatziäge. Große Zähne arbeiten schneller, reißen
aber mehr in das Holz ein, als solche, welche etwa der Größe
einer Handsäge entsprechen. Von diesen Sägen oder richtiger
kronenbohrern gehören je zwei zusammen; die erste hat den Ast
aius dem Brette, die zweite die das entstandene Loch aus—
zufüllende Scheibe auszuschneiden. Es ist anzurathen, etwa
5—6 verschiedene Sägesätze anzaäschaffen, um alle Astgrößen
ausbohren zu können. Die Anwendung geschieht am besten in
der Weise, daß alle zur Verarbeitung bestemmten Bretter an die
Bohrmaschine gebracht und alle Aeste, gleichviel, ob dieselben
est oder lose sitzen, ausgebohrt werden. Hierauf werden die
Scheiben ausgebohrt und eingeleimt; erst dann sind die Bretter
für die weitere Bearbeitung fertig. Die Bohrmaschine muß
der bequemen Handhabung der oft langen Bretter wegen so ein—
jerichtet sein, daß entweder der Tisch gehoben oder aber die
Bohrerspindel niedergedrückt werden kann; die Bohrer selbst
arbeiten mit einer außerordentlichen Schnelligkeit und Präzision.
Zur Herstellung der Scheiben sind Abschnitte von Brettern ver—
wendbar, welche anderweitig nicht mehr biauchbar sind. Der
Nutzen dieser Einrichtung ist: Verwerthung geringerer Hölzer
auch zu besseren Arbeiten als Blindholz für Möbel, da Aeste
aicht mehr vorhanden, also auch durch die papierdünnen Fonr—
niere nicht sichtdar werden können, Bauarbeiten als Thürfutter,
Verkleidungen und Füllungen, Lampris, Dielen ꝛc., wozu noch
der große Vortheil kommt, daß das von den Aesten befreite
Holz weit gefügiger der Bearbeitung mit Maschinen und Werk—
zeugen gegenüber sich erweist. (Centralblatt für Holzindustrie.)
Ueber Zerstörung der Bleiröhren (der Wasserleitung)
durch die Einflüsse des Mauerwerks und des Erdreiches hielt
hderr Otto Peschke in der Dezembersitzung des Berliner
Ingenieurvereins einen sehr anregenden Vortrag, aus dem wir
nach der „Voss. Zeitung“ Nachstehendes mittheilen:
Wenn auch derartige Zerstörungen nicht gerade allzuhäufig
vorkommen, so verdienen sie doch allgemeinste Aufmerksamkeit, da
hre Folgen zuweilen höchst bedenklich werden können. Ein
bezeichnender Fall dieser Art betrifft das (der Familie Borsig
gehörige) Schloß Behnitz, wo der Schwamm ausbrach, weil
die durch Korrosion verursachte Undichtigkeit eines Wasserrohres
zie Keller unter Wasser gesetzt hatte. Herr Peschke interressirte
Herrn Dr. Georg v. Knorre, Dozenten der Chemie an der
Technischen Hochschule, für das Thema, und Herr G. Oesten,
Subdirektor der Berliner Wasserwerke, betheiligte sich an den
Untersuchungen durch Eiusendungen von angefressenen Bleiröhren
derschiedener Art. Die Forschungen v. Knorre's haben nunmehr
die Umstände, unter deren Korrosionen erfolgen, entgiltig klar—
zestellt, nachdem das Thema bereits früher eine Reihe her—
horragender Chemiker beschäftigt hatte, von denen im einzelnen
schätzbare Beitäge zur Frage vorliegen So war festgestellt, daß
kompaktes Blei an der Luft eine so zu sagen unbegrenzte Halt—
darkeit besitzt, indem das sich alsbald bildende graue Oryd—
häutchen eine Schutzschicht gegen weitere Angriffe des Sauer—
toffes bildet. Feinzertheiltes Blei dagegen oxydirt sich sehr rasch,
alls Luft und Feuchtigkeit gemeinschaftlich einwirken. In
rockener Luft wird das Metall eben so wenig verändert, wie
mm luftfreien Wasser. Unzweifelhaft sind Bleivergiftungen durch
Wasser aus Bleileitungen festgestellt, aber doch glücklicher Weise
n nur ganz selteneun Fällen, so daß wesentlich im Betracht
ommt, welcher Art die Bestandtheile des Wassers sind. Kleine
Peengen von Kohlensäure und doppeltkohlensaurem Kalk hindern
die Sauerstoffaufnahme, Chlor, Salpetersäure und in Zersetzung
sefindliche organische Stoffe befördern dieselbe. Das Verhalten
es Kalks gegen Blei studirte Besnow 1874; er gelangte zu
em Schlusse, es sei unvorsichtig, Bleiröhren in Zement zu legen.
Die Versuche v. Knorre's stellten zunächst fest, daß Kalkwasser
zei Luftzutritt eine starke Oxydation des Bleies veranlaßt, die
tärkste an der Berührungsflächhe der drei Stoffe. Eine beträcht—
iche Menge geht in Lösung; außerdem bildet sich ein Nieder—
chlag von wasserfreiem Bleioxyd. Die Oxydschichten der von
derrn Peschke überreichten, durch Zement oder durch Kalkmörtel
orrodirten Röhrenstücke zeigten einen Gehalt von gegen und
jber 99 Prozent reinen Bleioxydes; weiter erwies sich, daß sich
eines (rothaelbes) Oxyd so lange bildet, wie noch freier (Actz-)
dalk im Mörtel vorhanden ist. Sobald dies nicht mehr der
Fall, bildet sich (weißes) kohlensaures Bleioxyd. Letztere Ver—
indung entstetzt auch, wenn Bleiröhren in mit verwesenden
rganischen Stoffen erfülltem Erdboden liegen, während im
einen Sande keinerlei Verändernng des Bleies stattfindet. Für
etztere Thatsache sprechen u. A. die von Herrn Peschke präsen
irten Röhrenproben aus dem Generalstabsgebäude. Sehr merk—
»ürdig ist das Verhalten der Röhren unter dem Einflusse salz⸗
rurer, salpetersaurer oder schwefelsaurer Salze. Dieselben zeigen
»dann ein pockenartiges Aussehen. Sehr kleine Mengen der
Zalze bereits sind im Stande, umfängliche Zerstörungen zu be—
bdirken; der Vorgang hierbei entspricht ganz der Bleiweißbildung
inter Mithilfe kleiner Mengen Essigsäure. Das enistanden Blei—
alz wird nämlich immer wieder durch die in der Nähe befindliche
dohlensäure zersetzt und die frei gewordene Säure greift eine frische
Zortion Blei an. Wenn nicht häufiger Zerstörungen von Blei—
öhren vorkommen, wie das in Wirklichkeit der Fall, so liegt
zas entweder in der Reinheit des Bodens, welcher das Rohr
mgiebt, oder darin, daß — in unreinem Boden — Mangel
in Sauerstoff herrscht, weil die Inebun der organischen Sub—
tanz allen vorhandenen Sauerstoff in Anspruch nimmt. An
zen höchst interessanten und lehrreichen Vortrag schloß sich eine
diskussion, an welcher sich die Herren Gill. Merz, Oesten und
»erzbera betheiliaten. O. C.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Der im Verlage von E. Wasmuth in Berlin
rschienenen, sehr interessanten Tafel über die Höhe der Bau—
verke Berlins von R.Schmidt entnehmen wir Folgendes:
Als das höchste Bauwerk erscheint die Petrikirche von dem ver—
torbenen Geh. Oberhofbaurath Strack, sie erreicht eine Höhe
son 94,60 mm, ihr foigt die Marienkirche mit der gothisirenden
raube von Laughaus (89,76), dann das Rathhaus (von Wäse—
nann) mit 84,16 mm, ferner die Nikolaikirche (umgebaut von
Blankenstein) mit 834 mm, die Jerusalemer Kirche von Edmund
dnoblauch mit 74m, die Schloßkuppel von Stüler mit 70.60m,
der Sophienthurm mit 70,30 m, jeder der Gensdarmenthürme
nit 70 20 u. s. w. Die niedrigsten der angeführten Bauwerke
ind: die Hedwigskirche (30 m)y bei einem Kuppeldurchmesser
son 34,51 Tn, das Schauspelhaus (32 m), die Nationalgallerie
nit 29,19 w, das Museum mit 26 m, das Brandenburger
Thor ebenfalls mit 26 mm (einschließlich der krönenden Figur,
„hne dieselbe 21 m) und die Ruhmeshalle 29 m (einschließlich
zer neuen Kuppel aber 34 m). Die Angaben des Verfassers
erstrecken sich auch auf einige, im Ban begriffene und erst noch
seplante Bauten; so enthält seine Tafel schon die neue Laterne
er Hedwigskirche (55 m), die Kuppel der Heiligkreuzkirche von
Prof Otzen (77,60 m) und sogar einen Dom für Berlin
120 m)“ von H. Klingeuberg, fuͤr dessen Ausführung gegen—
värtig bisher kenerlei Aussichten vorhanden sind. Ein unan—
zenehmer Irrthum ist, dem Hergusgeber bei der Schloßkapelle
jegegnet, indem er dieselbe Schlüter zuschreibt.
Berlin. Der Nenbau des neuen Landeshauses der Pro—
»inz Brandenburg, Miatthäikirchstraße 20,2., ist soweit vor—
geshöritten, daß das Haus spätestens zum 1. April 1888 seiner