Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

Mittheilungen aus der Praxis. — Berichte aus Städten. 
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nn einem engen Wirkungskreis sich ihre kleine Welt gebaut haben. 
Sie haben Alle das Gefühl — vielleicht objektiv genommen so— 
gar mit Unrecht — Arbeit, wahre, nützliche, für die Welt noth— 
vendige Arbeit zu leisten, und Viele von ihnen erreichen in solcher 
»eftändiger anstrengender und vielleicht sogar körperlich wenig 
zesunder Thätigkeit die höchsten Altersstufen, während die wenig 
»eschäftigten aristokratischen Lebemänner und Modedamen, um 
die prinzipiell am wenigsten arbeitende Menschenklasse der heutigen 
Welt anzuführen, an ihrer Gesundheit beständig auszubessern haben. 
Das Erste, was heute in unserer Welt geschehen muß, ist 
die Verbreitung der Einsicht und Erfahrung, daß zweckmäßige 
Arbeit nothwendig zur Erhaltung der körperlichen und geistigen 
Hefundheit aller Menschen, ohne Ausnahme, und infolge dessen 
zu ihrem Glücke sei ESchluß folat. 
Anordnungen getroffen, daß man bei Sommerwärme die festen 
angwände des Baues entfernen kann, worauf Zeltwände aus 
Zegeltuch an ihre Stelle treten. Bei geringeren Wärmegraden 
»egnügt man sich für den Luftwechsel mit der Einschaltung 
iner Zeltwand, bei böheren Graden werden beide einander gegen— 
iber stehende Langseiten aus Zeltwänden gebildet, sodaß durch 
ie Poren derselben der reichlichste Luftzutritt stattfindet. Ferner 
ann man die Zeltwände einseitig und beiderseitig heben und 
rhält dann volle Verbindung des Krankenraumes mit der Außenluft. 
debt man endlich beide Lagerwände um ein Geringes in die 
döhe, so entsteht ein den Fußboden bestreichender Luftstrom, 
velcher unter den Betten hingeht und die Kränken nicht direkt 
rifft. Von solchem Luftstrom erwartet man wesentliche Dienste 
ür die Beseitigung der Infektiousstoffe, da diese vorzüglich auf 
em Fußboden und über demselben lagern. Im Hinblick auf 
eie Hilfe, welche man von der erwähnten Erfindung für Kriegs— 
wecke erhoffen kann, wählte das Eentralkomitee des Preußischen 
Kereins für die Pflege verwundeter und erkrankter Krieger in 
einer letzten Sitzung Herrn zur Nieden zum Mitgliede des 
Centralcomitees der deutschen Vereine zum rothen Kreuz. 
Wohnungs-Noth in den deutschen Großsz— 
tädten. Prof. Schmoller veröffentlicht in dem letzten Hefte 
eines „Jahrbuches für Gesetzgebung, Verwaltung und Volks— 
virthschaft“ einen Mahnruf bezüglich der Wohnungsfrage und 
rinnert dabei zum Beweise für das unheimliche Steigen der 
Vohnungsnoth an folgende statistische Ergebnisse: Berlin hatte 
861 erst 3785 Wohnungen im vierten Stocke und höher, 1880 
hon 31 352. In Dresden wohnten noch 1875 12348 Personen 
o hoch, 1880 schen 34451. Durch immer weitere Theilung 
er Wohnungen stieg die Zahl derer mit nicht mehr als einem 
eizbaren Zimmer. In Frankfurt am Main machen sie 23, in 
eipzig 28, in Hamburg 39, in Berlin 49, in Dresden 55, in 
Zreslau 59, in Stettin 59, in Königsberg 62, in Chemnitz 
O pEt. aus. Dreieinhalb bis fünf Bewohner kommen in den 
neisten größeren Städten auf dieses eine heizbare Zimmer; in 
en größeren Wohnungen fallen ein bis zwei Bewohner auf einen 
Achen Raum 
Mittheilungen aus der Praxis. 
Ueber den durchschnittlichen Jahresarbeits- 
lohn unfallversicherungspflichtiger Arbeiter. Hier— 
iber entnehmen wir einer im „Leipziger Tageblatt“ mitgetheilten 
Statistik der Berufsgenossenschaften für das 4. Quartal 1886 
'olgende interessanten Angaben, soweit sie unsere Leser interessiren. 
Gruppirt man die Berufsgenossenschaften nach der Höhe der durch— 
chnittlichen Jahresarbeitslöhne, so erhält man folgende Reihenfolge: 
Mt. Mk. 
Gas- und Wasserwerke, 988 Feinmechanik. ..720 
Rheinisch-westfälische Hüt⸗ Privatbahnen .. ... 672 
ten und Walzwerke.. 876 Norddeutsche Holzberufsg. 668 
Rheinisch-westfälische Ma⸗ Züdwestliche Baugewerbe 664 
schinenbau⸗ und Klein— dordöstliche Baugewerbe 660 
eisenindustrie. . . . . 856 Brennerei.. . . . . 656 
stordöstl. Eisen- u. Stahl⸗ köpferei. .. .... 616 
Berufsgenossenschaft 836 heinisch-westf. Baugew. 608 
Züddeutsche Eisen- und Schornsteinfeger . . . . 600 
—Ar 
Themische Industrie .. 812 Zahyerisches Baugewerbe. 564 
Südwest-deutsche Eisen— Naadeburger Baugew. . 560 
Berufsgenossenschaft 788 essen-Nassauische Bau— 
hdamburger Baugewerbe. 780 gewerbe........ 540 
Südwestdeutsche Holz⸗Be⸗ »annoversche Baugewerbe 500 
rufsgenossenschaft . . 764 Württemberg. Baugew.. 472 
Knappschaftsberufss. .. 756 Sächsisches Baugewerbe. 468 
Sächsisch-thüringische Ei— Steinbruchsberufsgen. . 460 
sen- und Stahlberufs. 756 dhüringische Baugewerbe 376 
Blasindustrie . . . .. 756 -—vchles. Posener Baugew. 308 
Bayerische Holzberufsg.. 752 Jiegeleiberufsgen. ... 272 
Gesammt-Durchschnittslohn 622 Mark. 
Zu einem direkten Vergleich des in den verschiedenen Be— 
rufsarten erzielten Verdienstes sind die oben gegebenen Zahlen 
nicht geeignet, weil sie erstens die für Frauen- und Kinderarbeit 
zezahlten Löhne mit enthalten und die Beschäftigung weiblicher 
und jugendlicher Arbeiter bei den verschiedenen Berufsgenossen— 
chaften in sehr verschiedener Intensität erfolgt, und weil zweitens 
ruch das bei vielen Berufsarten durch die Jahreszeiten bedingte 
Stillliegen darin mit zum Ausdruck kommt. Dagegen gewähren 
sie einen Anhalt für die Belastung der Berufsgenossenschaften 
und den durchschnittlichen Umfang der Rentengewährungen. 
Zerlegbare Kraukenhäuser. Auf dem Zimmer— 
olatz der Aktiengesellschaft für Bau-Ausführungen zu Charlottenburg 
Salz⸗Ufer 6) wird zur Zeit ein zweites zerlegbares Krankenhaus 
nach dem System des Regierungsrath Dr. zur Nieden zusammen— 
zestellt. Das daselbst erst kürzlich fertiggestellte zerlegbare Kranken— 
saus ist nach Posen versandt und dort im Garten des städtischen 
drankenhauses aufgestellt worden. Der zweite, zur Zeit in der 
Ausführung begriffene Bau ist vom Kriegsministerium in Auftrag 
gegeben, um Erfahrungen zu gewinnen, welche Hilfe im Kriege 
von Ausführungen dieser Art zu erwarten sein wird. Dem 
System der besprochenen Krankenhäuser liegt, wie Herr zur 
Nieden auf Befragen dem „Berliner Tageblatt“ mittheilte, folgende 
Darlegung zu Grunde: In feststehenden Krankenhäusern verlangt 
man 35 bis 40 chm Luftraum für ein Bett, in den zerlegbaren 
Krankenhäusern (Baracken) will man mit 12 chm für ein Bett 
iich begnügen. Diese Minderbewilligung muß Schädlichkeiten 
m Gefolge haben, wenn man deuselben nicht durch einen regen 
Luftwechsel begegnet. Mit Rücksicht hierauf hat Herr zur Nieden 
Berichte aus Städten. 
Berlin. Eine neue baupolizeiliche Praxis. In 
»em Hause Oranienburger Straße 6 war behufs Verbreiterung 
ines Ladens eine Mittelwand herausgenommen und durch zwei 
eiserne Träger ersetzt worden. Das Polizei-Präsidium erachtete 
zen hierdurch geschaffenen Bauzustand für bedrohlich und gab 
zem Besitzer des Hauses, Schlächter Wolfram, auf, die Wand 
vieder herzustellen. Es ergab sich demnächst, daß die Zurück— 
ührung des früheren Zustandes nicht gut thunlich war, und die 
Zehörde war damit einverstanden, daß das Gewölbe durch Pfeiler 
zestützt wurde. Neuerdings suchte nun Herr Wolfram die Er— 
aubniß nach, die Pfeiler wieder wegnehmen zu dürfen und durch 
eier eiserne Träger zu ersetzen. Diese Erlaubniß wurde ihm 
ersagt. Gegen die von ihm eingereichte Verwaltungsklage 
vendete das Polizei-Präfidinm ein, daß eiserne Säulen, welche 
n größerer Ausdehnung unbekleidet seien, fortan zur Stützung 
on Gebäuden wegen ihrer Feuersgefährlichkeit überhaurt nicht 
nehr polizeilich geduldet werden könnten. Beim Ausbruch eines 
Zrandes würden diese Eisenträger schnell glühend werden und 
ie Last nicht mehr tragen können. — Da bisher freistehbende 
fisenträger in großem Ümfange Verwendung gefunden haben, 
hne ihrer Feuersgefährlichkeit wegen beanstandet zu werden, so 
eschloß der Bezirks-Ausschuß, zur Prüfung dieses neuen, wichigen 
Hesichtspunktes die Entscheidung über die Klage auszusetzen und 
unächst gutachtlich einige hervorragende Ingenieure, sowie den 
tädtischen Branddirekter über die Bedenken der Baubehörde zu 
»ernehmen. 
Hamburg. Der 15. Delegirtentag des Verbandes 
deutscher Baugewerksmeister wurde vom 4. bis 6 Septbr. 
n Hamburg abgehalten. Er beschloß: 1. Der Befäbigungs— 
sachweis zum selbstständigen Betriebe des Maurer-, Zimmerer— 
ind Steinmetz-Gewerbes wird obligatorisch eingeführt. 2. Wer 
urch eine Prüfung nach ordnungsmäßig zurückgelegter Lehrlings— 
ind Gesellenzeit in einem der drei Gewerbe seine Befähigung 
jachgewiesen hat, ist berechtigt, auch in den verwandten Gewerben 
in Meiftereramen abzulegen. Lehrlinge jedoch darf derselbe.
	        

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