Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

Mittheilungen aus der Praxis. — Berichte aus Städten. 
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nehmen und rascher erhärten. Neuerdings wird zu glattem 
Putz für diesen Zweck auch der, sogenannte verlängerte Cement⸗ 
noͤrttel empfohlen, ein Gemisch aus 1 Theile Kalkbrei, 2—4 
Theilen Cement und 6—12 Theilen Sand. Einmal angerührt, 
oll dieser Mörtel, entgegen dem reinen Cementmörtel, selbst in 
24 Stunden seine Bindekraft nicht verlieren. Noch wetterfester 
oll ein derartiger Abputz durch einen nachträglichen wiederholten 
Anstrich mit einer Lösung von 3 Th. Eisenvitriol in 8 Th. 
Wasser werden. Zeigt sich nach dem vierten Anstrich keine 
zunkle, grünliche Faͤrbung mehr, so ist der Putz oberflächlich mit 
her Loͤsung gesättigt. Ein darauf folgender zweimaliger Anstrich 
nit fünfprozentigem Seifenwasser soll genügen, den Putz wasser⸗ 
dicht zu machen und Abreiben desselben nach dem Trocknen mit 
inem' Tuche oder einer Bürste ihm das Ansehen eines Oel— 
farbenanstrichs verleihen. — 
Billige Fußböden für Tenunen, Ställe, Haus— 
lure ꝛc. erhaͤlt man nach J. Lehmann („Mährisches Ge— 
derbeblatt“) aus Braunkohlenasche mit Sand und Kalk. Man 
oͤscht zu diesem Zwecke 17, Raumtheile gebrannten Kalks und 
nischt damit u. Theil lehmfreien Sand und 8 Theile gröblich 
gefiebte Braunkohlenasche. Die Asche wird mit Wasser zu 
inem ziemlich steifen Brei verarbeitet, welcher ungefähr 15 m 
zoch aufgetragen und mit der Kelle glattgestrichen wird. In 
Staͤllen oder an solchen Orten überhaupt, wo der Boden stark 
der Nässe ausgesetzt ist, muß die gut ausgetrocknete Masse mit 
Theer oder mit Oelfarbe gestrichen werden. Letztere kann dann 
mit Seifenwasser abgewaschen werden, ohne daß Feuchtiakeit 
indringt. — 
uu versenden und zu jeder Jahreszeit zu montiren. Wie wir 
zoͤren, soll Herr Heilemann bereits Aufträge zu weiteren Bauten 
ieser Art in hiefiger Stadt bekommen haben. 
Berlin. Mit Bezug auf den großen Speicherbrand in 
zer Kaiserstraße wird der „Voss. Ztg.“ von fachmännischer Seite 
geschrieben: „Die außerordentliche Zerstörung des für feuersicher 
ehältenen Speichergebäudes und seiner Eisenkonstruktionen könnte 
eicht zu zu weit gehenden Schlüssen in Bezug auf die Ver— 
vendbarkeit des Eisens zu tragenden Bautheilen Veranlafssung 
jeben, da es den Auschein hat, als besäße dieses Material ernst— 
ichen Angriffen des Feuers gegenüber keineswegs die ihm zu— 
jeschriebene und von ihm erwartete Widerstandsfähigkeit. Hier— 
ius könnte ferner die Nothwendigkeit gefolgert werden, durch 
ʒaupolizeiliche Vorschriften die Verwendung des Eisens in bisher 
iblicher Weise zu beschränken — und damit einen blühenden 
zndustriezweig lahm zu legen. In Speichern mit zweiseitiger 
Belichtung sind die Bedinzungen für die Entwickelung einer 
tarken Stichflamme nach der einen Seite hin durch reichliche 
zufuhr der Verbrennungsluft von der andern her nach baldigem 
zerspringen der Fenstergläser gegeben; liegt nun brennbare Waare 
yoch aufgespeichert auf den Boͤden, wie im vorliegenden Falle, 
o streicht die heißeste Flamme naturgemäß nahe der Decke ent— 
ang und wenn demnach hohe, schmiedeeiserne Unterzüge nach der 
rꝛänge des Gebäudes unterhalb gewölbter Decken angeordnet, so 
ind diese als einziges Hinderniß der Flamme deren Einwirkung 
im meisten ausgesetzt, da sie von der Stichflamme allein ge— 
roffen werden; die ihnen zugeführte Wärmemenge kann nach 
'einer Seite abgeleitet werden, sie werden also leicht in's Glühen 
ommen und unter der schweren Last der Decke und deren Be— 
astung durchbiegen, wie im vorliegenden Falle thatsächlich ge— 
chehen. Sind ferner die Gewölbekappen so weit gespannt und 
o niedrig im Scheitel, wie hier, so stürzen sie bei geringem 
lusweichen der Widerlager herab, die Isolirung der Böden 
on einander hört auf, die Flamme schlägt durch, findet neues, 
orgewärmtes Brennmaterial und die Weiterentwicklung der 
zlamme ist dann nicht mehr aufzuhalten. Hätte man die 
Unterzüge in die Decke gelegt, die Kappenträger in die Unter— 
züge (was allerdings früher nicht gestattet wurde), ferner den 
Kappen eine angemessene Wölbung und eine Form gegeben, 
die die Eisentheile vor direkter Berühruug mit der Famme 
chützte; haͤtte man endlich die Kappen gehörig überfüllt oder 
tatt der Kappen nicht etwa eine jetzt so beliebte Wellblechdecke, 
die einem Feuer sehr wenig Widerstand bieten kann, sondern 
— eine starke Betondecke angewandt, die allerdings für Berliner 
Bauten nicht gestattet wird, aber allen äußern Krästen gegen— 
iber außerordentlich widerstandsfähig ist, so würde die Kon— 
truktion zwar nicht ganz feuersicher geworden sein — dazu ge— 
hört reiner Massivbau aus feuerbeständigen Steinen — doch 
väre dem Feuer ungleich längerer Widerstand geleistet und der 
Feuerwehr Zeit und gesicherter Stand gewährt worden, um das 
ann örtlich gebliebene Feuer zu bekämpfen. Die gußeisernen 
Zäulen haben sich, wie bei ähnlichen Vorkommnissen, sehr gut 
»ewährt; sie sind weder durch die Hitze, noch durch die Belastung, 
oudern nur an einigen Stellen durch Zerknicken in Folge 
derabfallens der mit ihren Köpfen verschraubten Unterzüge zer— 
tört; solchem Einflusse vermag auch kein anderes Baumaterial 
u widexstehen, man müßte denn alle Stützen von feuerbe— 
tändigen Mauerpfeilern herstellen wollen. Nicht also in der 
Anwendung gußeiserner Säulen, schmiedeeiserner Deckenträger 
ind Unterzüge an sich liegt deren geringe Haltbarkeit im vor—⸗ 
iegenden Falle, sondern in der Art der Anwendung. In dieser 
Beziehung wird bei Berliner Bauten noch viel gesündigt. 
Paris. Für den Eiffelthurm der bevorstehenden Aus— 
tellung, dessen Fundamente nunmehr aus dem Boden ragen, 
neranlaßte der Aufzug ganz besondere Sorgfalt, da Versagen 
jon dessen Einrichtungen bedeutendes Unglück zur Folge haben 
nüßte. Die konstruktiven Einrichtungen dieses Aufzuges, welcher 
sundert Gäste aufzunehmen vermag, sind in Entwurf beendet. 
Fin wesentlicher Unterschied zwischen diesen und älteren Ein— 
ichtungen besteht darin, daß der Fahrstuhl nicht direkt gehoben, 
ondern mit Hilfe eines denselben stützenden Wagens getragen 
vird. Letzterer bewegt sich dabei in einer Schraubenlinie, das 
Fahrzeng felbst aber in Folge seitlicher Führungen in grader 
dinie. Für den Antrieb dient ein endloses Drahtseil, welches 
n der Mitte des Fahrstubles von unten eingeführt und oben 
Berichte aus Städten. 
Aachen. Ueber ein eisernes Haus in Aachen schreibt 
zie „Deutsche Techniker-Zeitung“: Gar mancher von den 
Tausenden, welcher in den letzten Monaten den Jakobsteinweg 
inaufwanderte, um sich in der würzigen Luft des Aachener 
Stadtwaldes zu erfrischen, oder den ein frommer Wunsch zur 
heiligen Stätle Moresnet hinaustrieb, blieb in der Lütticher— 
traße verwundert vor einem im Bau begriffenen eisernen Hause 
tehen. Es ist ein ungewohnter Anblick,, ein Wohnhaus anstatt 
„von bedächtig arbeitenden Maurern von rüstigen Schlossergesellen 
rusführen zu sehen, und ein eigenthümliches erkältendes Gefühl 
ür Jeden, der sich vorstellte, in solch' einem eisernen Hause 
wohnen zu müssen. Heute nun ist der Bau vollendet, schön 
in Oelfarbe gestrichen und gemalt, und Niemand sieht es dem— 
elben an, daß er aus kaͤltem, starrem Eisen errichtet ist. 
Wem das Leben in den hier üblichen, thurmartigen Wohnungen 
nicht zur zweiten Natur geworden, der kann sich eine so ein— 
ladende bequeme Wohnftäͤtte nur wünschen. Da das Gebäude 
in der nördlichen Seite von dem nachbarlichen Wohnhause 
)5 meabsteht, an der südlichen und westlichen Seite von dem 
zur Pottmühle des Herrn Vossen gehörigen freien Felde begrenzt 
vird, gegen die 24,0 mm breite Straße noch 3,0m zurückliegt 
ind als Hintergrund den mit einigen Villen gezierten Höhenzug 
im Königshügel enthält, so ist die Lage desselben eine sehr be— 
»orzugte und gesunde. Der Ingenieur Heilemann aus Berlin 
hat das eiserne Haus nach seinem Bausystem in 50 Arbeits- 
agen für Herrn Stadtrath Leo Vossen hierselbst erbaut und 
zum Bewohnen fertiggestellt. Dasselbe soll ein Muster für 
eine große Anzahl zu erbauender Arbeiter-Wohnhäuser sein. 
Im einfachen Villenstyl ausgeführt, enthält das Gebäude ein 
3,0 m hohes Kellergeschoß, 6 geräumige, helle Zimmer in dem 
3,5 m hohen Erdgeschoß und 2 Zimmer in dem Kniestockwerk. 
Im Uebrigen ist das Gebäude nicht ausschließlich in Eisen aus— 
zeführt. Das Kellergeschoß ist in Ziegelsteinen aufgemauert, 
vorauf ein Gerippe aus 4Eisen gestellt ist, welches die platt 
jespannten Eisenbleche mit der Hinterfütterung aufnimmt. 
ketztere besteht aus einer Luftschicht, impraͤgnirter Bretterschicht, 
einem zweiten, mit imprägnirter Füllmasse ausgestampften Hohl— 
raum, einer zweiten Brettlage und einer Papier-Filzlage, worauf 
die Tapeten geklebt sind. Fußboden und Decke sind von Holz, 
die Schornsteine und das Treppenhaus in Ziegelsteinen ausge— 
führt. Das Gebäude ist absolut trocken, die Zimmerwäude 
mollig, weich und warm, so daß der Aufenthalt in den Räumen 
sehr behaglich sein muß. Mit Hülfe dieses Systems ist es 
nöglich, Wohnbäuser in der Werkstatt fabrikmäßia herzustellen.
	        

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