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Berichte aus Städten. — Literaturbericht.
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was möglich wäre, oder der Heizer habe ein Versehen begangen ꝛc.
Dem Beamten wird der Schornstein als augenblicklich nicht
auchend gezeigt, und die Sache ist erledigt. Neuerdings und
leider aber nur in sehr vereinzelten Fällen verstummen die
Klagen der Nachbarschaft nicht so leicht; denn es kann nicht jeder
zleich bei den immerwährend wiederkehrenden Uebelständen die ihm
zugefügten Schäden und Unkosten ruhig hinnehmen, oder schlißlich
ausziehen und sich eine besser dagegen geschützte theuere Wohnung
uchen. In der Zimmerstraße haben es die Nachbaren eines stark
Zchornsteins durchgesetzt, daß dem Besitzer nach und nach rauchenden
40 Mark Strafe auferlegt wurden, und er es bald einsehen
nußte, wohl oder übel an seiner Feuerungsanlage solche Ein—
richtungen anzubringen, welche von der Polizei als dem Zweck
entsprechend anerkannt wurden. Im gesundheitlichen und all—
zemeinen Interesse ist es gewiß anzuerkennen, wenn solche
Einzelvorfälle nicht unerwähnt bleiben, und so weisen wir
darauf hin, daß im vorliegenden Fall das Einschalten eines
Schomburg'schen Rußfängers vollständig genügte, indem durch
den Apparat alle Rußtheile, und zwar 60 Liter pro Tag, aus⸗
zeschieden und aufgefangen werden. Eine rauchverbrennende
Feuerungsanlage genügt demnach nur gegen Gas- oder Geruch—
belästigung, gegen Ruß- und Schornstein-Auswurf müssen es
Rußfänger sein.
Berlin. Als seinerzeit die Centralmarkthalle
eröffnet wurde, hörte man mehrfach die Befürchtung aussprechen,
daß erstere viel zu groß angelegt sei und sich daher in den
weiten Hallen die Käufer und Verkäufer fast verlieren würden.
Nun, der Verkehr in der Centralmarkthalle hat so gewaltige
Dimensionen angenommen, daß, namentlich in den Abendstunden,
das Gedränge geradezu lebensgefährlich geworden ist. Immer
nehr und mehr tritt die Nothwendigkeit hervor, die Central—
markthalle, soll sie allen Anforderungen genügen, zu vergrößern,
und die städtischen VBehörden haben diesen Plan schon länger
ins Auge gefaßt; freilich, greifbare Vorschläge liegen nicht vor.
In kurzer Zeit wird übrigens das Markthallennetz eine große
Erweiterung erfahren. Am ersten Januar wird die Markthalle
n der Invalidenstraße dem Verkehr übergeben werden können,
im ersten April gedenkt man die Markthalle in der Buckower
Straße für die Bewohner der Luisenstadt bestimmt zu eröffnen
ind an demselben Tage wird auch der Osten mit der Markt—
jalle in der Andreasstraße sein städtisches Geschenk erhalten.
In's Auge gefaßt haben, wie die „Nat-Ztg.“ schreibt, die
städtischen Behörden noch die Errichtung von vier Markthallen,
die an der Peripherie der Stadt liegen würden. Eine Kon—
‚entration bestimmter Verkehrsprodukte in den einzelnen Markt—
hallen, die schon jetzt stellenweise für den Großhandel angestrebt
vird, wird sich schwerlich durchführen lassen, ehe die Bersorgung
der Stadt mit Markthallen wenigstens zu einem vorläufigen
Abschluß gekommen ist; alsdann würde es vielleicht möglich sein,
den Blumenhandel nach der einen Markthalle zu dirigiren, den
Hemüsehandel nach der andern, den Fischhandel nach der dritten.
Selbstverstandlich würden sich alle diese eventuellen Veränderungen
iur auf den Verkehr im Großhandel erstrecken. Der Detail—
»erkehr würde in keiner Weise davon berührt werden.
Zerbst, 3. November. Das Wintersemester an hiesiger
Bauschule hat heute unter so zahlreicher Betheiligung seinen
Aunfang genommen, daß die neu hergerichteten Schulräume
bereits vollständig besetzt sind und daher für das nächste Jahr
eine bedeutende Erweiterung besagter Räume in Aussicht ge—
nommen werden mußte. —g.
Hamburg. (Straßenreinigung.) In einer der letzten
Sitzungen des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hamburg
machte Herr Inspektor Rambke interessante Mittheilungen über
die seit dem Jahre 1886 neu organisirte Straßenreinigung der
freien Hansastadt. In Hamburg hatte sich das frühere System,
die Straßen durch Abfuhr-Unternehmer bereinigen zu lassen,
nach und nach als völlig unzureichend erwiesen. Als Vorbild
für die neuen Einrichtungen wurde das bewährte System von
Berlin genommen, doch mußte Vieles, den abweichenden Ver—
Jältnissen entsprechend, umgeändert werden. Die in Hamburg
heils täglich, theils zwei- oder dreimal wöchentlich zu reinigenden
Straßen haben zusammen eine Länge von 222 Kmm oder rund
30 Meilen, eine Fläche von 3500 000 D-m. Mit 14 Kehr—
maschinen werden täglich 420 000, mit der Hand 380 000 D-m
rereiniat Nie Hauvpfarbeit geschieht. wie in Porlin Machts
ind wird um 212 Uhr begonnen. Sie erfordert gegen 200 Ar—
eiter, für welche nach Stundenplänen die Reinigung der ein—
elnen Straßen vorgeschrieben ist. Bis Morgens 8 oder 9 Uhr
nuß aller Kehricht abgeführt sein. Derselbe wird zum Theil
n den Vororten abgelagert, meist aber in Schiffe verladen, aus
enen er als Dünger verkauft wird. Die Abfuhr kostet jährlich
6000 Mark oder 1,80 Mark f. d. chm. Am Tage sind 60 Ar—⸗
eiter in Thätigkeit, denen die Reinigung der Straßenübergänge,
owie die Desinfizirung der Droschken-Halteplätze, der 28 öffent⸗
ichen Bedürfniß-Anstalten und der 110 Pissoirs obliegt. Von
er Straßenreinigungs-Verwaltung wird auch das Besprengen
»er Straßen besorgk, zu welchem Zwecke Wasserwagen mit
500 Liter (1,5 cbm) Inhalt benutzt werden. Dieser Inhalt
„enügt zum Besprengen einer Straßenfläche von mindestens
000 D-—m Fläche. Jeder Wagen kaun täglich 40 -50 mal
efüllt werden, mithin vermag er etwa 80 000 - 100 000 D-⸗m
Straßenland zu besprengen. Die für das Fegen der Straßen
tothwendige Besprengung erfordert jährlich 53 000 cbm Wasser,
velches dem Wasserwerk mit 0,10 Mark f. d. cbm vergütet wird.
Für die Schneeabfuhr wird nach jedem Schneefall eine große
Unzahl von Hilfsarbeitern benutzt. Die Abfuhr geschieht theils
nittels Kippkarren, theils mittels zweispänniger Wagen von
chm Inhalt. Im Stadthaushaltsentwurf wird für Schnee⸗
ibfuhr ein Posten von 30 000 Mark eingesetzt, der aber häufig
ich als ungenügend erweist, da ein einziger Schneefall von
20 em Höhe 40 50 000 Mark Kosten verursachen kann. Im
Fahre 1884 wurden nur 29532 Mark, im Jahre 1886 aber
09 845 Mark verausgabt, mithin für das qm der gesammten
Ztraßenfläche durchschnittlich O,osss Mark. Die Abfuhr von
Ische und Hausunrath wird für alle Einwohner von der Stadt
»esorgt. Dieselbe ist an einen Unternehmer für 142 500 Mark
uf 5 Jahre verpachtet und geschieht in geschlossenen Wagen
on 2—4 chm Inhalt, von welchen im Winter täglich 150 in
»en Stunden zwischen 5 und 8 Uhr Moragens die Straßen durch
ahren müssen PAn.
Literaturbericht.
Elemente der Lüftung und Heizung. Für den Unter—
icht an höheren Gewerbeschulen und für den praktischen
Bautechniker zusammengestellt von F. Fanderlik, Fachvor—
tand an der K. K. Staatsgewerbeschule in Reichenberg.
Vien, 1887. Verlag von Karl Gräser.
Das Fehlen eines geeigneten Hüuͤlfsbuches beim Unterricht über
deizung und Lüftung, welches bei der nothwendigen Kürze doch der
Hruͤndlichkeit nicht entbehrt, veranlaßten den Herrn Verfasser, diesen
Begenstand ursprünglich als Lehrtext zusammenzustellen. Die Vor—
lusfetzung, daß die Arbeit zu ähnlichem Zwecke auch noch weiteren
dreisen dienlich sein könnte, führte dann zu ihrer Veröffentlichung,
vofür außerdem noch die Absicht maßgebend wurde, auch dem praktischen
Zautechniker ein Buch in die Hand zu geben, woraus derselbe sich in
dürze das Nothwendigste über Lüftungs- und Heizungsanlagen an⸗
ignen könne. Ist doch der Bautechniker in vielen Fällen in der Lage,
zerartige Anlagen, wenn auch nicht zu konstruiren, se doch zu ent⸗
verfen, oder die Anregung hierzu zu geben und den Bau und die Er—
altung desselben zu beaufsichtigen.
Das Werk will kein Handbuch für den Konstrukteur sein und
onnte deshalb, der erwünschten Kürze halber, Vieles unberücksichtigt
leiben, insoweit es sich mit dem Verständniß des Ganzen verträgt,
inderenfalls mußte aber die mathematische Grundlage für die ver—
hiedenen, bei der Heizung und Lüftung verwendeten Formeln des
eichteren Verständniffes wegen beigefügt werden, die sich der Herr
Lerfasser bestrebte, in der allereinfachften und gemeinverständlichen
Veise aufzustellen. Neberhaupt ist das Buch durchaus klar und über—
ichtlich geschrieben, so daß es seinen Zweck vollständig erfüllen wird.
Nuͤch die Ausstattung ist uͤberaus lobenswerth, Druck und Papier sind
lar und schön, die Figuren trefflich gezeichnet, so daß wir unsereu
rdesern die Anschaffuna desa Merkes dringend empfehlen können.
M.
Reichsgesetz, betreffend die Unfallversicherung der bei
Bauten beschäftigten Persenen vom 11. Juli 1887. Er—
üütert von Dr. Ludwig Fuld, Rechtsanwalt in Mainz
Zerlin 1887. Verlag von Franz Vahlen.
Das neue Bauunfallgesetz löst die schwierige Frage nach der Ver⸗
cherung der bei Regiebauten nicht gewerbsmäßiger Bauherren be⸗
häftigten Personen durch die Einführung eines ganz neuen Grund-
Hes, nämlich der Versicherung der berussgeuossenschaftlichen Ver—
cheruͤngsanstalten gegen feste Prämien. Das neue Gesetz trifft aber
Ferdeln gewisse pon den bisherigen Grundsätzen der Unfallversicherungas-