Literaturbericht. — Bautechnische Notizen.
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gesetzgebung abweichende Bestimmungen. Es bandelt fich dabei um
ine Reilee feiner, auf den ersten Blick nicht ganz leicht zu erfassender
iterscheidungen. Ein sachkundiger und zuverlässiger Wegweiser für
ie Anwendung des Gesetzes ist daber für die Betheiligten sowohl,
vie für die mit der Ausfübrung des Gesetzes befaßzten Beamten nicht
iur dringend wünschenswerth, sondern geradezu unentbehrlich. Die
»orliegende bandliche Ausgabe des Gesetzes aus der Hand des dieser
Arbeit vellkemmen gewachsenen, durch jeine früberen Arbeiten auf
dem Gebiete der Undallversicherungsgeietzgebung bewährten Verfassers
Aiftet diesen Wegweiserdienst in ausgezeichneter Weise. Die ausführlichen,
mnitidbar bihter den betreffenden Paragraphen folgenden Er—
zuterungen sind klar und verständlich und dürften wohl kaum noch
Fieitch beim Leier über den Sinn und die Motive des Gesetzes zurück—
üfsen. Dabei bat es der Verfasser jedoch vermieden, theoretische Er—
irterungen anzustellen und kritische Verbesserungsvorschläge zu machen,
ie man überbaupt besser so lange aufschieben soll, bis die Praris die
Brauchbarkeit eder die Febler des Gesetzes oder einzelner Theile des—
elben nachgewiesen hat. Ein ausführliches alphabetisches Sachregister
rleichtert die praktische Benutzung des Buches wesentlich. Die Aus—
tattung des Werkchens ist eine durchaus gediegene, so daß wir dasselbe
inseren Lesern bestens zur Anschaffung empfehlen können. M.
Grundzüge des Hochbaues (Baukonstruktions-Lehre)
ür Gewerbe-Werkmeisterschulen und zum Selbstunterricht,e
zon Adoelf ven Gabriely, kkk. Regierungsrath und v. ö.
Professor, 11. vermehrte und verbesserte Auflage. Wien
888. Verlag von Spielhagen & Schurich.
Der Werfasser hat sich die schwierige Aufgabe gestellt, in dem
engen Rabmen eines mittelstarken Bandes die gesammte Lehre vom
Bauen in ihrem wissenschaftlich-konstruktiven Theile darzustellen, er
pill also in allgemein verständlicher Weise die konstruktive Anordnung
der Bautheile und deren Verbindung zu ganzen Bauwerken behandeln
ind hauptiächlich den österreichischen Gewerbeschnlen (Werkmeister—
schulen) ein passendes und das ganze Gebiet umfassendes Lehrbuch
liefern. Es bringt den reichen Stoff in fünf Unterabtheilungen zum
Vortrage und zwar: J. Baumaterialien-Lehre, 11. Baukonstruktivns—
»ehre, III. innerer Ausbau, IV. vehre von den Kojtenanschlägen,
Bauausführung.
Für den praktischen Werth des Buches spricht die Thatsache deutlich
jenng, daß ichon zebn Auflagen vergriffen sind. Die neue Auflage
vurde in mancher Beziebung vermebrt und verbessert. Um den im
Hochbau gemachten Fortschritten der Neuzeit gerecht zu werden, bat
ser Verfasser mebrere Abichnitte geändert, andere neu binzugefägt,
o beispielsweise den über die Baumaterialien, die Anwendung des
Eisens im Hechban, die Fenster, Thüren und Thore nebst ihren Be—
chlägen, die Lüftung, die Kanalisation, die Brunnen, die Lebre von
den Kostenanschlägen und die Bauausführung: außerdem wurde an
»assender Stelle auf die so überaus wichtigen Anfordernngen hinge—
wiesen, welche an einem Bau in gesundbeitlicher Beziehung zu stellen sind.
Mit anerkennenswerthem Geschick ist es dem Verfasser gelungen,
aus dem großen Stoffgebiete das Wichtigste herausgewäblt zu baben,
o daß das Buch seinem Zweck durchaus entsprechen wird, nur möchte
es sich empfehlen, bei einer zwölften Auflage die zablloseu Fremdwörter
zuszumerzen, die üppig, wie Unkraut, das sonst klar und verständlich
geschriebene Werk durchwuchern. Will der Verfasser einmal sein gewiß
urchaus verdienstliches Buch in deutscher Sprache herausgeben, so
nöge er dieselbe nicht durch ein Gemengsel von Fremdwörtern aller
möglichen Sprachgebiete verunstalten, von Fremdwörtern, die vielfach
bon dem veierkreise, an den er sich wendet, nicht voll verstanden
verden dürften.
Besondere Anerkennung verdient die Verlagsbuchhandlung für
die hübsche und gediegene Ausstattung des Werkes, das sich ohne
Zweifel bei seiner knappen Behandlungsweise des ausgedebnten Stoff—
gebietes auch über die Grenzen Oesterreichs binans viele Freunde er—
vperben wird. Peiffhoven.
Die praktischen Arbeiten und Bankonstruktionen des
Zimmermanns in allen ihren Theilen. Ein Handbuch für
zimmerleute, sewie für bauntechnische Lehranstalten, be—
irbeitet von Ur. W. H. Behse, Banmeister und Rektor der
tädtischen Gewerbeschule in Dortmund. Achte verbesserte
Auflgge, mit einem Atlas von 51 Foliotafeln, enthaltend
Abbi ldungen. Weimar 1887. Werlaa von Bernhard Friedrich
Roig
Dieses klar und verständlich geschriebene Buch behandelt auf
eavppein ne das Janze Gebiet der Zimmermaunskunst. Nach
Atzen „Iben erschöpfenden, mehr einleitenden Bemerkungen, über den
Bau, die Eigenschaften, Renservation und Fällzeit der Hölzer, über
en Holzschwamm und die in der Zimmerkunst gebräuchlichen Holz—
ixten, sewie über die Zurichtung des Holzes, sind in den folgenden
kapiteln die Helwerbindungen, die Häng- und Sprengewerke, die
Holzwände, Balkenlagen und Decken, die Dächer. die Frepypen, die
doste und Spundwände, sowie die Rammen, Gexüste und hölzernen
Zrücken eingehend beschrieben. Der Schwerpunkt des Werkes liegt
edoch wie billig in den Abbildungen, die in der bei der Verlags—
andlung bekannten sauberen und gediegenen Weise auf lithographischem
Vege därgestellt sind. Die vorliegende Bearbeitung, bereits die achte
luflage, weist im Wesentlichen keine Verschiedenheit gegen ihre Vor—
sängerin auf, weil es dem Verfasser nicht gerathen schien, ein Werk,
essen Brauchbarkeit die vielen Auflagen bezeugen, in seinen Grund—
ügen zu verändern. Erweiterungen und Verbesserungen erhielten die
zaͤpitel'don dem Bauhbolze, von den Balkenlagen und Decken, sowie
ꝛen den Treppen, wodurch sowohl die Anzahl der Tafeln um Zzwei
ermebrt, als auch der Text entsprechend erweitert wurde. Ohne
Zweifel wird sich das Werk auch in seiner neuen Auflage immer mehr
zreunde aus den betheiligten Kreisen erwerben.
Peiffhoven.
Pautechnische Notizen.
Frostsicherer Mörtel. In vielen Fällen können verschiedene Bau—
irbeiten erst im Herbst begonnen und, fertiggestellt werden, viele dieser
icbeiten müssen im Frübjahr vollendet sein. Es tritt also an den Bau—
geister die Aufgabe beran, gerade in der zum Bau ungäünstigen Zeit die
ürbeit durchzusühren. Nun ist es aber, ein im Baufach schwer empfundener
ichelftand, daß mit Eintritt des Froestwetters jede Bauarbeit lahmgelegt
bird, unmd zwar aus dem Grunde, weil der Mörtel in seiner bisherigen
zusammensetzung, sei es ein Weißkalk-, hydraulischer oder Gypsmörtel, auch
ci Verwendung der bisher bekannten besten Materialien, bei Frostwetter nicht
crarbeitet werden könnte und weil jede frische, noch feuchte Mörtelschichte,
venn selbe vor dem Austrocknen vom Frost überrafcht wurde, in ihrem
HZerband total zerstört wurde, so daß in diesen Fällen die ganze Arbeit neu
emacht werden mußte. Um unn diesem Uebeistand abzuhelsen, um die
Zersteilung und Finalisirung jeder Bauarbeit auch bei Frostgefabr oder bei
sngetretenem Froͤst zu ermöglichen, um dem Baumeister die Sicherheit zu
eben, daß die herzustellende Arbeit durch den Frost in keiner Weise Schaden
idet hat Herr Hausleitner in Wien die zur Beimengung des Mörtkels zu ver—
bendenden' Makterialien, als da sind Gops, hydraulischer Kalk oder Port—
ndeement, durch einen Zusatz vollständig frostsicher gemacht. Dieser
gusatz bewirkt nämlich, daß diese Materialien, resp. der Mörtel, dem diese
Haterialien beigemengt wurden, selbst bei strenger Kälte obne zu frieren
rhärtet. Die von Herrn Hausleitner erzeugten frostsicheren Materialien,
velche sich mehrfach bewährt haben, werden zur Bereitung des Mörtels in
olgender Weise verwendet: A. Frostsicherer Gypsmörtel. Man menge in
snem Mörtelkasten drei Schaff guten Weißkalkmörtel mit 11,, bis 2 Schaff
rostsicheren Gyps gut ab und verarbeite die angemachte Menge schleunigst.
zwar, daß vom Zeitpunkt der Zumengung des, frostficheren Gypses bis
velintigete PFarbeitung der augenäch?“en Mörtelmenge *öchstens zebr
Minuten vergehen. — B. Hudraulischer, frostsicherer Mörtel. Man menge
u drei Schaff 11/, Schaff frostsicheren bydraulischen Cemenkalt, setze das
nötbige Wasser zu, menge Alles schleunigst und verarbeite den Mörtel so
Hnell, daß vom Zeitpunkt, wann das Wasser zugemengt wurde, bis zur
auzlichen Verarbeitung der angemachten Menge böchstens zebn, Minnten
ergeben. Will man zum Weißkalkmörtel, damit selber schneller erhärtet und
em Frost widersteht, frostsicheren, hydraulischen Cementkalk zusetzen, so
nenge man zu drei Schaff dünnen Weißkalkmörtel Iu Schaff frostsicheren,
vdraulischen Cementkalk und verarbeite die angemachte Mörtelmenge binnen
ängstens zebn Minuten vom Zeitpnukt der Zumengung des frostsicheren
Fementkalkes. — C. Frostsicherer Portlandcement wird ebenso behandelt und
erarbeitet, wie der frostsichere hydraulische Cementkalk. Die frostsicheren
HNaterialien müssen an einem trockenen Ort aufbewahrt werden, denn durch
Feuchtigkeit würden sich selbe im Faß binden und zum weiteren Gebrauch
intauglich gemacht.
Als Schutzmittel gegen den Eisenrost wird im „Pol. RNotizbl.“
viederbolt das Busse'sche Verfahren, d. i. die Anwendung von Leinölsäure,
mpfoblen. Dieses Verfabren bat durch seine Brauchbarkeit und überaus
roße Einfachheit sich viele Freunde erworben. Bei der großen Neigung
es Eisens zur Rostbildung ist ein einfach zu bandbabendes Rostschutzmittel
neden meisten Werkstätten willkommen; man giebt sich die größtmögliche
Mühe, dem Metall durch Politur ein schönes Ansebhen zu geben, Aber schon
ie geringite Menge Feuchtigkeit veranlaßt Rostbildung, bezw. Orydation.
diese zu verbindern, besitzen wir in dem wie Kautschuf elastischen Hydrat
er Linoleinsäure ein überaus brauchbares Mittel. Die weingelbe, syrup—
irtige Lösung desselben bildet, auf, Metallgegenstände dünn aufgetragen,
ine durchsichtige, hart werdende, sebr elastische, dehnbare Schicht, welch
etztere die Metalle vor Rostbildung bezw. Orxydation schützt. Die blanken,
Fisentheile bezw. Metallftächen sind zuvor mit einem Wolllappen von Fett,
-cchmutz und Feuchtigkeit zu reinigen; alsdann trägt man den Rostschutz
it einem weichen Pinsel dünn äuf. Bei sorgfältiger Behandlung büßen
die Metallflächen nichts von ibrem glänzenden Aussehen ein. Die Elastizität
des Ueberzuges gestattet die Ausdehnung beaw. Biegung der Metalle. ohne
daß dieselben rissig werden.
Als Preisaufgabe des Architektenvereines in Berlin für
das Schinkelfest 1889 ist auf dem Gebiete des Hochbaues der Entwurf
u einem öffentlichen Bade für Berlin gestellt. Die Bauanlage soll als
daupttheile ein großes überdecktes Schwünmbad und eine Halle für Heil—
ymnastik in Verbindung mit Erbolungs- und Erfrischungsräunmen, umgeben
on Gartenanlagen und Wandelbahnen, enthalten. Außerdem soll der Ent—
ourf römische und russische Bäder mit Kuppelsälen für Dounchen in einer
Doppelanlage für Herren und für Damen, desaleichen auch eine Reihe von
WVanneubädern in Einzelzellen umfassen
Nedaktion: R Mattbey in Verlin — Werlag von Julius Engelmann in Berlin. — Drutk der „Volls-Keitung“, Act-Geĩ in Berlin
Anier Nerantwortlichkeit des Verlegerz