Der Sandstein als Baumaterial. — Mittheilungen aus der Praxis.
chaft ob. Die Wiederaufrichtung des Kapitelhauses daran, das
ieue Portal, sowie allerhand kleinere Bauten an' der Westseite
)er Kirche sind sein Werk. Das erstere hat er nur nach vor—
zefundenen Andeutungen vollständig neu konstruiren müssen, und
s erregte das Interesse aller Fachgenossen, ob und wie er eine
io schwierige Arbeit fertig zu stellen vermöchte. Sie gelang ihm
orzüglich. Im Renaissancestil führte er in Gemeinschast mit
Sir Digby Wyatt die nenen Regierungsgebäude am alten Königs—
schloß von Whitehall aus, wo einst Inigo Jones seinen Genus
jatte walten lassen. Schließlich sei noch des überaus lehrreichen
architektonischen Museums“ gedacht, das sich in Canon-Row,
Westminster, befindet und zum allergrößten Theil Gilbert Scott's
anermüdlichen Anstrengungen sein Entstehen und seine nüttzliche
Bestimmung verdankt.
Am 28. März 1878, im Alter von 67 Jahren, starb er
zu London
Der Sandstein als Baumaterial.
Eine kurze Wanderung durch das gesegnete Frankenland
in den noch schöneren Rhein brachte in uns die Thatsache
wieder zum Bewußtsein, daß ein großer Theil des Reizes, den
.B. Nuͤrnberg und Rothenburg o. d. Tauber auf jeden Wanderer
usüben, nicht im Gesammtbilde dieser Städte allein beruht,
ondern vielfach auch dem vorzüglichen Baumateriale zuzuschreiben
st, aus welchem die Häuser und Burgen, die Thore und
Kirchen sich aufbauen. Alles quadert sich und erweckt sofort in
uns den Eindruck des Festen und Dauerhaften, sowie des warm
ind behaglich Bergenden. Diese Ausladungen an den Fronten,
diese Ornamente ünd Figuren an den Gesimsen und Erkern
chrecken uns nicht, fie möchten, wie der moderne Gyps, ab—
bröckeln und mindestens unseren Hut ruiniren; an ihnen eilen
wir nicht ängstlich vorüber, sondern wir betrachten sie mit
Muße und freuen uns ihrer kräftigen Formen und individuali—
sirter Gestaltungen. Aus Sandstein aber sind eine Reihe deutscher
Städte und, Städtchen, selbst Dorfschaften erbaut, so daß eine
urze Studie über dieses Gestein nicht unwillkommen sein dürfte.
— Die Hauptgesteine, welche unsere Erdkruste bilden, scheiden
äich nach Cotta bekanntlich in einfache Gesteine, wie Dolomit,
Byps, Kalkstein, Kohle ꝛc., in dichte oder krystallinisch-körnig ge—
mengte Gesteine, wie die granitartigen, die Grünsteine, Por—
ohyre, Trachyte u. a., und in dentlich mechanisch gemengte Ge—
teine. Zu diesen gehören die Tuffe und Trümmergesteine, und
yon letzteren beschäftigt uns hier der Sandstein. Er besteht aus
dörnern (nicht Krystallen) eines Minerals, welche durch irgend
ein Bindemittel zu einem festen Gesteine vereint sind. Von
den Körnern herrschen die Quarzkörner bei weitem vor, und
lassifizirt man jenen zunächst nach dem Bindemittel als
honigen, oder mergeligen, oder kalkigen Sandstein u. s. f.
Treten übrigens außer dem Quarze auch andere Mineralien als
Rörner auf, so unterscheidet man danach und bezeichnet z. B.
ein Quarzgemenge mit Grünerdekörnchen als Gründsandstein.
Je nach der Größe der Körner, dem Mengeverhältniß und der
Art des Bindemittels, den sonstigen Beimengungen, z. B. Kaolin,
Schwefel, Pflanzenstoffe, den geognostischen Prozessen, welche
die betreffende Formation durchgemacht hat, finden wir feineren
oder gröberen, festeren oder leicht verwitiernden Sandstein, dem⸗
iach die eine Sorte mehr, die andere weniger, eine dritte gar
nicht zu Bau- oder Architektur-Zwecken gFeeigenschaftet. So
vilden die mergeligen Sandsteine, bei denen Weergel das Binde—
mittel abgiebt, einen schlechten Baustein, indem sie nngemein
eicht verwittern. Sind aber die Körner eines Sandsteines fest
zenug mit einander verbunden, weder Bindemittel noch sonstige
Beimengungen einem raschen Zersetzungsprozesse unlerworfen
und haͤlt sich der Stein trocken, d. h. „saugt er nicht
Feuchtigkeit aus der Luft an, so gehört er zu den gesuchtesten
Bausteinen, da er sich mit Leichtigkeit zu den verschiedensten
Formen verarbeiten läßt. Es wird bei seiner Verwendung
nicht nur Zeit, sondern auch Werkzeug gespart. Durch die Ver—
chiedenartigkeit seines Tones, (weiß, gelb, grau, roth, braum)
und seiner Zeichnung (gestreift, geflammt, gesprenkelt, gewöhnlich
aber gleichtönig) lassen sich überdies die wirkungsvppllen Front—
effekte erzielen.
Das Verbreitungsgebiet des Sandsteines betreffend, kömmt
ex als Grauwackensandstein bereits in der den krystallinischen
Schiefergesteinen aufgelagerten ältesten Flötzsormation, der
unteren Grauwackenaruppe. vor und erscheint von da durch
ämmtliche Formationen bis zur Molasse, wo er am Nordrand
»er Alpen schon im Pliocen auftritt, und wenn das Bindemittel
zicht mergelig ist, noch recht guten und gern verwendeten Bau—
tein liefert. Sehr leicht zu bearbeiten, aber meist von geringer
Dauer als Bausteine sind die Keupersandsteine, grau oder gelb—
ichgrau von Farbe, feinkörnig, oft mit Schieferthon und Mergel
vechselnd. Ihr Gebiet ist Schwaben, Franken und Thüringen;
n Württemberg führen sie den Namen Bau—-, auch Schilfsand—
tein. Zu den brüchigen gehört der, besonders im Bückeburgischen
nit Schieferthon und Kohlen wechsellagernde, grau-thonige
Wieldensandstein. Zuweilen zur Bearbeitung fast zu fest sind
»er Grauwackensandstein am Rhein und Harz, zwischen dem
Thüringer-Wald, Fichtel- und Erzgebirge, in Schlesien, Mähren
ind Böhmen, und der Braunkohlensandstein, wenn er als Kiesel⸗
andstein auftritt. Er findet sich vo zugsweise in der Wetterau,
m Westerwalde und in der Gegend von Bonn (Siebengebirge),
vo ihn Trachyte als Eruptionsgesteine durchsetzen. Die als
Bau⸗ und Architekturmaterial beliebtesten Sandsteine in Deutsch⸗
and sind der Bunt-Sandstein und der Quader-Sandstein.
ersterer ist feinkörnig, sein Bindemittel vorherrschend Thon,
eltener Kaolin (Steinhaide, Martinsrode und Weißenfels im
khüringischen). Eisenoxyde färben ihn roth oder gelb, auch
unt, woher sein Name. Ein- und Zwischenlagen bilden sogen.
Thongallen, bunter Schieferthon und Rogenstein. In Thüringen,
Zessen, Westphalen, Franken, Schwaben und der Pfalz wird er
sebrochen, woraus sich erklärt, daß die meisten Städte- und
ßaudenkmale Südwestdeutschlands aus diesem Materiale errichtet
vurden. Als sein Konkurrent im sächsischen und böhmischen
ẽlbgebiete tritt der Quadersandstein auf. Fein- bis grobkörnig
rscheint er stets hellfarbig und mit thonigem oder etwas eisen—
hüssigem Bindemittel, auch enthält er oft Abdrücke von Meeres—
nuscheln. Seine Schichten liegen meist noch ungestört, also
sorizontal, wie sie sich einst aus den vorsündfluthlichen Meeren
iederschlugen, werden jedoch oft durch senkrechte Klüfte durch—
hnitten, welche dadurch Riesenquadern erzeugen und dem Ge—
teine seinen Namen verschafften. Er gehört der Kreideformation
in, ist also wesentlich jünger als der Buntsandstein der Trias—
ruppe, und scheidet sich in den oberen und unteren Quader—
andstein. Außer der sächsischen Schweiz (Sandstein von Pirna)
ind Böhmen, welche beide Glieder gemeinsam haben, erhält
nan den untern noch in Schlesien und Westphalen. Als lokale
darallelgebilde erscheinen für den oberen der Wienersandstein
ind für den unteren die Sandsteine bei Regensburg. Aus
hnen ist unter anderen die gothische Wunderblume Bayerns,
er Dom zu Regensburg, erblüht. Zu größerer örtlicher Be—
»eutung als Baustein gelangte der in Franken, Schwaben und
Vestphalen mehrfach vorkommende Leiassandstein am Seeberg
ei Gotha und zwischen Eifenach und Kreuzburg, wo er als vor⸗
reffliches Baumaterial Verwendung findet. Er ist feinkörnig,
veiß bis hellgelb, manchmal etwas eisenschüssig, sein Binde—
nitiel vorherrschend thonig. Geognostisch gehört er dem untersten
FJura — dem Leias — an, welcher dem schwarzen Jura in
er Oolitharuppe Englands entspricht.
(Bau⸗ u. Kunstaewerbe⸗-Ztg.)
Mittheilungen aus der Praris.
In große Theile zerlegbarer Kachelofen. Gegen
zie eisernen Füllösen verschiedener Systeme, welche für die Be—
neizung von öffentlichen Anstalten, Schulen, Kasernen ꝛc. ihrer
Leistungsfähigteit und technischen Vorzüge halber fast überall in
Herwendung 'gelangen, hat sich für die Zimmerheizung der
Zrivatbauten 'im Allgemeinen der altehrwürdige Kachelofen
egreich behauptet, und dies hauptsächlich aus ästhetischen Rück—
chten. Ein schöner Kachelofen ist eine Zierde, ein liebes Eiu—
ichtungsstück einer behäbigen Wohnung, derselbe giebt dem
immer ein anheimelndes, wohnliches Gepräge, welches dem
unden eisernen Ofen, so wohlthätig seine größere Heizfähigkeit
ei strenger Kälte ist, abgeht. Diese Wahrnehmung veranlaßte
fters die Kombinirung beider Ofenarten, indem eiserne Füll—
ylinder in Kamine und Kachelöfen hineingestellt wurden; jedoch
varen einestheils diese Aufstellungen sehr umständlich, anderen—
heils war bei nöthig gewordener Auswechselung durchgebrannter
Lisentheile eine vollständige Abtragung des Kachelofens mit der
sierbei unvermeidlichen Unreinlichkeit und Langwierigkeit un—
maänglich. Durch den von H. Ehrlich in Wien konstruirten
erleabaren. transvportablen Patent-Kachelofen mit Meidinger