Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 47, Bd. 6, 1887)

337 Die hygienischen und technischen Anforderungen an Zwischendecken in Wohngebäuden. — Straßenzustände und Pilasterung II. 538 
ille Bedingungen zur Entwickelung des Hausschwammes aus 
Sporen. Das letzte gilt auch für die Schlacken. 
Schlackenwolle dagegen ist frei von Mikroorganismen u. s. w., 
zat eine geringe Schwere, ist feuersicher, leitet den Schall und 
die Wärme schlecht und könnte somit als brauchbares Füll⸗— 
material gelten, wenn es nicht Schwefelkaleium enthielte, das 
in der Luft in kohlensauren Kalk und Schwefelwasserstoffgas 
berwandelt wird und daher die Zimmerluft verderben kann. 
Kieselguhr ist zwar ein sehr gutes und reines Füllmaterial 
für Zwischendecken, aber verhältnißmäßig theuer. 
Korkziegel besitzen ein geringes Gewicht und sind schlechte 
Wärmeleiter, sie bieten aber bei ihrer geringen Höhe von 
b,5 em keinen genügenden Schutz gegen Schall. Sie in 
doppelter Schicht in die Zwischendecke einzubringen, verbietet ihr 
hoher Preis, welcher für 1 Knbikmeter ohne Transportkoften 
ungefähr 50 Mtk. beträgt. 
Schilfbretter wiegen nur etwa halb soviel wie Sand, sind 
euersicher und rein, kosten aber ungefähr ebensoviel wie Kork— 
ziegel und stehen letzteren bezüglich der Wärmeleitung nach, auch 
sind sie schlechte Schalldämpfer. 
Torfmoos hat ein geringes Eigengewicht, ist billig und 
wvirkt nach den Untersuchungen von Dr. Gaffky in Folge seines 
zroßen Aufsaugevermögens für Flüssigkeiten antiseptisch, ist 
jedoch im rohen Zustande feuergefährlich. Die von Architekt 
Nußbaum in München mit ihm aängestellten Versuche ergaben, 
„daß sowohl feuersicher gemachtes wie auch gewöhnliches Torf— 
noos als Füllmaterial zum Austrocknen von Holz und Mauer— 
werk wesentlich beitragen, wenn für Durchlüftung der Zimmer— 
decke gesorgt ist, da es infolge seiner großen Porosität bei wei— 
tem schneller austrocknet, als diese. Seine Fähigkeit, Wasser 
aufzusaugen, wird mithin eher als Vortheil denn als Nachtheil 
bezeichnet werden können, sobald es vor durchsickernden Flüssig— 
eeiten geschützt ist. Um die leichte Entzündlichkeit des Torf— 
mooses zu verringern und zugleich auch seinen Ammoniakgehalt 
auszutreiben, welcher nach Hartig's Ansicht bei hygrofkopischen 
Eigenschaften des Füllmateriales zur Entwickelung und Ernährung 
des Hausschwammes sehr viel beiträgt, wurde von Nußbaum 
das Torfmoos im pulverförmigen Zustande mit Kalkmilch be— 
handelt und erhielt in diesem Zustande den Namcen Kalktorf. 
Dieser Kalktorf muß von allen bisher genannten Füllmaterialien 
ür Zwischendecken als das beste sowohl in hygienischer, wie 
zuch in technischer Hinsicht bezeichnet werden, denn er ist rein, 
vostet wenig, hat ein geringes Gewicht, dämpft in einer Schicht 
»on 20/30 cm den Schall und ist in dieser Dicke ein schlechter 
Wärmeleiter; ferner kann er bequem in Säcken nach Vellendung 
des Baues und kurz vor dem Verlegen der Fußbodendielen ein— 
Jebracht und somit leicht vor Verunreinigungen durch die Bau— 
handwerker geschützt werden und macht seiner geringen Schwere 
wegen einen sogen. Fehlboden (Einschub) überflüssig, weil ihn 
zie Deckenschaalung allein zu tragen vermag. Aus letzterem 
GBrunde könuen demnach auch schwächere Deckenbalken zur Ver— 
vendung kommen, als z. B. bei der Füllung der Decke mit 
Sand oder Kies, ferner koͤnnen die Mauern, welche diese Balken 
zu tragen haben, geringere Stärke erhalten, — es kann also 
hilliger gebaut werden. Eine Zwischendecke, die mit Kalktorf 
20/30 em hoch) angefüllt ist, nur völlig gesundes, gehörig 
uusgetrocknetes Holz enthält und einen luft- und wasserdichten 
Fußboden besitzt, sowie gut durchlüftet ist, muß als die zur Zeit 
»ollkommenste angesehen werden! 
Der luft- und wasserdichte Abschluß in oder unmittelbar 
unter dem Fußboden wird am zweckmäßigsten durch Einbettung 
»er Fußbodendielen in Asphalt erreicht. Ein solcher Abschluß 
st sehr gut, sehr sicher, aber auch sehr theuer. Billiger ist die 
Anwendung von zäher Dachpappe oder sog. Superatorpappe mit 
zleichzeitiger Fugendichtung durch einen wasserdichten Anustrich. 
Diese Pappe wird mit 4 bis 5 em Uebergriff auf dem Blind— 
hoden bezw. den Lagerhötzern befestigt Während ein solcher luft— 
ind wasserdichter Abschluß für Krankenhäuser, Kasernen, Küchen, 
Badestuben, Aborte — kurz, für alle diejenigen Räume, in 
denen ein Ausgießen von Flüssigkeiten zu befürchten ist, unum— 
zänglich nöthig sein wird, kann er n den Wohnräumen herr— 
chaftlicher Häuser, in welchen die Reinigung der Fußböden zu—⸗ 
meist mit Soͤrgfalt vorgenommen wird, ensbehrt, und z. B. durch 
einen gut gewichsten Eichenboden mit Fugendichtuna mit einem 
wasserdichten Anstrich ersetzt werden. 
Ein luft- und wasserdichter Abschluß ist zwar für die Ge— 
undheit der Hausbewohner sehr wünschenswerth, jedeoch in tech— 
nischer Beziehung nicht zweckmäßig, weil er die Durchlüftung 
der Zwischendecke verringert und die ganze Trrcknung verzögert. 
Um diesen Nachtheil zu beseitigen, müssen die Umfassungswände 
»es Hanses möglichst luftdurchlässig hergestellt und belassen wer— 
den, damit ein gründliches Austrocknen durch eine stärkere Poren— 
»entilation ermoͤglicht wird. Es ist daher rathsam, die Zimmer— 
vände in den ersten Jahren nur mit Kalkfarbe anzustreichen 
ind nicht zu tapeziren, sowie (bei Putzbauten) den Außenputz 
väter aufzubringen. Es sei hierbei bemerkt, daß nach Versuchen 
»on Märcker und Schultze die Luftdurchlässigkeit einer Wand 
urch Kalkanstrich, Leimfarbenanstrich, Glanztapete, gewöhnliche 
Tapete und Oelfarbenanstrich vermindert wird; der Grad der 
Abnahme ist durch vorstehende Reihenfolge gebildet: ein Kalk— 
instrich ruft nur eine geringe, ein Oelfarbenanstrich eine sehr 
zroße Verminderung der Porenventilation hervor. 
MRecht empfehlenswerth ist eine besondere Ventilation der 
zwischendecke durch Anlage von Ventilationsröhren, welche in 
ie Zwischendecke einmünden und über Dach geführt, mit dich— 
en Wandungen hergestellt und neben dem Schornsteine an— 
jelegt werden. Diese Ventilationsanlage ist einfach und billig 
ind recht wirksam, wenn Lagerhölzer für die Fußböden ver— 
vendet werden, weil dann die Luft im ganzen Deckenraume 
ingehindert umlaufen kann, anderenfalls — wenn nämlich die 
Fußbodendielen unmittelbar auf den Balken liegen — bhat die 
uft große Schwierigkeiten zu überwinden, um von Balkenfach 
u Balkenfach zu gelangen. 
Schließlich muß noch darauf hingewiesen werden, daß das 
Bauholz der Zwischendecken gegen Feuchtigkeit am besten dadurch 
Jeschützt wird, daß man die Balkenköpfe in entsprechender Weise 
sermanert und wenigstens alle jene Theile der Hoͤlzer, welche 
n Mauerwerk eingreifen, mit Kreosotöl eder dergl. tränkt. 
Krg. 
Straßenzustände und Pflasterung II. 
GSchn, 
Weitere Plasterungen erwähne ich nur kurz und fasse fie 
zusammen in das Kapitel 
Eisenpflaster; dieses ist selbstverständlich nur in beschränktem 
Umfange (für Ein- und Durchfahrten, Hofräume ꝛc.) aus— 
führbar. Es ist in London als Straßenpflaster nicht zur 
Beltung gekomnen. 
Das jogen. Streifenpflaster, auch Plattenpflaster genannt, 
ꝛei dessen Ausführung auf macadamisirtem oder mit kleinen 
Zteinen gepflastertem Straßenkörper entweder Asphaltstreifen 
ergestellt oder Steinplatten gelegt werden, welche, die Fahrbahn 
ennzeichnen. Auch diese Art der Pflasterung kann sich nicht 
uufschwingen. 
Die Pflasterung mit künstlichen Pflastersteinen hat sich 
benfalls noch keine Geltung zu verschaffen gewußt. Der Stein 
ꝛer Weisen ist im Granuͤwürfel gefunden. Der Stein ist 
— kann 
ind sich nur unmerklich abnützt. So wird, das Pflaster billig 
ind bleibt immer gut. „Legt ihn richtig hin auf die Straße 
ind fügt ihn richtig aneinander, Ihr Herren Straßenbaukünstler, 
vie wir es vom thier'schutztechnischen Standpunkte verlangen 
nussen, und jede so gepflasterte Straße wird Euch Ehre machen 
ind umgekehrt. Die Forderungen der Humanität, wie bisher, 
inberücksichtigt zu lassen, ist nicht gewissenhaft, Ihr werdet ja 
zoch nachgeben müssen, gerade so wie die Metzger, die auch die 
stälber micht anders als gebunden transportiren zu koönnen 
daͤhnten.“ Es wäre sehr traurig, wenn es hierzu mehr des 
Hefetzes als der Einsicht bedürfte. Mit Bedauern konstatire 
ch, daß dieser Appell leider nicht zu umgehen gewesen ist. 
Es ist von kompetenter Seite ausgesprochen, daß die totale 
pflasterung einer Shraße das Entweichen der Bodenluft ver— 
indart, welche dadurch in die Häuser zurückgedrängt würde. 
So wichtig dieser Umstand in hygienischer Hinsicht ist, Jo dürfen 
soch erst weitere begründete Kundgebungen abzuwarten sein. 
Gänzlich unzweckmäßig und deshalb verwerflich erachte ich 
die Ausführung mehrerlei Systeme von Straßenpflasterungen 
einer Stadi. Wer vom rauhen Zimmerboden das Parkett 
seitte ms sich felbff erflären, was für eine Empfindung ein 
1.
	        

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