569 Die Gefahren für die Weiterentwickelung unserer gewerblichen Lebranstalten. — Herstellung waffer- und feuerbeständiger Uebestpappe und Papier. 570
Thurmes verbunden werden. Hoffen wir, daß diese Vorsichts—
naaßregeln jede Gefährdung der Besucher verhindern werden.
Wir haben bisher nur die baulich interessantesten Objekte
der Pariser Weltausstellung beschrieben. Wir enthalten uns,
ein Gleiches von den übrigen Gebäuden und Parkanlagen zu
thun, welche theils auf dem Marsfeld, theils auf dem Trocadero,
theils endlich längs der Ufermauern der Seine errichtet werden.
Wir erwähnen ihrer nur, um damit anzudeuten, daß bei der
Ausdehnung und Wichtigkeit dieser Bauten und Anlagen das
rüher erwähnte Präliminare von 23 Millionen Francs eine
wesentliche Erhöhung erleiden wird.
Es erübrigt uns noch, über den gegenwärtigen Stand der
Arbeiten zu berichten. Die Vergebung der meisten Arbeiten
erfolgte im verflossenen Dezember. Unmittelbar darauf wurden
dieselben begonnen und heute sind die Gebäude der schönen und
freien Künste, die Maschinenhalle, endlich der Eiffel'sche Thurm
ziemlich weit gediehen. Bei den ersten sind die Fundament—
nauern nahezu vollendet und von dem riesigen Thurm ragen
die mächtigen Pfeiler bereits 25 mm über die Bodenfläche. Man
zofft 60 mäbis zum Frühjahre zu erreichen und mit dem ganzen
Monument bis November des nächsten Jahres fertig zu werden.
Desgleichen follen bis zum nächsten Frühjahre die übrigen Ge—
Ȋude, mit Ausnahme der Maschinenhalle, unter Dach gebracht
verden. Inwieweit diese Hoffnungen erfüllt werden können,
vird von der größeren oder geringeren Strenge des Winters
ibhängen, welcher vor der Thür steht.
Die Gefahren für die gedeihliche Weitereutwicklung
unserer gewerblichen Lehranstalten.
II. (Schluß).
Für eine nicht unbedenkliche Gefahr ferner, welche es zur
Zeit zu bekämpfen gilt, will uns die Verschiedenheit in den An—
schauungen über den einzuhaltenden Wirkungskreis, über die
Aufgaben und die Ziele dieser Kategorie von Lehranstalten er—
cheinen, welche noch in einem großen Theile Deutschlands nicht
zur unter dem großen Publikum, sondern selbst in manchen
Lehrerkreisen herrscht. Unserer Meinung nach ist daran vorzugs—
veise ihr Name schuld; allgemeine Fortbildungsschule, ländliche
Fortbildungeschule, gewerbliche Fortbildungsschule, niedere und
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ehrlings-Fo tbildungsschule — alles wird in einen Topf geworfen,
»essen Inschrift „Fortbildungsschule“ lautet. Mit dieser Be—
eichnung werden heutzutage alle Schulen bedacht, die als Fort—
etzung der elementaren Lehranstalten angesehen werden. In
aillen Kreisen spricht man lustig über Fortbildungsschulen, als
sei man, wer weiß wie genau, über sie unterrichtet. Das
Wörtchen „allgemein“ oder „gewerblich“ thut dabei nichts zur
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Anforderungen, verurtheilt Leistungen und das Alles, ohue sich
iber den eigentlichen Zweck dieser Anstalten voͤllig klar zu sein,
ehne sie in ihren Zielen zu trennen. Daher kommt es auch,
»aß Leute, die mit dem Gewerbe, mit dem Handwerk in absolut
einer Verbindung stehen, die von der jener Berufsklasse er—
'orderlichen Fachbildung keine Ahnung haben, sich auch der
Führung jener Anstalten bemächtigen wollen. Da wird denn
dogmatisirt, schematisirt, alles Moögliche behauptet und verlangt,
darüber aber das Nächstliegeude vergessen, die Beantwortung
der Frage nämlich: „Was ist denn nun die eigentliche Aufgabe
einer gewerblichen Unterrichtsanstalt?“ Soll die allgemeine oder
ie fachliche Ausbildung auf ihr mehr betont werden? Iwei so
grundverschiedene Schulen, wie die allgemeine Fortbildungsschule
ind die gewerblichen Lehranstalten sollten von vornherein durch
hre Bezeichnung schärfer getrennt werden, dann hörten auch
die damit verbundenen Begriffsverwechselungen auf.
Was für die eine Schulgattung paßt, gereicht der anderen noch
ange nicht zum Segen, kann bei der ein Zwang bestehen,
Massenunterricht und ein aufsteigendes Klafsensystem inne—
gehalten werden, so sind solche Einrichtungen bei der anderen
Gattung schlechterdings unmöglich; die Haudwerkerschule —
dieser Name kommt der gewerblichen Fortbildungsschule allein
u — kann auf solchen Grundlagen nie und nimmer gedeihen,
ie verlaugt einen vollständig anderen Organismus, dem die
lementare Zwangsjacke nicht anzelegt werden darf. Liegen aber
ie Dinage so, so muß auch, wie es in den süddeutschen Staaten
zereis geschehen, eine scharfe Abgrenzung dieser Lehranstalten
nnegehalten werden; jedenfalls ist es nicht rathsam, beiden
Urten ein Schema zu Grunde zu legen. Hält man dem ent—
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ehrgegenstände in ihrem Unterrichtsplan aufnebme, daß: sie,
vas jene betrifft, genau einer allgemeinen Fortbildungsschule
leich käme, so bedenke man, daß das Gymnasium gleichfalls
Deutsch, Schreiben und Rechnen pflegt und doch auch nicht mit
der Elementarschule gleiche Wege wandelt.
Es ist nicht unsere Aufgabe, in diesem Aufsatze weiter auf
ie Verschiedenbeit der sogenannten Fortbildungsschulen einzugehen,
n Süddenischland bestehen hierüber ja schon seit längerer Zeit
esetzliche Bestimmungen; das aber müssen wir füglich bervor—
eben, daß es wohl im Interesse aller gewerblichen Schulen
iegen dürfte, wenn ihre einheitliche Benennung für ganz Deusch—
and herbeigeführt werden könnte; streben wir daber jenem Ziele
u. daß die gewerblichen Unterrichtsanstalten den sie schärfer be—
eichnenden Namen „Handwerkerschule“ erhalte, sowie daß ihre
'eitung, wo es die Verhältnisse irgend gestatten, der Hand
ines technisch geschulten Direktors anvertraut werde. Auch
en letzten Wunsch halten wir von hoher Bedeutung, denn es ist
ine in der menschlichen Natur nur zu begründete und deshalb
uch gewißz verzeihliche Schwäche, daß man unwillkürlich jenen
Unterrichtsfächern größere Sympathien entgegenbringt, die dem
igentlichen Beruf am nächsten liegen. Soll die Handwerker—
hule vorzugsweise auf eine fachliche Ausbildung ihrer Zöglinge
alten, so ist es auch zweckmäßig, einen Mann an ihre Spitze
u stellen, der diefes Gebiet vollständig beherrscht.
Die allgemeine Fortbildungsschule überlassen wir gerne dem
Finfluß der Elementarschule und ihrer Lehrer, mögen jene die
Unbahnung der ihnen für diese nothwendig erscheinenden Reform
rstreben. Dagegen muß auf der Handwerkerschule der Praktiker
nehr zur Geltung kommen.
Scheinen nun auch gegenwärtig noch mancherlei Gefahren
inser junges Schulwesen in seiner Eutwicklung zu bedrohen, wir
»ezweifeln keinen Augenblick, daß es sie siegreich überwinden
vird, und daß die Handwerkerschule jenen Plaß gewinnen wird,
»er ihr ihrer Bedeutung entsprechend zukommt. Dieses Ziel zu
exreichen, ist eine der allerwichtigsten Aufgaben unseres jungen
Verbandes; wir werden aber nur dann dahin gelangen, wenn
vir die Anstrengungen unserer Regierungen, wie sie sich aller—
värts fühlbar machen, dankbar begrüßzen und sie verwirklichen
helfen.
Nenerungen in dem Verfahren zur Herstellnug
vasser- und fenerbeständiger Asbestpappe nud
Papier.
Mittheilung und Privilegium von E G. HermanunLadewig in Rathenow.
Nach zahlreich unternommenen Versuchen, Asbestpappe, be—
iehungsweise Papier, welches wasser- und feuerbeständig wäre,
erzustellen, hat der Privilegirte gefunden, daß es erstens noth—
vendig ist, den zu verwendenden Asbest auf chemischem Wege
u isoliren, damit derselbe durch die nach dem nachbeschriebeuen
Zerfahren erforderlichen Beimischungen nicht spröde wird und
eine Geschmeidigkeit beibehält.
Die chemische Isolirung des Asbestes wird vortheilhaft durch
ine Salzloösung, oder durch einfache Glycerinmischung bewirkt.
Der bequemeren Verarbeitung wegen ist Glycerin (mit Wasser
erdüunt und innig gemischt) vorzuziehen.
Der zu verwendende Asbest wird mit Glycerin — auf
100 Kg Asbest circa 426 kg Glycerin — getränkt.
Da jedoch diese Operation in Folge des gerinzen Quantums
Ylycerin nur schwer ausführbar ist, so mischt man zum Glycerin
irca 5—10 Theile Wasser und fügt zwecks innigerer Ver—
indung des Asbestes eirca 4526 Kg. Fischleim hinzu, mit
velcher Mischung der zu verwendende Asbest imprägnirt wird.
Dieses Material wird nun in einem Holländer unter Hin—
ulafsfung von möalichst warmem Wajffer zu einem Brei ver
nahlen.
Durch diese Imprägnirung der Asbestfasern werden die—
elben isolirt und derart chemisch vorbereitet, daß fernere Bei—
nischungen keine nachtheiligen Wirkungen auf deu Asbest aus—
hen können, wie es bisher der Fall war