Mittheilungen aus der Praxis. — Literaturbericht. — Bautechnische Notizen
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Sobald nun der Gesammtstoff im Holländer gut gemahlen
ist, wird eine Löoͤung von 223 kKg trockener Harzseife — in
heißem Wasser aufgelöst — hinzugefügt, gründlich mit den
porigen Substanzen durchmischt und dann eine Lösung von
rirca 6 kg Zinkchlorid in circa 15—2251 Wasser und schließlich
eine Lösung von 10 kg Graphit in circa 501 Wasser hinzu—
gesetzt. Die Graphitlösung erhöht die Feuerfestigkeit und giebt
der Pappe ein gummiplattenähnliches Aussehen.
Für oft zu öffnende Rohrflantsche als Dichtungsmaterial
»erwendet, kann dieses Material auf einer, beziehungsweise beiden
Seiten mit Drahtgeflecht versehen werden.
Die nun festgestellte, innig durchmische Masse wird be—
fannter Weise mittelst Pappen- oder Papiermaschinen zu Pappen,
beziehungsweise Papier beliebiger Stärke verarbeitet.
Das so weit hergestellte Fabrikat wird alsdann gepreßt,
an der Luft getrocknet und dann einer 1prozentigen Zinkchlorid—
lösung-Imprägnirung unterworfen, wieder getrocknet und dann
durch eine 2.— prozentige Harzseifenlösung in Wasser, nachdem
die Harzseife vorher in Spiritus aufgelöst wird, gezogen und
schließlich wieder an der Luft getrocknet. Um der Pappe (Papier)
ein schöneres Aussehen zu geben, kann selbe durch ein Glätt—
werk geführt werden.
Das so hergestellte Fabrikat ist nach den „Neuesten Er—
findungen und Erfahrungen“ elastisch und vollkommen wider—
standsfähig gegen Wasser und Feuer.
Literaturbericht.
Staffage und Architektur von Paul Richter, Architekt.
ehemaligem Lehrer an der herzogl. Baugewerkschule Holz—
minden. Leipzig, Verlag von E G. Naumann, Heft III.
Dieses hübsch ausgestattete Werk (pro Heft 4 Tafeln in Klein—
Folio nebst erläuterndem Text) will zeigen, wie sich Zeichnungen zu
städtischen Wohngebäuden, Festbauten, ländlichen Gebäuden, Kirchen—
und Holzbauten ꝛc. durch malerische Behandlung und zweckmäßige
Staffage beleben lassen. Bei der vielfach gebotenen Anwendung
solcher zeichnerisichen Jutbhaten kommt das Werk gewiß einem längst
allgemein geäußerten Verlaugen entgegen. Architekten, Lehrer und
Schüler an Akademien und Baugewerkschulen, Zeichner, Kunstlieb—
haber und Kunsthandwerker werden gern zu diesen Blättern greifen,
zumal sie die Vorlagen beschrieben und ibhren Entstehungsprozeß an—
Jegeben finden. Die Ausführung der Tafeln in dreizehnfarbigem
Ehromedruck auf gutem Kartonpapier ist durchaus lobend anzuerkennen.
Das vorliegende Heft stellt eine Ausstellungshalle mit zahlreichen
Nebengebäuden und bergigem Hintergrunde, eine perspektivisch gezeichnete
tattliche Festhalle im Holzbaustil mit reich belebter Staffage, einen
Triumphbegen, eine Ebrenpforte, einen Tempel, einen Pavillon und
eine kleinere Festhalle in Steinbau, ein Restaurant auf ausgedehnter
Terrasse und einen sehr schön gezeichneten Festzug, durch das Portal
zum Festplatze ziehend, dar. Die Figuren sind mit wenigen Strichen,
aber sehr charakteristisch, dargestellt, so wie sie der Architekt bei seinen
Entwürfen unmittelbar gebraucht. Wir werden bei weiterem Er—
scheinen des Werkes noch auf dasselbe zurückzukommen haben. Für
heute können wir aber schon das bisher Erschienene unseren Lesern
als treffliches Weihnachtsgeichenk für strebsame Fachgenossen besten⸗
empfehlen. Peiffhboven.
Mittheilungen aus der Praxis.
Sprengung eines Ringofen-Schornsteins.
Am 11. d. M. wurde, wie der „Deutsche Bauunternehmer“
schreibt, auf einer hiesigen Ziegelei ein Ringofen-Schornstein
von 40 m Höhe gesprengt, der nicht nur die außerordentliche
Zerstörungskraft des Roborits bewies, sondern vor Allem die
abselnte Sicherheit, mit welcher derartige Sprengungen vor—
genommen werden.
Der Schornstein war von dem Besitzer an einen Unter
aehmer zum Abbruch verkauft, der durch Einstemmen größere
Löcher auf einer Seite über dem noch stehenden Rauchsammler
den Schornstein nach dieser Seite zu Fall bringen wollte, indem
er in den stehengebliebenen kleinen Pfeilern kleine Sprenglöcher
anbrachte, die, mit Pulver gefüllt, mittelst Zündschnur entladen
werden sollten.
Da diese primitive Sprengung dem Besitzer zu unsicher
erschien, jedenfalls nicht die Garantie bot, daß der Schornstein
nach der allein freien Seite stürzte, so veranlaßte er den Unter—
nehmer, sich an die Sprenastofffabrik am Stienitz-See zu wenden,
die in liebenswürdigster Weise die Sprengung unternahm.
In der Aufßzenwand des Schornsteins wurden ringsum
12 Löcher gemacht, die mit Roborit gefüllt wurden und in
welche die elektrischen Leitungsdrähte mündeten; in der Mitte
wurde noch eine größere Patrone angebracht; die Gesammtfüslung
betrug 10 kg.
Die erste Einleitung des elektrischen Stromes bewirkte nur
die Erplosion eines Loches, da die Leitung falsch gelegt war,
es wurde hierdurch ein Stück von 2 m Länge, 1 m Breite aus
der äußeren Mauer herausgerissen; nachdem die Leitung ord—
nungsmäßig geschlossen war, erfolgte die Erplosien sämmilicher
Löcher und der Zusammensturz des Schornsteins.
Soweit bei der Kürze des Momentes von einer Beobachtung
die Rede sein kann, schien es, als ob der Schornstein sich hob,
der Kopf momentan stehen blieb, während der untere Theil,
eine kleine Drehung beschreibend, zusammenstürzte, und daß erst
dann der Kopf folgte.
Wären die Löcher von dem Unternehmer nicht gemacht
worden, so würde der Schornstein völlig in sich zusammengefallen
jein; so erfolgte sein Niedergang nach der Seite der Loöcher, für
die Hauptmasse bis höchstens 10 m vom Mittelpunkte, während
Aeinere Stücke bis 25 mm weit flogen; der zwei Steine ftarke
Kopf zerbarst in fünf kompakte Stuͤcke von Iu/, mm Länge.
—D
wesentlich geringer, als ich erwartete.
Herzfelde b. Rüdersdorf E. Litzmann.
Bautechnische Notizen.
Ersatz von Eisenbrücken durch gemauerte Bogenbrücken.
sach einer Mittheilnug in der „Railroad Gazette“ läßt die Pennsolvania—
Sisenbahn in den Vereinigten Staaten von Nordamerika seit einiger Zeit
uf ibren gesammten Strecken die vorbandenen eisernen Brücken von kurzer
Spannung nach und nach durch gemauerte Bogenbrücken aus Bruch- oder
Backsteinen ersetzen, weil nach den gemachten Erfahrungen die eisernen
Brücken nicht unr eine stete Quelle von Besorgnissen gewesen sind, sondern
zuch durch die fortgesetzt nötbig gewesene genaue Beaufsichtigung, Reparatur
erstärkung und die nach verbetrikmäßig kurzen Zeitabschnitten erforder—
ich gewordene Erneuerung unaufthörlich die Geldmittel der Gesfellichaft in
Anspruch geuommen haben. Zu der Maaßregel bat auch die Erwägung
mit beigetragen, daß die von solchen Bauwerken zu tragenden Laften sich
ortdanernd verstärkt baben und nicht vorauszusehen ist, in welchem Grade
dies binnen 5 oder 10 Jahren fortgesetzt werden wird. Zu Gunsten der
Bogenbrücken ist noch in's Gewicht gefallen, daß fie, obwobt meistens
beurer in der ersten Anlage, doch später nur geringe Kosten für Aufsicht
ind Unterbaltung erfordern, daß fie ferner stets eine mehr als ausreichende
Tragfähigkeit besitzen und den Beschädigungen eder Zerstörungen durch
Uufälle in viel geringerem Maaße ausgesetzt find, als die eisernen und
zölzernen Gitesbrücken
Schraubensichernug von H. Borgsmüller. Um die Sicherung
der Mutter in jeder beliebigen Stellung zu bewirken, wird in einer Nuth
auf dem zu befestigenden Maschinentheil unter der Muttergrundfläche ein
oben gebärteter Schneidftift möglichst dicht am Bolzen eingetrieben, welcher
ich mit seinem scharfen Rücken selbst eine kleine Furche in die Grundfläche
der weichen Mutter einarbeitet, sich also selbst einen das Zurückdrehben der
Mutter verhindernden Flächenanschlag bherstellt. Um ein Nachfedern des
Stiftes bei etwaiger vockerung der Mutter an der Unterlage zu ermöglichen,
empfieblt es sich, dieselben in der Mitte etwas nach oben gebogen her—
zustellen.
Zur Desinfizirung dumpfiger Keller, an deren Wänden, Boden
und Decke sich Schinmmelbildungen besinden, bringt man, nach dem „Prakt.
Landwirth“, in ein tiefes Steinautgefäß 122 Kilo Kochsalz und übergießt
dasselbe, nachdem man das Gefäß in die Mitte des Kellers gestellt, alle
Löcher und Thüren zugemacht und bei allen, im Keller etwa lagernden
Fässern die Spunde fest verschlossen hat, mit konzentrirter englischer Schwefel—
änre (auf 1 Kilo Kochfalzeis, Liter). Tanu entfernt man sich rasch und
äßt den Keller zwei Stunden lang ungeöffnet, also obne hineinzugeben, da
nan im entgegengesetzten Falle ersticken müßte. Nach Verlauf von zwei
Stunden öffnet man alle Kellerlöcher für so lange, bis das entwickelte
Chlorgas verschwunden ist, und kehrt darauf an den Wänden und auf dem
Fußboden den Schimmel weg. Dumpfige Keller, auf diese Weise behandelt
verlieren, nach dem geuannten Blatte, jeden Modergeruch, weil das Chlor
Jas alles organische Leben tödtet und somit auch alle etwaigen Fäulniß
und ionstigen Verwesungsprozesse aufbebt.
Fenerfester und unverwüstlicher Anstrich. Salz, Alaun,
Wasserglas und wolframsaures Soda wird zu gleichen Theilen mit vier
Theilen Kalk gemischt und mit Leinsamenöl ängerieben. Ein dreimaliger
Austrich macht das Holz feuersicher, und wie versichert wird, ist dieser
Austrich gegen Wind und Wetter bis 30 Jahren baltbar.
Eisen vor Rost zu bewahren. Eisen bleibt jabrelang rostfrei,
wenn es in eine Loͤsung bon koblensaurem Kali oder kohlensaurem Natron
getaucht oder mit dieser Lösung bestrichen wird
Redaktion: R. Matthey in Berlin. — Verlag von Jul ius Engelmann in Berlin. — Drud der „Volks-Keituna“, Act-Geĩ. in Berlin
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