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Heber Markthallen.
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gatorischen erhoben werden koͤnnte, da hiervon viel weniger be—
enkliche Konsequenzen, als von der Meisterprüfung, zu befürchten
ind. Hat man ferner lediglich die gewerbliche Tuͤchtigkeit im
Auge, so ist zu bedenken, daß der Zwang auf der einen Seite
rimmt, was er auf der andern giebt, insoöfern er die allgemeine
stonkurrenz, die mächtige Triebfeder des Fortschritts, einschränkt,
pelche wobhl mehr zur' Hebung des Standes beiträgt, als eine
3wangsprüfung.
Fortsetzung folgt.)
Markthalle die Verkäufer gegen solche Verluste schützt, was
viedernm auch für die Käufer von Bedeutung ist, da die ver—
orbenen Waaren der Verzehrung entzogen, das Angebot also
erringert wird.
3. Während auf dem offenen Marktplatze, der nicht allein
Marktzwecken dient, das Feilhalten der Waare sich auf einige
Tagesstunden beschränken muß, so kann und wird die Markt—
zalle, welche recht eigentlich für einen ungestörten und unaus—
esetzten Marktbetrieb bestimmt ist, je nach Bedarf mehrere
SZtunden oder den ganzen Tag, entweder an einzelnen Wochen⸗
agen eder jeden Tag den Käufern und Verkäufern geöffnet sein.
4. Die beschränktere Begrenzung einer Markthalle gebietet
ie Aufstellung der Waaren dicht nebeneinander und ermöglicht
eine bequeme und bessere Uebersicht über dieselbe. Ebenso ist
ine weit bessere Prüfung über die ausgestellten Fleischwaaren
nöglich.
— Die Markthallen regeln durch die größere Gleichmäßigkeit
n Angebot und Nachfrage der Waaren die Preise derselben und
ragen somit zur leichteren Versorgung einer Stadt mit Lebens—
nitteln erheblich bei, was von desto größerer Wichtigkeit ist, je
zrößer die Einwohnerzahl einer Stadt ist. Diese Vorzüge, welche
»ie Markthallen für Käufer und Verkäufer mit sich bringen,
jestatten die Auferlegung geringer Abgaben für die von den
VHerkäufern eingenommenen Plätze und machen daher die Ver—
insung der Anlagekosten für die Markthallen möglich, ohne die
Preise der Lebensmittel zu steigern, vorausgesetzt, daß diese Anlage—
osten in einem richtigen Verhältnisse zu der Verwendung der
dalle stehen. Denn auf dem offenen Markte ist die Menge der
urch die Witterung verdorbenen Waaren so groß und die Ge—
undheit und die Kleidungsstücke der Verkäufer leiden so sehr,
»aß der durch Verlegung des Marktes in eine Halle erzielte
Hewinn an Lebensmitteln, Gesundheit und Kleidern die Kosten
ür Verzinsung, Amortisation und Unterhaltunag der Halle zu
ecken vermag.
In den Städten von 20000 Einwohnern an koönnen die
Markthallen den Besitzern eine hohe Verzinsung abwerfen, weshalb
s wünschenswerth ist, daß die Gemeinden die Anlage derselben
elbst in die Hand nehmen. Um aber jene große Rentabilität
der Markthalle zu erzielen und nur geringe Platzgebühren zu
henöthigen, ist es unter allen Umständeun erforderlich, die Halle
den Bedürfnissen des Marktverkehres anzupassen und dieselbe
nit geringen Mitteln herzustellen. Hierzu ist vor allem er—⸗
orderlich, elegante Fagaden zu vermeiden, also die Halle in—
nitten der Häuserblocks zu erbauen und das Gebäude und die
nneren Einrichtungen einfach, aber dauerhaft auszuführen, um
iuf diese Weise geringe Anlage- und Unterhaltungs-Kosten zu
erzielen. Ist jedoch die Anlage in den Häuserblocks nicht möglich,
o kann man die Fagaden dadurch rentabel machen, daß man
Läden vor die Markthalle legt, für letztere aber mehrere beaueme
Fingänge schafft.
Die Lage der Markthalle hängt wesentlich von der Lage
»es Hauptverkehres in einer Stadt ab und es ist durchaus
vünschenswerth, die Halle in unmittelbarer Nähe des bereits be—
tehenden Wochenmarkt-Platzes zu errichten. Zwecklos, ja manchmal
chädlich erscheint es, einen öffentlichen Platz mit einer Markt—
zalle zu bebauen.
Die in den verschiedenen Ländern ausgeführten Markthallen
yestehen in der Regel aus folgenden Räumen: a) Aus der Halle
elbst, welche dem Käufer und Verkäufer Schutz gegen das Wetter
ewährt und die Waare dem Verderben entzieht; b) aus Eis—
äumen zum Frischerhalten von Fleisch und Geflügel; c) aus
leineren Aufenthaltsräumen für die Aufsichts-und Verwaltungs—
Beamten; d)y aus Aborten.
Von wesentlicher Bedeutung für die Markthallen sind die
Zugänge, welche stets in einer Anzahl von mindeftens drei vor—
janden und mindestens 3,0 m breit sein müssen. Da die Halle
m oberen Theile reichlich mit Lüftungseinrichtungen (GDach—
aternen) versehen werden muß, ist es zweckmäßig, sämmtliche
Ausgangsthüren, um Zugluft zu vermeiden, mit Windfängen
zu versehen.
Das Innere der Halle muß derartig eingerichtet sein, daß die
verschiedenen Gattungen von Marktartikeln auch dem entsprechende
Verkaufsstätten besizen. In der Mitte befindet sich ein großer
Raum, welcher für den Gemüse-, Grünkram- und Obsthandel
hestimmt ist, während die mit Ladentisch, Hakenrahmen. Hau—
Ueber Markthallen.
,Von Regierungs-Baumeister Georg Osthoff, Stadtbaurath in Plauen i. V.
Die Verlegung der Wochenmärkte in Markthallen wird jetzt
n großen und kleinen Städten Deutschlands angestrebt, nachdem
»on Gesundheitslehrern und Aerzten die Nothwendigkeit genugsam
iachgewiesen ist, die dem raschen Verderben ausgesetzten Nahrungs—
nittel, welche täglich bei Sonnenschein, Regen, Schnee, Frost,
Hitze oder Staub auf den offenen Plätzen der Stadt zum Ver—
kaufe ausgeboten werden, unter Dach zu bringen.
Wie schon die alten Griechen und Römer die Bedürfnisse
des täglichen Lebens unter Dach brachten, indem sie dieselben
inter die Portiken verlegten, welche die öffentlichen Plätze um—
jaben, so wurden auch im Mittelalter die Wochenmärkte in eben
olchen Säulenhallen abgehalten, welche heute noch in manchen
»eutschen Reichsstädten zu finden sind. Diese Säulenhallen
rugen die oberen Geschosse der Häuser. Später rückte man das
intere Geschoß vor und gab den Portikus und damit die einzigen
Räume auf, welche den Käufern und Verkäufern bei schlechtem
Wetter Schutz gewährten .
Mit dem Verfall der mittelalterlichen Gewerbe- und Zunft—
inrichtungen sank die hohe Bedeutung der Märkte und Markt—
olätze. Erst Ende des vorigen Jahrhunderts, mit dem allgemeinen
Aufschwunge und der Befreiung der Massen von dem politischen
Joche, fühlten wenigstens die Haupistädte die Nothwendigkeit, die
Wochenmärkte unter Dach zu bringen und große, geräumige und
»equeme Markthallen zu erbauen. Paris ging allen Städten
yoran und schuf nach und nach mehrere große Hallen, welche
»eute noch Bewunderung erregen. England folgte bald und
sdnete seine Marktverhältnisse so mustergültig, daß dort fast
ede kleine Stadt eine oder mehrere Markthallen besitzt. In den
ibrigen Ländern ist man erst in den letzten 30 Jahren mit Ernst
in die Verbesserung der Markteinrichtungen gegangen, nur
Deutschland ist erheblich zurückgeblieben, obgleich auch in diesem
Lande in einigen Sädten, z. B. in Berlin, München, Stuttgart,
Frankfurt a / M., Hamburg, Aschaffenburqg, Oldenbura ꝛc., solche
Bauten entstanden sind.
Die Vorzüge, welche Markthallen vor dem offenen Markt—
alatze als Wochenmarkt voraus haben, sind folgende?):
1. Die Markthalle gewährt Käufern und Verkäufern Schutz
vor allen Witterungseinflüssen, um das Geschäft ungestört be—
virken zu können. Viele Käufer besuchen bei schlechtem Wetter
den offenen Markt nicht und nehmen ihre Bedürfnisse außer
den Marktzeiten aus Kellerwirthschaften oder mittelst des Haufir—
Jandels. Bei schlechtem Wetter ist der offene Markt spärlich
»esucht, und es tritt hierdurch ein Mißverhältniß ein, welches
iuf den natürlichen Vertrieb der Waare und auf die Verzehrung
von Einfluß sein muß. Ist dagegen das Marktpublikum gegen
die Kinflüsse der Witterung geschützt, so findet auch der freie
Berkehr zwischen Käufer und Verkaͤufer keine Hindernisse; die
Waare kann zur Prufung ausgelegt, das Handeln darum braucht
diht beeilt zu werden und die Märkte erlangen hinfichtlich des
Angebots und der Kauflust eine gewisse Gleichmäßigkeit und
Stetigkeit, welche für die Festftellung der Preise ohne Nachtheil
nicht entbehrt werden kann.
2. Auf die Entwerthung der Waare haben große Wärme
Poße Kälte, Regen und Sonnenschein ec— —8333 Einfluß.
Auf dem offenen Marktplatze kann daher eine vollständige Ent—
verthung einzelner Waaren zu Zeilen eintreten, waährend eine
—b ẽ. Handbuch der Architektur, 4. Tbeil, 3. Halbband, 2. Abschnitt:
Zchlachtböfe, Viebmärkte, Marktpläße und Marktballen von Georg Ofthoff.
Darmstadt, 1884, Diebl's Verlag.
2) S. Risch, Bericht über Markthallen. Berlin 18467