Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

Gentralbad in Wien. .⸗ Der Mauerschutt und seine neue Verwerthung 
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Der Ruhesaal ist auf das Eleganteste im pompejanischen Stole 
gemalt, die Wände mit Gemälden in Gobelin-Imitation, einen 
Bacchantenzug darstellend, ausgeschmückt und sind längs der ganzen 
Wände Holz-Lamperien angebrächt. 
In ähnlicher Weise sind auch der Frisirsalon und Knetraum aus— 
gestattet. 
Die letzte Abtheilung sind die Salonbäder, welche in der Par— 
terre-Untertheilung untergebracht sind. 
Zu diesen gelangt man mittelst des im Entree, neben der Kasse 
befindlichen Personen-Aufzuges. Man kommt vorerst in einen Warie— 
sgal und von diesem zu den vier Salon-Dampfbädern mit vier 
Salon-Wannenbädern. 
Erstere bestehen aus je einem Ruhezimmer, einer Wannen-Kabine 
mit zwei vertieften Wannen und einer Dampfkammer. 
Das Ruhezimmer ist tapezirt, die beiden letzteren Räume sind 
nit gemusterten Majolikaplatten verkleidet. 
Sämmtliche, zur Badeanstalt gehörigen Räumlichkeiten haben 
ausgezeichnete Ventilation, sind mit Dampfheizung versehen, die 
einzelnen Einrichtungen und Möblirungen dem 'modernen Ge— 
schmacke entsprechend und solidest ausgeführt, die Fußböden, Treppen 
u. s. w. mit Lauf- und Vorlegeteppichen, in den Räumlichkeiten 
der Schwitzbäder mit Linoleum belegt. 
Das gan ze Etablissement ist elektrisch beleuchtet, austerdem ist eine 
Gasleitung vor— 
handen. 
Das Kessel⸗ 
und Maschinen⸗ 
haus sind hoch 
und geräumig. 
In Ersterem 
sind drei Dampf— 
cöhrenkessel mit 
e 80 qm Heiz⸗ 
läche und Tem— 
orink-Feuerung, 
dann eine Re— 
erver-Dampf 
Pumpe für 
Kesselspeisung, 
im letzteren zwei 
40 pferdekräfti— 
ge Dampf-Ma— 
schinen mit Rie⸗ 
der scher Steue⸗ 
ung, diverse 
Transmissio⸗ 
nen, Central—⸗ 
Aus- und Ein— 
schaltungsbrett 
für die elektrische 
Beleuchtung xc. 
intergebracht. 
Anschließend 
an das Maschi⸗ 
nenhaus, ea. O, o 
m tiefer, ist die Brunnenstube mit dem 4,80 m im Durchmesser 
großen, ausgemauerten Brunnen, welcher das erforderliche Wasser— 
fuantum für die ganze Badeanstalt liefert. 
Dieser Brunnen hat einen stündlichen Wasserzufluß von fast 
650 cbm, während für die Bade-Anstalt bei vollständiger Besetzung 
ein Wasserquantum von stündlich 3040 chm erforderlich ist. 
In der Brunnenstube sind untergebracht: zwei Kaltwasserpumpen, 
welche das Wasser in die Reservoirs am Dachboden, ca. 35 m hoch, 
befördern, eine Pumpe zur Förderung des Wassers für die Konden— 
sation der Dampfmaschinen, weiter zwei Pumpen, welche das vor— 
gewärmte Wasser aus dem Dampfkessel in die Warmwasser-Reservoire 
am Dachboden, ebenfalls 35 m hoch, drücken und endlich eine Pumpe, 
welche das Schmutz- und Abfallwässer sämmtlicher im Souterrain 
gelegenen Bade-Räumlichkeiten aus dem Sammel-Reservoir in den 
Straßenkanal befördert. 
Die Maschine für die elektrische Beleuchtung ist auf einer voll— 
kommen isolirten Unterlage aufgestellt. 
Angrenzend an das Maschinenhaus ist die Moorküche, in welcher 
zwei Rührwerke zur Bereitung des Mooschlammes, sowie auch eine 
Pumpe zur Beförderung des Moorschlammes in die Medizinal-— 
Wannnenbäder aufgestellt sind. 
Zur Reinigung der Badewäsche ist unter dem zweiten Hofe eine 
komplete Dampfwäscherei mit Rollkammer, Waschmaschine, Centrifuge 
und Trockenkammer ꝛc. eingerichtet. 
Endlich ist noch im Souterrain eine Feuerungsanlage zur Er— 
zeugung des Sauerstoffes, sowie auch ein ca. 2500 1 fassender Gaso— 
meter für den erzeugten Sauerstoff untergebracht. 
Vom Gasometer wird der Sauersteff in die über diesem Raume, 
im Hochparterre, befindlichen Inbalationen geleitet. 
Außer allen hier bezeichneten Räumen sind noch Reserveräume 
zur eventuellen Vergrößerung der Badeanstalt disponibel. 
Sämmtlichr Wasserbasfins, sowie alle Wannen und Abtheilungs— 
wände der Salonbäder in der Parterre-Untertheilung sind nach dem 
bewährten Sostem Monier hergestellt und mit Kacheln verkleidet. 
Der Kostenpreis der Badeanstalt sammt Wohnbaus stellt sich aui 
ea. 3200000 Mark. 
Es erübrigt uns, der Mitarbeiter an dem neuen, der Stadt zur 
zierde gereichenden Etablissement zu gedenken. 
Es fungirte als Leiter der architektönischen Arbeiten: Constantin 
Swoboda, als Leiter der maschinellen Anlage: Stadtbaumeister Anton 
Honus, als Bauleiter Edmund 6zada. Rautechniker“ 
Der Mauerschutt und seine uene Verwerthung. 
Die Chemie wird auch dem Bauwesen vielfach nützlich. Ist doch 
der einfache Ziegel, oder die Bruchsteinmauer an und für sich ein 
hemischer Prezeß. Aber hier wollen wir uns auf Momente be— 
chränken, welche Materialien zur Verwerthung, respektive zur Mehr— 
verwerthung 
bringen, die bis— 
her nicht oder 
nur mangelhaft 
verwerthet wur— 
den, oder werden 
konnten. Die er— 
höhte Verwerth 
barkeit von Ma— 
terialien hängt 
daher entweden 
von der Quali— 
tätserhöhung 
des Materiales 
selbst, oder von 
einer bestimm— 
ten Art der Ver⸗ 
wvendung des— 
elben ab. 
Wird somit 
Abfall in seiner 
Qualität ver— 
bessert, so kann 
er ohne spezielle 
Formverände⸗ 
rung einer Ver— 
wendung zuge— 
ührt werden, 
der er ohne diest 
Bedingung 
kaum im ange— 
forderten Maste 
entspricht. Und hierzu zählt nun die Verwendung von Bauschutt 
als Deckenfüllmaterial. Die Verbesserung hat man hier auf ver— 
brennbarem Wege versucht und auch durchgeführt, indem man einen 
Apparat konstruirte, in welchem unter 150*0 C der von alten Gebäuden 
gewonnene Bauschutt geröftet wird. Dieses Abfallmaterial, welches in 
gewöhnlichem Zustande oft die Gefahr eines Epidemieherdes oder die 
Plage ven Ungezieferbrutstätten in sich birgt, wird durch das genannte 
Verfahren brauchbar gemacht, d. h. vollkemmen desinfiszirt. Denn die 
Vernichtung von lebensfähigen Krankheitskeimen, von Ungeziefer, Haus— 
chwammsporen u. dgl, tritt nachgewiesenermaaßen doch schon bei 
ꝛiner Erhitzung von 110—1200 6Geein, ist alio in dem vorliegenden 
Falle um so wirksamer, als die Minimalerhitzungen des Verfährens, 
doch circa eine Stunde andauern. Außerdem bietet das Aus— 
brennen der gewöhnlich in lufttrockenem Zustande zur spärlichen Ver— 
wendung gekommenen Bauschuttsorten noch den Vortheil der denkbarsten 
Trockenheit des Materials. Von welch' hoher Bedeutung solches 
ramentlich bei Aufführung billiger Bauten ist, wo eben doch alles 
Vorhandene zur Verwendung gelangen soll, ergiebt sich aus der ge— 
nachten Beobachtung, daß durch das Rösten aus 1 chm Schutt 
100— 150 1 Wasser ausgetrieben und dadurch Volumverminderungen 
pen AAA0 pot. herbeigeführt wurden. Die nachträglich bei Ver— 
wendung von lufttrockener Deckenfüllung durch das langsame, weitere 
Austrocknen und das natürliche Setzen sehr oft in Neubauten ent— 
tehenden Einsenkungen der Fußböden um immerhin 255 cm würden 
omit verhindert. In Anbetracht der Vorzüge des Verfabrens ist es 
daher nur zu begreiflich, daß sich bei der Billigkeit desselben in allen 
Städten bereits Baumeister zu ihrem und zum Vortheile ihrer Kund. 
chaft des Schuttröstens bedienen, um das bis heute nahezu werthlose Ab—
	        
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