Wetterfeste Mineralfarben für Häuseranstrich. — Erfindungen.
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Formen mebr, sondern ein Schwellen und Treiben, ein sich Begegnen
ind Ausweichen, ein organisches Umschlingen und wieder ein neckisches
Abipringen, kurz eine poesievolle Sprache, die, wenn wir sie wieder
pöllig versteben iernen, uns einen hohen ästhetischen Genuß verspricht.
Wenn wir sie in ihre Einzelheiten zu zerlegen versuchen, gleichsam
der Grammatik dieser Sprache nachspüren, so begegnen uns drei
GHrundelemente, die freilich oft in launenhaften Bildungen in einander
»erschmelzen: das Akanthüsblatt mit seiner Ranke, die Muschel und
jene, schon der Spätrengissance eigenthümliche geichweifte Schildform,
welche man Kartuiche nennt. Durchsetzt finden sich diese drei Zier
formen von naturalistijschen Bildungen: Blumen, Früchten, Vögeln
die scheinbar in vollster Naivetät, aber immer am rechten Fleck er—
ceinen, um auch den letzten Gedanken an Zopf aus einem Stylfern
u halten, mit dessen anmuthig tändelndem Charakter alles Ernste.
inspruchsvoll Geordnete, ja selbst die allen anderen Stylen so heilige
Svpiumetrie unverträglich ist (Ungarische Bauzeitung.r
zuch durch Regenwasser, nicht beeinträchtigt, da die Bindestoffe in
emselben nicht löslich sind, ja sogar dadurch voch fester und wider—
tandsfähiger werden. In vielen Fällen, besonders bei ziemlich gleich—
oͤrmiger Beschaffenheit der zu behandelnden Flächen, genügt ein ein—
maliger Anstrich, wobei die Wand vorzunässen ist, sodaß sie feucht
wird, das Wasser aber nicht mehr, glänzend darauf steht.
Das Farbpulver, welches die Bindemittel in mitvermahlenem Zu⸗
stande enthält, wird mit wenig Wasser angerührt und daun der Kalk⸗
milch zugesetzi, oder auf letztere aufgestreut und, nachdem das Pulver
Feuchtigkeit angezogen hat, vermischt.
Ungleich sangenden Wänden, z. B. solche, die neue Ausbefserungen
erhalten' haben und dergleichen, muß ein zweimaliger Anstrich gegeben
werden. Der zweite Anstrich kann dem ersten nach höchstens vier—
— DD länast das Trocknen
des ersten Anstriches vollendet ist.
Der Mineralanstrich erfordert nicht die Uebung wie der Silikat—
anstrich, er wird nicht, wie der Kalkanstrich, durch die at hmosphärischen
Finflüsfe gelbst, verschließt nicht die Poren des Mauerwerks, wie der
Delfarbenanstrich, ist bedeutend billiger als dieser und hat ein sich
gleichbleibendes schönes, mattes Ausseben. — Da außer rein minera—
uͤschen Bindemitteln nur reine Erdfarben zur Fabrikation verwendet
verden, so sind die Mineraltarben außerordentlich lichtbeständig, gift
frei und geruchlos.
Die Farbpulver des Mineralanstrichs gelangen trocken zur —B
sendung und verderben durch Lagerung nicht. Zu einem zweimaligen
Anstrich von 10 Im ist 1 Farbe erforderlich, welches ab Fabrik
.72 Mark kostet.
Die wetterfesten Patent-Anstrichfarben werden in 20 verschiedenen
Tönen geliefert und zwar: weiß, hellgeb, dunkelgelb, blau, reth,
egelroth, grün, braun, silbergrau, schwarz, chamois, violett, steingrau,
andfteinroth, schweizer steingrau, steingrün, steingelb, pariser-steingelb,
steinbraun und schiefergrau. Alle diese Farben können nach Belieben
intereinander vermischt werden, dagegen sind fremde Zusätze kalkächter
Farben nur im geringen Grade zulässig.
Die Mischung der Farbe erfolgt in folgender Weise: Ungefähr
zwei Maaßtheile gelöschten Sumpf-Kalks werden mit cg. vier Maaß-⸗
heilen Wasser so verdünnt, daß eine streichfertige Masse entsteht.
Auf diese sechs Maaßtheile Kalkmilch ist, ein Maaßtheil Farbe zu
nehmen, welche auf die Kalkmilch aufgeschüttet wird, aber vor dem
Umrühren erst Feuchtigkeit anziehen muß; das Umrühren hat nicht
mit dem Pinsel, sondern mit einem Stück Holz zu erfolgen. — Iss
der Kalk sebr fett, sodaß er zur Verdünnung mehr Wasser beansprucht
Zann kann man zu den vier Maaßtheilen Wasser etwas weniger, als
zwei Maaßtheile Kalk nehmen, event. sogar bis zu einem Maaßtheile
herabgehen. Ist die Kaltmilch nicht knollenfrei, dann ist sie mit der
aͤngeruͤhrten Farbe durch ein feines Kalksieb zu rühren.
Beim Gebrauche ift die flüssige Farbe fleißig umzurühren. Die
zu bestreichende Wand muß, vor dem Auftragen der Farbe von Staub
und altem Kalkanstrich gründlich gereinigt und mit Wasser genäßt
werden. Auf Oelanstrich und sehr alten, glatten, schlecht saugenden
Cementflächen haften die Mineralfarben nicht.
Da Gypsflächen sehr stark und ungleichmäßig saugen, so müssen
dieselben vor dem Ansttich mit Mineralfarben mit einer Gyps-Beize
behandelt werden. Anweisung hierzu liefert die Fabrik gratis.
Der fertige Mineralfarben Anstrich ist nach dem Trocknen ein—
bis zweimal mit Wasser zu nässen, am besten mit warmem Wasser,
da durch die Einwirkung von Feuchtigkeit jeder Art der Bindungs—
drozeß, d. i. die Verkieselung, befördert wird. Sollte sich im Anfange
ein leichtes Abstäuben bemerkbar machen, so ist wiederholtes Nässen
zu empfehlen, besonders auf sehr trockenem, schnell saugendem Putze.
Im übrigen ist wie beim gewöhnlichen Kalkanstrich zu verfahren. —
Wir glauben, nach dem Angeführten einen Versuch mit den
patentirten wetterfesten Mineralfarben durchaus empfehlen zu können
und find der Neberzeugung, daß danach denselben in vielen Fällen
anderen Anstrichen gegenüber, der Vorzug gegeben werden wird.
1r.
Wetterfeste Mineralfarben für Häuseraustrich.
In neuerer Zeit sind vielfach Versuche gemacht worden, anstatt des
fbeuren Oelfarbenanstriches der Facaden, andere Farben in den Handel
zu bringen, die bei billigerem Preise denselben Zweck erfüllen sellen
Mehr oͤder weniger haben die neueren Häuseranstriche sich bereits Ein—
Jang verschafft, unseren Lesern möchten wir aber heute einen Anstrich
eimpfehlen, der uns besonders geeignet erscheint, dem Oelfarbenanstrich
eine sehr ernste Konkurrenz zu bereiten. Es ist dies der von der
Firma Altheimer's Nachfolger (Wilhelm Sporer), Farben—
fabrik, München X., Südbahnhof, Thalkirchnerstraße Nr. 208.
mittelst ihrer Patent-Mineralfarben hergestellte Häuseranstrich.
Seit einer Reihe von Jahren sind die Patent-Mineralfarben
eereits im Gebrauch und baben sich gut bewährt; durch ein ganz
aeues patentirtes Verfahren ist aber noch eine bedeutende Verbesserung
eingetreten, sodaß wir dringend zu Versuchen anregen möchten. Der
Anstrich besitzt eine außeroördentliche Widerstandsfähigkeit gegen ath—
mosphärifche Einflüsse, da sich die Farbenmischung in Folge der paten—
tirten Zusammensetzung, bei vorschriftsmäßiger Verwendung, mit dem
Untergrund auf das Innigste verbündet und verkieselt. Verwendei
können die Farben werden auf allen gleichmäßig gut saugenden Zement—
und Kalkwänden. Unter der Voraussetzung, daß die mit der Patent-
Mineralfarbe zu streichenden Mauern nicht grundfeucht sind, hält sich
der Anstrich außerordentlich lange aleichmäßig schön. wie es mit Dol.
jarbe nicht möglich ist.
Um die Vortheile des Anstrichs von Außenflächen mit Patent—
Mineralfarbe gegenüber einigen anderen gebräuchlichen Anstrichs—
methoden herrorzuheben, lenken wir die Aufmerksamkeit unserer Leser
auf felgende Ausführungen:
Der Oelfarbenanstrich ist entschieden thenrer, da nicht allein
mehrere Anstriche, sondern auch ein vorheriges Tränken der Wände
mit Leinöl-Firniß erforderlich ist, wenn auf einige Haltbarkeit des
Anstrichs gerechnet wird und er gleichförmig ausfallen soll. Unan
genehm wirkt oft, daß, wenigstens in den ersten Jahren, der Oelfarben—
anstrich zuviel Glanz besitzt; als schädlich wird er von manchen
Seiten aus dem Grunde bezeichnet, weil er die Poren der Wände
zu vollkommen abschließt, dadurch die Zirkulation der Luft durch die
Maueru verhindert und die Ventilation der Räume bedeutend erschwert
Der Silikatanstrich, der etwas billiger als Oelfarbenanstrich ist,
erfordert jedech weit größere Uebung und Erfahrung, wenn er in
vollkommener Weise ausgeführt werden soll, weil jede Wand wegen
der verschiedenen Porosität und daraus folgender Saugfähigkeit eine
andere Behandlung verlangt. Wird der Silikatanstrich richtig aus—
geführt, dann ist er matt und festhaftend, bei fehlerhafter Herstellung
ist er entweder glänzend und weißfleckig, oder matt und abfärbend
er erfordert einen zwei- bis dreimaligen Anstrich. Der vorstehend
angeführten Gründe wegen hat sich der Silikatanstrich, trotzdem er
seit mehreren Jahrzehnten bekannt ist, keine ausgedehnie Verwendung
erringen können.
Der Kalkanstrich, der aus einer Mischung von Kalkmilch und
Farbpulver besteht, hat, seiner einfachen Herstellungsart und seiner
Billigkeit wegen, groͤße Verbreitung gefunden und findet noch heute
vieliache Anwendung. Der Aetzkalk der Kalkmilch geht an der Lufl
in kebhlensauren Kalk über und dieser dient als Bindemüi'tel für die
Farbsteffe. Durch Waffer aber, also auch durch Regen, und die darin
enthaltene Kohlensäure wird er in löslichen, doppeltkohlensauren Kalk
»erwandelt und besonders an der Wetterseite abgespuͤlt; das Farb—
vulver, daun seines Bindemittels beraubt, staubt nunmehr ab.
Der wwetterfeste Mineralanstrich ist nur wenig theurer, als der
Walkanstrich, und zeigt eine schöne, matte Farbe; seine Auwendung
st act. se einfach, wie die des Kalkanstrichs und ist durch die neueste
Berbesserung — deutsches Reichspatent Ne. 47 697 — in seinen Vor—
zügen ech erhöbt worden.
—8* das Farbyulver durch die mitgemahlenen Bindestoffe nach Zu—
vaeee Kaltmilch befestigt wird, webei doppelkieselsaure Verbindungen
en. io wird die Bindung durch kobhlensäurehaltiges Wasser. alsfe
Mittheilung über Schulwesen.
Technisches Unterrichtswesen im Dienste der Unfallverhütung.
Seit Einführung des Haftpflichtgesetzes wird bekanntlich die Unfall⸗
erhütungsfrage in allen technischen und gewerblichen Kreisen eifrig
tudirt und erfolgreich gelöst. Das jetzige Konstruktionsverfahren der
Techniker geschieht unken dem Einfluß dieser Frage, und der gesammte
maschinelle Betrieb in den Gewerben und Industrien, im Verkehrs—
wesen ꝛc. wird von ihr geleitet. Eine umfangreiche Spezial⸗Literatur
sowohl über Unfallverhütungs-Vorschriften, als auch über Schutzvor—
ichtungen mannigfachster Art ist bereits entstanden, zahlreiche Preise
für neue Sicherheitsmittel sind gestiftet, unzählige Patente entnommen,
ein Beweis dafuͤr, daß schon viel Segensreiches auf diesem Gebiete
zum Wohle der Mienschheit geschaffen worden. Seit längerer Zeit
Ij dedn guch die Lebre von den Schutzvorrichtungen als ein wichtiges