Entwurf eines Gesellschaftshauses für Breslau. — Einige Eigenthümlichteiten neuer Fabritsbanten.
gestellt werden mußten. Eine ausführlichere Beschreibung der
von der bekannten Firma R. Guthmann bewirkten Ausführung
soll einer späteren Mittheilung vorbehalten bleiben.
Versuche über den Einfluß der Wassermenge bei der
Mörtelbereitung. Cementmörtel, mit einem großen Uebermaaß
von Wasser zubereitet, erhärtet nicht so rasch, erhält indessen nach
Verlauf von einigen Monaten ungefähr dieselbe Festigkeit, wie
ein Mörtel, dem bei der Zubereitung die gewöhnliche Wasser—
menge zugesetzt worden ist. Dagegen tritt bei einem Mörtel,
welcher mit sehr wenig Wasser zubereitet ist und somit einen
dicken Teig bildet, eine rasche Erhärtung ein, welche nach Ver—
lauf einiger Zeit größer ist, als jene des mit einer normalen
Wassermenge bereiteten Mörtels. Nach Verlauf von etwa zwei
Jahren zeigen jedoch die aus normalem Teig hergestellten Würfel
eine beinahe doppelt so große Festigkeit, als diejenigen, welche
aus einem festen Teig mit sehr wenig Zusatz von Wasser an—
gemacht wurden.
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Entwurf eines Gesellschaftshauses für Breslau.
(Hierzu 4 Abbildungen.)
ESchluß)
Wir bieten in heutiger Nummer Seite 23 und 24 unseren Lesern
den Längenschnitt des obigen Projeks und glauben, einige nähere Mit—
theilungen über den Architekten, dem wir diese interessante Arbeit ver—
danken, hinzufügen zu müssen, besonders deshalb, weil es sich um einen
Mann handelt, der trotz seiner Jugend schen eine Reibe sehr beachtens—
werther Schöpfungen geleistet hat.
Der junge Baukünstler, Stadtbaumeister Joh. Hubatschek — derselbe
ist am 8. Nob. 1861 in Odrau geboren — hat mit diesen klaren und prak—
tischen Plänen in glücklichster Weise die Zahl jener Entwürfe vermehrt,
welche die Auimerksamkeit der Fachmänner auf sich zogen und ihm vielfache
Auszeichnungen erwarben, wie seine Schulskizzen für Mährisch-Schönberg
und Liesing, die Kenkurrenzikizzen für ein Badehaus in Außee, eine
Realschule in Heilbronn, für die Restaurirung der reformirten Kircheé
in Wien, für eine Villa in Kienberg, für Wohnbäuser, für ein See—
hospitz bei Riga u. s. f. Herr Joh. Hubatichek ist Inhaber der goldenen
Medaillen (Freiberg, Sanbartelemeo in Galdo, Neapel, Fünfkirchen
Troppau), der großen silbernen Medaille (Linz), der silbernen (Neapel,
Wels), der Bronze-Medaille (Saaz) u. s. f. RNuch dürfen wir in ihm
einen schriftstellerischen Beruisgenessen begrüßen als Verfasser zahl—
reicher Fachaufsätze, Eigenthümer mehrerer Fachblätter und Heraus—
geber des „Allgemeinen Bau- und Submissions-Anzeigers“. —g.
Einige Eigenthümlichkeiten nener Fabriksbauten.
Die im Nachfolgenden geschilderten Eigenthümlichkeiten im Bau—
wesen einiger neueren und neuesten Fabriken haben ihre Begründung
vornehmlich in drei Dingen, nämlich:
1. Feuersicherheit. 2. Bequemlichkeit. 3. Kostenersparniß.
Diese drei Punkte werden allerdings nicht in jedem Falle und in
einem Bau zusammen berücksichtigt, sondern meistens nur vereinzelt:
es kann aber empfehlenswerth erscheinen, sie in manche Fabriksanlage
alle drei insgesammt berücksichtigt zu finden.
In Betreff des ersten Punktes — Feuersicherheit — findet
man jetzt häufig die Eisensäulen, welche oft durch lange Arbeits
säle als Tragstützen zur Verwendung gelangen und welche bei manchem
feuergefährlichen Fabriksbetrieb schon so oft ihren Zweck der angeb—
lichen Feuersicherheit und Tragfähigkeit nicht berührten — weil sie
durch das sie umgebende Feuer glühend wurden, sich sodann sofort
oder mindestens durch die später erfolgende rasche Abkühlung bein
Löschen des Brandes bogen, wodurch die Stabilität des Ganzen so
zgestört wurde, daß die von ihnen gestützte Decke einstürzte — mi
rzinem Mantel umgeben.
Manche machen nun diesen Mantel aus jenen Ziegeln (5), aus
welchen man auch gewöhnlich die russischen Schornsteine herstellt:
dies soll zugleich die Tragkraft der Säulen erhöhen, erscheint mir jedoch
als eine nicht ganz zu rechtfertigender Doppeleigenschaft der Konstruktion
man weiß nicht recht, ist die umhüllende Ziegel-, oder Cement-, oder
Steinsäule — weil man hier und da auch Cement- oder Sandstein
dazu benutzt — wegen der Eisensäule da, oder diese wegen jener?!
Man sagt, sie soll dieselbe ergänzen, d. h. eigentlich, da jede für sich
nicht den Anforderungen entspricht, welche man an sie stellt, ist es,
wie wenn der Blinde den Lahmen führt. Sei es wie es wolle, aber
die Sache kommt zudem auch zu theuer und wenn die Ziegel 3. B.
glühend werden, springen sie ab, die Flammen greifen die Eisensäulen
dann doch an und man hat das alte Ergebniß fertig trotz erhöhter
Kosten; man hat von dieser Konstruktien besonders in Papierfabriken
Anwendung machen zu müssen geglaubt. Besser erscheint mir Terra—
cotta⸗ Umhüllung in einem Abstande von ca. 3 cm von der inneren
Eisensäule; der dadurch entstehende Zwischen- oder Hohlraum wird
mit einer feuerfesten Masse ausgefüllt, welche aus Strohhäcklsel oder
Sägespänen in Kupfervitriellöesung getränkt, mit Gyrs, Aiche und
etwas Gement vermengt, bestebt; dieser Mantel dürite wohl besser
chützen, als der bloße Ziegelmantel; die Kosten werden wohl dieselben
ein, vielleicht hier nud da sogar geringer; die Terracottatheile, deren
je zwei immer einen Ring oder Mufe geben, baben halbtreistörmige
Rinnenformen, an den Seiten und Enden mit Flanschen oder Fugen
Falzen) verseben, um sie gut zusammenpressen zukoönnen.
Einige Vaumeister haben versucht, l'apier caché in mebreren
Lagen über die Säulen zu geben, mit inzwischen aufgestrichenem Teig
aus Gyps, Kreide, Leim, Essig, oder Tragant mit Schneckensafit und
pulverisirtem Then oder Schiefer ꝛc. Dieses Verfsahren kommt
anter Umständen wohl am billigsten und dürfte auch meistens
janz zweckentsprechend sein; nur muß auch bei dieser Gelegen—
heit bemerkt werden, daß man bei der Bemessung der Eisensäulenstarken
nicht auf das Aeußerste der erlaubten Schlankheit, wie es
manche der Herren Baukünstler lieben, gehen darfi, selbst bei zebn—
facher Sicherheit nicht, weil man die Terxtur des betreftenden
Fisens nicht bis in die kleinsten Theile kennt, mit anderen Worten,
weil man „dem Eisen nicht in's Herz“ schauen kann; eine startere
Dimension gewäbhrt im Allgemeinen doch mehr Garantie. Seviel über
diesen Gegenstand.
Eine weitere Nothwendigkeit fand man bei neueren Fabriksbauten
in der Festhaltung des sich mehr und mehr babhnbrechenden Pavillon—
Sostems:; nach diesem System ist jeder Theil (Sektien) des Be
triebes in einem eigenem (fast selbständigen) Gebäude-Abichnitt,
Komplex, Trakt, Flügel ec.) von den übrigen Betriebsarten und Arbeiten
fast völlig isohirt, d. h. getrennt und die einzelnen Pavillons häugen
nur durch kleine Korridore, fliegende Brücken, Laufstege ꝛc. zusammen,
mit wenigen Ausnahmen. Mitunter verbinden auch größere eiserne
Stege und Werksbahnen die einzelnen Bauten miteinander. Somit
kann ein ausbrechendes Feuer bei sonst solider Bauweise nie so leicht
leich verheerend wirken, als wie bei Fabrikbauten nach dem alten
Zentral- und Blocksystem, diesen verretteten Bauanlagen, nach welchem
in einem enormen Baukasten die ganze betreffende Fabrikatien mit
ämmtlichen Arbeitern, Erzeugnissen und Rohmaterialien, ja auch
sammt der Dampfmaschine und den gesammten Brennmaterialien
untergebracht waren; solcher Bauten existiren nech allenthalben leider
jehr viele und bedrohen täglich das Leben von Tausenden von Ar-
beitern, sowie das Eigenthum der Beiitzer!
Wie die Erfahrung schon vielfach gezeigt und wie sich täglich
neuerdings herausstellt, leidet auch der Betrieb in seinen modernen
Anforderungen wesentlich durch eine solche altväterische, unbeholfene
und unsinnige Zusammenstoppelung; dagegen ist das neue Spstem
auch viel bequemer, gesünder, kontrollirbarer, ja in mancher Hinsicht
auch viel ökonomischer. Bei sehr feuergefährlichen Fabrikationszweigen,
wie z. B. Zucker-, Papier-, Paraffin-, Kerzen-, Theer und Lackfabriken,
Sprengmittelfabriken ꝛc, müssen die einzelnen Pavillens mit den
Waaren-, Rohmaterial- und Brennmaterial-Depöts einerieits, sowie
die eigentlichen Fabrikations- oder Arbeits-Pavillons andererieits sehr
weit von einander gehalten werden, mindestens 10-2-50 mm und darüber
je nach Umständen; so poestirt man z. B. schon längst vor dem Ins—
ebentreten des eigentlichen Pavillonsbausystems die Maischinenhäuser
mit den Heizanlagen in eine gewisse, genügende Entfernung ven de
Fabrik wegen deren gefährlicher Nähe.
Ja, für gewifse Materialdepöts ist es empfehlenswerth, sie nicht
allein entfernt von der Hauptfabrik, sondern auch in Kellern ver—
tieft unterzubringen, z. B. Dynamit-, Feuerwerkskörver-, Salpeter—
Pulver- u. s. w. Depoͤts.
Es mag bei dieser Gelegenbeit erwähnt werden, daß jede Fabriks—
Anlage einen Teich, der mittelst Kanales von dem nächsten Bache,
Flusse oder See gespeist wird, besitzen soll: jene Fabriksanlagen, welche im
Sommer ohnedies mit Wasserkraft arbeiten, erlauben dies um so leichter.
Im Punkte der Kestenersparnißz und Bequemlichkeit
fommen noch zwei ziemlich moderne bauliche Einrichtungen zur Er—
vähnung. Es trifft sich nicht selten, daß man mezzaninartige Zwischen—
ind Nebenräume schaffen soll, aber es fehlt an gewissen bautechnischen
Bedingungen dazu; man darf ja die benachbarten Scheidemauern nicht
nit Balken belasten und das Deck- und Tragegebälk nach den nächiten
Hauptmauern, die verhältnißmäßig aber ziemlich entfernt sind, gehen
zu lassen, ist ebenfalls aus verschiedenen Gründen unausführbar und
unrathsain; es erübrigt also nur, wenn es die Nothwendigkeii er—
»eischt, doch selche Zwischen? und Nebenräumlichkeiten zu schaften, als
ie nach einer sehr bekannten, alten, aber bislang meist nur sehr privatim
angewendeten Praxis: durch Aufhängen an einer oberen festen
*) Man muß diesem Aufhängesystem überall ausweichen,
wo es nur geht, oft aber läßt sich die Sache nicht anders machen und
man muß zu soichen Behelien greifen; nach diesenn Prinzip ist annäbernd
3. B. die Decke des großen Konzertsaales im Gebände der Gesellichait der
Musikfreunde in Wien vom Oberbaurath Baron Haufen) zum CTheil aus
Jeführt, d. h. die Tragkraft der Deckentraversen (in Eijen) ist durch dieses
Aufhängespstem (die Balken und die Decke sind nämtich am Tachitubl durch
eiserne Stangen, Hängesäulen, befestigt) unterstüßt und zugleich verbhindert
sich durch die eigene Schwere zu biegen.