Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

Bücherschau. — Bautechnische Notizen. 
in würdigster Weise die „Wohnungs-Ausstattung der Gegenwart“ an. 
Es bandelt sich hier, wie schon der Titel besagt, nicht um ein einzelnes 
Fach, sondern um die geiammte künstlerische Äusstattung unserer Wohn— 
raume im Ganzen und dadurch bildeten die Tafeln zugleich eine Er— 
Jaänzung ebiger Werke, wennschen hier durchaus Neues geboten ist, 
indem die gleichnamigen Zimmer der früberen Werke wieder in anderen 
Ziilarten erscheinen, die „Woehnungs-Ausstattung der Gegenwart“ 
mithin andererieits ein abgeschlossenes, selbständiges Ganze bildet. 
Professer Pape führt uns in seinem Werke alle in einer gut 
ausgestatteten Weleanung vorkommenden Innenräume vor, und zwar 
bewegen üch die Entwürfe zu einer Hälfte in modern deuticher Re; 
naissance, zur anderen Hälfte in Barock, Rokoko und im Geschmack 
deutich-engliücher Art; jedoch sind die drei letzteren Stilarten in der 
Form unsern deutichen Verbältnissen, was Geschmacksrichtung, Gewohen— 
heiten und Bequemlichkeiten anbetreften, auf's Glücklichste angepaßt 
worden. Durch einen knappen, aber völlig den Gegenstand er— 
schepfenden erklärenden Text wird dem Kunstgewerbetreibenden und 
Architekten eine genaue Anweisung für die unmittelbar praktische Aus— 
iubrung geschaffen, sowehl in Hinsicht der zur Verwendung kommenden 
Materidlien, wie der ganzen Farbengebung der einzelnen Zimmer. 
Bei aller Originalität der Entwürfe ist nirgends ein ängstliches Suchen 
nach Neuem bemerkbar, die Zeichnungen sind ungezwungen, elegant 
und sicher in jener markigen, klaren Weise dargestellt, die wir schon 
an den frübheren Werken Pape's bewundern konnten, sie lehren, wie 
man mit verbältnißmäßig wenig Mitteln hübsche Effekte erzielen kann 
Auch ist beim Entwurf der Zeichnungen besonders darauf Bedacht 
genommen, Gegenstände darzustellen, welche sich durch die prattisch 
brauchbarsten Formen auszeichnen und dadurch den Vortheil haben, 
sich leicht und ebne große Kosten in der Werkstatt anfertigen zu lassen. 
Selbst die reicher ausgestatteten Möbel können durch Hinweglassung 
oder Beschränkung der Bildhauerarbeit leicht eine Vereinfachung eir— 
fahren, ohne den Gesammteindruck der architektenischen Grundform 
zu stören. 
Durch die äußerst scharfe Wiedergabe in trefflichsten Lichtdrucken 
und die Wahl der Federzeichnung ist es dem Verfasser vorzüglich ge— 
sungen, im Gegensatz zu photographischen Publikationen, jede tleinste 
EEinzelbeit deutlich in ihren festen Linien erkennen zu lassen, so daß 
cder Kunstgewerbetreibende eine unerschöpfliche Quelle von verwend— 
daren Möotiven in diesem prächtigen Werke finden und verwerthen 
tann. Es enthält eine vollständige Sammlung aller nur irgend denk— 
baren Tischler- und Kunsttischler-Möbel, sowie eine reiche Auswahl 
der kleineren Gegenstände, welche unsere Wobhnung so behaglich zu 
gestalten vermögen, ferner Vorhänge, Wandverzierungen aller Art, 
Decken, Thüren und Ziergeräthe der verschiedensten Gattung. 
Professer Jean Pape bat hierdurch ein Werk geschaffen, gleich 
nützlich dem Architekten, dem Zeichner dem Möbelfabrikanten und dem 
Hunstgewerbetreibenden im Allgemeinen; in hohem Grade wird es 
all' Denen willkemmen sein, welche Freude an einer schön und geschmack— 
voll eingerichteten Webhnung haben. Ganz vorzüglich wird sich das 
Werk auch zu Vorlagen an Bau- und Kunstgewerbeschulen empfehlen, 
da es in hebem Grade geeignet ist, die etwas abhanden gekommene 
Freude an der markigen und klaren Federzeichnung neu zu beleben. 
Bei der außerordentlich reichhaltigen Fülle von neuen Moͤtiven und 
dem großzen Zeitaufwande, welche die Darstellungsweise in genauester 
Federzeichnung verursacht hat, sowie bei der reichen und eleganten 
Ausstattung des ganzen Werkes sewehl, wie der einzelnen, auf starken 
Karton aufgeklebten Tafeln ist der Verkaufspreis von 20 Mk. für 
das vollständige Werk als ein überaus mäßiger zu bezeichnen; durch 
diese Billigkeit wird aber auch die Auschaffung den weniger Bemittelten 
leicht ermöglicht, ie dasz wir das Prachtwerk unseren Lesern auf's Wärmste 
emvfeblen fönnen, Keiner wird dasselbe unbefriediat aus Händen legen! 
Vnu. 
* * 
Bautechnische Notizen. 
Das Reinigen von Bauwerken auf chemischem Wege nach 
dem Sostem „de Liebhaber“. Tas Reinigen von Manerflaͤchen aus Kalk— 
teinen geichiebt nach diesem Sostem durch Bespritzen der Oberiläche mit 
einer Mischung von Schweielsäure und Salzsäure, „Sulpho“ genannt.“ Zwei 
bis Trei Stunden nach dem Bespritzen bat sich ein klebriger Nie derschlag 
gebildet, welcher allen Schmutz in fich auigenommen bat und durch rasches 
Sputlen und Abbürsten entfernt wird. Dft ist dieses allein nicht genügend, 
indem sich Turch den Einfluß der Atmesphäre eine schwarze, glänzende Schichi 
auf dem Mauerwerk gebildet hat, welche für die Saäͤureé undurchdringba 
iit. In solchem Falle muß die aufliegende Schicht erst entfernt werden, und ge 
chieht dies durch das Aufbringen eines alkalischen Breis, „Tologene“ Jenanut. 
üuͤr in Zixgelsteinen aufgefübrte Mauern erschien Fluorwafferftoff als 
die angezeigte Säure, um die Silicate anzugreifen. Man bestrich desbalb 
die berflache zunäͤchst mit verdünntem Fluer-Ammonium und bespritzte 
dieselbe alsdann mit konzentrirter Schwefeljäure. Unmittelbar darauf bildete 
ich unter heftiger Gasentwickelung ein milchartiger Brei, welcher abgefpült 
aden tennte. Wegen der mit der heftigen Dampfentwickelung und mit dem 
eneenaten 
an es einen Verinch bewenden lassen und den übrigen 
Theil des Mauerwerkes aus Ziegelsteinen mit „Sulpho“ behandelt, wie oben 
ingegeben ist. Die Ziegelsteinmauern sind gaut rein geworden, zeigen jedoch 
hier und da weiße Flecken. Die Bebandlung mit Fluor zeigte bessere Er— 
jebnisse und ist bei Beachtung der nötbhigen Vorsichtemaßregeln auch gut 
durchzuführen. 
Eisentheile von Brücken wurden mit dem alkalischen Brei „Tologdne“ 
bestrichen, um die alte Farbe vollständig zu entfernen, was in einigen 
Stunden durchaus gelang. Tas Verfabren ist etwa um die Hälfte billiger. 
als andere bekannte Mittel. (Ann. des ponts et chaussés d. D. Bauztg.,) 
Holzeemeuntdächer. Ueber die Ausfübrung von Holzcementdächern 
verden in der „Ttsch. Bauztg.“ folgende beachtenswerthe Angaben gemacht: 
J. Die Schaalung ist, wenn möglich, in der Richtung des Gefälles zu 
zerlegen, so daß die Sparren wagerecht liegen. Die Bretter sind möglichst 
sichmal zu wählen und nur einfach zu, fugen; sogenannte Ueberzähne an den 
Prettern, d. h. ungleiche Dicke, ist möglichst zu vermeiden. 
2. Die Traufen sollen womöglich über der Mauer liegen. 
3. Die Dachpappe sowohl als auch die Papierlagen werden am besten 
»arallel zur Traufe gelegt; die Ränder der Papplagen sollten sich mindestens 
10 — 15 em überdecken; dadurch wird das Durchtropfen des Holzcements 
»ermieden. 
4. Das Unterstreuen von Sand zwischen Schaalung und Dachpappe 
ist nicht allein überflüssig, sondern sogar verwerflich; die Pietät gegen den 
Erfinder darf nicht so weit gehen, daß man alles von ihm Angegebene ge— 
aukenlos nachmacht. 
5. Die Blechverbindung ist zwischen der zweiten und dritten Lage ein— 
zufügen, die Papierlage ist vor dem Auflegen des Bleches gut mit Holz— 
ement zu träuken. 
6. Die Blecheinfassung an deu Kaminen darf nur auf dem Dach be— 
estigt sein und sind besondere Streifen Blech überzudecken, damit das 
Setzen des Kamins oder die Bewegung der Schaalung, sowie für das 
-Zchwinden des Holzes Spielraum bleibt. 
7. Die zweite und dritte Papierlage wird parallel zur Traufe und 
schuppenförmig so übereinandergedeckt, daß die dritte Papierlage die erste 
nech um etwa 10 em überdeckt; dadurch werden die sogenannten Wasser 
Jgallen vermieden. 
8. Der senkrechte Blechstreifen an der Traufe gegen Abschwemmen des 
Zandes soll nicht mit dem unteren Blech verlöthet sein, soudern an be— 
ondere Knaggen befestigt werden und erst 425 ein böher beginnen; denn 
die Löcher, die man üblicher Weise läßt, werden bald zugeschwemmt, und 
»s findet dann das Wasser unter der Traufe einen Weg. 
9. Es ist zu empfehlen, mindestens 3 em hoch feinen Sand auf— 
ustreuen, damit größere Kieselstücke nicht unmitttelbar auf die Dachhaut 
ommen und diese durchgetreten werde. Die Stelle des Sandes wird mit 
eichem Erfolge durch getreckneten Straßenschlamm vertreten. 
Neue Anwendungsarten der Leuchtfarbe. Die selbstleuchtende 
Farbe, welche die Eigenschaft besitzt, das Tageslicht aufzusaugen und bei 
Racht wieder auszustrahlen, ist seit etwa acht Jahren bekannt und wurde 
hioher ausschließlich von einer englischen Fabrik erzeugt. Ter hohen Preise 
vegen — 1 «kæ kostete !i0 Mtk. — konnte sich dieselbe jedoch teinen rechten 
Eiugang verschaffen, obwohl die große praktische Bedeutung der Leuchtfarbe 
allgemein anerkannt wurde. Nachdem es nun der östereichischen Firma 
M. Meißner's Söhne in Triesch (Mähren) als der ersten auf dem 
dontinente gelungen ist, die Leuchtfarbe zu einem verhältnißmäßig sehr 
illigen Preife (1kg kostet beute 6 Mt. ) herzustellen, bat dieselbe bereits eine 
zroße Verbreitung gefunden und wird zu den verschiedenartigsten Zwecken 
ingewendet. Besonders praktisch erscheint die Auwendung der Farbe, welche 
zollkommen unschädlich ist, für Schilder, Korridors und Treppenbäuser. 
Fin zebn em breiter Streifen längs des Korridors oder der Treppe dient 
nuder Nacht als sicherer Wegweiser. Am besten empfehlen sich für diesen 
zweck leuchtende Tapetenstreifen, welche wie folgt augefertigt werden: 
SZchwache Lederpappe wird zuerst mit Leimwasser imprägnirt und nach dem 
Trocknen mit Grundfarbe, welche ebenfalls von genannter Firma geliefert 
vird, bestrichen. Ist der Anstrich (nach zwei bis drei Tagen) trocken, so 
vird die Leuchtfarbe zweimal, und zwar jedesmal möglichst dünn aufgetragen. 
sdun wird die leuchtende Fläche mittelst Schablone mit einem beliebigen 
Muster versehen und schließlich lackirt. Bei Glasschildern wird die Leucht— 
arbe, wie jede andere Farbe, direkt auf die Schrift aufgetragen, so daß 
dieselbe auf weißem Grunde erscheint. Sehr prattisch sind auch leuchtende 
Schildcheu zum Markiren von Schlüssellöchern, Thüren ꝛc., und wer sich 
hrer einmal bedient hat, wird selbe nicht mehr entbehren wollen. Wir 
zlauben, daß durch Anwendung der Leuchtfarbe unseren Fachgenossen manch 
ohnender Nebenverdienst erwachsen wird. Strichmuster und Prosvekte ver 
endet die Firma auf Werlangen gratis und franko. 
Zur Befestigung von Holzfußboden auf Kunststein wird nach 
einem an Ferdinand Ludolf in Hannover ertheilten Patent (D. R.-P. 43 062) 
ruf die frische Kunststeindecke (zwei bis drei Tage alten Beton) ein starker 
ingeglätteter Jutestoff (oder anderes Gewebe, Geflecht, Filz u. dergl.) mit 
etwanö em langen geschmiedeten Nägeln aufgenagelt. Die Entfernung der 
Näget von einander beträgt etwa 10 em. Nach dem vollständigen Aus 
rocknen des Bodens wird auf dem nun glatt gespannten Gewebe der Holz— 
ußboden (Riemenboden, Parquettafeln) mittelst Käse und Kalk aufgekittet 
Salz und Cement. Ueber eine Verwendung von Salz bei Cement- 
»auten im Winter berichtet der „American Architect“: Bekanntlich ist der 
Schmelzpunkt der Salzlöfungen ein weit niedriger, als derjenige des ge— 
vöhnlichen Wassers. Sind Cementbauten im Winter bei mäßiger Kälte 
auszuführen, so kann, wie es scheint, das Frieren des Cementes verbindert 
verden, wenn man zum Anmachen desselben an Stelle von reinem Wasser 
Zalzlösung benutzt. Bei Temperaturen unter 1506. wird jedoch auch die 
Zalzlösung das Frieren nicht verhindern, können. Ueber die Widerstands— 
äbigkeit üund die Härte dieses mit Salzlösung bergestellten Cementes ist 
wie es scheint. bis jekt noch nichts ii bekaͤnnt geworden. 
Redaktione Raue“ven in Rerlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck der Volks-VZeituna“ Akt Ges. in Berrin 
AUnter Verantwortlichtei des Bcn
	        
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