Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

Das deutsche Volkstbeater in Wien. 
äbb. 1. Das deutiche Volkstheater in Wien. 
enes andere Theater (6 bis 7 m) und gewinnt einen mehr saalartigen Cha— 
akter. Der zweite Rang ist geaen den ersten bedeuͤtend“zuruͤckaescho⸗ 
»en. Beide Ränge repräsen- 
iren sich, soweit sie für Am— 
ohitheater verwendet find, 
ils frei vorspringende, von 
nit Stichkappen bereicherten 
Wölbdecken getragene Balko— 
ne, über welchen sich die von 
Pfeilern gestützte halbkreis— 
örmige Decke spannt. 
Der Theil des Hauses, wel⸗ 
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ʒe, ist als dreigliedrige Pros— 
eniums-Umrahmung voll⸗ 
tommen selbstständig ent— 
vickelt. Ueber den Pilastern 
ind in J Ranghöhe Karia— 
yden vom Bildhauer Friedl, 
den deutschen Mann und das 
deusche Weib charakterifirend, 
ingebracht, über welchen, auf 
dem Gebälke ruhend, die Decke 
elbstständig als breite drei— 
zliedrige Gurte über der 
Pednidezttonn durchgebildet 
ist und von letzterer, gegen die 
eigentliche runde Saaldecke be—⸗ 
»cutend ansteigend, eine Art 
Schallwand bildet. Der Saal 
st in Barock⸗Architektur mit 
reichem ornamentalen und fi⸗ 
zuralen Schmuck in Weiß und 
Gold ausgeführt, die Saal⸗ 
hecke zeigt im halbrunden Theil 
rein in stark bewegter Forin 
imrahmtes Bild. Die Hul⸗ 
igung der Vindobona (Wien) 
darstellend. Man sieht im 
Mittel, von Genien umgeben, 
die Vindobona schwebend, im 
Hintergrunde die Carlskirche 
uͤnd davor alle Stände, wie: 
Gelehrte, Bürger, Künstler, 
Bewerbetreibende, Studenten 
ind Soldaten, der Vindobona 
zuldiaend. Im Proscenium— 
zlafond ist ein Gemälde eingefügt, die Bekränzung des Volksdichters 
Raimund durch Genien darstellend 
Beide Bilder, Schöpfungen 
»es Malers Eduard Beith, 
ind in Leimfarbe an Ort und 
—AVV 
sich innig mit der diese Bilder 
umgebenden Architektur und 
dem daselbst vorkommenden 
figuralen und ornamentalen 
Schmuck. Die Zwickel, welche 
zwischen Prosceniumslegen 
und eigentlichem Saalplafond 
sich bilden, sind durch üppige 
Figurengruppen des 9 
„auers Friedl bereichert. 
Im Parterresaal findet man 
das Orchester fast ganz unter 
das Bühnenpodium ein— 
geschoben, so daß an den beiden 
Seiten die Sperr'öitze bis dicht 
an das Bühnenpodium reichen 
und im Mittel eben nur so 
weit zurücktreten, um dem 
apellmeister seinen Sitz mit 
dem Anblick auf die Bühne 
zu gewähren. Das Parterre 
aßzt samint Steher 889 Per— 
onen, von welchen 542 in 22 
Reihen in 2Blöcken, gebildet 
durch einen Mittel- und zwei 
Seitengänge, untergebracht 
sind. Das Parterrepublikum 
vird nicht, wie sonst üblich, 
in den Sperr'sitzreiben nach 
rückwärts geführt, sendern ge— 
langt, ohne sich mit den Per— 
sonen der anderen Reihen zu 
nischen, direkt in die Par— 
fuetgänge und muß nicht 
nach Schluß der Vorstellung 
n das Hauptvestibül zurück— 
kehren, sondern kann das Haus 
durch die 6 seitlichen Vesti 
büle direkt verlassen. 
Das Publikum des ersten 
Rangbalkons gelangt über die 
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Ubb. 2. Gruudriß.
	        
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