Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

Entscheidungen. — Bantechnische Notizen. 
werbsfähigkeit in der Einschränkung bestehe, welche der Kläger in der 
Benutzung der ihm nach seinen gesammten Kenntnissen und körper— 
lichen wie geistigen Fähigkeiten auf dem ganzen wirthschaftlichen Ge— 
biete sich bietenden Arbeitsgelegenheiten erleide. 
Hand in Hand gehen, wo etwas Rechtes erzielt werden soll. Und das will ja 
unser modernes Kunsthandwerk aufrichtig. Mönge es ihm gelingen! 
Ueberschwemmungen in Gebäuden mit Wasserleitung werden 
oft dadurch verursacht, daß der Habn offen bleibt, wenn man bei Abschluß 
des Haupthahnes oder bei Mangel an Wasser vergebens Wasser zapfen 
wollte, und diese Unachtsamkeit lassen sich nicht nur Tienstmädchen, sondern 
nitunter auch ganz sachverständige Männer zu Schulden kommen. Kann 
ann beim späteren Einströmen des Wassers die Abflußleitung nicht so viel 
Wasser wegschaffen, als der offen gebliebene Hahn ausfließen läßt, oder ist 
der Abfluß ganz verstopft oder geschlossen, so fließt schließlich das Wasser— 
»ecken über Dies zu verhindern, bringt Wilhelm Weber in Dresden hinter 
em Zapfhahn ein Nothventil im Leitungsrohr an, welches durch einen, in 
iner besonderen Abtheilung des Beckens untergebrachten Schwimmer ge— 
chlossen wird, sobald das Becken mit Wasser nahezu gefüllt ist. Die Hinzu— 
ügung dieser Sicherbeitsvorrichtung an schon bestebende Hauswasserleitungen 
st mit Schwierigkeiten verknüpft, für Neu- und Umbauten aber dürfte sie 
ich sehr empfeblen. (Werkstatt.) 
Erdarbeiten in gefrorenem Boden, die nicht immer sich ver— 
meiden lassen, erfordern bekanntlich einen sehr bedeutenden Zeit- und Kraft— 
lufwand — sei es, daß man nur mechanische Mittel anwendet, sei es, daß 
nan eine künstliche Aufthauung des Bodens (am besten durch die Wärme 
öschenden Kalks) vorninmt. Handelt es sich nur um Herstellung einer 
»ereinzelten Grube von beschränktem Umfang, so wird man sich mit Vor— 
beil des letzteren Mittels bedienen. Ist dagegen eine größere Fläche auf— 
ugraben, oder ein längerer Graben auszubeben, so kann man, wie ein Fach— 
nann in der „Schweizer. Bauzeitung“ mittheilt, die Arbeit außerordentlich 
erleichtern, wenn man den Erdboden nicht von oben, sondern — von einem 
iußern. nach anderer Weise hergestellten Loche ausgehend — von der Seite 
aus angreift. Der Boden friert nämlich unter der Einwirkung des selten 
in gleichem Grade andauernden Frostes nicht gleichmäßig bis auf die be— 
reffende Tiefe, sondern in einzelnen Schichten, die uͤnter sich nur losen 
usammenbang haben und durch Eintreiben von feitlichen Keilen ü. s. w. ver— 
pältnißmäßig heicht sich lösen und stückweise abbrechen lafsen. 
Die Entthronung des Dampfes. Regierungsratb Professor Ra— 
dinger, eben aus Paris zurückgekehrt, machte in einer Versammlung des 
Ingenieur- und Architektenvereins in Wien einige Mittheilungen über Kraft— 
ibertragung durch komprimirte Luft, wie sie derzeit in Paris zum ersten 
Male von einer Zentralanlage aus in Anwendung kommt. Die Zentral— 
unlage besteht aus zwölf Dampftesseln und sechs Compound-Maschinen. 
Die depreßte vuft wird in großen Reservoirs aufgespeichert uund auf fechs 
Atmosphären gebracht. Von hier aus laufen Rohre zu einem Hauptausström—- 
sohre, von welchem aus durch zweckmäßige Verbindungsrohre komprimirte 
ruft abgegeben wird. Der Vortragende betonte, daß die Anlage tadellos 
unktionire und heute bereits eine große Nachfrage zu konftatiren sei, so 
daß man, eben an die Errichtung einer zweiten Anläge gehe. Die Trag— 
weite dieses Fortschrittes auf technischem Gebiete ist aber nicht erschöpft mit 
der Kraftübertragung, da die komprimirte Luft, wenn ihre Temperatur nicht 
ünstlich erhöbt wird, beim Ausströmen —— Gö Grad aufweist; so dient sie 
ugleich als Kühlungsmittel. 
Bau einer städtischen Wasserleitung in Spandan. Zur Aus— 
übrung der Vorarbeiten für den Bau einer städtischen Wasserleitung sind 
»on der Spandauer Stadtverordneten-Versammtung 2000 Mt. bewilligt 
vorden. Es ist nun in erster Linie erforderlich, dürch Bohrungen zu er— 
nitteln, wo geeignetes Trinkwasser zu erlangen ist. Man ist geneigt, das 
Zystem mit Abessynierbrunnen, wie es u. a, vielfach in Amerika mit Er— 
olg eingeführt ist, der Wassergewinnung durch Filterwerke vorzuziehen 
Die Kosten werden auf eine Million Mark geschätzt. 
Ungebraunte Theerziegel. In Frankreich haben sich Fulhas & 
Christophe ein Verfahren patentiren lassen, um Mauer- und Dachsteine aus 
Thon und Theer herzustellen. Der Thon, vermuthlich als trockenes Thon— 
ulver, joll mit einer Quantität Theer gemischt, die Masse in Formen ge— 
üllt und einem entsprechenden Drucke ausgesetzt werden. Die lediglich heiß 
jetrockneten Steine sollen nach einiger Zeit eine Härte und Widerstands, 
ähigkeit erhalten, wie die besten gewöhnlichen Ziegelsteine, ohne daß sie 
jebrannt zu werden brauchen. Sie sollen für Wafsser undurchdringlich sein 
ind für gewöhnliche Bauzwecke oder für Façadendekorativn Verwendung 
inden. Es dürfte Vorsicht anzurathben sein. 
Ausstellungs-Gebäude in Stuttgart. Ende des vorigen Monats 
sst in Stuttgart das in der Schellingstraße von den Architekten Eisenlohr 
und Weigl unter Mitwirkung des Professor Stier erbaute neue Ausstellungs— 
Bebäude des Kunstvereines in solenner Weise eröffnet worden. In klassischen 
Stilformen gehalten, öffnet es sich nach der Straße zu in einem monumental 
zusgebildeten Hauptportal, über weschem die Porträtmedaillons Michelangelo's, 
Raphael's, Dürer's und Holbein's angebracht sind. An den kreisrunden 
Kuppelbau des Vestibuls schließen sich drei ansehnliche, durch Oberlicht er— 
hellte Ausstellungssäle an, in welchen soeben eine reiche und interefsante 
Ausstellung stattfindetf 
Bautechnische Notizen. 
Verschiebung eines Hotels. Die Verschiebung eines der größten 
webäude bei New Jsork bildet, eine eigenartige Leistung. Das fragliche Ge— 
aude ist ein Holzbau von sebr unregelmäßiger Form, der auf einem etwa 
Jam beoben Sockel ven Ziegelmauerwerk rubt. Tie größte Länge des Ge— 
baudes beträgt 110110, die größte Breite 61in, die kleinste Breite un— 
zefabr 46m.“ Die Zabl der Geschosse bewegt sich zwischen zwei und fünf. 
Das Gewicht des Ganzen wird auf 4300 t geschätzt. 
Jur Zeit der Errichtung lag die Uferlinie der See über 200 m von 
dem Gebäude entiernt. Im Laufe von sieben Jabren ist dieser breite Strand 
den Wogen zum Opfer gefallen. Da das Grundgemäuer des Gebäudes in 
— 
eutschloz man sich zur Verschiebung des Hauses, als dem unter den ob— 
waltenden Umständen billigsten Mittel zur Erbaltung desselben, und zwar 
wurde auf Anratben dde Betriebsleiters der Eisenbabngesellschaft, weicher 
das Hoͤtel gehört, beschtegsen, das Gebäude auf Eisenbahnwagen zu setzen 
uind mit Hilfe ven teddtiven 1560 -180 mm landeinwärts zu fabren. 
Bebufs Aus iCuaueo Dieses Planes wurden in das Sockelgemäuer 
wanzig breite Schssic aochen und in dem Raum unter dem Holzbau, 
cwie von da ee Lande zu zwanzig genau wagerechte Eisen— 
»abngleise geleät, Tereu. Schwellen theils unmittelbar auf dem Boden, 
theils auf eingerammteit' Pfäbhlen lagen. Danun wurden, nachdem das Ge— 
Ȋnde durch Schraubenwinden etwas gehoben war, 112 schwere eiserne 
Güterwagen von besonders zu einer derartigen Benutzung geeigneten Form 
und Stärke untergefahren, so daß unter den breiteren Flügeln sechs, unter 
den schmäleren vier Wagen standen. Auf diesen brachte man zunächst eine 
rage 30 ein starfer Querbalken an, die mit den Wagen durch Verschraubung 
und unter einander durch Schrägbalkten zu einem einheitlichen Traggerüst 
berbunden wurden. Nunmebr konnte das Gebäude herabgelassen und sein 
wewicht mit Hilfe zwischengelegter Paststücke thunlichst aleichmäßig auf die 
rinzelnen Wagen vertheilt werden. 
Die nächste Auigabe bestand in der angemessenen Vertheilung der Zug— 
kraft auf die 29 Wagengruppen. Zu diesem Zwecke wurden zwischen 
mebreren Punkten der Gleise und dem Zugbaken des vordersten Wagens 
der zugebbrigen Gruppe Flaschenzüge angebracht, deren Taue zunächst über 
die Rollen von Blöcken liefen, die an den Zughaken der übrigen Wagen 
eeiestiat waren. — Von da gingen die Taue nach dem hinteren Zughaten 
zweier Gruppen von je drei Lokomotiven, die auf den beiden mittelsten 
soleisen standen. 
Die Blöcke der, Hauptflaschenzüge batten je drei Rollen, die Neber— 
etzung war dabher eine sechsfache.“ An Tauwerf wurden nabezu 3200 m 
Manilatauvon 3 min Stärte gebraucht. Die verschiedenen Gleise waren, 
um das Abbeben vom Boden Zu verhindern, mit einer doppeiten Lage 
chwerer Querbalken belastet und untereinander verbunden. Das gesammte, 
mittelst dieser Vorkebrnugen, zu bewegende Gewicht wurde auf 6600 t, der 
Widerstand — von der Reibuug der Flaschenzüge abgeseben — auf etwa 
10t geschätzt. Nimmt, man den Wirkungsgrad'der Flaschenzüge nur zu 
EBe an, so ergiebt sich bei sechsfacher Ucbersetzung für jede der fechs Loko 
metiven ein Bedarf an Zugkraft ven 2.43: 663 — 3t. Es war daber 
zweifellos, daß die angegebene Zaht von Lokomotiven mit Veichtiakeit die 
erierderliche Zugkraft beisten konnte. 
In der That wurde die Fahrt am 3. April v. J. ohne jeden Anstand 
vegonnen. Das Gebäude bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 6m in 
der Minute und legte an diesem Tage ungefähr 2B0 in, am folgenden etwa 
L5m zurück, werauf ein längerer Halt eintrat, da der rückwärtsliegende 
Theil der Gleise abgenommmen und landeinwärts vorgestreckt werden mußte. 
Im Uebrigen wurde die Fahrt nach Zurücklegung von je 15—520 Mi— 
nuten immer nur so lange unterbrochen, wie es die Verseßung der Flaschen- 
zige erferderte. Die Bewegung ging vollkommen stetig und ohne merk— 
zare Erschütterungen des Gebäudes vöon statten. Selbst die Stuckdecken und 
Fensterscheiben sollen nicht die geringste Beschädigung erlitten baben. 8.8t. 
ieber das Rosten von Eisenwagren und Mittel zur Verbütung des— 
selben äutzert sich Prof. Mever in Rarlsrube in feinem, Handbuch der Schmiede— 
unste wie felgt: Ta man blante Obsetkte nicht aule paar Tage abreiben 
und einfetten mag, so betleidet man sie häufig mit einem wasserhellen Lack 
iberzug. Wenn dieser gründlich schützen soll, miuß er dick aufgetragen werden; 
dann aber wird der entstebende Glanz dem guten dnie wieder zum 
Machtheil gereichen. Die Verzinnung, Vernickelung und Vergoldung schühzen 
allerdings gründlich, aber wo bleibt der Eharatter“ des Schmtcdeeifenen Ab— 
geseben daven, daß über und über blanke Sachen mit Rael oder Goldbelag 
in den meisten Fällen etwas Unruhiges, Protzendes haben. Da verbleibit 
denn noch das Abbrennen mit Oel im Feuer; das wird auch wohl die beste 
Bebandlung sein, verausgesetzt, daß fie richtig ausgefübrt wird und nicht 
cine klebrige, ichmutzaubäufende und jchmutzabgebende Schicht den Ueberzug 
bildet. Da verbleibt jerner der Oelanstrich, der ja auch nicht zu verwerfen Fußbodenglanzlack. Die meisten aus Alkohel und Schellack her— 
ijt. wenn es sich um grötzere Hegenstände handelt und wenn er mit Maaß gestelsten, Fußbodenglanzlacke weisen den Uebestand auf, daß sie in Folge 
and Ziel bergestellt aird, und mit Verständniß. Der polychromen Bet der Spröoͤdigteit des Schellacks leicht springen und deshalb bald abgenußzt 
handtung. die irüber vielfach, wenn im allgemeinen auch mit besonderer Fein. werden. Diesem Uebelstaände kann man, nach der Rundschau, abhelfen, wenn 
beit angewendet wurde, scheint bis heute du wenig Äufmerksamnteit geschentt man den Lack mit Alaroidharz bereitet. Üls durchaus erprobte Vorschrift 
u werden, Wenige richtig abgestimmte Töne, entsprechend matt gebalten, zu einem brauchbaren Fußbodenlack wird folgende empfohlen: 250 Terpentin, 
warden tets eine annelb nbare Wirkung erreichen. Tiefe Procedur aiferdert 8oo Orange Schellack, 100 gelbes Arkaroidharz, 340 Altkohol 95 procent. oder 
allerdings eine gewisse künstlerische Feinfuͤhligkeit, die niht sden Schlosser, 1500 Harzlösung (6 Kolophon, 9Altohol 95 procent.), 1500 Akaroidlack Lösung 
aber P ocht jeder Anstreicher bat und baben kann. Aber man versuche 6 Akeroid — 
Vanecemah weun es das erste Mal nicht glückt, so gelingt es vpielleicht Schellack, 75 Alkobol 95 procent.), 125 Terpentin. Der Fußboden muß voöͤr— 
eim Wiederholen. Probiren gebt oft über Studiren; jedenfalls oil beidzz der vt einer entsprechenden Farbe grundirt werden. 
,Kedaftion RMoatthen in Verlin — Rerlaa von Julius Engeimann in Verun Den er BVoln einma⸗ gi es in erae 
Unter Rrantinariünien deag ä—
	        

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