Bautechnische Notizen. — Rezeptkasten. — Vermischtes.
seu auimauere. Casaneva ist gegenwärtig mit der Aufstellung des Voran—
chlages für diese Riesenarbeit beschäftigt.
Vom schrägen Thurm in Pisa. Mit dem schiefen Thurm von
Pisa sangt es an schief zu geben, denn er sell, das rettende Objekt, d. h.
er erste Preis einer Votterie, werden. Da sich die Kommune von Pisa
noderuer Shaateschulden wegen für zablungsunfäbig erklärte, und die
Hlabiger das Ratbbaus mit Beschlag zu belegen drohen, so soll zur Ab—
pehr dicser Maaßregel eine Lotterie mit dem Gewinne des beruübmten,
142 Fuß boben und nach dem Senkblei 12 Fuß abfallenden Thurmes erfolgen.
Rezeptkasten.
Löfung des Bleies in den Röhren der Wasserleitungen.
nen E. Rschardt. In der großen Mehrzahl der Fälle, in denen Blei—
öben für Wasserleitungen in Wohnungen gebraucht werden, sind keine
achtleiligen Wirkungen zu beobachten, aber in einigen wenigen Fällen
ind böchtt gesäbrliche Bleivergiftungen festgestellt worden. Ist das Blei
Gwechseind in Berührung mit Luft und Wasser, so wird es rasch angegriffen
ind das Waffer euthält dann Blei. Diese üösende Wirkung beruht zweifel⸗
auf dem Sauerstoff der Luft; ist aber Blei immer in Berührung mit
Wasser, mit oder obne Druck, so scheint das Dasein oder die Abwesenheit
en gelöstem Sauerstoff keinen Einfluß auf die Menge des gelösten Bleies
zu baben. Der Verfasser unterfuchte Vvei verschiedene Wasserleitungen mit
Rleirobren, welche Bleivergiftung zur Folge hatten, und verglich das Wasser
derselben mit verschiedenen anderen Wässerun, welche unter den gleichen Be—
Ainaungen kein Blei aufnabmen. Die bleibaltigen Wässer enthielten freie
aoblensaure, das beißt mebr als nöthig war, um mit den vorhandenen Basen
oppeltkoblensaure Salze zu bilden, und nachdem diese freie Kohlensäure
ortgeschatfit worden war, z. B. durch Kocheun oder durch Neutralisiren,
virtte das Wasser nicht weiter auf Blei ein. Die bleifreien Wässer ent—
bielten diesen Üeberschufz an Kohlensäure nicht, wurden aber nach dem
Zättigen mit Keblensäure befäbigt, Blei zu lösen. Deutsche Bau-Zig.“
Pflasterkitt. Die Firma Granitwerke „Melibocus“, A. H. Wendt
u Zwingenberg, stellt nach der „Rhein. Baufachztg.“ im Verein mit der
hemischen Fabrik Oos, Herren Dr. Hoffmann K Co in Baden-Baden, zur
Befestigung der Pflastersteine einen fogenannten Pflasterkitt her, welcher
illeu Anforderungen zu genügen scheint; wenigstens hat man in Fraukfurt
a. M, wo dieses Material seit zwei Jahren verwendet wird, die besten
rfabrungen gemacht
Vermischtes.
Wie erwirbt und wie erhält man sich die Kundschaft?
dausendfach verschieden ist die Art und Weise, durch welche die Menschen
lerort, wo die Natur nicht in überschwenglicher Fülle der Hände Fleiß
iuf das denkbar kleinste Maaß reduzirt, sich die Quelle ihres Verdienstes
u gewinnen suchen, um auf dem Boden eigener Existenz es vorwärts zu
zringen und zu einem gesicherten, sorgenlosen Alter zu gelangen. Dieses
Streben ist so alt, als die Welt, und auch heute folgt der Großtheil Der—
enigen, welche auf sich selbst und den Erfolg ihrer Arbeit gestellt sind,
enselben Gesetzen. Wenn nun auch Manchem durch die wunderbaren
aunen des Glücks Reichthümer in den Schooß fallen, so bleibt bei den
Meisten doch das Ringen nach Erwerb für's ganze Leben. Auch heute noch
zilt das vielleicht Vielen als philisterhaft scheinende kurze, aber treffende
Sprichwort: „Jeder ist seines Glückes Schmied“, und mit arökerer Berechti—
aung: „Wie mau's treibt, so gebt es“.
Obschon nun Jedermann die packende Wahrheit dieser Worte an—
erkennen muß, so ist man doch in unserer Zeit darüber, wie man es zu
reiben bat, um vorwärts zu konmen, vielfach anderer Ansicht, als unsere
Vorfahren. Mit überlegenem Lächeln, mit dem Bewußtsein, das verstehe
ich besser, sagt uns wohl ein angehender junger Geschäftsmann: „Ja, das
var in früheren Zeiten möglich, beute ist das ganz anders geworden, heute
vill die Welt betrogen sein, es kommt nur darauf an, wer das besser und
iebenswürdiger zustande bringt.“ Damit glaubt er auf dem besten Wege zu
ein, in kürzester Zeit ein reicher Mann zu werden, weil er speziell auf
„die Dummen“ rechnet, die nach einer alten Erfahrung in der Welt nicht
aussterben. Aber ist es schon eine nichts weniger als beneidenswerthe
Sristenz, die sich auf die geistigen Mängel anderer gründet, so wird es sich
zuch in den meisten Fällen in nicht allzu langer Zeit doch als verfehlte
Spekulation herausstellen, und daß wenigstens da, wo es sich um die Be—
riedigung der nothwendigiten Lebensbedingungen händelt, auch die Dummen
nit der Zeit gewitzigt werden und sich hüten, da zu kaufen, wo sie durch
inreelles Gebahren ausgebeutet werden, ist sehr bald vorauszufetzen, und mit
wingender Nothwendigkeit wird sich sowobhl im Laden des Kaufmannes, als
nmoder Werkstätte der produzirenden Handwerkers die alte, aber goldene
Regel auch in unserer Zeit als wahr erweisen, welche beißt: Ehrlich währt
im längsten. Wie aber im Allgemeinen die Ehrlichkeit der beste und zu—
derlässigste Grundsatz ist, welcher jeder Existenz, jedem Streben erst festen
ind sicheren Boden giebt, welcher dem Kaufmanne, der im Großen arbeitet,
käuier und, Kunden berbeiziebt und festbält, so ist es auch im Kleinen.
Die, Unebrlichkeit im Handel und Wandel gleicht jenen Hungerquellen,
velche zu Zeiten mit großer Wasserfülle hervorsprudein, dann aber lange
Zeit plötzlich versiegen. Dabei kann es freilich nicht ausbleiben, daß es
Finzelnen, welche sich um diesen obersten Grundsatz nicht kümmern, doch
lingt, sich eniporzuarbeiten. Aber auf solche Beispiele foll ein junger
Heschaftämann nicht sehen, sondern auch bedenken, daß die Ehrlichkeit nicht
ie zinzige Empfeblung für ibn sein darf. Ebenso wie diese, ift Umfsicht,
eschaͤftskenntniß, angenebme Form des Verkebrs mit seinen Kunden und
Fleiß und Ausdauer notbwendig.
Mie oft bört man sagen: das ist eine arundehrliche Haut aber er weit
nit den Leuten nicht umzugehen; da verdirbt der Eine durch seine rauhe
Amgangsform, was ein Anderer, der vielleicht lange nicht so gut und solid
arbeitet, spielend durch gewandtes, freundliches, zuvorkommendes Benehuien
gewinnt.“ Oder welchen peinlichen Eindruck macht ‚jes auf, die Kunden,
venn der Geschäftsinbaber sich in seinem eigenen Wirkungskreise selbst nicht
wnuskennt und erft nachsehen muß, was Dieses oder Jenes kostet oder gar
danach fragen muß. Wie unangenehm berührt es den Kunden, wenn er
uin Tage, wo er bestimmt darauf rechnet, seine bestellte Waare oder Arbeit
zu erhalten, damit abgesertigt wird: „Ja, das ist noch nicht fertig.“ Und
as wiederbolt sich täglich diel hundertmal. Wie reimt sich das mit den
ortwährenden Klagen über schlechten Geschäftsgang? Wie sehr muß ein
olcher Geschäftsmann in den Augen seiner Knuden verlieren, wenn er sich
nicht daran gewöhnt, dieselben prompt und verläßlich zu bedienen und eine
sbernommene Arbeit auch zur fest versprochenen Zeit fertig zu haben? Nicht
veniger ist es von groͤßiem Nachtheil für ihn, wenu er seine Arbeit nicht
‚oraus bestimmt berechnen kann. Wie häufig geschieht es, daß bei der Be—⸗
tellung gleich nach dein Preis gefragt wird.Es, geschieht dies meistens
veniger darum, uin denselben möglichst niedrig gestellt zu erbalten, als um
ich überhaupt darüber zu orientiren und sich erst dann entschließen zu
önnen, Das oder. Jenes machen zu lassen. Wie peinlich ist es dann, wenn
»er Kunde kommt, die fertige Arbeit um den fest bestimmten Preis über—
sebmen will und dann ersfährt, daß dieselbe um 25 bis 50, ja selbst
00 pCt. mehr kostet. Der Kunde ist gezwungen, sich zu sagen: „entweder
der Monn versteht sein Geschäft nicht, oder er will dich uüͤbervortheilen.“
Daß aber ein auf diese Art bedienter, kaum gewonnener Kunde auf immer
erloren geht, ist das unvermeidliche Resultat einer solchen, Gebahrung.
Gewiß sind die Zeitverhältnisse im Allgemeinen für jedes gewerbliche
Anternehmen sehr unguͤnstig und die Hoffnung Vieler, schnell zu einem Ver—
nögen zu gelangen, 'meistens eine illusorische; aber, zu einem anständigen,
Irdentlichen Auskommen können und werden es alle Diejenigen bringen,
welche sich durch ehrliches Gebabren, durch gefälliges Benehmen ihren
Zunden gegenüber auszeichnen, welche es sich zur strengsten Pflicht machen,
ede übernommene, Arbeit zur versprochenen Stunde abzuliefern, weil die
aundschaft sich lieber gleich vom Anfang an mit einem längeren Termin
efreundet, als dann zwei bis dreimal unisonst zu kommen. Also die größt—
noͤglichste Pünktlichkeit in der Ausführung! Ein weiterer Punkt von größter
Wichtigkeit ist eine genaue Berechnung der übernommenen Arbeit. Richt
sen billigsten Preis zu machen, ist vortheilhaft, sondern einen solchen, der
ine gute Arbeit, wie man zu sagen pflegt, mit einem bürgerlichen Nutzen
nöglich macht. Nicht überbieten, nicht schleudern, sondern eine richtige ge—
naue Berechnung mit einem anständigen, aber nicht übermäßzigen Gewinn
Aber dieser Preis ist dann auch festzuhalten und bei der Ablieferung nicht zu
iberschreiten. Denn das discreditirt am allermeisten. Nur einem solchen
Zeschäftsmann kann es bei Fleiß und Ausdauer auch in gegenwärtiger Zeit
richt feblen, derselbe wird niemals Mangel an Arbeit haben.
Amerikanisch. Diebstähle in großem Stil, nämlich an Pferden,
Wagen, Juwelen, Geld, ja — 'an Menschen sind in Amerika bekanntlich
Allkagserscheinungen; daß aber ein ganzes Haus von seinem Platze ge—
tohlen wird und nicht mehr zu ermitteln ist, dürfte selbst dem Ruhigsten
suriel sein. In der bekanuten Stadt Louisville in Kentucky, oder vielmehr
n der unter dein Namen „California“ bekannten Vorstadt derfelben besaß
die Wittwe Mrs. Roß ein steinernes, zweistöckiges Haus. Dasselbe blieb
eine Zeit lang unbewohnt, weil die Besitzerin in Folge einer Erbschaft
oͤtzlich verreisen mußte. Die Vorstadt, in welcher das Haus stand, ist
ine stille, meist von Arbeitern bewohnte Gegend. Zunächst warfen Straßen-
ungen fämmtliche Fensterscheiben ein, stiegen in's Innere und überzeugten
ich daß das Haus völlig leer sei. Sodaun fanden sich Liebhaber für den
Bartenzaun. Äls noch Alles still blieb, trat ein Konsortium biederer Bürger
usammen, die das Haus unter sich zu theilen beschlossen. Einer nahm das
Daͤch, ein Anderer die Fenster und Thüren; vier Leute theilten sich in die
Backsteine, vier in das Holzwerk, und die Uebrigen nahmen das Mauer—
verk des Kellers. Die Abbruchsarbeit geschah Nachts, so daß die Nachbarn
zu ihrer Belustigung und Schadenfreude das Haus jeden Morgen ein wenig
leiner fanden, bis es zuletzt nicht nur verschwunden, sondern sogar der
Hrund, welcher es getragen, etwa fünfzehn Fuß tief ausgehöhlt war. Man
Jatte das Häus mit der Wurzel ausgerifsen. Als Mrs. Roß darauf, nach
hrer Besitzung zurückktehrte und das Geschehene entdeckte, fiel sie natürlich
ogleich in Ohnmacht. Sie kam aber bald wieder zu sich und rief die
Polizei, welche trotz unausgesetzter Patrouillen von dem Vorgang nichts
“emerkt hatte und nun auch beinahe in Ohnmacht fiel. Leider waren die
Diebe nicht mehr zu ermitteln, obgleich man einzelne Theile des gestohlenen
dZauses in entfernten Stadttheilen zu entdecken glaubte. Das Polizei—
Präsidium schickte darauf der Wittwe, welche sofort au einem neuen Hause
zu bauen begann, folgende Trostgründe: Sie solle sich freuen, daß der
Boden ihrer Besitzung aus Felsen und nicht aus Sand bestehe, denn in
diesem Falle hätten die Diebe wahrscheinlich nicht allein das Haus. sondern
uugleich das ganze Grundstück fortgetragen.
Die Streikaussichten auf baulichem Gebiete scheinen für das Jahr
1889 recht bedrohliche zu sein, wenigstens ruft schon jetzt die „Baugew.-Ztg.“
die Arbeitgeber zur Kriegsbereitschaft auf. Ueberall, so führt das genannte
Blatt aus, finden große Arbeiter- Versammlungen statt, aus denen Er
höhung des Minimallohnes, Verkürzung der Arbeitszeit und Abschaffung
der Ueberstunden und der Akkordarbeit als Forderung für diesen Sommei
aufgestellt werden. Daß eine große Lohn- und Arbeitsbewegung zu erwarten
ist, dafür spricht schen das schnelle Aufschießen der segenannten, Fachvereine“,
velche fast nur sozialdemokratische Bestrebungen in sich bergen. Die Streike—
onds wachsen, wohin man sieht, und wenu, von deu Arbeitern regelmäßig
an jedem Löhnungstage bedeutende Abgaben für diesen Zweck gezahlt werden,
o beweist dies sowohl ibre große Geschlossenheit, als auch ihre materiell
Jjute Lage, welche durchschnittlich viel besser ist, als diejenige der meisten
Arbeitgeber. Daäß wegen ihrer Einigkeit und Opferwilligkeit die Arbeite'
den Akbeifgebcru ein Borbild sein sollten. ist unbestritten!
Nedattion: R. Mattbey in Verlin. — Verlag von Julzus Engelmann m Beruim — Drua der Wolls-Keituna“ Att.-Gel in Verlin
Umter Verantwortlichkeit des Nerlegers