Mittheilungen aus der Praxis.
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Mittheilungen aus der Praxis.
Ueber unsere Gas- und Wasserleitungsarbeiten äußert sich
in bewährter Fachmann, Herr C. Knuth, folgendermaaßzen:
Geehrter Herr Redakteur!
Sie brachten vor Kurzem eine Notiz über Gasausströmung
in Folge der Undichtigkeit eines Bleirehres. Dieses Bleirohr
var angeblich durch einen Holzwurm angefressen. Das mag
wohl sene Richtigkeit haben, immerhin ist es schlimm, daß die
Konsumenten solchen Gefahren ausgesetzt sind. Es ist dieser
Vorfall gewiß werth, besprochen zu werden und sollte doch da—
ür gesorgt werden, daß solche Fälle in Zukunft unmöglich ge⸗
nacht, oder doch wenigstens auf das geringste Maaß beschränkt
werden. Sehr einfach läßt sich diese Gefahr dadurch beseitigen,
daß man statt der beliebten Bleiröhren Eisenröhren nimmt.
So lange aber von kompetentester Seite noch immer Leitungen
ius Blei hergestellt werden, wird es nicht aufhören, eine fort—
dauernde Quelle der Gefahr zu bilden.
Es sollte betreffenden Orts auch in dieser Hinsicht verfügt
und angeordnet werden, daß nur Schmiederöhren zu Gas—
eitungen in Anwendung kommen. Leider sind unsere Arbeiter
jo sehr gewöhnt, diese bequemen Arbeiten aus Blei auszuführen,
daß felbst Fälle, wo doch thatsächlich das Leben und die Gesund—
'eit auf dem Spiele steht, nichts fruchten, um unsere gewöhnte
Theilnahmlosigkeit aufzurütteln, deshalb wird eben der alte
Schlendrian beibehalten.
Auch mit unseren Wasserleitungsarbeiten sieht es mitunter
recht traurig aus. Es spielen auch hier die Bleiröhren eine
zroße Rolle, warum? weil es eben sehr leicht ist, eine Wasser—
eitung aus Bleiröhren herzustellen und jeder Arbeiter, welcher
ein paar Jahre diese Arbeit schlecht und recht bei irgend einer
Anternehmung ausführte, fängt ein eigenes Geschäft an und
arbeitet mit Bleiröhren fort, weil er weiter nichts gelernt hat.
Es ist schon heute schwer, geschulte Arbeiter für Eifenleitungen
zu finden, und es ist leider eine Thatsache, daß dieselben immer
eltener werden.
Es giebt auch Fabrikanten, welche die Grundleitungen aus
Fisen und die vertikalen Leitungen aus Blei herstellen, weil es
heilweise vorgeschrieben oder doch erlaubt ist. Die eisernen
Brundleitungen werden nun wie folgt verbunden: In die guß—
ꝛisernen Muffen werden sogenannte schmiedeeiserne Eindichtungs—
tutzen (wer den Namen erfunden, weiß ich nicht) eingedichtet,
zuvor wird ein Stück Schmiederohr von 20—30 em Länge an
einem Ende umgebogen, so daß sich ein Kranz bildet, das andere
Ende wird verzinnt und das Bleirohr direkt darüber geschoben
und angelöthet, das umgebogene Rohrende wird mit Stricken
ind Blei verdichtet. Daß diese Art der Arbeit die denkbar
chlechteste ist, ist einleuchtend, denn in nicht langer Zeit wird
der Rost die Verbindung des Bleirohres mit dem Schmiederohr
—
verschoben wird, so daß der Durchfluß des Wassers nicht gleich—
näßig vor sich gehen kann, hierdurch entsteht in kurzer Zeit eine
Andichtigkeit, dieselbe wird, falls das Schmiederohr (Eindichtungs—
tutzen) noch nicht verrostet ist, von neuem verstemmt und es
zält wieder so lange, bis man zufällig im Keller entdeckt, daß
ꝛin Sumpf entstanden ist, d. h. die Verbindung ist wieder un—
dicht und das Wasser versickert theilweise. Die Reparatur wird
aiatürlich wiederum so hergestellt, als ursprünglich die Einrichtung
ausgeführt wurde und so wiederholt sich dann nach einiger Zeit
das alte Spiel. Ist der Boden sehr durchlässig, so kommt es
wohl vor, daß Jahre lang solche Fehler nicht entdeckt werden und
weil Wassermesser nicht vorhanden sind, fragt auch Niemaund danach.
Wieviel Wasser würde wohl gespart, oder doch nußbar ver
vendet werden, wenn durch Einführung strenger Kontrol⸗Apparate
»erartige Fehler schnell gefunden und beseitsat würden!
C. Knuth.
EFin Wort über unsere Grabsteine. Wenn die Kunst im
Handwerk die Aufgabe hat, dem Lebenden seine Umgebung zu
zerschönern, so ist sie doch auch dazu berufen, das Grab des
Todten zu schmücken. sein Andenken für einige Jahrzebnte vor
illzu raschem Vergessen zu schützen, Ueber die verkehrte, geschmack⸗
ose Art, wie dies häufig geschieht, ist in den Zeitschriften für
hristliche Kunst schon oͤfters, aber mit wenig Erfolg, geklagt
vorden. JVielleicht findet eine Stimme, die sich neuerdings in
der „Ausstellungs-Zeitung“ für die Hamburger Gewperbe-Aus
tellung dieses Jahres in ähnlichem Sinne erhoben hat, doch
nehr Gehör, weshalb ihr Votum seinem wesentlichen Inhalt nach
hier wiedergegeben wedeneen
Mit Recht findet es dieser Arlikel auffallend, daß der mo—
numentale Schmuck auf unseren Friedhöfen, von den wenigen
ostbaren Denkmälern aus Erz oder Marmor abgesehen, sich oft
noch völlig unberührt zeigt von dem höheren Flug, den neuer—
ings, wie wir uns ja so gern rühmen, Kunst und Kunstgewerbe
hei uns genommen haben. Was sollen uns jene kalten Symbole,
ie vor hundert Jahren, als das ganze Leben sich einmal in
intikem Kostüm versuchte, in Aufnahme kamen: der genugsam
»ekannte trauernde Genius, welcher sich auf die abgebrochene
Zäule stützt; die umgekehrte Fackel, manchmal gar — in seltsamem
Viderspruch — an einem Kreuz, oder die Aschenurne mit der
Trauerbinde, gewiß ein seltsames Stück auf dem Grabe eines
hrlichen Christenmenschen, der vor der Feuerbestattung, wie sie
ꝛs nennen, ein wahres Grauen hat? Es scheint oft, als wüßte
insere Bildhauerkunst nichts von den schönen, ungleich tiefer
empfundenen Sinnbildern der christlichen Kunst, mag man nun
das Kreuz oder den Anker, die brennende Lampe oder die Taube
mit dem Oelzweig, das Lamm oder den Weinstock, die Palme
»der den Siegeskranz wählen. Aber wenn ein Kreuz, dann nur
ein rohes Steinkreuz in der Gestalt von zwei, noch mit ihrer
stinde bedeckten Baumstämmen, an denen bisweilen ein steinerner
Fpheu rangt oder ein häßlicher Steinkranz hängt, oder ein plumper
Anker angeknüpft ist. Und wie häßliche Buchstabenformen kommen
nioch vor, wie technisch unvollkommen ist die Vergoldung oder
die schwarze Farbe! Ein einfacher liegender Stein, kantig be—
Jauen und geglättet, die Inschrift darauf in schön gezeichueten
Buchstaben — Schnörkel sind gar nicht nöthig — vertieft ein—
zehauen und durch wetterbeständige Farben oder Kitte gehoben,
»as genügt vollständig, wo nicht namhafte Geldmittel die An—
ertigung wirklicher Kunstwerke gestatten.
Eines jedenfalls brauchte sich Niemand gefallen zu lassen:
den widerwärtigen Brauch mancher „Künstler“, auf der Schau—
eite ihrer zweifelhaften Werke und selbst einfacher Grabsteine
ihren Namen, oft mit Straße und Nummer, einzumeißeln, ja
ybendrein zu vergolden. F. H.
Ueber den Vorzug österreichischer Cemente vor deutschen
ziebt Herr Friedrich Jauschke in Leitmeritz nachstehende, sehr
»emerkenswerthe Aufschlüsse: „Die ganze Normallehre und was
amit in Bezug auf Cemente zufammenhängt, erkläre ich von
neinem Standpunkte aus, basirend auf langiähriger Erfahrung,
ür überflüssig. Ich behaupte, Portland-Cemente, die eine so
norme Anfangserhärtung aufweisen, wie gewisse deutsche Marken,
die mit 30—3815 Kg Zugfestigkeit pro Dem nach 28 Tagen
»aradiren, sind sehr gefährliche Cemente, find verkappte Treiber
ersten Ranges! Ich warne mit diesen Zeilen alle Baugewerks—
neister, Bauherren, Ingenieure und Architekten vor denselben.
Diese verrätherischen Portland-Cemente zeigen ihre Tücken erst
nach Jahren und am ehesten da, wo sie den Atmosphärilien frei
zusgesetzt sind. Heute Sonne, morgen Regen, dann Frost, dann
Thauwetter — darin muß sich ein Cement bewähren; daß er
abelhafte Ouotienten der Anfangserhärtung aufweise, ist gar
nicht nöthig. Wenn wir aber aufrichtig und unparteiisch diesen
Streit zu Ende führen, so müssen wir bekennen, daß die öster—
reichische Industrie keine Cemente aufzuweisen hat, die, gleich
den deutschen Marken, eine gleiche Anfangserhärtung besäßen.
Dies mag'als einen Fehler bezeichnen, wer da immer wolle;
ch behaupte, gerade dieser scheinbare Nachtheil des heimischen
Produktes ist seine vorzugsweise Ueberlegenheit. Man verpflichte
nich, jede nur gegebene Arbeit mit einheimischem Produkt aus—
zuführen, ich übernehme die Garantie auf ein Lebensalter hinaus;
und man verpflichte mich, mit ausländischen Portland-Cementen
zur gleichen Leistung, ich lehne die Verantwortung auch nur
auf drei Jahre ab. Hochkalkige Cemente können nie Dauer—
emente zugleich sein; der Import nach Oesterreich besteht aus
olchen hochkalkigen Cementen, die durch ihre Anfangserhärtung
die Fachkreise täuschen zum Schaden der heimischen Industrie.
Die Kenntniß der Cemente ist überhaupt als eine nur mittel—
näßige zu bezeichnen. Der junge Ingenieur verläßt die Hoch—
chule, kennt die Mathematik und Geometrie, auch die Kon—
truktions-Maschinenlehre, aber die Cemente, die ihm tausendfach
nn seiner Praxis unter die Hände kommen, die kennt er oftmals
nicht. Bewährt sich ein Cement nicht, dann ist die Sache sehr