Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 49, Bd. 8, 1889)

Berichte aus Städten. — Bautechnische Notizen. — Vermischtes. — Rezeptkasten. 
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Berichte aus Städten. 
Berlin. Die mehrfachen Unfälle von Bau- und Dacharbeitern 
in Folge Sturzes vom Dach, welche jahraus, jahrein vom Polizei— 
Bericht, gemeldet werden, veranlassen die „Berufsgenossenschaften“, 
in dankenswerther Weise auf den unbegreiflichen Mangel von Schutz— 
Vorrichtungen an den Dächern der Berliner Häuser hinzuweisen. Fuͤr 
die Schornsteinfeger bestehen fast gar keine Schutzvorrichtungen, und 
doch sind unter den bei der Berufsgenossenschaft deutscher Schornstein— 
fegermeister während des letzten Jahres angemeldeten 63 Unfällen 
allein 17 durch Sturz vom Dach herbeigeführt worden. Wie sehr 
das Publikum dadurch gleichzeitig in Gefahr gebracht wird, braucht 
wohl nicht besonders hervorgehoben werden, und es ist deshalb dringend 
wünschenswerth, daß die Behörden durch Vorschriften in den Bau— 
Ordnungen die Anbringung von Schutzgittern, Laufbrettern ꝛc. auf 
den Dächern anordnen. Wunderbarerweise ist auch in der neuen 
Berliner Bauordnung auf derartige Schutzvorrichtungen gar keine 
Rückfsficht genommen worden. 
betheiligt. Einer der merkwürdigsten Pläne Mavugrabers war, den ziemlich 
hoben Blockoberg bei Ofen, welcher mit seiner Festung eine gewisse Aehn' 
lichkeit mit Ehrenbreitenstein gegenüber Coblenz hat, durch Sprengungen ab— 
zutragen, das hierdurch gewonnene Gestein zu Uferbauten an der Tonau zu 
derwenden und an Stelle des beseitigten Blocksberges einen neuen Stadt- 
beil zu errichten. Wie man in Budapest erzählt, werden die Ansprüche 
Mapgraber's an den ungarischen Staat durch Zuwilligung einer angemessenen 
Entschädigung beglichen werden. 
Ein Verein zur Hebung des gewerblichen Unterrichts bat 
sich in Hannover gebildet. Aufgabe desselben soll sein, in allen Schichten 
der Bevölkerung die Exkenntniß zu erwecken, daß auf dem Gebiete des ge— 
werblichen Unterrichts Deutschland hinter manchen anderen Ländern zurück— 
stehe; die Staatsregierung für eine Unterstützung dieser Bestrebungen zu ge— 
winnen: durch Berathungen in jäbhrlich abzuhaltenden Versammlungen, mit 
welchen Ausstellungen von Schülerarbeiten verbunden sein sollen, auf eine 
Besserung der Unterrichtsmethoden hinzuarbeiten; die Mängel der einzelnen 
Schulen zu erkennen und zu beseitigen; Einrichtungen zur Heranbildung 
hesserer Lebrkräfte zu treffen; Zweigrereine zu gründen, welche das Interesse 
für gewerbliche Fortschritte in weiteren Kreisen erwecken sollen. 
* * 
Bautechnische Notizen. 
Vom Eiffelthurm. Wie aus Paris vom 14. Februar berichtet wird, 
hat der Eiffelthurm die Höhe von 281'm erreicht, so daß nur 19 m feblen. 
Der Bau soll am 10. April und die ganze, mit ihren kunstvollen Bauten 
schon einer kleinen Stadt ähnliche Ausstellung pünktlich am 1. Maid. J. 
ertig sein. 
Ablösung von Fresken. Im Laufe der beiden letzten Jabre sind 
m Auftrag der preußischen Regierung die bekannten Waändgemälde zur 
Beschichte Josephs ron Cornelius, Operbeck, Veit und Schadow in der 
Sasa Zuccari (früher Bartholdy) abgelöst worden, um nach Berlin gebracht 
zu werden. Die schwierige Arbeit wurde um ein Honorar von 13000 Lite 
von dem Florentiner Kunsthändler Bardini nach einem, von ihm selbst er— 
fundenen sinnreichen Verfahren bewerkstelligt. Zuerst wurde über die Bild— 
fläche eine Lage Holzpapier gebreitet, dann eine entsprechend große Tafel 
zur Aufnahme des Fresko senkrecht an der Wand befestigt, nun das Mauer— 
werk von rückwärts her vorsichtig von dem das Bild tragenden Putze los— 
xlöst, hierauf letzterer waagerecht umgelegt, zu seiner Verfiärkung und zum 
Schließen der Risse und Sprünge mit einem eigenthümlichen Mörtel ge— 
rührter Käse mit etwas Kalkmilch) begossen und zuletzt noch durch eine 
Schichte Gyps auf einem engen Geflecht von Eisendraht in Holzrabmen 
befestigt. Die Abnahme ist vollständig gelungen, so daß die Bilder in 
Struktur und Farbe keine Veränderung erlitten haben. Seit Beginn d. J. 
sind sie in der Berliner Nationalgallerie aufgestellt. 
(Nach Seemann's Kunstchronik.) 
Rezeptkasten. 
Die Fabrikation des Asphaltdachlackes in Verbindung mit 
einigen Anstrichen für Metalldächer. Anstriche für Pappdächer 
ziebt es in großer Anzabl, doch stellen sie sich zu hoch im Preise, oder es 
treten verschiedene Mängel zu Tage. Ein solcher Anstrich ist nach dem 
„D. Dachdecker“ beispielsweise folgender: Es werden 90 Theile Paraffin, 
30 Theile palmitinsaure Thonerde und 15 Theile Wachs zusammengeschmolzen. 
Diese Anstrichmasse kann kalt gestrichen werden. Dasselbe gilt von der näch— 
tehenden Masse, welche den Herren Borchardt und Rosenbach patentirt ist. Die 
Zusammenstellung ist folgende: 41 Alkohol 90 pet, 300 g Sandarak und 
00 g Schellack. Diese Mischung läßt man sich gleichmäßig auf kaltem 
Wege lösen. Sodann setzt man 6990 8 Diamantschmirgel, 150 g Ruß und 
z30 g blaues Ultramarin hinzu. Auch kann man fein pulverisirte Metall- 
arben anwenden. Diese beiden vorstehenden Anstriche haben den Vortheil 
»or Theerprodukten und Anstrichen voraus, daß sie kalt gestrichen werden, 
iber — sie sind in der Praxis viel zu theuer und gelangen daher selten 
in Anwendung. Man kehrt schließlich, wie die Ersabrung lehrt, immer 
vieder zu den alten Verfahren zurück. Ein guter und dauerbafter Anstrich 
st der Asphaltdachlack aus Theerprodukt. Es ist dabei gleich, ob der 
Theer destillirt ist oder nicht, da eben die darin enthaltenen Oele schon 
während des Schmelzungeprozesses entweichen. Es kommt nur darauf an, 
daß Materialien dazu verwendet werden, welche sich eben nicht zu rasch au 
der Luft verflüchtigen, sondern auf der Tachfläche haften, respektive in die 
Pappe einzieben. Diese Vorgänge besitzt ein richtig zusammengestelltter 
Asphaltdachlack, der selbstverständlich nicht etwa nur den NRamen davon be— 
itzt und schließlich Theer und Pech ist. Daß ein solcher Lack alte, ver— 
rachlässigte, brüchige Pappdächer wieder neu herstellen soll, kann nicht ver— 
angt werden. Wird ein Pappdach mehrere Male mit einem guten Anstrich 
hzintereinander verseben, so wird dasselbe den gestellten Auforderungen voll— 
tändig genügen. Das Schmelzen des Asphaitlackes geschiebt in folgender 
Weise: Man bringt in einen Kessel 100 kg Epuree, 100 kg Harz und 
100 kg Pech, zerkleinert diese Produkte und läßt sodann 800 kg Theer 
zinzu. Sobald dies geschehen ist, läßt man bei einem ziemlich starken, 
iber nie plötzlichen Feuer die Verbindung der Masse vollziehen; hat unter 
tetigem Umrühren die Verbindung sich vollzogen, so darf, nach Heraus— 
iahme der Probe, ausgeschöpft werden. Des Weiteren seien, hier an— 
geschlossen, noch einige Anstriche für Metalldächer erwähnt. Ein solcher 
Anstrich, der weder abblättert noch Risse bekommt, ist folgender: In einem 
rdenen Gefäß setzt man zu fünfzehn Theilen roher Salzsäure unter Um— 
rühren mit einem Holzstabe allmälich so viel Zinnoryd zu, daß sie ein 
venig ungelöst bleibt, bringt darauf in die noch heiße Flüssigkeit zwei Theile 
zepulvertes Kupfervitriot und, neun Theile Salzsäure und rübhrt so lange 
im, bis auch das Vitriol gelöst ist. Mit dieser Beize, welche febr ätzend 
st und mit welcher daher vorsichtig umgegangen werden muß, reibt man 
die Zinkfläche vorher mittelst eines Lappens ab und wiederholt dies. Nach 
dem Trocknen wird das Zink mit einem trocknen Tuche vorsichtig abgerieben 
und dünn mit einer Leinölfinißfarbe überstrichen, welche neben anderen 
Farbesubstanzen mindestens 20 pEt. Zinkweiß enthalten mußz und mit zwei 
kheilen Kautschuklösung versetzt ist. Dieser Ueberzug bildet sodann die 
Hrundlage für die anderen Austriche von beliebiger Farbe. Eine Kautschuk— 
ösung bereitet man, indem man in einer Flasche zwei Tbeile fein ge— 
chnittenes Kautschuk und einen Theil geschabtes weißes Wachs mit fünf— 
ehn Theilen gutem Benzol, übergießt und zehn bis zwanzig Tage stehen 
äßt, öfters aber kräftig schüttelt. Ein anderer derartiger Nine welcher 
venig Mübe und geringe Kosten erfordert, ist folgender: Man läßt, je nach 
Bedarf, in ein verschlossenes Gefäß 200 g gepulverten Asphalt in 1kg 
Benzol (Steinkohlenbenzin), rübrt öfter um und läßt diefe Mischung einige 
Tage stehen. Jetzt verfäbrt man, wie vorstehend angegeben, mit 1k«8 
Methylakohol und 200 8 Gummilack (pulverisirt). Auch kann man den 
Asphalt in Terpentin oder Petroleum auflösen, nur löst das Petroleum 
etwas langsamer. Nachdem nun beide Mischungen mehrere Tage gestanden 
zaben, bis sie vollständig gelöst sind, bringt man beide Mischungen unter— 
einander. Will man einen schwarzen, glänzenden Lack davon erzielen, jso 
setzt man etwas Ruß binzu. 
Feuerfeste Masse zum Ausfüttern von Oefen ꝛc. Nach einer 
Notiz der „Montan-Ztg.“ wird Chromeisenerz gemahlen und dann mit 
5 pCEt. seines Gewichtes des Chromats oder Bichromats von Natrium oder 
Kalium oder einem Erdkali, wie Kalk oder Magnesia, das in binreichend 
Wasser gelöst ist, um das Erz zu befeuchten, sorgfältig gemischt. Die 
»lastische Masse wird direkt zur —E feuerfester Ziegel für Ofen— 
utter ꝛxc. benutzt. 
Vermischtes. 
Arbeitsverhältnisse in Nordamerika. Man schreibt der „Sozial— 
Corr.“ aus New-York: Die organisirten Steinhauer von Nord-Amerika, 
vornehmlich aus Deutschen und Schotten bestehbend, beschlossen kürzlich, von 
sedem neuen Mitglied funfzig Dollars Eintrittsgeld einzuheben. Jeder Vor— 
mann in einer Steinhauerei, der einen Arbeiter auch nur einen Tag schaffen 
läßt, ohne daß derselbe eine Vereinskarte besitzt, soll mit hundert Dollars 
Strafe belegt werden. Jeder Arbeiter, der davon weiß und keine Meldung 
erstattet, soll fünf Dollars Strafe zahlen. Diese Maaßregel soll haupt— 
sächlich gegen die Schotten gerichtet sein, welche den Sommer über in Stein— 
hauereien zum Gewerkvereinspreis, d. i. vier Dollars (17 M.) pro Tag, arbeiten, 
in der Wintersaison jedoch nach Schottland zurücktehren und dort von ihren 
Ersparnissen leben. Es mag einige Wirkung auf die Schotten haben, aber 
die deutschen Eingewanderten trifft es noch härter. Die deutschen Stein— 
hauer kommen fast alle aus Bayern, besonders aus der Pfalz. Außer einer 
starken Familie bringen sie in der Regel keine Reichthümer mit. Wenn sie 
hier landen, müssen sie an den Gewerkverein fünfzig Dollars, also über 
200 Mk. erlegen, und dann erst dürfen sie sich Arbeit in ihrem Beruf suchen. 
Finden sie keine, dann sind sie eben ihr Geld los, haben sie das Geld nicht, 
Lönnen sie nicht arbeiten. In einzelnen Fällen hat man diese Räuberei ein 
wenig gemildert; man nahm dem armen Eingewanderten nur fünfundzwanzig 
Dollars ab, falls er nicht mehr bei sich hatte und ließ ihn das Lösegeld 
durch Abschlagszahlungen von zwei Dollars pro Woche abtragen. Nun ist 
es gerade für den Eingewanderten die erste Zeit, in der er die meisten Aus— 
lagen hat. Unbekannt mit unseren Verhältnissen, wird er überall, wo er 
hintritt und wo man ihm seine Grünhörnigkeit anmerkt, über's Ohr ge— 
hauen. Das Land ist nicht so grausam, vom eingewanderten Arbeiter fuͤnfzig 
Dollars zu verlangen, aber der Bruder Arbeiter nimmt es ihm ab. Wenn 
dem schon so sein muß, so wäre es jedenfalls anscheinend gerechter, dem 
Eingewanderten erst die Muße zu gönnen, zu verdienen und sich einzurichten 
und dann ihm durch hohe Monatsbeiträge das Resultat seiner Schweiß— 
tropfen zu entziehen. 
Ein ungarischer Bauunternehmer. Wie uns aus Budapest mit— 
getheilt wird, ist daselbst am 8. November in letzter Instanz ein Prozeß ent— 
schieden worden, welchen der ungarische Bauunternehmer August Maygraber 
Jjegen den ungarischen Fiskus angestrengt hatte, und zwar wegen eines von 
hin ausgeführten Brückenbaues auf einen Schadenerfsatz in Höbe von zwei 
Millionen Francs. In erster Instanz war dem Kläger ein Betrag von 
500 000 Francs mit 6 pCEt. Zinsen seit dem Jahre 1873 als Entschädigung 
zugesprochen worden. Die letzte Instanz indes wies den Kläger ohne Ent— 
schädigung ab. August Maygraber ist ein in Oesterreich-Ungarn ziemlich 
bekannter Bauunternehmer; er war insbesondere früher bei jenen Unter— 
nehmungen, welche der bekannte internationale Unternehmer General Türr 
plante oder durchführte, als thätiger Geschäftsagent desselben lebhaft mit—
	        
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