209
Bautechnische Notizen. — Vermischtes.
270
eingehendste Schilderung widerfahren zu lassen: Nach einer an⸗
sprechenden Anfangsvignette finden wir zunächst das zwar ein—
fache, aber in seinem Aufbau originelle Portal eines Berliner
Wohnhauses, welchem sich das reiche Treppenhaus des Bayer.
Gesandtschaftshötels in Berlin anschließt. Es folgt das Vestibül
der Bauk für Handel und Industrie zu Berlin, ein Schlaf—⸗
zimmer in deutscher Renaissance, die äußerst traulich wirkende
Kegelbahnstube im Schloß-Hügel des Geh. Komm.-Rath Krupp
in Essen und ein fürstlich ausgestatteter Treppen-Aufgang im
Vestibül der Villa Simmonds bei Höltingbaum, endlich eine
Waͤnddekoration und Architektur für ein Vestibüul. Des Weiteren
zeigt sich uns das Portal eines alten Patrizierhauses zu Lübeck,
das Treppenhaus im Wohnhaus des Bankier Schönfeld in
Berlin, ein überaus reicher, von der weltbekannten Firma A.
Bembe in Mainz ausgeführter Salon aus Schloß Kreyenhorst
bei Bremen, welche Ansicht ihre Ergänzung durch eine vorzüglich
ausgeführte Kunstbeilage erhält. — Eine Musiksaal-Wand—
dekoration nach Entwürfen der Architekten Kayser und von Groß—
heim, eine Wanddekoration mit Heizkörper, endlich ein Empfangs⸗
Salon im Roktkokostil und eine zweite Kunstbeilage „Reiche Wand—
dekoration in Stuck und Malerei“ beschließen die Fülle des
Juni-Heftes der „Zeitschrift für Innen-Dekoration“ von welcher
man mit gutem Recht behaupten darf, daß jedes folgende Heft
das Vorhergegangene fast ausnahmslos zu übertreffen sucht. —
Obiges Sonder-Heft ist auch einzeln zu Mk. 2.— durch jede
Buchhandlung erhältlich m.
chnelle Aufsaugung erfolgt und der Stein nicht tiefbraun (etwa wie eine
„colorado maduro“ Cigarre, sondern nur wie eine elaror- oder
höchstens „eolorado claro“-Cigarre, also hellgelbbraun gefärbt wird, eine
sehr angenehme ernste Töänung. — Zu warnen ist vor Nachlässigkeit des
Kaufmannes oder des Droquisten: denn nur holzessigsaures, oder saures
essigsaures, oder nur essigsaures Eisenornyd wirken nicht und geben
häßliche Farbentöne.
Verbilligung von Banten. Wie allgemein bekannt, sind bei
Bauten die Kosten für Kalk recht erhebliche. Es ist aber Aussicht vor—
handen, diese Kosten in Zukunft wesentlich zu ermäßigen, da seit Kurzem
sein eigenartiges, neues System von Kalköfen, so schreibt uns das Patent—
und technische Bureau von Richard Lüders in Görlitz, in Amerika in
Anwendung gekommen ist, bei welchem die Erhitzung des Kalkes durch
Verbrennung von Rohpetroleum erfolgt, welches durch Dampjfsftrahl—
gebläse in feiner Zertheilung in den Ofen geleitet und dort entzündet
wird. Die Resultate sollen den bisherigen Systemen mit Kohlenheizung
gegenüber so überraschend großartig sein, daß das Werk,« welches zuerst
die Oefen in Betrieb nahm, bald in der Lage war, den Kalk zum halben
Preise wie die Konkurrenz liefern zu können, da die neue Methode viel
weniger Brennmaterial benöthigt, jeder Ofen täglich acht Chargen ge—
tattet und der so gebrannte Kalk an Güte auch den nach sonst üblichem
Verfahren erhaltenen übertreffen soll.
Eine Eiskellerkonstruktion mit oben liegendem Eise und durch—
hrochener Decke, welche sich allerdings an das bekannte Brainard'sche
System anlehnt, aber einfacher wie diese Anordnung sich gestaltet und
inscheinend eine recht gleichmäßige Kellerkühlung ergiebt, ist die neuer—
dings P. Bender in Mannheim patentirte, bei welcher nach einer Be—
schreibung vom Patent- und technischen Bureau von Richard Lüders in
Börlitz, das Eis auf eine 1-Trägerdecke mit quer darüber liegendem
Balkenrost zu liegen kommt; Kappen werden zwischen den Trägern, nicht
gewölbt, sondern die eigentliche Decke besteht aus einem au den Trägern
aufgehängten gebogenen Wellblechschirm, welcher etwas schmaler wie der
Leller ist. Das abgeschmolzene Eiswasser sowie die Luft, welche sich an
dem Umfange des Eisblockes kühlt, sind gezwungen, von der Mitte des
Balkenrostes aus durch einen Schlitz auf den Scheitel des Wellblechschirmes
zu fließen, welcher auf seiner Unterseite mit einem Niederschläge nicht
zulassenden Firniß ꝛc. überzogen ist, von wo aus sich die Luft seitlich
die Wände des zu kühlenden Raumes hinabsenkt, während das Eiswasser
von Winkeleisenrinnen aufgefangen wird, die unter den Kanten des Well—
blechschirmes aufgehängt sind. Die warme Kellerluft wird durch in den
Wänden angeordnete Kanäle wieder oben über das Eis geführt.
Ein nener Wandkrahn für Handbetrieb zum Heben kleiner
Lasten wird von Abbot in Navark a. Trent ausgeführt. Die Einrichtung
ist leicht und kann an jeder Mauer, ja sogar an jedem aufrecht stehenden Stiele
hefestigt werden. Der Krahn wird von Schrauben gestützt und gehalten, die
senkrecht durch die Mauer gehen. Unter der Fußplatte befinden sich außen zwei
konische Räder. Die Spindel des Getriebes geht durch die Mauer und wird
durch eine im Gebäude befindliche Kurbel bethätigt. An einem Schaft,
der sich in dem aufrecht stehenden Krahnrohre wie in einer Hülse bewegt,
ist das zweite konische Rad angebracht. Am oberen Ende ist der Schaft
mit einer vertikalen Windetrommel verbunden, die unten durch eine Backe
der oberen Mauerschlußplatte gehalten wird. Diese sowohl, als auch die
Fußplatte, sind durch Bolzen mit dem Mauerwerk verbunden. Der Aus—
leger wird durch ein Winkeleisen abgesteift. Der ganze aus Stahl her—
gestellte Krahn wird in verschiedenen Abmessungen ausgeführt, sodaß er
2,3, 5 und 10 Etr. bis 1Et tragen kann. Verlangen die zu hebenden
Güter besondere Sorgfalt, so kann man noch ein Schraubenrad einlegen.
Um die Last beliebig zum Stillsiehen bringen zu können, ist im Junern
des Gebäudes eine Hemm- und Sperrvorrichtung angebracht.
Indigo wird auf elektrischem Wege hergestellt, indem man die gelbe
Flüssigkeit, welche sich bildet, wenn die getrockneten in's Wasser getaucht
werden dadurch oxydirt, daß man durch sie einen elektrischen Strom
—R
gewöhnlichem Wege dewonnene.
Bautechnische Uotizen.
Fenersicherkeit des Ziegelmanerwerks. In einem interessanten
Aufsatze „Feuersicherkeit unserer Baukonstruktionen“ giebt nach der „Bau—⸗
u. Maschinen-Ind.“ Oberbaukommissar Gruner aus Dresden eine kurze
Uebersicht über die in der Neuzeit mit den verschiedensten Baukonstruktions⸗
Materialien sowie deren Schutz- und Konservirungsmittel angestellten
Versuche auf Feuerbeständigkeit und die Ergebnisse großer Brände. Er
unterzieht der Betrachtung: Den flammensicheren Anstrich für Holzwertk
von Konrad Gatsch in München, Deckenverschaalungen mit Kalkputz, Holzfuß
Böden aus starken gespundeten Dielen; Putzlatten aus facçonnirten
Fisenblech, Verkleidung des Holzwerks mit Superator, Schmiede- und
Gußeisen als Säulen und Träger, Stützen aus Eichenholz, Feuerschut
der walzeisernen Träger durch Ziegel, Träger-Wellblechdecken; Rabitz-⸗ und
Monier⸗System, Magnesitplatten, Gypsdielen und Spreutafeln, und gehl
sodann auf die größeren oder geringeren Anfordungen ein, welche an die
Feuersicherheit eines Gebäudes gestellt werden müssen.
Für das Maaß der Feuersicherheit, die man einem Gebäude verleiht,
können verschiedene Gesichtspunkte in Betracht kommen. Ist der Zwech
desselben kein derartiger, daß er für Menschen regelmäßig als Aufenthalt.
sei es auch nur zu Arbeitszwecken, dient, so kann man sich darauf be—
schränken, den feuerpolizeilichen Anforderungen zu genügen und dasselbe
so zu errichten, daß ein etwaiger Brand sich nicht den Nachbarhäusern
mittheilt und daß es durch von außen kommendes Feuer nicht entflamm
wird. Zu diesem Zweck sind die Brandmauern und Umfassungen aus
feuerbestaäͤndigem Material erforderlich, es bedarf aber für die Leser dieses
Blattes kaum der Betonung, daß Stein und Stein für diesen Zweck sehr
zweierlei ist. Während bei dem verheerenden Feuer, welches Chicago am
8. und 9. Oktober 1871 zerstörte und dessen Augenzeuge der Verfasser
der genannten Abhandlung war, der Granit mit schußartigen Detonationen
zerbarst, der Sandstein in Schichten zerspaltele und der ausgeglühte Kalk—
stein unter dem Spritzen⸗ und Regenwasser in Kalkpulver zerfiel, wider
standen die Ziegelmauern fast durchgängig auf's Beste, und wo sie ein
stürzten, war nur die unglaublich thörichte Ausführung (ohne alle Durch
binder!) daran schuld. Damals waren alle nordamerikanischen Fachleutt
darüber vollkommen einig, daß gut gebrannte Ziegel hinsichtlich Feuer
beständigkeit vor allen andern Baumaterialien den Vorzug verdienen.
Konservirung von Sandstein. Professor Mothes macht in der
„Südd. Bztg.“ folgende Mittheilungen: Bekanntlich darf man chemische
Verbesserungsmittel für Baumaterialien nicht eher preisen, bis sie sich wirklich
Jahre lang bewährt haben, auch sie nicht für allerlti Materialien empfehlen,
sondern nur für solche, zu denen sie wirklich taugen. Wie sehr hat z. B. der
Ruf des Wasserglases darunter gelitten, daß man es u. A. auch zum Anstrich
des Holzes, welches dadurch sogar feuerfest werden sollte, empfohlen
hat. Mit großer Vorsicht, ja Aengstlichkeit, ging ich im Jahre 18805 daran,
das damals als Verhärtungsmittel für Sandstein in mehreren technischen
Fachblättern empfohlene „saure holzessigsaure Eisenoxyd“ zu versuchen.
Jetzt, nach 8 Jahren, kann ich versichern, daß sich dasselbe sehr gut be—
währt, namentlich auf solchen Sandsteinen, die sehr viel Thon als Binde—
mittel enthalten, minder auf stark kalkhaltigen, und zwar sowohl als
Härtungs- und Färbungsmittel, wie gegen Verwitterung. Rur hüte man
sich, das Mittel mit zu wenig oder zu viel Wasser zu versetzen. Es
läßt sich freilich hier sehr schwer eine allgemeine Regel angeben. Man
muß eben bei jeder Steinsorte probiren. Der Stein muß thunlichst
trocken, womöglich von der Sonne erwärmt sein. Zu dick, mit zu wenig
Wasserzusatz, dringt das Mittel nicht tief genug ein und 1 cein tiefes
Eindringen ist zu erstreben. Zu dünn ist es nicht kräftig genug. Zur
Erkennung des richtigen Verdünnungsarodes dient, daß einerseits ein«
Vern sles.
Der Berliner Grundstücksverkehr hat mit der Zeit eine
eigene Sprache ausgebildet, die bei Angebot und Nachfrage in dem An—
zeigentheil der großen Tagesblätter oft seltsame Ausdrücke zu Tage fördert.
Die Grundstücke sind je nach ihrer Lage Gartengrundstücke, Wassergrund—
stücke oder Waldparzellen, nach ihren besonderen Eigenschaften und
Vorzügen aber Restaurations-, Bäckerei- oder Fabrikgrundstücke. Eine
eigene Art bilden diejenigen, auf denen ein altes Haus steht — das sind
Abbruchsgrundstücke. Der Verkäufer liebt natürlich sein Terrain über alles
und bezeichnet es als „bildschön geschnitten“, als bestgelegen, elegant
u. s. we; in der Stadt liegen vielfach flache Terrains, die also baulich
gut auszunutzen sind, mehr da draußen aber haben wir die „zukunfts
reichen? Grundstücke, die für den Spekulanten unbegrenzte Werthe bergen.
Sehr empfohlen werden Baustellen ohne Baubeschränkung,. oder solche mit
Baugenehmigung, Eckgrundstücke „mit Zeichnung“ und solche mit reich—
lichem Baugeld. Die Eckhäuser spielen eine große Rolle: sie sind schön,
hervorragend schön, prachtvoll u. s. w.; des weiteren wird versichert, daß
sie — was also gar nicht selbstredend ist — gut gebaut oder solide
gebaut sind; dann giebt es Häuser neuer Bauordnung, Renthäuser, Zins—
häuser, Mittelgrundstücke. Man sieht, was unter den liebevollen Händen
der Agenten aus einer werthlosen Sandscholle und einer alten Mieths—
kaserne noch alles werden kann.