Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

Auswitterungen von Mauerwerk. — Die baulichen Anlagen für das IV. Bundesschießen in Brünn. 
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vermischten Schichten soll nicht zur Backstein-Bereitung ver— 
vendet werden, weil diese immer Stickstoff und Chlorverbindungen 
enthalten. Der Sand, welcher allenfalls den Thonen zuge— 
etzt werden muß und zu Mörtel verwendet wird, ist eben— 
'alls zu untersuchen und nach Umständen zu waschen. 
Das Wasser, welches zur Lehm- und Mörielbereitung ver— 
wvendet wird, ist zu prüfen auf seinen Gehalt au Salzen, ob 
s durch in der Nähe befindliche Bergwerks-, Fabrik- oder 
andwirthschaftliche Betriebe, durch Dungstärten und dergl. 
»erunreinigt wird. Der Kalk, welcher zur Mörtelbereitung 
oerwendet wird, ist zu untersuchen, ob er reiner kohlensaurer 
»der mehr dolomitischer Kalk ist, der immer Magnesia enthält. 
Da heutzutage wohl in seltenen Fällen Holz, schwefelfreies 
Brennmaterial zum Brennen der Steine verwendet werden 
vird, sondern in den meisten Fällen Stein- und Braunkohlen, 
jo wird auch immer mit dem Umstande gerechnet werden müssen, 
daß die gebrannten Steine mehr oder weniger Schwefelsäure 
enthalten werden, die, wie oben erwähnt, Auswitterungen ver— 
anlassen kann. Infolgedessen wird es sich empfehlen, die Steine 
bdor der Verwendung längere Zeit zu lagern, damit sie durch 
den Regen ausgewaschen werden. 
Bezüglich der Mittel, welche anzuwenden wären, um Aus— 
witterungen vorzubeugen, möchte noch zu erwähnen sein, daß 
ene Theile des Mauerwerks, welche unter die Erde zu liegen 
ommen, mit größerer Sorgfalt hergestellt, als dies gewöhnlich 
geschieht, und durch äußeren, guten, sorgfältig aufgebrachten, 
dicht geschlossenen und glatt abgeriebenen Cementverputz, sowie 
durch sonstige Isolirmitlel von dem umgebenden Erdreiche ab— 
zeschlossen werden müssen. Die untersten Mauerwerksschichten 
sollten nicht unmittelbar auf das Erdreich, sondern auf breite 
dichte Betonlagen aufgesetzt werden, an welcke der äußere 
Lementverputz dicht anzuschließen wäre, was besonders bei 
Mauerwerk geschehen sollte, das zeitweise in wechselnde Grund— 
vasserstände zu stehen kommt, wodurch mehr erreicht werden 
önnte, als durch die in die Lagerfugen eingelegten Isolir— 
chichten 72 was hier nur augedeutet werden soll, da es nicht 
der Zweck dieser Zeilen ist, die Ausführung derartiger Schutz- 
anlagen zu behandeln, sondern nur darauf hinzuweisen; wie 
diese Schutzanlagen ausgeführt werden sollen, gehört nicht in den 
Rahmen dieser Abhandlung, da dieselben' auch den örtkichen 
Lerhältnissen angepaßt und in sehr verschiedener Weise in An— 
vendung gebracht werden müssen, weshalb sich allgemeine Regeln 
gdierfür nicht aufstellen lassen. 
Die Erfahrungen und Forschungen der neueren Zeit 
Jaben erwiesen, wie wichtig es ist, den Untergrund der Wohnstätten 
und der Häuser rein zu halten. Es dürfte daher eine folge— 
richtige Forderung sein, auch die Grundmauern der Häuser 
nach außen gegen das Eindringen schädlicher Stoffe dicht abzu— 
schließen, derart, daß wenn dies auch nicht in ganz vollkommener, 
unfehlbarer Weise geschehen kann, doch insoweit Vorkehrungen 
zetroffen werden, daß das Eindringen schädlicher Stoffe von 
zußen in das Mauerwerk möglichst erschwert werde. Dadurch 
könnte mit geringeren Kosten mehr erreicht werden, als später, 
wenn die Mauern einmal mit schädlichen Stoffen durchtränkt 
ind feucht sind, mit allen vielgepriesenen Mitteln von oft 
ehr zweifelhaftem Werthe“ und unter Aufwendung von oft be— 
deutenden Kosten doch nur in unvollkommener Weise erreicht 
werden kann.. 
Landshut. im April 1893. Siry. 
eine klaffende Lücke im Säckel des Geldwarts sich zeigen. Nur 
1 Tage dauert das Fest; sein weiterer materieller Erfolg ist 
inestheils von einem starken Zuspruch, anderntheils aber auch 
von gutem Wetter abhängig. Da die Bauten lange vorher fest— 
gestellt wurden, mußte, der strikten Weisung des Vollzugs-Aus— 
chusses gemäß, bei allen baulichen Ausführungen die möglichste 
Sparsamkeit obwalten. Dieser Grundsatz mußte nun auch den 
Peaaßstab abgeben bei der Beurtheilung der Baupläne und für 
ie Festbauten selbst, sowie auch sonst für alle baulichen Maaß— 
rahmen. Die bedeutendsten und unfruchtbarsten Ausgaben treffen 
»as Baukonto; dasselbe wird belastet durch die Platzherstellung, 
Planirung, durch Entwässerungs- und Beleuchtungsanlagen, durch 
zie Festbauten, die Schießeinrichtungen, durch die Dekoration 
1. s. w. Viele der Ausgaben lassen sich nur annähernd be— 
timmen und ist daher ein Vergleich mit früheren und anderen 
Zundesschießen anzuempfehlen, ja selbst der Vergleich mit den 
»edeutendsten derartigen Festen, so von Frankfurt, Bremen, Wien, 
Berlin ꝛc. wird nicht ohne Nutzen sein, indem man im Hinblick 
uuf Brünn — nach Maaßgabe der geringeren Bewohnerzahl oder 
der geringeren Zahl von Schützen — nur die Ausgaben und 
Finnahmen und die Dimensionen der Bauten zu reduziren hat. 
Was Letztere betrifft, so war bislang die großartigste An— 
age jene des III. deutschen Bundesschießens in Wien im Jahre 
1868. Bei einem Wettbewerbe erhielt Architekt Hinträger den 
Siegespreis. Die Preise und die Bauleitung nahmen 11574 Mek. 
in Anspruch. Bei dem vorvorjährigen deutschen Bundesschießen 
in Berlin, das recht schöne und auch sehr zweckmäßige Bauten 
rufzuweisen hatte, waren 8 verschiedene Architekten und Ingenieure 
zei Verfassung der Pläne und Ausführung der Bauten, und zwar 
»hne Entgelt, thätig. Der Entwurf der Brünner Schießhalle 
rzührt vom Stadt-Ingenieur Rupp, jener der Festhalle vom Ob— 
mann des Bauausschusses, Prof. Prokop, her. 
Die Zimmermannsarbeiten, resp. deren Beistellung für die 
Zeit des Festes besorgten und zwar: die Festhalle oder besser 
den Speisesaal Zimmermeister Schipka für den Betrag von 
18000 Mk., die Schießhalle, die Zimmermeister Prochaska & 
Weiß für 20400 Meitk., resp. mit dem Mittelbau und der 
Publikums-Gallerie für den Betrag von 23 400 Mk. Ganz 
ihnliche Preisofferten wurden auch von Wien aus gemacht, die 
lwoch den großen Vortheil hatten, daß, den Entwürfen gemäß, 
die Bauten in Schnittholz ausgeführt worden wären, während 
ille hiesigen Zimmermeister fuͤr die offerirten Beträge die 
Arbeiten nur in Kantholz herstellen, um das Holz dann wieder 
hesser verwerthen zu können. Trotzdem waren bei Vergebung 
der Arbeiten an Brünner Unternehmer lokale Rücksichten maaß— 
gebend. Die anderen Zimmermannsarbeiten, wie Triumph— 
högen, Tribünen, Einfriedungen, Ueberdrückungen, Flaggen ꝛc. 
wurden anderweitig vergeben. 
Was bei derartigen großen Festen die Lage und Größe des 
Festplazes und die Situirung der Festbauten auf demselben 
yetrifft, ist es wünschenswerth, daß derselbe möglichst nahe der 
Stadt liege, daß er eine genügende Größe besitze, bequeme Ver— 
ehrsverbindungen aufweise, daß er schon wegen des Schießens 
abgeschlossen sei; endlich müssen auch die Bauten 3weckmäßig 
angeordnet sein. 
Brünn hat für ein großes Fest, das im Freien abznhalten 
ist, nur den Schreibwald. Die Festplatzdimensionen werden durch 
den erwarteten Zuspruch seitens der Schützen und Gäste, sowie 
eitens des Publikums zu bestimmen sein; Gleiches gilt auch 
»ezüglich der Größe der Festbauten. 
Was die Anzahl der Schützengäste betrifft, so finden wir in 
Wien 1868 11799, darunter nur 8000 aktive Schützen 
„1880 2136, 1836 
Innsbruck 18853 3996 
Graz 1888.. . ... 7734 
Brünn rechnete auf 900 bis. . 1000, 
Die Frequenz des Festplatzes sprechen die Besuchsziffern 
uind das Eintrittsgeld aus. In Wien betrug 1868 das Entree 
rund 224 000 Met., darunter waren vor dem Feste eingegangen 
0 000 Vik.; Wien 1880 erhielt an Entree 133 738 Mek. ohne die 
Festkarten; letztere trugen 34 288 Mk. ein. Graz 1889 hatte 
46373 Besucher, also ca. 5000 Personen pro Tag, wobei aber 
das Hilmerteichfest mit 11310 Personen nicht eingerechnet 
erscheint. Berlin hatte 1890 an einem Tage bis 170 000 
—W 
Jie baulichen Anlagen für das IV. Bundes- 
schießen in Brünn*) 
Vom Professor Prokop in Brünn. 
Hierzu ð Figuren.) 
IJ. 
Die Schwierigkeit der Durchführung solcher Feste liegt in 
em Umstande, daß dieselben nur wenige Tage dauern und 
veitläufige bauliche Herstellungen zu schaffen sind, die nur durch 
einen reichlichen freiwilligen Zuschuß zu decken sind, soll nicht 
*) Aus unserem Leserkreise wurde schon oft der Wunsch geäußert, 
derartige Anlagen zu veröffentlichen. Mit Rücksicht darauf, daß die während 
es vorjährigen Bundesschießens in Brünn ausgeführten Baulichkeiten all— 
eitigen Beifall fanden, besonders auch in Fachkreisen, entsprechen wir der 
an uns gestellten Aufforderung wohl am Besten, indem wir nach dem „Bau— 
echniker“ vorstehende, in der Praris sich bewährte Arbeit wiedergeben. 
Redakt. d. .D. Baudewerks-Blattes.“
	        
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