Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

Aestimmungen über die Rauart der von der Staais Bauverwaltung auszuführenden Gebäude »c 
Bestimmungen über die Bauart der von der 
5taats-KBauverwaltung auszuführenden Ge— 
bäude unter besonderer Berücksichtigung der 
Verkehrssicherheit. 
Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten hat unter'm 
November 1892 nachstehendes Regulativ erlassen: 
(Fortsetbzung statt Schluß.) 
Die Dächer können mit doppelter Pappe, Holzzement oder 
anem anderen geeigneten Material eingedeckt werden. Bei frei— 
tehenden Baracken sind überhängende Dächer zulässig, wenn ihr 
Abstand von einander oder von Nachbargrenzen mindestens 
10 m beträgt. 
P. Gefängnisse und Strafanstahten. Sämmtliche Wände 
ind massiv herzustellen. 
Die Umschließungswände aller, zum dauernden Aufenthalte 
»on Gefangenen bestimmten Räume müssen mindestens eine Stärke 
von 115, Stein erhalten; eine geringere Stärke ist für die Scheide— 
vände der Schlafzellen, soweit sie nicht Widerlager für Gewölbe 
bilden, zulässig. 
Die Flure und Treppenhäuser, ferner alle Räume, welche 
zur Vollstreckung der Strafe dienen, sowie die Küchen, Auf— 
iahmezellen, Strafzellen und Baderäunme sind zu überwölben oder 
onst fenersicher zu überdecken. Die zum vorübergehenden 
Aufenthalt der Gefangenen bestimmten Räume, wie Betsäle, 
Schulen, Arbeitssäle u. s. w. können Balkendecken erhalten, sofern 
arüber Zellen nicht angeordnet werden. 
Die Treppen sollen in der Regel massiv, entweder von Hau— 
stein oder gemauert ausgeführt werden. Die in den panop— 
ischen Korridoren anzuordnenden Treppen sind aus Eisen her— 
ustellen. 
. Gebäude, welche zu Gestüts-, land- und forst— 
virthschaftlichen Zwecken diene. Sosern die örtlichen Ver 
nältnisse es angezeigt erscheinen lassen, können die Außen- wie 
Innenwände in Holzfachwerk hergestellt werden, welches mit 
zZiegeln, Schwemmsteinen u. dergl. auszumanern ist; auch ist 
eine Herstellung der Wände in ganzem Umfange aus Holz qae— 
tattet. 
Von einer Schließung der Balkenfache durch Staakung und 
»on dem Verputz der Unteraäansichten der Balkendecken kann in 
geeigneten Fällen Abstand genommen werden lleber den Kellern 
ind Balkendecken zulässig. 
Ausnahmsweise kann die Verwendung weicher Tachdeckungs— 
naterialien gestattet werden. Gebäude mit übehängenden Dächern 
iind auch in geringerer, als der unter Abschnitt II. .N. ange— 
gebenen Entfernung von anderen Gebäuden zuläffig. 
Die Treppen können aus Holz hergestellt werden und be— 
)ürfen in Wirthschaftsgebänden nicht der unteren Verputzung. 
Feuersichere Abschlüsse der Treppen im Dachgeschoß sind in der 
Regel nicht erforderlich. Die im Abschnitt Juunter 1) und B 
getroffenen Vestimmungen finden hier keine Anwendung. 
Die nach dem Schlußsatze unter Abschnitt 11 B zuge— 
assene Ausnahme, wonach hölzerne Fußboden in Dachgeschoßen 
gestattet sind, findet auch auf solche Dachbodenräume Anwendung, 
velche in Wirthschaftsgebäuden als Speicher benutzt werden. 
G. Gebäude minderer Bedeutung. Die Bestimmungen 
uinter Abschnitt I1I1 .ñ finden auch Anwendung auf sonstige 
sebäude minderer Bedeutung. (Kleinere Wohngebäude, Schupppen, 
SZtallungen u. dergl. 
Abschnitt JV. Bestimmungen über konstruktive 
Einzelheiten. 
. Räume, welche fenersicher zu umschließen sind 
tassen? und Depositenräume, sewie die Zimmer zur Aufbe— 
vahrung von Grundbüchern, Kataster- und Standesamts-Re— 
zistern, Flurkarten und sonstigen werthvollen Zeichnungen sind 
allseitig mit massiven, nicht unter 1124, Stein starken Waͤnden zu 
imschlietzen und sowohl zu über-, äls auch zu unterwölben. 
Zofern sich hierbei die Anwendung eiserner Stützen und Traͤger 
nicht vermeiden läßt, sind ihre sichtbaren Flächen mit einer gecia— 
neten Feuerschutzmasse zu umhüllen. 
Fuͤr die Sicherung der Fenster in diesen Räumen gegen 
Flugfeuer u. dergl sind die Bestimmungen nuter Abschnit TpP 
naaßgebend. 
kb Sberlichtshächte. Die Wandungen der Oberlicht: 
ghente sind, wenn eine direkte Unterstützung durch Mauern oder 
räger zu ermöalichen ist. massißy auszuführen? anderenpfäfss 
zenügt eine Herstellung in Drahtputz oder einer ähnlichen, als 
euersicher anzuerkenenden Konstruktion. 
Die Wandungen sind mindestens 20 em über die Dachfläche 
zu führen und dürfen mit Fenstern zur Beleuchtung der VBoden— 
räume nicht versehen werden. 
E Feuersichere Thüren. Die von den Treppen auf 
den Dachboden führenden Thüren, sowie die Thüren in den 
Finfallschächten der Oberlichte und in den Brandmauern sind 
'enersicher, entweder aus Holz mit beiderseitiger Eisenblech— 
hekleidung, oder ans Drahtputz in eisernen Rahmen herzustellen 
uind mit selbstthätig wirkenden Vorrichtungen zum Zufallen, nie— 
nals aber mit Schlössern zu versehen. Damit bei dieser An— 
ordnung die Dachböden gegen die Treppenhäuser abgeschlossen 
verden können, sind außer den feuersicheren Thüren erforderlichen 
Falls leichte Holz- oder Lattenthüren mit Schlössern anzu— 
bdringen. 
Die gleiche Anordnung empfiehlt sich bei Kirchen für solche 
Thüren, welche von Emporen in die Thürme führen. 
1). Schornstein- und Reinigungsthüren. Schornsteine 
dürfen bei flachen Dächern, welche ein Begehen oder die An— 
bringung von Laufbrettern ohne Schwierigkeit gestatten, inner— 
jalb des Dachraumes nicht mit Reinigungsthüren versehen werden. 
Bei steilen Dachneigungen ist es zulässig, die Reinigungsthüren 
inbesteigbarer Schornsteine in Innern des Dachraumes anzu— 
»ringen mit der Maaßgabe: 
n) daß die Oeffnungen von geputztem oder durch sonstige 
Umkeidung feuersicher ummanteltem Holzwerk mindestens 
50 cm und von ungeschütztem Holz mindestens 1 mm ent— 
fernt bleiben, 
) daß der Fußboden des Dachgeschosses, sofern er nicht 
durchweg unverbrennlich hergestellt wird, auf 1 m Ent— 
— vom Schornstein eine feuersichere Bekleidung 
erhält, 
daß die Reinigungsthüren überall leicht zugänglich und 
hoch genug über dem Dachfußboden angelegt werden, 
um auch den oberhalb derselben liegenden Theil des 
Schornsteines gut reinigen zu können, und 
daß die Oeffnungen dicht schließende eiserne Schieber. 
oder in Falze schlagende Thüren erhalten. 
. Gasleitungen. Die Röhren für Gasleitungen sind in 
der Regel nicht zu vermauern oder zu verputzen, sondern frei 
und leicht zugänglich, jedoch gegen zufällige Beschädigungen aus— 
reichend geschützt, zu verlegen. 
Im Innern der Gebäude ist die Verwendung von Röhren 
aus Blei oder cinem anderen weichen, leicht schmelzbaren Metall 
nicht zulässig. 
Die Gasleitungen für Flure und Treppen, sowie für Ge— 
schästsräume und Dienstwohnungen sind in getrennten Gruppen 
anzuordnen und mit besonderen Absperrhähnen zu versehen. 
Wenn es nicht vermieden werden kann, in schwer zugänglichen 
Räumen, wie Hohlräumen, über Gewölben oder unter Freitreppen 
i. dergl,, Gasröhren anzuordnen, sind jene zur Vermeidung 
chädlicher Gasansammlungen mit ausreichenden Lüftungsvor— 
richtungen zu versehen. 
F. Elektrische Leitungen. Elektrische Leitungen sind 
uur auf Anordnung der Centralinstanz vorzusehen. 
Nach Ermittelung des für den nächsten Gebrauch erforder— 
ichen Lichtbedarfes sind die Leitungen so zu bemessen, daß die 
Lichtabgabe an jeder Stelle um etwa 25 Prozent gesteigert 
werden kann, ohne die Sicherheit der Anlage zu gefährden. 
Damit die Feuersicherheit der Gebäude durch elektrische Be— 
euchtungsanlagen nicht beeinträchtigt wird, ist die Berechnung 
und Ausführung der Leitungen mit großer Sorgfalt zu bewirken; 
amentlich sind die Schaltungen und sonstigen Apparate gut zi 
onstruiren und sachgemäß auzuordnen, auch an jeder Stelle die 
weckentsprechendsten Isolirungen anzuwenden. 
An Orten, in welchen öffentliche elektrische Beleuchtungs— 
instalten im Betriebe sind, müssen alle Theile der elektrischen 
kFinrichtung, auch bei Verwendung eigener Lichtmaschinen, den 
echnischen Bedingungen entsprechen, unter welchen die öffentlichen 
Anstalten Strom abgeben, damit der spätere Anschluß an das 
öffentliche Kabelnetz jederzeit ohne erhebliche Kosten erfolgen kann. 
An Orten, welche zur Zeitl keine öffentlichen elektrischen Be— 
leuchtungsanstalten haben, sind für alle Einzelheiten die bei öffent— 
lichen Anlagen an anderen Orten bereits bewährten Einrichtungen 
zum Muster zu nehmen. 
G. Wasserversorgung und Feuerlöscheinkichtungen. 
Die Gebäude sind, sofern an dem betreffenden Orte eine öffent— 
liche Wasserleitung mit ausreichendem Druck vorhanden ist n 
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