Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

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Ueber Kostenvoranschläge — Die Ausnutzung der Wasserkräfte zu industriellen Zwecken und ihre Bedeutung für die Zukunft. 372 
Den Steinmetzarbeiten reihen sich die Pflaster- oder 
Steinsetzerarbeitenn an; wie oben Material und dann 
öhne; meist nach Quadratmaaß. 
Jetzt kommen die Zimmermannsarbeiten. Hier wird meistens 
Alles in Einem und in Allem gerechnet ohne Trennung von 
Material und Lohn; Zimmermannsarbeiten kommen vor bei 
Pölzungen (schon im Fundament, wenn derlei nicht der Bau— 
neister selbst besorgt), bei sehr schweren, künstlichen Gerüsten ꝛc., 
ewöhnlich aber nur bei Riegelbauten, Pfahlrost bei Sumpf— 
oden, namentlich aber für die Dachstühle und Decken. 
Hieran reihen sich die Dachdeckerarbeiten; auch hierbei 
vird häufig Material und Arbeitslohn in Einem gerechnet; 
nanche Meister aber berechnen Alles besonders und dies er— 
cheint als das Richtigere, Reellere, Vertrauenswürdigere. 
Es folgen die Klempnerarbeiten (nach Längenmaaß ge— 
vöhulich), die Tischlerarbeiten (per Stück gewöhnlich, nur 
Fußböden werden nach Qudratmaaß berechnet), Schlosser⸗ 
irbeiten, Schmiedearbeiten, Glaserarbeiten (nach Quadratmaaß 
und Stück), Töpferarbeiten ꝛc. ꝛc. 
Besondere Arbeiten sind: Brunnengraben, Brunnen— 
nachen, Wasserleitungs- und Gasinstallationen, Telegraphen ꝛc. 
rußerdem sind auch noch Bildhauer-, Vergolder-. Anstreicher— 
Stuckaturarbeiten zu berücksichtigen. 
Will man besonders vorsichtig sein, so fügt man noch 
ine Rubrik für unvorhergesehene Fälle an und berechnet die— 
elben mit 5—410040 der Gesammtsumme;“) eine Separat— 
abelle enthält die Honorare des Architekten. Baumeisters. 
Trinkgelder, Wächterlöhne ꝛc. 
Die Honorare für die Architekten sind an verschiedenen 
Orten selbstredend verschieden, doch honorirt man selten die mindeste 
Leistung (z. B. Planskizze (eigene Idee) eines kleinen Land— 
hauses unter 100 — 200 Mk. Tie Honorirung bei größeren 
Bauten beträgt 1000 —2000 Mk. und mehr; bei sehr großen 
Monumentalbauten 5000 — 20 000 Mk. und mehr. Der 
Raumeister als Gewerke ist zu 100/0 bürgerlichen Gewinns ho⸗ 
igt, sehyr hausig werden aber aus diefen I0,o teider d0/0, 
1000/0 und mehr; woher soll dann aber an manchen Orten die 
Baulust kommen, wenn die Leute im Voraus wissen, daß in 
inzelnen Fällen ganz enormer Nutzen gerechnet wird? Solche 
Fälle sind zum Glück vereinzelt, schädigen aber zweifellos das 
Baugewerk und Baugewerbe, L VUIAKk 
Ueber Laukostenvoranschläge. 
Es giebt eine Menge Methoden für die Baukostenvoran⸗ 
schläge, so z. B die deutsche, französische, englische ꝛc. Methode, 
deren jede etwas für sich hat; wir geben hier eine Methode, 
welche aus allen das Beste wählt: 
J. Die Basis eines annährenden Voranschlages 
muß ein genauer Bauentwurf (Skizze, Plan, Projekt) sein, 
mit Tarstellung der Grundrisse des Fundaments und 
Souterrains, Parterre und der einzelnen Etagen, sowie eines 
Durchschnitts, begleitet von einer klaren und übersichtlichen Bau— 
beschreibung. Auf Grundlage dieser: Darstellungen be⸗ 
lechnet man nun die einzelnen Posten des Anschlages. In 
Bezug auf die Reihenfolge der einzelnen Baubranchen wird 
derschieden verfahren; die natürliche Reihenfolge ist auch die 
bernünftigste: man fängt ein Haus mit dem Fundament an 
ind schließt mit dem Dache, kann dahesr füglich nicht mit 
den Zimmerarbeiten beginnen. Wenn auch manche Gewerke 
die Vesorgung des Malerials selbst übernehmen, so muß doch 
in den meisten Fällen die Quantität derselben besonders an— 
geführt werden, z. B. Glastafeln, Zink: und Kupferplatten, 
Blechtafeln, Traversen ꝛc. 
Daher folgen dem Plan und der Baubeschreibung 
II. Die Details des Bauanschlages selbst; man 
legt im Ganzen (Folio) zu haltende und geheftete Bogen 
au und führt die Details, übersichtlich nach Rubriken ge— 
ordnet, auf. in nachstehender Weise: 
Posten⸗ 
Uumm 
—9— 
Man beginnt nun mit den Erdarbeiten wie Erdaus— 
hebung, Anschüttung, Anfahrung, Schuttzufuhr, Planirung ꝛc. 
Die Maaße sind die landesüblichen oder gegenwärtig allent— 
halben nach m (Echichten) oder in chm rationelles Voll— 
maaß; die Erdarbeiten werden meist in Accord sogenannten 
Spezialisten gegeben, das sind Unternehmer, die sich be⸗ 
rufsmäßig mit nichts Anderem als Erdarbeiten befassen und 
dazu schon ihr eigenes, geschultes Personal haben; sonst muß 
der Baumeister dies einem geeigneten Polier übergeben und 
bestellt sich seine Leute selbst. 
Jede einzelne Rubrik der Arbeit und Art muß besonders 
angeführt und berechnet werden. Die Preise der Erdarbeiten 
richten sich nach der Bodenbeschaffenheit als: sehr hart, hart, 
weich, sehr weich, schlammig. 
Rach den Erdarbeiten kommen die Maurerarbeiten.“) 
a. Zuerst das Material an Ziegeln, Brockensteinen, Bau— 
kalk, Cement, Ziegelmehl, Sand, Schotter, Lehm ꝛc., Zufuhr, 
Tagelöhnerarbeiten ꝛc. 
b. Hierauf bringt man die eigentliche Maurerarbeit in 
Rechnung vom Keller bis zum Dache; Bruchsteinmauerwerk 
giebt zu allseitiger Täuschung und Rechnungsfehlern viel 
Veranlassung und kann in der Hand eines unredlichen Bau— 
meisters besonders zu Uehbervortheilung zu seinen Gunsten be— 
nutzt werden. 
Denn das zugeführte Maaß stimmt nie mit dem Mauer— 
maaß, auch geht hierbei sehr viel Mörtel auf. Handlanger— 
und Taglöhnerlohn werden hie und da extra gerechnet; ebenso 
die Putz- und Feinmaurerarbeit für Rustika's. Gesimse. Ver— 
zierungen ꝛc. 
Nach den Manrerarbeiten sind die Steinmetzarbeiten an— 
zuführen; zuerst wieder das Material, wie Treppenstufen, Sohl— 
blöcke, steinerne Thür- und Fensterstöcke ꝛc., sodann die Löhne, 
meist narh Knbikmooß 
Die Ausnutzung der Wasserkräfte zu 
industriellen Zuechen und ihre Bedeutung 
für die Zukunft.“* 
Welche Arbeit wir auf unserer Erde in irgend einer Form 
nuch verrichtet sehen, diejenige Kraft, welche dieselbe ausrichtet, 
st schließlich nichtz, wie die Waͤrme der Sonne. — Unser ge— 
vöhnlichstes Heizmittel, die Steinkohle, ist der Rest untergegangener 
Wälder, deren Bäume unter der Wirkung des Sonnenlichtes und 
er Sonnenwärme gediehen und den Kohlenstoff in ihren Zellen 
ildeten — mit Hülfe der Kohle erzeugen wir wiederum Dampf 
ind Elektrizität, oder wenn wir die Letztere auch mit Hülfe von 
zalvanischen Batterien herstellen; auch bei diesen sind Metalle 
ind Säuren nöthig, die mit Hülfe der Wärme gewonnen und 
jergestellt werden. Die thierische und menschliche Muskelkraft 
ntsteht durch die aufgenommene Nahrung, die, aus organischen 
Zubstanzen bestehend, nur unter dem Einfluß der Sonnenwärme 
intstehen konnte. Ebenso ist die treibende Kraft des Wassers 
chließlich keine andere, wie die der Sonnenwärme. Denn nur da 
önnen wir das Wasser zur Bewegung von Wasserrädern und 
Turbinen ausnutzen, wo ein Gefälle vorhanden, d. h., wo das 
Wasser von einer mehr oder weniger bedeutenden Höhe herabstürzt. 
Das Wasser kommt aber nie von selbst auf diese Höhe wieder 
hinauf, sondern genau dieselbe Arbeit, welche dasselbe bei'm Sturze 
zus der betr. Höhe verrichtet. war dazu nöthig. das Wasser aqauf 
*) Wir betrachten diese Maaßregel keineswegs als Zeichen be— 
sonderer Vorsicht, sondern als dringend nothwendig, wenn man sich vor 
Schaden bewahren will; es ist geradezu unmöglich, Alles im Anschlage 
zu berücksichtigen. Redaktion des „Deutschen Baugewerks-Blattes.“ 
**) Obwohl nicht direkt mit dem Bauwesen im Zusammenhang 
sttehend, wird dieser Beitrag doch zweifellos das Interresse unserer Leser 
ebhaft erregen. Redaktion des „Deutschen Baugewerks-Blattes“ 
*) Manche berechnen die Mauern im Ganzen nach Kubikmaaß und 
geben eine Erläuterungstabelle mit den Materialpreisen und Löhnen, 
Stuckarbeiten ꝛc. darzu
	        
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