Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

Sodamörtel für Winterbauten. — Neue Isolirbimsdecken und Isolirbimsmaterialien. 
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0damörtel für Winterbauten. 
Durch starken Frost wird fast immer eine, Unterbrechung 
aller Maurerarbeiten hervorgerufen, und obgleich man im Stande 
ist, mittels warnten Wassers zu jeder Jahreszeit Mörtel herzu— 
stellen, so verliert doch der aufgetragene Mörtel bei niederen 
Temperaturen sehr bald seine bindende Kraft. Man kann diesem 
lebelstande dadurch abhelfen, daß man dem Wasser leicht lösliche 
Zusätze giebt, welche dessen Gefrierpunkt mehr oder minder herab— 
drücken. Eingehende derartige Versuche wurden im Laufe 'der 
letzten Jahre in größerem Maaßstabe bei Winterbauten der 
französischen Ostbhahn gemacht, über welche in der „Wochenschrift 
d. NeOesterr.-Gewerbe-Vereins“ berichtet wird: 
Man versuchte schon seit dem Jahre 1885 bei der franz. 
Ostbahn die Beimengung von Alkohol, Meersalz und endlich die 
der gewöhnlichen, im Handel vorkommenden Soda zum Mörtel. 
Hierbei erzielte man die besten Resultate mit letzterer. Im 
Jahre 1891 durfte man es schon wagen, sämmtliche im Gange 
befindlichen großen Bauarbeiten während des Winters fortzusetzen, 
und so wurden denn auch in der That im Winter 1891 -92 trotz 
strenger Kälte Mauerwerke der verschiedensten Art, deren Herstellung 
ökonomisch wichtig erschien, auf den Linien der Ostbahn durch— 
geführt. Unter diesen Arbeiten ist außer der Ausführung von 
Wasserleitungen und Ahzugsrinnsalen, Viadukten von 4 m, Ge— 
bäude-Grundmauern besonders ein größeres Werk, nämlich die 
Brücke von Saint Jores mit 15 m Spannweite hervorzuheben. 
Die Bogen derselben sind mit Kalk ohne Cementzusatz ausgeführt, 
während zur Herstellung und zum Verstreichen von allen dem 
Froste besonders ausgesetzten Stellen des Mauerwerkes, also 
namentlich den Stützmauern und Gräben, Cementmörtel diente. 
Alle diese Bauten haben sowohl während ihrer Ausführung, wie 
zurze Zeit nachher Temperaturen von 10—15 Grad unter Null aus— 
zuhalten gehabt, ohne dadurch im Geringsten geschädigt zu werden 
Nach längeren Versuchen nahm die Nordbahn folgende, ans— 
züglich wiedergegebene Vorschrift für die Verwendung der Soda 
zur Mörtelbereitung an; „Es ist wasserfreie, nach Solvay's Ver— 
fahren gewounene Soda zu verwenden, weil dieselbe weniger 
Transportkosten und Handarbeit erfordert, als ein Hydrat. Die 
pulverisirt in Säcken zugeführte Soda wird in Kesseln aufgelöst 
iu denen das Verhältniß von 1k8 zu 51 Wuasser und eine 
Temperatur von 80 Grad konstant zu erhalten sind. Diese Lösung 
ist dann in Fässern, aus denen die Maurer nach Bedarf schöpfen, 
mit dem gleichen Volumen gewöhnlichen Wassers zu verdünnen. 
Ein Kessel von 100 1 genügt für 10 Maurer. Hieraus ergiebt 
sich die endliche Dosiruig zu 1kg Soda auf 10 1 Wasser, und 
die Verarbeitung erfolgt in einer Temperatur von —- 10 — 
— 150 R. Die Menge des bei Anwendung einer bestimmten 
Sorte Kalk und Sand zur Mörtelmischung benutzten Wafsers ist, 
wenn dazu Sodalsösung hinzugegeben werden soll, um ungefähr 
cin Viertheil zu vermehren. Nuch muß Sand, welcher an der 
Oberfläche des Haufens gefroren ist, vor dem Gebrauche sorgfältig 
pulverisitt werden; endlich ist es angezeigt, die Maurer mà 
Kantschuk-Handschuhen zu bersehen.“ 
Die aus dem Zusatze der Soda entspringende Mehraus— 
lage wurde für das chm Mauerwerk, einschließlich der Kohlen für 
die Kesselheizung, auf 2 Mtk, berechnet. Diefe Mehrauslage 
wird aber reichlich aufgewogen durch den Wegfaͤll einer Erhöhung 
der Gesammtkosten, sowie anderer Nachtheile, welche aus der 
Einstellung der Arbeiten während der Winteltmonate entstehen. 
Ist es doch einleuchtend, daß eine Mehrausgabe von 1600 bis 
2460 Mk. für rd. 1000 eb Mauerwerk, gegen eine durch das 
Stillliegen der Arbeiten im Winter hervoörgerufene Verzögerung 
von mehreren Monaten schon bei einen Unternehmung von einiger 
Bedeutuug nicht als Verlust in Anschlag zu bringen ist, besonders, 
wenn von den Maurerarbeiten auch die Fortführung der Erd— 
»ewegung abhängt. Die allgemeine Annahme dieses praktisch er— 
brobten Verfahrens ist daher gewiß zu empfehlen. 
J Die Beimengung von Soda giebt nicht nur die Möglichkeit, 
Mörtel bei niedrigen Temperaturen herzustellen und brauchbar zu 
exhalten, sondern man beschleunigt dadurch auch seine Bindung 
So hat der in dem oben gegebenen Mischungsverhältnisse her— 
gestellte Sodamörtel bei 50 ünter Null durchschnittlich doppelt so 
rasch gebunden, als der gleiche Mörtel ohne Zusatz bei einer 
Temperatur, von — 100. Ziumal an der Oberfläche (bis zu einen 
Tiese von 4 —— 5 mwy sieht man, daß das Hartwerden sehr 
schnell vor sich geht, während das Innere trotzdem feucht bleibt. 
Vorstehend Gesagtes konstatirte man an Versuchsmauerblöcken, 
velche 5 Monate nach ihrer Herstellung zerstört wurden. Hierbei 
fand man außerdem, daß der Mörtel im Momente, wo der— 
selbe der Luft ausgesetzt war. krocknet⸗ 
Alle bis jetzt angeführten Resultate wurden an Mauerwerk 
‚eobachtet, welches dem Zutritte der atmosphärischen Luft aus— 
jesetzt war, jedoch hat man auch mit unter Wasser verwendetem 
—D 
veniger schnell erfolgte und das Wasser sich stark mit Soda 
ättigte. 
Des Weiteren sei erwähnt, daß die sichtbaren Vorderflächen 
der Brücke von Saint Jores, sowie die an anderen, mit Soda— 
nörtel aufgeführten Mauerwerken während mehrerer Monate 
veißliche Ausschwitzungen zeigten, welche jedoch nach und nach 
derschwanden. Diese Erscheinung und mehr noch die fortdauernde 
Feuchtigkeit im Innern der Fugen spricht gegen die Verwendung 
des Sodamörtels zum Mauern von Wohngebäuden; dagegen 
'ann man denselben ohne Schaden zu Arbeiten jeder anderen Art, 
elbst für die sorgfältigst auszuführende, verwerthen. 
Die konstatirte Beschleunigung der Bindung des Sodamörtels 
rklärt sich durch die Bildung von Kalkkarbonat. Schon diese 
Reaktion bildet den Beginn des Bindens und scheint es, als ob 
ie gewissermaaßen die Rolle einer Zündung spielt, das heißt, 
ie ruft durch die Aufhebung des chemischen Gleichgewichtes eine 
chnellere Entwickelung derjenigen Reaktionen hervor. welche das 
Zartwerden bedingen. 
Die Beschleunigung der Bindung ist unabhängig von der 
Temperatur. Dieser Umstand leitete naturgemäß auf den Gedanken, 
ünstlichen Cement auf nassem Wege dadurch zu erzeugen, daß 
nan dem Kalkmörtel Natriumkarbonat oder irgend eine ändere 
Zubstanz, welche die gleiche Reaktion hervorruft, zusebt. 
Ueue 
Asolirbimsdecken und Jsolirbimsmaterialien. 
Von J. A. Müller, Ingenieur in Frankfurt a. M 
IV. 
Zur statischen Berechnung einer solchen Decke nehmen wir 
ein Deckenfeld an, welches aus eisernen I.Trägern Normalprofil 
Nr, 20 mit 1 m Zwischenraum über 2 Mauern à 4 mm Vidt— 
— e delα cheit besen T-Trägern seien 
aach vorbeschriebener Konstruktion ausgefüllt, sodaß deren Quer— 
chnitte nachstehende Zeichnung, Fig. 102 und 3, veransch aulicht 
0 AW— 
— 
SAtA 
— — 
CC 
——— 
——— 
533 
SAAMMCA 
2 
* 
— 8 —— 
4440 — 
Da die senkrechlen Betonrippen c ca. 38 em von Mitte zu 
Mitte stehen, so ist die Flantschenbreite B des Beton TTrãͤgers 
auch — 33 em; die Flantschenstärke & und Rippendicke c sei 
—2 em angenommen, sodaß sich zur Berechnung des Widerstands- 
moments des Querschnittes w des 7-Trägers aus Betonmasse
	        
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