Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

Reue Isolirbimsdecken und Isolirbimsmaterialien. — Versicherung der Arbeit. 
folgende Maaße ergeben: I — 20; B 33; h— 16; 3 28; 
1 100; k 10. 
Nach, den Druckproben der Königl. Prüfungsstation für 
Baumaterialien in Berlin ist die Druckfestigkeit per gem des 
Bimsbetons — 17 k«g. Die 1Betonrippen und -Flantschen 
kommen aber zur Hälfte auf Druckfestigkeit und zur Hälfte auf 
Zugfestigkeit hier zur Geltung, und da bei diesem Material die 
Zugfestigkeit — 15 der —*2—2 — gleich kommt, so ist k nur 
— 10 als Festigkeits-Koeffizient zu benutzen 
Es ist alsdann 
BHsS — b hs 33203 - 28 163 
678 —J— e 
Bei der gleichmäßigen Belastung Qist bei dem Falle, daß 
beide Enden der Bruchplatte frei aufliegen, wie hier zum Theil 
vorhanden ist: 
wik— — 2 —J1 oder 
wk 1244 ) 10 
2 OOou 100 obb bg 
für einen JT-Betonträger von 0,33 m Breite; mithin für 1 m 
1 
Breite 995 x 3015 kg, d. h. also, man kann ein qm 
solcher Decken mit 3015 Kg gleichmäßig belasten. 
Das absolute Gewicht von 41,5 qm 'solcher Decke beträgt 
nun innerhalb der freien Lage an Am 7-Eisen N. P. Nr. 20 
exklusive Eisenträger: 
an loser trockner Bimsfüllung 146 kg, 
an Bimsbeton für die 1-Tragtheile 193 
an Deckenputz 100 
an Holzfußbodenbelag 124 
Summa 563 kKg, 
563 
also pro 14m 7 * 125 Kg. 
/5 
Rechnet man nun zu diesem Eigengewichte noch 200 kg 
Nutzlast, so ergiebt dies 200 4 125 325 kg. 
Da die VBruchbelastung nach der Berechnung 3015 «Kg ist, 
3015 139 
— 
welche noch erheblich unterschritten werden darf. 
Der am 3. Juni 1893 in Gegenwart des Königlichen 
Regierungsbaumeisters Peter, des Stadtbaumeisters Pietsch und 
des Architekten Th. Hermann, Alle in Neuwied wohnhaft, aus— 
geführte II. Bruchversuch ergab ein ähnliches Resultat: 
„Der von dem Sandstein-Fabrikanten Heinrich Schneider in 
Neuwied hergestellte Versuch einer neuen Bims-Zimmerdecke ist 
zwischen zwei Walzeisenträgern D. N. P. Nr. 20 in den Abmessungen 
von 1m Länge und 1mm Breite angeblich am 4. Mai 1898 
hergestellt. Die Unterzeichneten belasteten den mittleren Theil 
der Oberfläche dieses Versuchskörpers in O,d m Länge und O,zo m 
Breite durch gleichmäßig aufgelegte Zinkgußblöcke. 
Bei einer Auflast von 1000 Kg zeigte die Untersicht der 
Decke unter gleichzeitiger Durchbiegung derselben von etwa 
6—8 mim einen, zu den Trägern parallel laufenden Riß 
Deckenputz). Im fortgeführten Versuch trat nach weiterer Durch— 
biegung der Decke und Erweiterung des Risses bei einer Belastung 
von 1925 kg der Zusammenbruch der Konstruktion ein. 
Hiernach war ersichtlich, daß diese Konstruktion von 20 mm 
starken Bimskieseln in reinem Cement bei Anwendung einer 40 um 
starken unteren Platte, einer gleichstarken Deckplatte mit etwa 
30 em von Mitte zu Mitte entfernten, rechtwinklig zur Träger— 
richtung eingelegten, 40 mu starken Tragerippen ausgeführt war. 
Vor Aufbringung erwähnter Deckplatte waren die Zwischen— 
räume der Tragerippen mit trockenen Bimsstücken von etwa 
20-25 mm Stärke ausgefüllt worden. Die eisernen Träger 
waren durch 15 mm starke Rundeisen an jedem Ende verankert.“ 
Da diese Decke durch die unteren Flantschen der eisernen 
J-Träger O,gr m freilag und in der Mitte mit 1925 kg belastet 
war, so ist dies gleich einer gleichmäßigen Belastung von 
1925 )IL,ꝙ — 2888 kg; also pro 1 qm — 2888 or 3174 k8; 
. 3174 
folglich eine Sicherheit von 1: 328 * etwa 1: 10, während 
eine 5 fache Sicherheit genügt 
Versicherung der Arbeit.*) 
Auf der Generalversammlung des evangelischen Bundes in 
Speyer kam auch die Versicherung der unverschuldet Arbeitslosen zur 
Sprache. Anknüpfend an die heutigen sozialen Bestrebungen des 
Staates, führte Professor Krieg (Kaiserslautern) ungefähr 
Folgendes aus: Es sei ja bereits viel geschehen in sozialer 
Hinsicht, allein die persönliche Sicherheit des Arbeiters gegen 
Arbeitslosigkeit sei gerade dasjenige, was heute noch fehle, da der 
Arbeiter hente nicht wisse, ob er morgen noch etwas verdiene, 
und deshalb sei die ökonomische Sicherstellung des Arbeiters eine 
Aufgabe, welche zu lösen, sich die evangelischen Arbeitervereine 
bemühen. Der Standpunkt, daß für den Arbeiter jetzt genug 
gethan wäre, sei ein überwundener. Denn man müsse nut 
an die Noth denken, die in manchen Familien herrscht, deren 
Oberhaupt arbeitslos geworden ist. Neben der wirthschaftlichen 
Noth, die aus der Erwerbsunfähigkeit kommt, gebe es bekanntlich 
eine solche, die aus der Erwerbslosigkeit kommt. Letztere stehe 
auf der Tagesordung der Versammlung. Für alle Fälle der 
Frwerbsunfähigkeit sei durch die soziale Gesetzgebung gesorgt 
worden, ausgenommen für die Wittwen und Waisen. Für die Er— 
werbslosigkeit dagegen sei gar nicht gesorgt. Die Sozialisten hätten 
in dieser Beziehung bereits Vorschläge gemacht, die dahin gehen: 
1. Wartet nur ruhig ab, bis der Zukunftsstaat eingeführt 
wird, dann wird auch die Erwerbslosigkeit wegfallen. Das seien 
natürlich Hirngespinnste. 
2. Helft die Arbeitszeit verkürzen; dann giebt es mehr Arbeits- 
gelegenheit und infolge dessen kommen auch mehr Arbeiter unter. 
3. Sache des Staates ist es, die Arbeitslosen zu unterstützen. 
Wie weit der Staat damit kommen würde, sei zu lernen 
don Beispielen aus der Geschichte, so aus der alten Zeit im 
römischen Reich, aus der neuen Frankreichs, welche beide durch 
diese Unterstützung nahezu zum Staatsbankerott gelangt wären. 
Die Gesammtheit der Massen zu Staatspensionären zu machen, 
darin liege der Grundgedanke. Der wahre Grundgedanke aber 
müsse sein: „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Noth“. 
Man könne deshalb nie genug die wichtigen, heute so wenig be— 
achteten Worte betonen: „Zurück zur Einfaächheit“. Damit sei 
ꝛs aber noch nicht genug. Trotz aller Mahnungen zum Sparen 
blieben eben immer noch Viele übrig, die nicht sparen köunten, 
deil sie vermöge ihres geringen Einkommens dazu nicht in der 
Lage seien. Also praktisch sei das Sparen schwer durchzuführen. 
Nun sage man: die Arbeitslosen sollen doch der Armenpflege an— 
heim fallen. Allein der Arbeiter dürfe das nicht, man müsse 
Abhilfe finden, um den Arbeiter gegen unverschuldete Arbeits— 
losigkeit zu schützen. Damit stünden die Arbeitervereine vor der 
Haupt-Frage, ihre Stellung zu den Streiks näher zu erläutern. 
Hierbei müsse er vorausschicken, daß das Koalitionsrecht der 
Arbeiter niemals angetastet werden dürfe. Das Recht der Streiks 
müsse gewahrt bleiben. Eine Versicherung gegen unverschuldete 
Arbeitslosigkeit müsse durch die Arbeiter, die Arbeitgeber und 
die Regierung durchgeführt werden. Insbesondere könnte eine 
Belastung der Indüstrie (72) erfolgen und namentlich könnten 
vieder die Aktiengesellschaften herangezogen werden. Der Sozial— 
politiker Dr. Albert Schäffle (Stuttgart) habe sich in trefflicher 
Weise ausgesprochen. Als Uebergang zu der Versicherung seien 
Bewerbegerichte, wodurch der Arbeitslosigkeit vorgebeugt werde (7), 
ind ein geordneter, regelrechter Arbeitsnachweis nothwendig. In 
Stuttgart habe man mit einem, vor Jahresfrist in's Leben ge— 
retenen Arbeitsamt den Anfang gemacht. Bis man allgemein 
daran gehen könne, möge man zu einer fakultativen Versicherung 
der Vereine schreiten. Es seien gewaltige Probleme zu lösen, 
die sich in erster Linie die evangelischen Arbeitervereine aneignen 
nüßten. In den Vereinen möge man mit aller Kraft so laugt 
hierfür wirken, bis die Sache spruchreif werde. — 
Lizentiat Weber (München-Gladbach) erklärte sich, im 
Wesentlichen mit den Ausführungen des Referenten Krieg einver— 
standen, während mehrere weitere Redner abweichende Ansichten 
vortrugen. Schließlich einigte man sich zu folgender Resolution: 
„Die Delegirtenversammlung wolle beschließen, die Arbeits— 
losigkeits-Versicherung in der Presse zu besprechen, aber von einem 
hestimmten Beschlusse abzusehen.“ (Diesem nichtssagenden Be— 
schlusse gegenüber, der die Rathlosigkeit der die Sozialpolitik 
hielfach als Sport betreibenden, auf der Universität mit theoretischen 
Kenntnissen vollgepropften Herren kennzeichnet, bleibt vorläufig 
die Ansicht bestehen, daß die bisherigen Vorschläge zum Schutze 
gegen Arbeitslosigkeit viel zu phantastisch gehalten sind, und daß 
der Arbeiter den besten Schutz gegen unerwartete Ausfälle in 
der Erzielung von Ersparnissen suchen wird.) — R. P 
*) Aus dem Fachblatt „Tiefbau“
	        
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