Entscheidungen. — Bautechnische Notizen. — Vermischtes.
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währnuug und Auszahlung des Darlehns bestimmt, so konnte er
sich gegen die hierqus entspringende Haftung nicht mit der Be—
hauptung schützen, daß die schriftliche Erklärung nicht seinem
wahren Willen entspreche, und daß ihm seitens des dieselbe an
den Verein übermittelnden Kassirers anderweitige Zusicherungen
zemacht seien.
Mehrere Steinträger, die von dem Maurermeister S.
ohne Kündigung entlassen worden waren, erhoben gegen denselben
Klage bei'm Berliner Gewerbegericht auf Zahlung einer Lohnent—
schädigung für vierzehn Tage. Der Beklagte bestritt ihre Forderung,
da auf der Arbeitsstelle durch Aushang bekannt gemacht sei, daß
für sämmtliche, dort beschäftigten Arbeiter die gesetzliche Kündi—
gung ausgeschlossen sei. Dem hätten sich auch die Kläger durch
Annahme der Arbeit unterworfen und sie müßten sich deshalb
die jederzeitige Entlassung gefallen lassen, wie sie andererseits
auch berechtigt gewesen seien, jederzeit die Arbeit zu verlassen.
Der Gerichtshof verwarf jedoch diesen Einwand und verurtheilte
am 27. September d. J. den Beklagten zur Zahlung der geforderten
Beträge. Das Urtheil führte aus, daß eine derartige Bekannt—
machung durch Aushang nicht genüge, um die Kündigung rechts—
wirksam auszuschließen. Es müsse vielmehr mindestens noch dazu
kommen, daß jeder cinzelne Arbeiter bei seiner Annahme auf diese
Bestimmung ausdrücklich hingewiesen werde, damit sie ihm gegen—
ber als Vertragsrecht in Kraft trete.
Bemerkt sei noch, daß diese Steine entweder gleich ausgeklinkt, oder
wie gewöhnliche Mauersteine nur mit Bruchmarke versehen, hergestellt
werden, um im Bedarfsfalle durch einen Schlag mit dem Hammer aus
geklinkte Steine zu erhalten.
Das weggeschlagene Stück paßt als Füllstück in den Verband der
32 bis 33 em starken Wand, kann also nicht als Bruch angesehen
werden.
Justallation elektrischer Beleuchtungsanlagen. Mancher
Hausbesitzer und noch mehr Architekt wird bei der Einrichtung der elek
trischen Beleuchtung in seinen Räumen unangenehm überrascht gewesen
sein, daß nun über seine Decke und deren Stuckverzierungen recht auf—
dringlich die übersponnenen Zuleitungsdrähte laufen. Leider darf man
dieselben nicht einfach in den Putz einbetten, die Isolirung würde an—
zegriffen werden, auch sollen die Leitungen stets“ zugänglich bleiben,
eventuell auch ausgewechselt werden können. Hier trifft nun ein neues,
von Amerika herübergekommenes System Abhilfe. Nach demselben werden
in die Mauern, Decken ꝛc. wasserdicht gemachte Röhren aus Papiermaterial
eingelegt und so für das ganze Leitungsnetz ein System von Röhren
——
tücke, sowie die bei Richtungsänderungen eingelegten Bogenstücke werden
in bequemer und sicherer Weise durch kurze Vietallröhrenstücke verbunden.
An passenden Stellen ist das Netz durch Dosen mit Deckeln zugänglich
gemacht, und durch dieselben wird auch der Leitungsdraht eingesührt.
Man bedient sich hierzu eines Stahldrahtes, dessen vorderes Ende zur
Führung eine Kugel trägt. Hat man in den betreffenden Röhrenstrang
Specksteinpulver eingeblasen, so kann man mit Leichtigkeit durch denselben, falls
er nicht allzu viele Küümmungen hat, diesen Stahldraht durchstecken und
mit demselben die Leitungsdrähte nachziehen. Da dieselben bekanntlich
inmer paarweise zu der betreffenden Lampe oder Lampengruppe führen,
so ist das Leitungskabel so gebildet, daß es gleich beide Leitungen in sich
»irgt. — Wir glauben, daß besonders die Architekten dieses neue System
begrüßen werden, und daß es sich bei reich ausgestatteten Luxusbauten
empfiehlt, wenigstens in den Decken die Anbringung der elektrischen
Lichtleitingen in der geschilderten Weise vorzusehen, wenn auch eine
elektrische Beleuchtung vorerst nicht zur Einführung geplant ist.
(Polytechn. Notizblatt.)
Vermischtes.
Vom Banwesen der Stadt Berlin entwirft Stadlbauinspektor
Pinkenburg im, Centralbl. der Bauverwalt.“ eine anschauliche Schilderung,
aus welcher zu ersehen ist, wie das Bauwesen Berlins, welches bereits weit
iber die Grenzen der Reichshauptstadt gewurdigt wird, eine von Jahr zu
mohr gesteigerte Bedeutung gewinnt. Das fest angestellte, technisch geschuite
nal der Baͤubenutation beziffert sich zur Zeit auf 16 Bauinspektoren
S Stadtbaumeister, 6 Stadtbau-Ingenieure und gegen 80 Bauschreiber.
—
Zahl an Baumeistern, Bauführern, Technikern und Bauaufsehern beschäftigt
Wie sehr im Laufe der letzten zwanzig Jahre die Geschäfte der Hochbau—
abtheilung angewachsen sind, erhellt aim Deutlichsten aus dem Feuerkassen—
perthe der von den 6 Bauinspeklionen zu unterhaltenden stadteigenen
Bebäude. Dieser betrug 1878 20 5300 000 Mt., 1885 59 200 000 Pet.,
un Jahre 1898 dagegen 111000 000 Mt. Das entspricht mithin einer
Verdoppelung im Laufe von sieben Jahren. Diese erhebliche Steigerung
st in erster Linie auf die großartigen Anlagen für Zwecke der öffentlichen
Wohlfart der letzten zwanzig Jahre zurückzuführen. Dahin sind zu
rechnen: Die Irrenanstalten in Dalldorf und Lichienberg, die Anftalt fuͤr
Spil ptische in Biesdorf, das Hospital und Siechenhaus, das Asyl für
Obdachlose, der Bau zweier Volksbadeanstalten, das Krankenhaus am
Urban, der Centralviehhof, die Markthallen, das Polizeipräsidium und
zer Umbau der Damm-Mäühlen.
Wie aus Hannover geschrieben wird, hat sich dort die Bau—
hätigkeit in diesem Jahre in erheblicher Weise gegen früher gesteigert; es
sind Neubauten von 310 Wohnhäusern, 241 anderen Gebäuden und
außerdem 472 Umbauten oder Veränderungsbauten bei dem Stadtbauamte
angemeldet worden. Die Stadt hat durch Neubauten in den letzten
Jahren einen bedeutenden Umfang angenommen. In den alten Staͤdt⸗
heilen, welche vom Leinefluß und seinen Armen berührt werden, sucht
nan ebenfalls den Gebäuden ein modernes Aeußere zu geben, doch wohn⸗
icher wird es daselbst erst werden, wenn die städtische Kanalisation voll—
tändig durchgeführt ist, was in zwei Jahren etwa der Fall sein wird
In diesen älteren Stadttheilen werden jetzt noch immer die Küchenabwässer
und die sonstigen Schmutzausgüsse aus den Gebäuden der Leine zugeführt,
odaß die Ufer des Flusses fortdauernd in einem unsauberen Zustande
sich befinden und einen sehr unangenehmen Geruch verbreiten. Nach einer
Bekanntmachung des Magistrats sollen die Ufer der Leine in diesen Tagen
einer Besichtigung unterworfen werden. Es ist im gesundheitlichen Interesse
)ringend zu wünschen, daß diese Besichtigung eine baldige Beseitigung der
Schmutzwasserzuflüsse in die Leine zur Folge habe.
MPläne für Baumwoll-⸗Magazine. Ein Preis von 1000 Dollars
st von der Deutsch-Amerikanischen Feuer-Versicherungsgesellschaft zu Rew-Yorl
ür die besten Pläne und Vorschläge zur Errichtung von Baumwoll-—
Magazinen ausgeschrieben worden. Hauptsächlich wird, wie das Patent
ind technische Bureau von Richard Lüders in Görlitz uns schreibt, Werth auf
ibsolute Feuersicherheit, sowie den leichten Transport und die praktischeste
Aufspeicherung der Baumwolle innerhalb der Räume gelegt; der Wettbewerl
st ein internationaler. Das Preisrichteramt sollen drei Komitees bilden,
die von den Baumwoll-Kaufleuten und Produzenten der Stadt New—
IRrleans, Memphis und New-NYork ernannt worden sind
Bautechniscye Aotizen.
Falzdachziegel. Es ist bekannt, daß in der Gegenwart die Ein—
deckung der Dächer mit den sogenannten Falzziegeln immer mehr üblich
geworden ist; da jedoch nicht jedes derartige Material gut genannt werden
kann, so möge hler eine Fabrik erwähnt und empfohlen werden, welche
nur wirklich vorzügliche Falzziegel liefert; es ist das Thonwerk zu Lüb—
schütz bei Wurzen. Dort steht nicht allein ein ausgezeichnetes Rohmaterial
zur Verfügung, sondern es sind auch vortreffliche maschinelle Einrichtungen
und Brennöfen vorhanden, welche der Fabrikation dieser Ziegel günstig
sind. Die dort hergestellten Falzdachziegel haben denn auch von fach—
männischer Seite alle Anerkennung gefunden und sind schon vielfach
»derwendet worden; eine ziemliche Anzahl von großen Gebäuden wurde
nit denselben gedeckt und nicht nur in Mitteldeutschland. sondern auch
ↄꝛ—ιοαια. Norddeuts hsaud. in den Städten Berlin, Ppisdaui, Leingite
Dresden, ꝛc. sind die Falzziegel aus den Thonwerken zu Lübschütz bestens
bekannt. Sie mögen allen Bauenden hiermit bestens em,fohlen werden.
Leipzig, H. Altendorff, Amtsbaumeister.
„Neue Manersteinform zur Herstellung von russischen Rohren
und neuen Mauerverbänden“ von Robert Scharf, Maurermeister in
Bernburg. D. R. Gebrauchs-Muster Nr. 17 1668.
Es ist ein sehr seltener Fall, daß der Anlage und Ausfiührung von
Schornsteinen krussischen Rohren) keine Schwierigkeiten entgegenstehen, be—
sonders da, wo in mehrftöckigen Gebäuden auch eine größere Anzahl
dieser Rohre naturgemäß nebeneinander liegen müssen. Seien es nun
die Balkenlagen, oder die Thürbfjnungen, welche ein Zusamnmendrängen
der nothwendigsten Schornsteinrohre verlangen, kurz, in den meisten
Fällen ist für dieselben stets zu wenig Raum vorhanden.
Um dieses Maaß auf ein Minimum zu beschränken, hat der Maurer—
meister Robert Scharf in Bernburg die Steinsorm nebst Mauerverbänden
sehr praktisch angrordnet.
Das Patent- und technische Burcau von Richard Bayer, Berlin 8. O.,
Brückenstraße 13*) theilt uns über den Stein Folgendes mit:
Der vierte Theil des Normalsteines ist ausgeklinkt. Hieraus ergiebt
sich, daß man bei der Anlage von 5 nebeneinander liegenden Rohren
1. 6— 24 em gewinnt. Tie' Mohrtaten würde also eine Länge von
5 7170
Zusammen L, m erhalten.
bis zu den Balken
2. ĩ.10 cm
Also in Summa Leg m.
Mit diesem Maaß wird man also in den meisten Fällen auskommen,
um bei 5 Rohren nur einen Balken auswechseln zu muͤssen.
Auch zu gewöhnlichem Mauern sind diese Steine mit größtem Vor—
theil zu verwenden, z. B. zur Aufführung von Wänden in Stärke von
19 bis 20 cm und von 32 bis 33 em.
Es kommt häufig vor, daß eine , Stein starke (12 em) Wand, zu
schwach, dagegen eine 1 Stein starke (25 cm) zu stark ist; in diesem
Falle würde durch vorliegende Methode mindestens s em Länae oder
Breite an Raum gewonnen.
Ebenso verhält es sich mit der 32 bis 33 cem starken Wand.
Besonders für große Städte, wo oft jedes Centimeter kostbar ist, dürften
diese Steine gute Verwendung finden, weil selbst in einer 25 em starken
Wand Ventilations- oder Rauchrohre angelegt werden können
*) Das obengenannte Bureau erbietet sich, den geschätzten Abonnenten
unseres Blattes Auͤskünfte und Rath in allen Patentangelegenheiten gratis
zu ertheilen.