Betrachtungen über deutsche Postbauten. — Ueber Küchen-Anlagen und -Einrichtungen.
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für den Sinn der Gesetzlichkeit, der Ordnung, der Achtung vor
der Behörde und den selbstgeschaffenen Einrichtungen.“
Wir sind eins mit der „Köln Ztg.“ in der Ansicht, daß in diesem
Streben nach Gediegenheit und gutem Geschmack ein gesunder,
bornehmer Idealismus ruht, den zu pflegen und zu fördern, Volt
und Behörde nie aus den Augen verlieren sollten.
Gerade daß der Staat sich bei aller Ueberbürdung mit
schweren Aufgaben politischer und volkswirthschaftlicher Richtung,
welche seine Kräfte doch gewaltig in Anspruch nehmen, sich noch
so innig mit derartigen, doch mehr äußerlichen Angelegenheiten
beschäftigt, sollte uns ein Gefühl der Bewunderung oder Dankbar—
keit abnöthigen, statt dessen erntet die Regierung an allen Ecken
und Enden gewöhnlich nur Undank und Verdruß. Wir glauben
kaum, daß irgend eine andere Nation im gleichen Falle den Be—
strebungen der Behörde ein so kleinliches, spießbürgerliches Miß—
trauen engegenbringt, wie gerade die dentsche. Ganz unbegreiflich
bleibt diese Thatsache aber, wenn man sich etwa 20-30 Jahrt
in die Vergangenheit zurückversetzt und die großen Fortschritte,
die seither aus dem Weg geräumiten Hindernisfe und die stetig
erniedrigten Tarifsätze bedenkt, ehe wir auf die Hochwarte unsere
heutigen Verkehrsverhältnissc gekommen sind. Nie aber kann sich
eine solche Behörde ein festes Ziel, ein „bis hierher und nichi
weiter“ stecken; sie hat mit dem gewaltigen Handel und Wande!
unserer Zeit zu rechnen, und das Bedürfniß nach immer umfäng—
licheren Verkehrsanstalten wächst gleichzeitig mit dem industriellen
und wirthschaftlichen Aufblühen unserer Nation. Die Absicht,
daß jede deutsche Stadt, die 10 000 Einwohner zählt, ein eigenes
Postgebäude haben soll, geht immer mehr der Erfülluͤng entgegen
und hat auch bereits die Zustimmung des Reichstages erhalten
Zu dem rein postalischen Verkehr ist aber in juͤngerer Zeit
Telegraphie und Telephonie getreten, bei welch' letzterer allein
jährlich 300000 000 Gespräche bewältigt werden mußten; dann
erschien das Gesetz für Unfall-, Alters- und Invalidenbersorgung,
n in kurzer Zeit eine gerade zu riesige Ausdehnung an—
nahm.
Welchen kolossalen Verkehr dieses zusammengesetzte System mit
sich bringt, beweist die Thatsache, daß auf den gesammten Post—
anstalten des Reichs täglich ungefähr 2 Millionen Menschen ab
nd uehen · Das⸗ist · eine Zahl, wie man sie sich p20
Jahren nicht hätte träumen lassen ünd deshalb läßt sich auch
zwischen den einstigen und heutigen Postverhältnissen abfolut kein
Vergleich ziehen. Jeder Mensch weiß, wie traurig die Zustände
der turn⸗- und taxisschen, der sächsischen, hannöverschen ꝛc. Post—
häuser waren, und daß man unserer jetzigen geringsten Reichs—
postanstalt noch immer den Vorzug vor den besten der damaligen
Zeit geben muß. Ton und Wesen in den heutigen Post—
ämtern ist meist so sachlich und höflich, die Abfertigung so
prompt und geregelt, daß wir uns gewiß nicht nach der alten
tabakduftenden, schnauzbärtigen Postgarde von anno dazumal
umzusehen brauchen.
Freuen wir uns also immerhin der prächtigen Bauten unserer
Behörden und lassen wir uns nicht durch das Geschrei der
falschen Propheten irre führen, sie werden nie das Gute wollen.
weil sie das Schöne nicht kennen.
Linschtänkung der Kunstformen so gerathen sein, wie gerade
hier. Unter allen Umständen bleibt die Küche ein Arbeitsraum,
die Werkstatt der Kochkünstlerin, und darf diesen Charakter nicht
berleugnen. Ihren Schmuck muß sie dem entsprechend erhalten,
einmal, wie schon erwähnt, durch die auf's Aeußerste getriebent
Sauberkeit und alle dieser Erforderniß dienenden Rückfichten in
—
dandwerkszeug der Köchin selbst, vom Herde an, durch die
„Batterien“ der blanken Kessel und Töpfe bis zu den gold—
glänzenden Hähnen der Wasserleitungen ꝛc.
Bei der Wahl der Materialien steht die Möglichkeit schneller
und gründlicher Reinigung oben an. Daher ein massiver Fuß—
hoden: Marmorfliesen, Lastrico oder der frenndliche Belag mit
farbigen Steingutplättchen. Gegen kalte Füße, wie auch zur
Erhöhung des wohnlichen Eindrucks dienen an geeigneten Stellen
zie sehr praktischen japanischen Bastmatten oder „Manilla-Läufer.“
Für die Wände ist Tapete selbstverständlich ausgeschlossen
tachelbekleidung durch den ganzen Raum ist eine zwar luxuridse,
aber radikale Garantie der Sauberkeit. Der durch eine solche
Bekleidung leicht hervorgebrachte Eindruck der Einförmigkeit, auch
vohl einer gewissen Frostigkeit wird gemildert durch eine ander—
veitige Behandlung der unkeren Wandtheile. Holzbekleidung, so
hehaglich sie meistens wirkt, ist hier nicht besonders zu empfehlen,
veil die nie ganz dicht bleibenden Holzfugen Gelegenheit zur
VLerunreinigung durch Ungeziefer u. dergl. geben können. Am
Schönsten wäre hier eine in Tischhöhe durchzuführende Bekleidung
»on farbigem Marmor. Bei weniger reichen Mitteln wird man
uur den unteren Theil der Wand mit Kachelbelag versehen, durch
ein Profil im gleichen Material abschließen und den vberen
Theil der Wand mit Oelfarbe streichen. Dieser Anstrich ist über—
Jaupt der einzige, in einer Küche zulässige, weil er waschbar ist;
jeder andere wird außerdem durch die unvermeidlichen Dämpfe
angegriffen. Oelanstrich ist auch für die Decke das Wünschens—
vertheste, die wir nach bewährter Vorschrift mindestens
aus Gyps herstellen, noch lieber massiv, d. h. in Wölbung oder
Beton zwischen Eisenträgern. Stuckornamente, selbst Voutenprofile
n Gyps wird man dagegen zu vermeiden haben, da sie Ab—
agerungsstätten für Staub und Unreinlichkeiten sind; eine glatte
Nehle ut Ueberleituug vonVengund Decke aßt sich zugleich
nit der Wand und Decke abwaschen, selbst ausspritzen.“ Die
einzige Dekoration für den oberen Theil der Wände und
die Dece würde danach in Malerei auszuführen sein. Daß ein
Zuviel hier vom Uebel, wurde bereits gesagt; leichte, dotte
Ornamente auf hellem Grunde, wie sie beispielsweise die Neben—
räume der Amalienburg bei Nymphenburg in so mustergiltiger
Weise bieten und auch in einem Entwurf von K. Spacth in
Oktober-Heft der „Zeitschrift für Innen-Dekoration“ gezeigt find,
ist hier der beste Schmuck.
Ein Haupt-Schmuckstück der Küche bildet naturgemäß der
Kochherd, in dessen Herstellung viel Luxus entwickelt werden
kann. Unter den massiven Herden sind die mit weißen Marmor—
platten bekleideten und mit vielem blanken Messing gezierten die
schönsten, freilich erfordern sie eine fast übertriebene Reinhaltung,
um schön zu bleiben. Weiße Kacheln werden daher häufig vor—
zezogen. Aber auch den Eisenherden versteht man neuerdings
eine hübsche Form und mancherlei Schmuck zu geben; Anwendung
yon Emailfarben ist hier schon mit Glück versucht worden
deberall trägt der blanke Metallbeschlag an Griffen, Stangen,
antenbekleidung ꝛc. wesentlich zur Verschönerung bei.
Für Küchenmobiliar, als Geschirrschrank, Bortbretter, Tische
und Stühle, hat man neuerdings häufig helles Kiefernholz gewählt,
dessen lichter Goldton der Kuͤche immer ein freundliches Ansehen
giebt. Aber auch hier liegt die Sorge nahe, daß durch das
unerläßliche Reinigen dieser Möbel mit Wasser zuerst der Firnis
und dann sehr bald der schöne Goldglanz des Holzes schwindet
Als solider ist daher wohl auch hier der Oelfarben-, bezw. Lack
Anstrich zu empfehlen. Durch einen hellen, beinahe weißen
Anstrich mit einigen lebhaft gefärbten Linien oder bescheidenen
Ornamenten läßt sich das Küchenmobiliar in schöne Harmonic
mit dem ganzen Raum und seiner Dekoration bringen. Daß
das Vorhangwerk an den Fenstern auf das Nöthigste zu
eschränken und nur aus weißen, waschbaren Stoffen herzustellen
ist, bedarf eigentlich keiner Erwähnung; Portieren aus Wollstof
sind selbstverständlich ganz ausgeschlossen. Die Fenster, die in
möglichster Größe anzubringen sind, sollten nicht durch farbige
Gläser, Butzenscheiben oder dergl verdunkelt werden. Gege—
neugierige Blicke von außen schützen weiße Scheibengardinen.
Wird nach diesen Andeutungen die Küche einen hellen
freundlichen, aber als Dekoration anspruchslosen Eindruck machen,
so bleibt der geschickten Hand der Hausfrau noch genug Gelegen—
Ueber Küchen-Anlagen und Einrichtungen.
Von Professor F. Luthmer.
II. (Schluß.)
Daß diesen königlichen und fürstlichen Vorbildern der Ver—
gangenheit die heutigen Küchen im Hamburger' Eigenhaus nicht
viel nachgeben, ja daß sie durch die Ansnutzung unserer neuesten
Erfindungen dieselben an Eleganz übertreffen, geht aus dem
bereits erwähnten Aufsatz des Herrn Faulwasser zur Genüge
hervor. Zum Schluß sei noch ein kurzer Blick auf die „Aesthetik
der Küche“ geworfen. Der größte Feind eines jeden Versuchs,
eine Küche anmuthend zu gestalten, ist immer die Raum—
beschränkung. Wir wollen nicht einmal an die ungppetitlichen,
in Berliner Miethshäusern aber doch vorkommende Fälle denken,
wo diese Beschränkung so sehr alles Maaß überschreitet, daß die
Küche gleichzeitig Schlaf, und Toiletteraum des Gesindes
abgiebt. (22) Aber auch eine räumliche Trennung des Küchen—
dienstes selbst in Koch⸗ Spül- und Waschküche ist unerläßlich
wenn erstere zu einem schmucken Raum gemacht werden soll.
Ebenso nöthig ist, namentlich in Haushaltungen mit größerem
Dienstpersonal, ein besonderes Speise⸗ und ÄAufenthaltszimmer
für letzteres. —
Was nun die etwaige dekorative Ausgestaltung der Küche
besonders betrifft, so dürfte in keinem Raum des Hauses eine