Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 53, Bd. 12, 1893)

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Mittheilungen aus der Praxis. — Wetterfeste Wandmalereien 
d. h. den Unterschied zwischen den empfangenen Löhnen und 
den bedungenen Accordpreisen — von der Hofbaukasse aus— 
gezahlt, um denselben nach vorher mit einander getroffenen 
Abmachungen unter sich aufzutheilen. In dieser Weise ver— 
dienten die Arbeiter beim Bau des Marstalls einen Ueberschuß 
bon 7800 M. bei dem des Zeughauses einen solchen von 6600 M. 
Auch bei den Steinmetz-, Bildhauer-, Vergoldungs-, Terra— 
rotta-, Tischler- und Cartonnage-Arbeiten versfuhr Demmler 
ihnlich. Besonders weitgehend waren seine Vorkehrungen 
pinsichtlich der großartigen Renaissance-Schreinerarbeiten im 
Schweriner Schlosse; seine Maaßregeln bewährten sich so sehr, 
daß sein Nachfolger, der berühmte Stüler, sie beibehielt. 
Auch die Erzeugung aller für die Hofbauten erforder— 
lichen Ziegel, sowie die Herstellung der Granitarbeiten geschah 
auf Grund der Demmler'schen Verfahrungsarten. 1846 rief 
unser ausbeutungsfeindlicher Baurath für das Baupersonal 
eine Unfallkasse in's Leben, die aus verschiedenen Quellen ge— 
peist wurde, ohne daß die Arbeiter selbst irgend welche Bei— 
räge zu leisten brauchten; wohl aber stand ihnen die alleinige 
Verwaltung zu. Aus dieser Kasse bezogen zwischen 1846 
ind 1850 über 150 Arbeiter Baarunterstützungen von ins— 
zesammt 1765 Mk,, abgesehen von unentgeltlichem ärztlichen 
Beistand nebst den Heilmitteln; am 1. Januar 1850 betrug 
das Kassenvermögen rund 3750 Mk. Böhmert („Gewinn— 
»etheiligung“, 2. Band) schreibt: „Unter so vielen Arbeitern 
der verschiedenen Berufsarten (im Sommer 1847 beim Schloß— 
dau 700 Personen) herrschte stete Zufriedenheit; — man 
erfuhr in Ausübung des Berufes niemals persönliche Un— 
annehmlichkeiten. Die Baukasse selbst hatte keinen Nachtheil, 
sondern noch Vortheil, und die Gediegenheit und künstlerische 
Ausführung der Arbeiten wurde in keiner Weise beeinträchtigt; 
dielmehr erhielten dieselben (eben in Folge des Verfahrens) 
die arößtmögliche Vollkommenheit. 
Auch Demmiler selbst betont in seiner Schrift: „Altes 
ind Neues“, daß die Arbeiten in eigener Regie und Sicherheit 
otid gemacht werden können, wahrend brei 
Anternehmer hinsichtlich der Materialien und der technischen 
Ausführung häufig viel zu wünschen übrig lassen; auch seien 
ersterenfalls etwaige künstlerische Absichten leichter auszuführen. 
Er gedenkt ferner des großen Vortheils, daß, wenn der 
seitende Architekt im Laufe des Baues theils Veränderungen 
n den grundlegenden allgemeinen Baurissen, theils Ab— 
weichungen von Detailzeichnungen für wünschenswerth halten 
und beschließen sollte, was bei jedem größeren Bauwerk vor— 
fommt, er bei einer solchen Bauausführung in nichts gehindert 
wvird; er braucht sich darüber nicht vorher mit dem Bau— 
unternehmer oder Meister zu benehmen, ob diese Veräuderung 
eine Vertheuerung oder eine Verminderung der vereinbarten 
Akkordsummen zur Folge haben würden u. s. w., was oft zu 
den unerquicklichsten Erörterungen zwischen Baumeister und 
Unternehmer und nicht selten zu den maaßlosesten Nach— 
»ewilligungen führt, um prozessualische Weiterungen zu ver— 
meiden.“ 
Wunsch gerechtfertigt, ein Malverfahren zu besitzen, welches die 
ast unverwüstliche Dauerhaftigkeit der Fliesen mit der milden 
Farbenstimmung des Fresco vereinigt. Prof. Ulke in München, 
velcher an der dortigen Kunstgewerbeschnle die keramische und 
die Glasmalerei vertritt, war seit Jahren bemüht, insbesondere 
ermuthigt durch den Konservator der Neuen Pinakothek, v. Hüther, 
iin solches Verfahren ausfindig zu machen; nachdem diese Versuche 
zu glücklichen Ergebnissen geführt hatten, trat Prof. Ulke damit 
»or etwa 2 Jahren zum ersten Mal an die Oeffentlichkeit, gerade 
ils die Erneuerung der Giebelmalereien am Königl. Hoftheater 
n München zu einer brennenden Frage geworden war. Daß man 
»amals von diesem „neuen“ Verfahren absah, ist eben in seiner 
steuheit begründet; wie bekannt, gab man dem allerdings schon 
eit Jahrhunderten als haltbar bekannten Mosaik den Vorzug 
Die ersten Versuche auf verschiedenen Fayenceplatten, auf 
Porzellan (Bisquit), auf gewöhnlicher Steinmasse u. s. w. miß— 
augen schon dadurch, daß die Platten sich im Brande verzogen; 
rst durch die Anwendung einer besonders zusammengesetzten 
Steinmasse, welche mit einem hellen Beguß überzogen wurde, ge— 
vannen die Versuche einen sicheren Boden. Im Wesentlichen 
saben wir hier eine Malerei mit Schmelzfarben vor uns, welche 
sich von der sonstigen Schmelzfarbenmalerei dadurch unterscheidet, 
zaß die Farbe in Folge eines bestimmten Versatzmittels beim 
Finbrennen keinen Glanz annimmt, sondern matt bleibt, ohne an 
draft zu verlieren. In dieser äußeren Erscheinung der bemalten 
Fläche liegt die Aehnlichkeit mit dem Fresco, welche noch durch 
das feine Korn des Malgrundes erhöht wird. Eine ähnliche 
Wirkung läßt sich zwar mit den im Handel vorkommenden keramischen 
Mattfarben“ auch erreichen; da dieselben aber mit Borax versetzt 
ind, so können sie auf die Bezeichnung „wetterbeständia“ keinen 
Anspruch erheben. 
Auf der unzweifelbaren Wetterbeständigkeit beruht aber der 
Vorzug dieser neuen Maltechnik gegenüber dem Fresco. Wenn 
ertig gemalte und gebrannte Fliesen allen Einwirkungen des 
Frostes und der Feuchtigkeit, denen sie durch Prof. Ulke in 
mpirischer, durch Prof. v. Bauschinger in systematischer Weise 
nusgesetzt wurden, ohne Schaden widerstanden haben, und wenn 
Heh. Rath v. Pettenkofer, um die Einflüsse einer städtischen 
AUtüosphäle auf solche Fliesen festzustellen, dieselben erst mnit 
chwefeliger Saurt, dann wiederholt mit einer konzentrirten 
Loͤsung von Schwefelammonium behandelt hat, „ohne die geringste 
Nenderung im Aussehen der Farben hervorzubringen“, so hat man 
vohl kein Recht mehr, an deren Witterungsbeständigkeit zu zweifeln. 
Aber auch mechanischen Angriffen setzt die stahlharte Oberfläche 
»inen sehr beträchtlichen Widerstand entgegen — und die Glätte 
derselben erschwert ein Ansetzen des Staubes, der überdies leicht 
bzuwaschen ist. Die Verwendung sechsseitiger statt quadratischer 
Platten, durch welche lange, durchgehende Linien vermieden 
verden, erscheint auf den ersten Blick nebensächlich; da aber die 
echsseiligen Platten aus leicht erklärlichen Gründen gegen das 
Verziehen beim Brennen eine größere Sicherheit bieten, als die 
juadratischen, so verdienen erstere den Vorzug. 
Hatte Prof. Ulke damals zwar in München zunächst keinen 
Frfolg zu verzeichnen, so fand er doch durch einen Auftrag von 
uswaͤrts bald Gelegenheit, sein Verfahren auf eine größere Auf— 
zabe anzuwenden; es handelte sich auch hier um die Erneueruug 
ines Frescobildes, welches Maler Gleichauf in Karlsruhe in 
das Giebelfeld des zu Anfang der 7Oer Jahre von dem jetzigen 
Baudirektor Dr. Durm daselbst erbauten „städtischen Vierordt— 
Jades“ gemalt hatte. Nachdem der Beginn der Arbeit sich in 
Folge Atelierumbaues und ähnlicher Hindernisse läugere Zeit 
Rerzoͤgert hatte, ist dieselbe nunmehr der Vollendung nahe; das 
twa 9 mi breite und 1,3 m hohe Giebelfeld, zu welchem, rund 
300 Fliesen nöthig waren, bedarf nur noch einer letzten Ueber— 
nalung und eines letzten Brandes, um an den Ort seiner Be⸗ 
timung abgehen zu können. Der tadellose Zustand, in welchem 
vie Fliesen bisher aus dem Ofen hervorgingen, läßt hoffen, daß 
auch der letzte Brand gute Ergebnisse liefern werde. 
Nach dieser ersten größeren Probe darf man der neuen 
Technik ein günstiges Urtheil für die Zukunft stellen; mag der 
Rieselbe ausübende Künstler im Anfang auch manche Schwierig— 
eiten zu überwinden haben, — im Ganzen ist sie doch wie kaum 
»jne andere berufen, die Dauerhaftigkeit des Mosaik mit der 
nmilden Farbenstimming des Fresco zu vereinigen. Mögen ihn 
fortan auch die Aufgaben nicht fehlen. 
„Maler-3tg.“) 
Wetterfeste Wandmalereien. 
Die Versuche, den Fassadenmalereien eine größere Wider— 
standsfähigkeit zu verleihsen, als die gewöhnliche Frescotechnik 
— 
eim'sche Erfindung der „Mineralmalerei“ zu ziemlich befriedi⸗ 
zenden Ergebnissen gesührt. Nebenher haben aber auch die 
keramischen Mallechniken immer mehr Platz gegriffen: was z. B. 
die bekaumte Firma Villeroy K Boch — sowohl in dem Stamm— 
hans in Mettlach, wie in der Dresdener Fabrik — in dieser 
VBeziehung leistet, ist zu genügend bekannt, um hier noch des 
Näheren ausgesührt zu werden. So brillant aber solche Malcreien 
in der Regel wirken, so wird deren Schöuheit bei ihrer An— 
zringung än Außenwänden doch durch die spiegelnde Oberfläche 
oft wefentlich beeinträchtigt, ganz abgesehen davon, daß der 
Vollsaftigkeit der Farben gegenüber jede architektonische Einfassung 
einen schweren Stand hat. 
Diese Erwägungen mochten schon manchmal der Anwendung 
der Fliesenmalereien hinderlich gewesen sein und es war der
	        

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