lleber Schwindrisse im Cemenimörtel. — Schlackenpise-Mauerwerk.
Schwindrisse bei Cemeuten klagen, welche in der Praxis niemals
ie geringsten Mängel gezeigt haben, es ist aber außerordentlich
chwer, diesen Herren, die sich auf ihre langjährige Praxis zu
»erufen pflegen, klar zu machen, daß es sich hier um eine un—
ʒedenkliche Erscheinung handelt, die mit dem Treiben oder dem
Schwinden in der Praxis nichts zu thun hat.
Oft kommt es vor, daß von 10 Kuchen desselben Cements,
nit gleichem Wasserzufatz angemacht und gleichartig erhärtet,
einige tadellos erhalten bleiben. während andere deutliche Schwind—
risse zeigen.
Ich will nun aus meinen langjährigen Beobachtungen zeigen,
vie Schwindrisse von Treibrissen zu unterscheiden sind und
vporauf das Hauptaugenmerk zu richten ist, um soviel als möglich
die Schwindrisse der Plattenproben zu vermeiden. Die Schwind—
risse uͤterscheiden sich von Treibrissen erstens dadurch, daß erstere
zei den Proben, die nicht auf absaugender Unterlage hergestellt
ind, sich an der unteren Plattenseite zeigen, und zwar gehen
iese Risfse vom Mittelpunkt der Probe aus, oft radial, oft mit
erschiedenen Krümmungen und Verästelungen verlaufend, doch
elten bis zum Rande der Probe gehend. Ein Treibriß dagegen
ann unter keinen Umständen in der Mitte der Probe beginnen,
ondern entsteht an der dünnsten Stelle des Randes und verläuft
radial zur Mitte der Probe, während die Schwindrisse an der
zicksten Stelle des Kuchens zuerst sichtbar werden. Die Treib—
orobe zeigt die Risse oben wie unten, und zwar gewöhnlich oben
veiter, als auf der unteren Fläche, dagegen zeigt die Schwind—
»robe oft oben keine oder nur geringe Risse. Proben, auf ab—
saugender Unterlage gegossen, zeigen die Schwindrisse auch von
oben, die auch oft wie Treibrisse aussehen. Diese Schwindrisse
»es auf absaugender Unterlage hergestellten Kuchens entstehen
oft in wenigen Minuten, wenn die Probe oben schnell trocken
wird, sind daher gänzlich dadurch zu vermeiden, daß man den
Kuchen sehr stark annäßt, sodaß die Unterlage vollständig mit
Wasser gesätiigt wird. Auf einer nicht absaugenden Unterlage
entsiehen Schwindrisse je nach der Bindezeit des Cements, sobald
der Kuchen hart wird, in 142 Tagen, während ein Cement, der
in den Handel kommt, selbst wenn er starte Treibtendenz be—
itzen sollte, im kalten Zustande auf Glasplatte oder absaugender
Platte erst in 14 Tagen, ja oft erst nach Monaten anfängt,
Risse zu zeigen. Solche Cemente, die bereits nach ein oder zwei
Tagen Treibtendenz zeigen, kommen schwerlich in den Handel.
Fs ist nicht anzunehmen, daß ein Cementfabrikant sich der Gefahr
aussetzen wird, einen solchen Cement in den Handel zu bringen, denn
olch' ein Cement kann unter Umständen gefährlicher als Dynamit
wirken. Die Glas- oder Eisenplatten, worauf die Kuchen angemacht
werden, sollen spiegelblank sein, weshalb Glasplatten vorzuziehen
sind. Die Proben müssen vor Sonne, Luftzug und Wärme
orgfältig geschützt sein; je feuchter der Raum, desto seltener
verden Schwindrisse entstehen. Je plastischer eine Masse ist,
desto größer ist die Schwindung.
Die Feinheit der Mahlung trägt viel zur Plastizität mit
hei, denn je feiner ein Cement gemahlen ist, desto plastischer ist
derselbe. Durch Zusatz von Wasser vergrößert sich das Volumen
des Mörtels, der Mörtel wird locker. Wird nun ein Mörtel
zuf eine unreine Plafte gegossen, so haftet er an der unreinen
Stelle an, durch' Verdunstung des Wassers nähern sich die
Theilchen oder verdichten sich, ziehen sich zusammen; da aber
ein plastischer Mörtel, selbst ein fetter Thon nicht, sich wie
Bummi zusammenziehen kann, so nähern sich die Theilchen nach
verschiedenen Richtungen und theilen sich bei dem kleinsten Wider—
ttand, der sich ihnen entgegenstellt. Auf diese Weise bilden sich
Risse durch Unreinheit der Platten, durch ungleichmäßiges Trocknen
der Proben u. s. w., welche indessen zu der Volumheständigkeit
nn keine Beziehung stehen.
Schwindrisse treten aus denselben Ursachen bei'm Ziegel- und
Töpferthon, wie bei Kalk- und Cementmörteln auf. Um sie ganz
zu vermeiden, bedient man sich als Magerungsmittel des Sandes.
Finige Procent Sand vermoöͤgen das Schwinden schon aufzu—
halten. Cemente, die bis zu 20 pCt. Rückstand auf dem
500 Maschensieb enthalten, zeigen denen gegenüber, die 0 pCt.
oder höchstens 1 bis 2 pPCi. Ruͤckstand aufweisen, erheblich bessere
Resultate bezüglich der Schwindung, obgleich die Qualität
der letzteren Cemeüte weit besser ist. In der Praxis kommen
Schwindrisse nur da vor, wo der Mörtel der Hitze, dem Luftzug
»der der Trockenheit ausgesetzt ist, hauptsächlich auf stark ab—
augender Fläche, aber nie in einem fenchten Raume oder auf
euchter Flaͤche.
Die Schwindrisse in der Praxis haben böse Folgen, sie
augen sich im Herbfi voll Wasser und im Winter wird durch
hinzutretenden Frost der Mörtel abgesprengt.
Derartige Schäden sind nach Vorstehendem zumeist der Ver—
arbeitung der Mörtel zuzuschreiben, die vielfach zu fett verwendet
verden. Für Arbeiten, die glatt aussehen sollen, z. B. für
Besimse u. s. w.,, sollte man niemals reinen Cement verwenden,
sondern ganz fein gesiebten Sand zum Cement mischen; dadurch
vürden die Schwindrisse vermieden und doch ein schönes Aussehen
ermöglicht werden.
Man sieht, daß noch an vielen Stellen Hilfe Noth thut,
und daß seitens der Cementtechniker und Fabrikanten mehr für
das allgemeine Wohl gethan werden könnte, wenn jeder Zeit eigene
Erfahrungen und Beobachtungen zur allgemeinen Kenntniß gebracht
vürden.
Oft haben die Konsumenten alle Ursache, zu klagen, denn
noch immer bringen alte und neue, große und kleine Fabriken
Lemente in den Handel, an denen nur der Name und die Farbe
Fement ist. Noch immer giebt es Cementfabriken, die von
Personen geleitet werden, die weniger vom Cement und seinen
Figenschaften verstehen, als der Konsument. Wie kann der
Konsument zu solch' einer Fabrik Vertrauen haben?
Es würde sehr zweckmäßig sein, wenn die Cementfabrikanten,
anstatt die Magnesia- und Puzzolan-Cemente zu verfolgen, Alles
aufbieten und keine Kosten scheuen wollten, um die Klagen der
Konsumenten zu vermeiden. Thonindustrie-Zeitung).
Schlackenpise Alauerwerk.
Seit langen Jahren blieben in Lyon die von den Stein—
'ohlenfeuerungen herrührenden Schlacken unbenutzt, lagen bei den
Werken in großen Haufen umher und die Besitzer wußten nicht,
vie und wo sie die Schlackenmassen unterbringen sollten. Kleinere
Bauunternehmer, welche Bauplätze in den Vorstädten Lyons mit
der Bedingung gemiethet hatten, Bauten auf denselben herzu—
tellen, die nach einer bestimmten Pachtzeit an den Grund—
»esitzer fielen, suchten natürlich diese Bauten möglich billigst
uuszuführen, bei gleichzeitiger Schaffung der für die Gesundheit
und Festigkeit erforderlichen Konstruktion. Da Erdstampfbau
nicht in Betracht kommen konnte, weil die Gebände häufiger Ein—
virkung des Hochwassers ausgesetzt sind, versuchte man es, die
Steinkohlenschlacke zu benutzen, indem man sie mit etwas ge—
öschtem Kalk mischte und hiermit nach Art des Stampfbetons ver—
'uhr. Die Masse erhärtete sehr schnell und schon nach wenigen
Tagen war das Mauerwerk fest genug, um die Balkenlagen zu
ragen, und die hergestellten Gewölbe konnten ausgerüstet werden.
Nach Verlauf eines Nonats war der Bau trocken. Es gab damals
o viele Schlacken in den Werken, daß die Besitzer glücklich
varen, sie umsonst los zu werden, und so stellte sich das chm
mit Transport, Rüstung und Arbeitslohn auf 4 Mark.
Heute, nach 80jähriger Erfahrung, ist diese Bauweise in
Lyon derartig verbreitet, daß dort Steinkohlenschlacke nicht mehr
zu haben ist, und man ist daher gezwungen, bei größerem
Bedarfe sich an die Werke in Givors und Rive-de-Gier oder
uin die Eisenbahngesellschaften zu wenden; dies hatte zur Folge,
daß der Preis für ein chmm dieses Mauerwerks nunmehr auf
5 Mark stieg. Diese Schlackenpise-Mauern werden ganz wie
der Erdstampfbau hergestellt. Das übliche Mischungsverhältniß
ist 4 Theile Schlacke auf 1 Theil Kalk. Anfangs verwendete
mnan Fettkalk, später hydraulischen; aber um etwas größere
Festigkeit zu erreichen, eupfiehlt es sich, den Kalkzusatz größer
u nehmen und Weißkalk zu verwenden. Das Stampfen ge—
chieht zweckmäßig in Schichten von 15 cm Dicke, um das Gemisch
gehörig zu verdichten. Die Mauern werden gewöhnlich 50 em
tark gemacht; doch können sie bei geringerer Belastung auch
chwächer gehalten werden. Man kann noch dichte Scheidewände
yon 15—20 ein Stärke herstellen, indem man diese Pisé zwischen
Bretterwände einstampft, oder aus demselben Ziegel formt, welche
tach dem Trocknen vermauert werden. Die Gewölbe aus
Schlackenpisẽ werden wie die Betongewölbe hergestellt, doch
empfiehlt es sich, die Gebäude, vom Kämpfer beiderseitig be—
ginnend, senkrecht zum Gewölberadius zu stampfen und nicht
von oben nach unten, da hierdurch eine fortwährende Erschütterung
der Rüstung entsteht, welche das Abbinden des Pisématerials
henachteiligt. Die Stärke der Gewölbe ist, im Verhältniß ihrer
Lichtweite, 3540 em im Scheitel bei 5 em Spannweite. Die
Hintermauern werden aus demselben Material hergestellt.
Lange Zeit wurde diese Art Manerwerk nur für weniger
vichtige Bauten verwendet, in den letzten zwei Jahren haben
udessen verschiedene Architekten, insbesondere A. Louvier in
yon, dasselbe für öffentliche und größere Privatbauten benutzt
Architekt Louvier stellte die Kellergewölbe des neuen Polizei—